(Karikatur aus der hlz - Hamburgische Lehrerzeitung, Zeitschrift der GEW Hamburg, Heft Januar/Februar 1-2/2023)

Ölreste 15 Jahre nach der Exxon–Valdez-Katastrophe an der Küste von Alaska (Abb. aus Greenpeace, S. 1, a.a.O.).

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach erstellte 2015 eine Prognose über das zu erwartende Wetter in Deutschland im Jahre 2100, insbesondere über die zusätzlichen heißen Tage: Als heiße Tage gelten Tage mit Temperaturen von mindestens 30 °C , von denen es zur Zeit etwa 5 pro Jahr, am Oberrhein auch mal 10 Tage gibt.

Die obige Karte zeigt, dass es in Berlin wahrscheinlich mindestens 15 heiße Tage mehr geben dürfte, in Frankfurt am Main mindestens 20 und in Freiburg im Breisgau mindestens 25 heiße Tage mehr. Zu rechnen ist deshalb mit langen Trockenperioden, mehr Waldbränden und vielen Herz-Kreislauf-Problemen (Abb. aus "Zeit-Magazin", Nr. 48/2015, S. 14). 

 

 (Abb. aus FAZ, 16. September 2017, S. 9)

 

Abb. Keeling-Kurve (Abb. aus Behringer, S. 2.44, a.a.O.).

 

Abb.: Anstieg der Methankonzentration 1987-2017; ppb   „parts per billion“ (Anteile pro Milliarde Luftmoleküle; Abb. aus: http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Methan)

 

Abb.: „Eisschmelze im Frühling am Khumbu-Gletscher in Nepal“ (Abb. aus ND – Die Woche, 13./14. April 2019, S. 23)

 

 

Abb. Permafrostböden (Abb. aus Tagesspiegel, 20. Juli 2019, S. 32)

 

5. Juni: Internationaler Tag der Umwelt – Weltumwelttag - World Environment Day (WED)

 

                                                                            „Wer will, dass die Erde so bleibt, wie sie ist,

                                                               der will nicht, dass sie bleibt“  (Erich Fried)  

 

Der Tag der Umwelt wurde am 5. Juni 1972 offiziell vom Umweltprogramm der UNO ausgerufen. An diesem Tag wurde in Stockholm die 1. Weltumweltkonferenz eröffnet.

Es handelt sich um einen weltweiten Aktionstag, an dem sich ca. 150 Staaten beteiligen. Durch die Aktionen soll die Naturzerstörung weltweit bewusst gemacht und das Umweltbewusstseins geschärft werden.

Als Auftakt für ein Umweltfestival findet alljährlich am ersten Juni-Sonntag zum Weltumwelttag eine Fahrradsternfahrt des ADFC Berlin e.V. statt.

 

In Deutschland (wie in anderen Industrieländern auch ganz ähnlich) verbringt man durchschnittlich ca. 93 % der Zeit in geschlossenen Innenräumen, an Schreibtischen, vor Rechnern, vor Fernsehern, an Tischen, in Betten etc..

Evolutionär gesehen, erfolgte beim Homo sapiens diese Unabhängigkeit, Entfremdung von der Natur erst vor sehr kurzer Zeit, während des allerlängsten Zeitraums des Existenz unserer Spezies lebte der Mensch als Teil der Natur, in Abhängigkeit von den Tages- und Jahreszeiten. Auch die Gestaltung der Natur durch die Landwirtschaft ist evolutionsgeschichtlich eine späte Errungenschaft. Erst seit der industriellen Revolution lebte ein immer größerer Teil der Menschen außerhalb der Naturzyklen, sei es durch die maschinelle Produktion, sei es durch die preiswerte Verfügbarkeit von künstlichem Licht. 

 

In einem überraschenden Widerspruch dazu ist die Tatsache zu bewerten, dass die „Natur“ umgekehrt sehr hoch eingeschätzt wird. Die Natur und ihre Erhaltung gehört in Deutschland zu den unbestrittensten Werten. Welche Bedeutung die „unberührte Natur“ im Gefühlsleben und Empfinden der Menschen in Deutschland hat, illustriert die Tatsache, dass Natur (insbesondere schöne Landschaften, Bäume und Tiere) jeden zweiten Werbeclip („Nature sells“) im Fernsehen umrahmt.

Desweiteren verbinden 90% der Menschen in Deutschland…

* Freizeit mit Natur-Vorstellungen

* pflegen Pflanzen in Haus und Garten

Zudem holen sich 50% der Menschen in Deutschland….

* die Natur in den eigenen Garten, und

* geben allein dafür ca. 10 Mrd. € jährlich aus (vgl. Brämer, a.a.O.).

 

Deshalb gehen einige Evolutionsforscher davon aus, dass es einen inneren Hang, eine Sehnsucht zur Natur gebe, die stammesgeschichtliche Wurzeln habe: „Naturliebe“ könnte bei unserer Spezies genetisch verankert sein (vgl.  Einzmann, a.a.O., S. 36 f.). 

 

Die weltweite Natur- und Umweltzerstörung hat eine ganze Reihe verschiedener Ebenen, so ...

  • … den anthropogenen Klimawandel, die Erwärmung v.a. durch den Anstieg von Treibhausgasen (insbesondere Kohlendioxid und Methan, aber auch die anthropogenen FCKWs)  in der Atmosphäre.

Traditionell wurden die Volumenprozente des CO2  [1] mit 0,03 % Anteil in der Luft angegeben. Tatsächlich aber waren die CO2-Anteilen der Luft in der Erdgeschichte recht verschieden. In dem Zeitraum vor ca. 350 Mio. Jahren, im Paläozoikum, war der CO2-Anteil in der Luft auf etwa 190 ppm abgesunken, bei gleichzeitig sehr niedrigen Durchschnittstemperaturen. 

 

Vor 182 Mio. Jahren z.B., während des Jura, gab es eine extrem heiße Treibhausphase, die mehrere hunderttausend Jahre anhielt. Z. T. gab es CO2 – Anteile von mehr als 6000 ppm in der Atmosphäre (vgl. Behringer, S. 36, a.a.O.). Die Ozeane erwärmten sich um durchschnittlich 3,4° C, Spitzenwerte durften sogar bei über 5° C gelegen haben.

Wissenschaftler von u.a. dem Berliner Naturkunde-Museum stellten fest, dass der einstige Temperaturanstieg für die Meeresfauna gravierende Folgen hatte. Z.B. starben in der Anfangsphase der Erwärmung alle vorherigen Arten der (muschelähnlichen) Brachiopoden (Armfüßler) aus. An ihre Stelle trat eine deutlich kleinwüchsigere Art der Brachiopoden, die mit der Hitze besser zurechtkam. Am Ende der damaligen Heißzeit „… hatten sich komplett neue Lebensgemeinschaften entwickelt“ (vgl. Magazin der Naturkundemuseums Berlin, H. 2/2020, S. 9).

 

Dabei vollzog sich die damalige Klimaerwärmung sehr langsam, in geologischen Zeiträumen, so dass sich Flora und Fauna vielfach anpassen konnten, und nicht im Zeitraffer, wie die jetzige, anthropogene Klimaerwärmung.  

Allerdings fanden Klimatologen heraus, dass es während der letzten 14 Mio. Jahre (seit dem „Mittleren Miozän“, früher: Tertiär) keine höheren CO2-Werte als heute gab. Im Miozän gab es  kurzzeitig Werte von 500 bis 600 ppm (parts per million,Teilchen Million Luftmoleküle).

Der Wert in der vorindustriellen Zeit lag bei etwa 280 ppm. Mit der einsetzenden Industrialisierung um 1850 erreichte dann die atmosphärische CO2-Konzentration erstmals Werte, die die aus Eisbohrkernen ermittelten Daten vorangegangener Jahrtausende deutlich übertrafen.
Der Anstieg beschleunigte sich seither: zwischen den Jahren 2000 und 2009 um jährlich ca. 2,0 ppm. Im Jahre 2017 ist der CO2-Wert auf 0,0405 %,  das sind  etwa 405 ppm in der irdischen Atmosphäre, angestiegen.

 

Im Jahre 2019 wurden in Mauna Loa/Hawaii 413, 9 ppm CO2 gemessen (vgl. FAZ, 24. Juli 2019, S. N1). 

Joseph Priestley (1733-1804) nannte das Kohlendioxid „fixierten Luft“, fand allerdings durch verschiedene Experimente heraus, dass alle Pflanzen beim Wachsen „beschädigte Luft“ [2] erneuern können: Den Stoff, den Tiere und Menschen verbrauchen, stellen die Pflanzen fortwährend wieder her.

Antoine de Lavoisier entdeckte die Zusammensetzung des Gases aus einem Teil Kohlenstoff sowie zwei Teilen Sauerstoff und prägte 1780 das Wort "acide-carbonique" (Kohlensäure).

  

Schon Alexander von Humboldt (1769-1859) erkannte um 1800 in Venezuela die Folgen von der Rodung von Wäldern und der Anlage von Monokulturen; auch warnte er davor, dass Menschen ihre unmittelbare Umwelt zerstörten, eine „Verödung der Erde“ bewirkten, mit langfristigen Auswirkungen (vgl. Andrea Wolf,S. 24 & S. 86 ff, a.a.O.). Dabei half ihm sicher sein interdisziplinärer, „ganzheitlicher“ Blick auf die Natur - „Alles ist Wechselwirkung“.

Noch deutlicher formulierte Humboldt im Jahre 1843, dass der Mensch das irdische Klima verändere: »Das Klima der Kontinente und die Wärmeabnahme in der Luft [hängen ab von den Veränderungen], welche der Mensch auf der Oberfläche des Festlands durch Fällen der Wälder, durch die Veränderung in der Verteilung der Gewässer und durch die Entwicklung großer Dampf- und Gasmassen an den Mittelpunkten der Industrie hervorbringt« (A. von Humboldt, a.a.O.).  Humboldt kannte die Treibhausgase noch nicht im Detail, der Begriff „Kohlensäure“ war gerade erst geprägt worden, erkannte aber dennoch wahrscheinlich als einer der ersten, dass die Menschen die Ordnung der Natur stören, ja zerstören. So notierte er 1801 in Südamerika in seinem Tagebuch: „Ich fürchte, eines Tages wird der Mensch zu fernen Planeten reisen. Und dann wird er diese tödliche Mischung aus Laster, Gier, Gewalt und Ignoranz auch auf diese Planeten bringen – wird die veröden lassen und verwüsten, wie wir es heute schon mit der Erde machen“ (A. v. Humboldt, zit. n. Wulf, 2019, S. 59, a.a.O.). Die Historikerin Andrea Wulf hielt Humboldt für den ersten Umweltschützer.

 

Der schwedische Mediziner und Chemiker Jöns Jakob Berzelius (1779-1848) schließlich entwickelte Anfang des 19. Jhdts. die chemische Formelsprache. Dabei schrieb er zur Kohlensäure: „The chemical sign expresses always one volume of the substance. When it is necessary to indicate several volumes, it is done by adding the number of volumes ... the sign ... for carbonic acid [is] C + 2O” (zit. n. Soentgen/Reller, S. 126 f, a.a.O.).

Außerdem hatte Joseph Fourier (1768 – 1830) im Jahre 1824 den natürlichen Treibhauseffekt der Erdatmosphäre entdeckt: Wie die Wärme zurückgehalten wird, könnte er allerdings nicht erklären.

Humboldt waren die Erkenntnisse Fouriers wohlbekannt. Aber Humboldts damalige Einsichten und Warnungen blieben weitgehend unbeachtet. 

 

1859 entdeckte der irische Physiker John Tyndall (1820 – 1893) die Wärmestrahlungsdurchlässigkeit von Stickstoff und Sauerstoff, - Kohlendioxid jedoch habe diese Eigenschaft nicht. Er schloss daraus auf die Erwärmung der Erde und glaubte aus Schwankungen der Wasserdampfes und des CO2 in der Luft, die Eiszeit erklären zu können.  

 

Der schwedische Chemiker und Nobelpreisträger Svante Arrhenius (1859 – 1927) erkannte bereits Ende des 19. Jhdts., dass durch die umfangreiche Verbrennung von Kohle, Öl etc. all das Kohlendioxid wieder frei wird, welches vor Jahrmillionen in den Bäumen und anderen Organismen eingebaut worden war, und so das Klima erwärmt werden wird.

Arrhenius war – wie viele seiner Zeitgenossen – an der Eiszeit brennend interessiert. So berechnete er, was geschehen würde, wenn der Kohlendioxid - Anteil der Luft sich halbierte. Er kam zu dem Ergebnis, „… dass dann die Temperatur um 5° C absinken würde“ (vgl. Behringer, S. 2.44, a.a.O.). Ebenfalls berechnete er die Folgen einer Verdopplung des CO2 – ein Anstieg der Erdtemperatur um 5-6° C. Der Anstieg des CO2 wird es zukünftigen Menschen erlauben, unter einem wärmeren Himmel zu leben“ (Arrhenius, zit. n. Röhrlich, S. 23, a.a.O.). Arrhenius war angesichts der kalten schwedischen Winter nicht beunruhigt, zudem nahm er an, dass es Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende dauern würde, „… ehe es so weit wäre“ (Röhrlich, S. 27, a.a.O.). Aber das rasche Wachstum der Weltbevölkerung und die rasante Verbreitung der Industrien machten einen dicken Strich durch diese Annahme.   

 

Weniger bekannt ist, dass der russische Dichter Anton Pawlowitsch Tschechow auch ein leidenschaftlicher Liebhaber der Natur, der Gärten und Bäume war, sich in seinem Werk ein wahrer Alarmruf zur Rettung der Wälder und des Klimas findet, er ein Vorkämpfer der Ökologie – avant le lettre – war.

 

Schon Mitte der 50er Jahre des 20. Jhdts. erfuhren die Leiter US-amerikanische Konzerne durch auch von ihnen initiierte wissenschaftliche Studien, dass das Verbrennen fossiler Brennstoffe den CO2-Anteil in der Luft erhöht und mittelfristig das Klima beeinflusst – ohne allerdings in die Öffentlichkeit mit diesen Erkenntnissen zu gehen.  

Im Jahre 1954 begannen der Geochemiker Harrison Brown gemeinsam mit Kollegen der Geowissenschaftlichen Abteilung des Kalifornischen Instituts für Technologie, mit Voruntersuchungen zu den Variationen der Kohlenstoff-Isotope in der Natur und ihren Ursachen (vgl. Harrison Brown, a.a.O.). Die Forscher schlugen dem American Petroleum Institute (API) eine Erforschung des geologischen und biologischen Kohlenstoffkreislaufes der Erde vor, insbesondere wollten sie mit Massenspektrometern die Raten von Kohlenstoff 12 und 13 in der Erde, dem Meer und Gesteinsformationen untersuchen. Das Team begann mit vorbereitenden Arbeiten, u.a. mit Messungen an Wachstumsringen von Bäumen unterschiedlichen Alters. Die ersten Ergebnisse legten sie dem API vor und führten darin aus, dass die interessanteste Beobachtung ein mit der Zeit ständiges Anwachsen der Kohlenstoff 12- und 13-Raten in den Bäumen sei. Dies aber sei das Resultat eines Anwachsens des CO2-Anteils in der Atmosphäre um ca. 5 % im letzten Jahrhundert [3] , als Folge der ständigen Verbrennung von fossilen Brennstoffen.   

Das API (und damit die Leiter der US-amerikanischen Erdölkonzerne) reagierte auf den Zwischenbericht nicht, förderte die Untersuchungen zwar weiter, die Ergebnisse aber wurden nie veröffentlicht, und auch der oben skiz-zierte Zwischenbericht blieb von Historikern unbeachtet bis 2018, zur Veröffentlichung durch den Stanford-Historiker Benjamin Franta (a.a.O.).        

Der österreichische Physiker Hans Eduard Süss (auch „Suess“, nach seiner Emigration in die USA; 1909 – 1993) beschäftigte sich jahrelang mit den Kohlenstoff-Isotopen[4].. Im Jahre  1955 schätzte er den Anteil fossilen Kohlenstoffs in der Atmosphäre auf weniger als 1%. Zusammen mit dem US-amerikanischen Ozeanographen und Klimatologen Roger Revelle [5] (1909 - 1991) wies Süss 1955 erstmals die Anreicherung eines Teils des Kohlendioxids aus der Nutzung fossiler Brennstoffe in der Atmosphäre nach, weil die Ozeane und die Pflanzen nicht alles aufnehmen können. In einer Fachzeitschrift schrieb Süss am 2. September 1955: „Die Menschheit führt ein geophysikalisches Experiment riesigen Ausmaßes durch. Innerhalb weniger Jahrhunderte geben wir der Luft und den Ozeanen den konzentrierten Kohlenstoff zurück, der sich in der Erde in Hunderten von Jahrmillionen angesammelt hat“ (Süss, zit. n. Röhrlich, S. 25, a.a.O.).

 

Schon im Jahr 1956 sagte Revelle voraus, dass die fortwährende Freisetzung von CO2 durch die Industrie, den Verkehr etc. in ca. 50 Jahren einen Treibhauseffekt mit bedeutenden Auswirkungen auf das Weltklima (Erwärmung, Abschmelzen der Polkappen, Anstieg des Meeresspiegels) bewirken werde. Diese Prognose gelangte auch in die Öffentlichkeit. Die „Time“ fragte sich schon damals, ob bei einem Anstieg des CO2-Anteils in der Atmosphäre um 2% eines Tages das Salzwasser auf den Straßen von London und New York fließen würde (vgl. Time: “One big greenhouse”, 28. Mai 1956). Aber – wie heißt es in der Bibel – der „….Prophet gilt nirgends weniger, denn in seinem Vaterland…“ (Matth 13, 57). 

  

Auch der Brannon-Report im Auftrag der Humble Oil Company  (heute Exxon Mobile - Esso)  beschäftigte sich 1957 mit die Auswirkungen der Abgase auf die Atmosphäre. H. R. Brannon kannte die nicht publizierten Ergebnisse von Harrison Brown, fand sie bestätigt und stellte Kohlendioxid-Konzentrationen von mehr als 350 ppm fest.   

Ganz ähnliche Ergebnisse hatte auch der vom Stanford-Institut durchgeführte, vom API in Auftrag gegebene Robinson-Report (verfasst von Elmer Robinson and R.C. Robbins) aus dem Januar 1968. Dort hieß zum CO2-Anstieg: "Wenn die CO2-Werte im jetzigen Tempo ansteigen, dann kommt es voraussichtlich zu deutlichen Tem-peraturanstiegen. Zweifellos würde der Umweltschaden enorm sein. Obwohl es auch andere mögliche Ursachen für den aktuellen CO2-Ausstoß gibt, scheint keine so gut zur festgestellten Sachlage zu passen, wie die Theorie des fossilen Brennstoffausstoßes" (vgl. https://globalmagazin.com/blog/lust-an-der-luege-exxonmobile-und-das-klima/). Die Wissenschaftler schätzten, dass bis zum Jahre 2000 der CO2-Anteil in der Atmosphäre 400 ppm erreichen würde. Tatsächlich wurde dieser Wert an der Messstation am Mauna Loa erstmals im Frühjahr 2013 erreicht. Anfang der 1950er Jahre lag der CO2-Anteil in der Erdatmosphäre noch bei etwa 310 ppm. 

 

Im Jahre 1957 begann – im Rahmen des „Internationalen Geophysikalischen Jahres“ vom 1. Juli 1957 bis zum 31. Dezember 1958 - der US-amerikanische Chemiker und Klimaforscher Charles David Keeling (1928 – 2005) an der Messstation am Vulkan Mauna Loa (hawaiisch: „Langer Berg“) auf Hawaii. Er wählte diese Messbasis wegen ihrer Abgelegenheit von großen Städten und Kontinenten. Die (bis heute fortgesetzten) Messungen erlaubten es Keeling die berühmte „Keeling-Kurve“ zu entwickeln, eine „Ikone der Klimaforschung“ (vgl. Behringer, S. 244, a.a.O.).  

Die Kurve zeigte zum einen regelmäßige jahreszeitliche Schwankungen in der CO2-Rate, zum anderen vor allem einen „… kontinuierlichen Aufwärtstrend in der Konzentration von CO2 in der Atmosphäre“ (Behringer, S. 245, a.a.O.), verursacht vornehmlich durch die Verbrennung fossiler Energien. Die saisonale Kohlendioxid-Variation betrug auf Hawaii zu Beginn der 1960er-Jahre noch 6 ppm.    

Keeling beobachtete systematische Veränderungen des CO2-Anteils hinsichtlich der Jahreszeiten und der geogra-phischen Breite. In der Wintermonaten – mit dem Ende der Wachstumsperiode der Landpflanzen - stiegen die Werte auf der nördlichen Halbkugel an, in den Sommermonaten sanken sie – infolge der Photosynthese der Pflanzen - ab.  Je nördlicher gemessen wird, desto höher liegt der durchschnittliche CO2-Wert und desto früher beginnen die Monate geringerer CO2-Raten (vgl. Keeling, S. 202, a.a.O.). Die jährlichen CO2-Werte schwankten in Barrow/Alaska ( seit 2016 Utqiaġvik) an der Tschuktschen-See, der nördlichsten Stadt der USA)  Anfang der 60er-Jahre sogar um 15 ppm [5a]  . 

Diese deutlich messbaren Variationen finden sich auf der südlichen Hemisphäre in niedrigerem Maße, Keeling vermutete, dass die dort geringere Menge an Photosynthese betreibenden Landpflanzen dafür die Ursache sei.   

 

Alle diese Ergebnisse wurden jedoch von den Ölkonzernen kleingeredet, vertuscht, verheimlicht, Zweifel wurden in die Welt-gesetzt, von Konzernen finanzierte kritische Studien endeten abrupt [5b], Ergebnisse wurden nicht publiziert, Gegengutachten initiiert. Es gab einen Kreislauf aus Vertuschung, einseitigen Studien und Lobbyismus.

 

Vor allem wurden schon frühzeitig nicht-anthropogene Schwankungen der Sonnenaktivität für die – für zeitweise gehaltene - Erwärmung der Erde verantwortlich gemacht.  

 

Allerdings kamen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts auch Vorstellungen von einer bevorstehenden „global cooling“ und einer drohenden neuen Eiszeit auf und bestimmten zeitweise die öffentliche Diskussion, nachdem man tatsächlich von den 40er Jahren bis 1975 eine durchschnittliche Abkühlung um ca. 0,3° C festgestellt hatte. Der Grund der Abkühlung könnte auch anthropogener Art gewesen sein, die Emission von Aerosolen.   

Auch hier griffen die Medien die Berichts auf und verstärkten sie. Das „Time“-Magazin warnte unter dem Titel “Another Ice Age?” vor Dürren, Hungertoten, Überschwemmungen und Missernten (vgl. Time Magazine. 24. Juni 1974). Seit der Mitte der 70er Jahre scheint dann der geringer werdende Abkühlungseffekt der Aerosole durch den wärmenden Effekt der ansteigenden CO2-Emissionen überlagert worden zu sein. 

 

Allerdings berücksichtigten die Konzerne (z.B. Exxon/ESSO) in ihren geschäftlichen Planungen bereits in den 70er Jahren durchaus die Erderwärmung. So wurden z.B. beim Bau der Trans-Alaska-Pipeline (1975-77) die Stelzen der Rohre deutlich tiefer stabilisiert, um dem (prognostizierten) Auftauen des Permafrostbodens zu begegnen. Öl-Bohrinseln wurden bis zu 2 m höher errichtet, um die erwartete Erhöhung des Meeresspiegels zu berücksichtigen (vgl. Tag des Meeres).    

Der US-amerikanische Biologe in Princeton Stephen Pacala errechnete, dass 2007 ca. 50% der CO2-Emissionen von nur 7 % der Weltbevölkerung ausgingen (vgl. Lambin, S. 18, a.a.O.).  Im Jahre 2011 produzierte jeder Deutsche durchschnittlich ca. 11 t CO2, auf den Philippinen sind es nur ca. 1,5 t. [6] Wenn jeder Mensch nur noch 2 t CO2 jährlich produzieren würde, könnte das Umweltziel von +2° C erreicht werden [7] .

 

Durch die Corona-Pandemie des Frühjahrs 2020 und die mit ihr erfolgende weitgehende soziale Abschottung kam es – zumindest kurzfristig zu einer starken Verminderung der gesamten Kohlendioxid-Emissionen. Rob Jackson vom schon 2001 gegründeten „Global Carbon Project“ schätzt, dass im Jahre 2020 ca. 5 % weniger CO3 ausgestoßen werden wird. „Das wäre der stärkste Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg“ (vgl. „Die Zeit“, Nr. 17/2020, S. 9).

Wolfgang Hassenstein warnte im Greenpeace-Magazin jedoch davor, „Einmaleffekte“ überzubewerten, sie hätten keine positive Langzeitwirkung. Wirtschaftskrisen in der Vergangenheit hätten zwar immer zu „… Dellen in der Emissionskurve“ geführt, später aber seien „… diese … stets rasch wieder ausgeglichen worden – durch noch mehr Industrieproduktion und noch mehr Verkehr“ (Hassenstein, 2020, a.a.O.).

Jedoch hat zur Zeit (April 2020) die Pandemie die Klimakatastrophe weitgehend aus dem Bewusstsein vieler Menschen verdrängt. Die Vergangenheit zeigt zudem, dass nach Rezessionen keine gute Zeit für Umweltschutzmaßnahmen ist. Schwierig könnte es werden, „… die Krise nachhaltig zu überwinden“ (vgl. „Die Zeit“, Nr. 17/2020, S. 9), wie die Leopoldina es vorgeschlagen hat.

Theoretisch wäre für die Zeit nach Corona ein transformatives, ökologisch orientiertes Konjunkturprogramm zu entwickeln oder staatliche Kreditprogramme mit entsprechenden Auflagen.

Greenpeace plädiert für einen grünen Umbau, auch durch Steuerung der Corona-Hilfen für die Wirtschaft, einen „grünen Marshallplan“ (Hassenstein, 2020, a.a.O.).  

Stattdessen aber sind bereits wieder Stimmen aus der Industrie zu vernehmen, die eine Lockerung der Umweltauflagen fordern!     

  

Zu den klimaschädlichen Gasen gehören die FCKWs und auch Methan (CH4, auch Grubengas oder Sumpfgas), in 24mal stärkerem Maße noch als Kohlendioxid. Auch die vermehrte Methanemission der letzten Jahrzehnte ist anthropogen. Denn die allermeisten der ca. 1,5 Mrd. Hausrinder wurden gezüchtet für den rapide ansteigenden Fleischverbrauch v.a. auf der nördlichen Hemisphäre. Jedes Rind stößt täglich ca. 150 – 250 l Methan aus, das beim Verdauen von organischen Material unter Luftausschluss im Verdauungstrakt des Rindes entsteht.

 

Da nun aber nicht nur die Zahl der Rinder ansteigt, sondern auch die Futterpflanzen in wärmeren Regionen einen geringeren Nährwert haben (das fanden Wissenschaftler vom Senckenberg Forschungszentrum in Frankfurt am Main heraus), müssen die dortigen Rinder mehr Futter fressen und verdauen: Pro Rind könnte so der Methanausstoß um 4,5 % ansteigen, für das Klima eine äußerst schädliche Entwicklung (vgl. Berliner Zeitung, 28. März 2017, S. 23). Schon 1990 war Methan mit 19% an dem anthropogenen Treibhauseffekt beteiligt (vgl. Heinrich/ Hergt, S. 259, a.a.O.). Heute ist der Methananteil in der Atmosphäre ca. 3mal höher als vor 100 Jahren.   

 

Immer deutlicher wird die intensive Tierhaltung als ein wichtiger Faktor der Klimaveränderung erkannt. Ca. knapp ein Drittel aller Treibhausgase entstehen weltweit als Konsequenz des gegenwärtig anwachsenden Fleischkonsum und der industrialisierten Tierhaltung. Dazu zählen …

  • der Ausstoß von Klimagasen bei der Verdauung der Rinder
  • das Abholzen riesiger Waldflächen zur Anlage neuer Weiden
  • die Verdreckung und Vergiftung von Luft und Böden (vgl. Laberenz 2021, S. 6, a.a.O.).

Die „Agentur für Nachhaltigkeitsberatung“ errechnete (für Greenpeace), dass in Deutschland pro Jahr ca. 6 Mrd. € als Folgekosten von Umwelt- und Klimaschäden durch Tierhaltung entstehen und – selbstverständlich – aus die Allgemeinheit umgelegt werden (vgl. Laberenz 2021, S. 6, a.a.O.).  

 

Ein bedeutsamer Faktor für die anthropogene Klimakatastrophe ist die moderne Bauwirtschaft.

In Deutschland trägt der Bausektor 40 % zu den CO2-Emissionen  bei, verursacht 52 % aller Abfälle und verbraucht ca. 90 % der mineralischen, nicht nachwachsenden Rohstoffe (vgl. Schulz 2023, a.a.O.).

Auf dem „Symposion zur Wiederherstellung der Berliner Bauakademie“ im Februar 2023 wurde von teilnehmenden Experten zur Zukunft des Bauens u.a. vorgeschlagen:

  • den Ressourcenverbrauch um den Faktor 10 zu vermindern“ (vgl. Schulz 2023, a.a.O.).
  • Zersägtes Bauholz z.B. sollte nicht mehr verbrannt werden, sondern für weitere Jahrzehnte als Baustoff verwendet werden.
  •  Es solle keinen Abriss mehr geben, keinen Neubau; „Wir haben in Deutschland einen Überhang an Gebäudeflächen ... Wir müssen erhalten, und wir müssen reduzieren“ (vgl. Schulz 2023, a.a.O.).

Bei der heutigen Herstellung von Zement wird Kalk zusammen mit Tonmineralien auf ca. 1450 °C erhitzt; es werden dabei große Mengen CO2 freigesetzt. Mit weltweit rund 2,8 Gigatonnen CO2-Emissionen gehört die Zementindustrie zu den großen „Klimasündern“. Die Herstellung einer Tonne Zement ist in Deutschland mit CO2-Emissionen von rund 600 kg verbunden. Ca. zwei Drittel davon entstehen durch rohstoffbedingte Prozessemissionen (Entsäuerung des Kalksteins), nur ein Drittel sind Folge der Brennstoffemissionen. „Allein die Herstellung von Zement verursacht heutzutage acht Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßen“ (vgl. „Tagesspiegel“, 26. Januar 2023, S. 14).  

 

Das Jahr 2014 war das (bis dahin) wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Auch in Deutschland war es das wärmste Jahr überhaupt, von allen deutschen Bundesländern ist Berlin das wärmste. Auffällig waren zudem die geringen Niederschläge im Jahr 2014.Obwohl noch nicht alle Daten des Jahres vorlagen, titelte die „Le monde“ am 29. Dezember 2015, dass 2015 weltweit das wärmste Jahr der modernen Geschichte sein werde, und in der Folge auch Wetterextreme wie Zyklone, Tornados, Dürren, Hitzewellen, extreme Regenfälle und Überschwemmungen zunehmen dürften (vgl. Le Hir, S. 1, a.a.O., vgl. auch Tag der Meteorologie). Verstärkt wurde dies noch durch den Einfluss des zyklisch auftretenden Wetterphänomens El Niño. Jerôme Lecou (Meteorologe bei Météo France) betonte allerdings, dass El Niño nicht etwa alles erkläre, sondern im Zentrum die anthropogene Klimaerwärmung in Folge der Treibhausgase stehe (vgl. Le Hir, S. 6, a.a.O.).

 

Jean Jouzel [8] (* 1947; Klimatologe und ehemaliger Vizepräsident der „Groupe d’experts imtergouvernemental sur l’évolution du clima“, GIEC; „Zwischenstaatlicher Ausschuss über Klimaveränderung“, auch „Weltklimarat“; engl. IPCC) fügte hinzu, dass sich der Einfluss von El Niño höchstens auf ein Zehntel Grad Celsius der mittleren Erdtemperatur belaufen dürfe. Er wies außerdem darauf hin, dass nur ca. 1% der Erwärmung in die Atmosphäre ginge, 93% hingegen in die Ozeane, der Rest ins Eis und den Erdboden (vgl. Le Hir, S. 6, a.a.O.).

Auch waren 14 der 15 wärmsten statistisch erfassten Jahre im XXI.  Jahrhundert.

Dabei hatten einige Klimaforscher seit 2000 eine Art „Klimapause“ vermutet, mit geringerem Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen.

Tatsächlich wird der Anstieg des CO2–Anteils in der Luft bis zum Jahre 2100 vermutlich zu einem durchschnittlichen Temperaturanstieg zwischen 1 und 5,4°C führen. Das Klima in der Berliner Region dürfte wärmer und trockener werden, wegen geringerer Niederschläge könnte es zu Wassermangel kommen. Die Bedingungen für die regionalen Gewässer dürften dann denen Norditaliens (z.B. Veronas) entsprechen.

Im November 2017 stellte die WMO (die „World Meteorological Organization“, die 1950 gegründete und in Genf beheimatete UNO-Meteorologie-Organisation) ihre vorläufigen Daten für das Jahr 2017 vor:

 

  • Seit Beginn der Industrialisierung sei die globale Durchschnittstemperatur im bisherigen Jahr 2017 um 1.1° C angestiegen
  • Das Jahr 2016 bleibe sicher das Wärmste seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnung, unklar sei jedoch noch, ob 2015 oder 2017 den zweiten Platz belege.
  • Sicher aber ist der Zeitraum von 2013 bis 2017 das wärmste Jahrfünft seit der Wetteraufzeichnung (vgl. SZ, 7. November 2017, S. 5).  

Eine der wichtigen Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels [9] sind das Abschmelzen der Polkappen und z.B. der Alpengletscher; letztere haben seit 1950 ca. 50 % ihres Volumens verloren.

Der Vernagtferner-Gletscher in den Ötztaler Alpen/Tirol wird von 2010 bis 2020 zwei Drittel seiner Masse verloren haben. Im Jahre 2030 dürften nur noch einige Restflächen vorhanden sein (vgl. Abb. oben).  Schon jetzt beträgt die Eindicke durchschnittlich nur noch 15 – 20 m (dagegen ist das Eis des Schweizer Aletschgletschers, des längsten der Alpen, noch bis zu 800 m dick; vgl. FAZ, 16. September 2017, S. 9).

Tatsächlich ist der Temperaturanstieg während der letzten Jahrzehnte in den Alpen ca. doppelt so hoch wie im Durchschnitt der ganzen Welt. 

Die Ursachen für die Gletscherschmelze sind wegen des anthropogenen Klimawandels u.a. …

  • höhere Temperaturen, vermehrte Hitzetage im Sommer
  • die eisfreien dunkleren Seitenmoränen der Gletscher absorbieren ca. 85 % der Sonnenstrahlung und verstärken so das Abschmelzen; weiße Eisflächen dagegen reflektieren 60 – 80 % der Sonnenstrahlung.
  • die höhere Luftfeuchtigkeit über den Gletschern trägt zur stärkeren sommerlichen Eisschmelze bei.

Einige Glaziologen (u.a. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften) rechnen damit, dass die Alpengletscher auch langfristig nicht mehr zu retten sind, - auch nicht bei einer (leider nicht zu erwartenden) sofortigen, drastischen CO2-Emissionsreduktion.

Auch technische Hilfen (vgl. Technochiliasmus s.u. ) wie eine Abdeckung der Gletscher oder eine künstliche Beschneíung würden die Gletscher nicht retten (vgl. FAZ, 16. September 2017, S. 9).

Die Folgen der Gletscherschmelze sind schon jetzt ein Auftauen des Permafrostbodens sowie eine verstärkte Erosion und dadurch vermehrte Felsstürze, Lawinen und Steinschläge.

 

Auch auf Island werden die Gletscher (isl. „jökull“)  jährlich kleiner. Der Langjökull, den ich im Sommer 2017 besuchte, wird jedes Jahr 2 m kürzer. Noch bedecken Gletscher in Island ca. 11 % der gesamten Landfläche und prägen weitgehend das Landschaftsbild.

Eine Forschergruppe um Eric Rignot von der Universität Kalifornien (in Irvine/CAL) untersuchte 2017/19 den Eisverlust in der Arktis und Antarktis.

Für die Antarktis stellte die Gruppe fest, dass die Region zwischen 2009 und 2017 jährlich ca. 252 Mrd. t (Gigatonnen) verloren habe, weniger jedoch als in der Arktis.

In der Arktis untersuchte die Forschergruppe die Grönlandgletscher im Zeitraum von 1972 bis 2018, über also 46 Jahre, hinsichtlich der Eisdecke, Masse und Fließgeschwindigkeit. Die Wissenschaftler stellten fest:

  • von 1972 – 80 stieg die Eismasse jährlich um 47 Gigatonnen an
  • von 1980 – 90 kam es zu einem jährlichen Eisverlust von 51 Gigatonnen
  • von 1990 – 2000 sank der jährliche Eisverlust auf 41 Gigatonnen
  • von 2000 – 2010 stieg der jährliche Eisverlust auf 187 Gigatonnen an, und
  • von 2010 – 2018 waren es sogar 287 Gigatonnen pro Jahr.

Zum Vergleich führten Eric Rignot u.a. die Wassermenge des Bodensees an: er enthält knapp 50 Gigatonnen Wasser, d.h. jährlich schmilzt das irdische Eis der Polkappen um ca. das Zehnfache der Wassermasse des Bodensees.

Für den Meeresspiegel bedeutete das tendenzielle Abschmelzen der Polkappen von 1972 bis 2018 einen Anstieg um 13,7 mm, die Hälfte davon entfiel auf die Jahre von 2010 bis 2018 (vgl. Tagesspiegel, 23. April 2019, S. 15).

Die Forscher weisen allerdings auch darauf hin, dass das Abschmelzen regional unterschiedlich verläuft, anhängig von den jeweiligen Bedingungen. So gibt es auch Polregionen, in denen die Eismasse konstant blieb oder sogar zunahm.    

 

Klimatologen betonen, dass das Meereis an den Polen zwar grundsätzlich abnehme, die Abnahme aber ungleichmäßig, diskontinuierlich und unberechenbar erfolge. So gäbe es immer wieder Jahre, in denen das winterliche Eis gegenüber dem Vorjahr anwachse. So dauerte z.B. in Südgrönland 2017 die Eissaison 2 Monate länger als im Vorjahr. In der Antarktis dagegen konnte 2017 im südlichen Winter die geringste Meereisausdehnung überhaupt registriert werden. Die Entwicklung des Meereises sei eben ein komplexer, volatiler Prozess, abhängig von Luft- und Wassertemperaturen, Strömungen, Wind und Wellen. Durch die Unberechenbarkeit des Eises wird auch die anwachsende arktische und antarktische Tourismus behindert. Auch haben so 2017 mehr als 1000 Eisberge die nordatlantische Schifffahrt erschwert (vgl. Tagesspiegel, 16. Oktober 2017, S. 24).  

 

Wissenschaftler*innen der TU Lyngby/DK stellten 2018 fest, dass sich der Boden der Amundsen-See an der westlichen Antarktis zurzeit jährlich um 4,1 cm anhebt. Dieser Anstieg des Bodens gilt als eine direkte Folge des anthropogenen Klimawandels und des rapiden Abschmelzens der Gletscher nicht nur in der Antarktis.

 

Durch das Gewicht der kilometerdicken Gletscher wird der Boden der Antarktis eingedellt, nach unten gedrückt. Da nun seit Jahrzehnten die Gletscher abschmelzen, vermindert sich ihr Gewicht, der Boden hebt sich langsam an, in der Antarktis stärker, als in allen anderen Regionen der Erde.

Allerdings geschieht dies nur mit starker zeitlicher Verzögerung, der „glazial-isostatischen Anpassung“ (GIA, vgl. Abb. unten): Wegen der Zähflüssigkeit des Gesteins im Erdmantel dauert es sehr lange, bis der Boden eingedrückt ist bzw. wieder höher wird. Deshalb soll der Boden Skandinavien bei der letzten Vereisung um bis zu 800m abgesunken sein. Noch heute steigt das Zentrum Skandinaviens um bis zu einen Zentimeter jährlich an, obwohl die Vergletscherung der Region schon vor Jahrtausenden zu Ende ging (vgl. Tagesspiegel, 22. Juni 2018, S. 14).Der Untergrund in der westlichen Antarktis könnte sich stärker anheben, weil dort der Erdmantel wärmer und weniger zähflüssig sein könnte.

Inwieweit der Anstieg des Meeresbodens auch zu einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels führen könnte, ist ungewiss. Nach der Auffassung der Potsdamer Geoforscher kommt es lokal zu einer Absenkung des Meeresspiegels, in umliegenden Gebieten hingegen zu einem Anstieg (vgl. https://www.gfz-potsdam.de/sektion/erdsystem-modellierung/themen/dynamik-der-festen-erde/glazial-isostatische-anpassung/).

 

Besonders stark machen sich die Folgen des Klimawandels in den hohen nördlichen (und südlichen) Breiten des Planeten Erde bemerkbar. In Sibirien z.B. beginnt regional der Permafrostboden im Sommer zu tauen, mit vielerlei problematischen Auswirkungen.

In den nördlichen Regionen Asiens und Europas – von den Tschuktschen bis zu den Samen -  gerät zudem die Lebensgrundlage der dortigen Nomaden in Gefahr. Wenn es im Winter regnet, entsteht oft eine Eisschicht auf dem Boden. Diese können die Rentiere mit ihren Hufen nicht wegscharren, so dass sie nicht an die benötigte Nahrung (Flechten, Moose etc.) gelangen können.

Um eine samische Familie von Rentierhirten zu ernähren, benötigt diese ca. 600 Tiere, deren Ernährungsgrundlage durch den Klimawandel immer stärker gefährdet wird. Zu befürchten ist, dass es in den kommenden Jahrzehnten wegen der vermehrten Eisbildung auch mehr katastrophale Massensterben im Winter geben wird (vgl. http://www.natur.de/de/20/Klimawandel-laesst-Rentiere-schrumpfen,1,,2127.html).

In der Mongolei lebt ca. ein Drittel der Bevölkerung als Nomaden. Dort ist allerdings seit 1940 die durchschnittliche Temperatur um ca. 2,1 ° C angestiegen. Immer häufiger kommt es deshalb zu dem „Dzud“ (mong. „fehlende Weidemöglichkeit“), einem trockenen Sommer gefolgt von einer harten winterlichen Schnee- und Eiskatastrophe; er führt immer wieder zu einem Massensterben unterernährter Tiere. Auch diese Klimaerscheinung dürfte -  auch durch verstärkte Erosion, Überweidung des Bodens durch zu große Herden und der Zunahme von Nagern – eine Folge des anthropogenen Klimawandels sein. 

 

Eine weitere Folge des Klimawandels ist die Zunahme von Extremwetterereignissen, Überschwemmungen, Dürren, Wirbelstürmen etc.

Ein Wissenschaftlerteam vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. um Luis Samaniego modellierte die Folgen einer Erderwärmung um 3°C bis 2100 , - ein Wert, auf den der Planet zurzeit zusteuert.

 

Vor allem im Mittelmeergebiet, insbesondere in Griechenland, Sizilien und Spanien würde es bis zu 10 Jahre langen Dürreperioden kommen, Wüsten würden dort entstehen. „Denn während einer Dürre können Pflanzen weniger Wasser aufnehmen und verdunsten, dadurch wird es noch wärmer und es fällt weniger Regen, wodurch der Boden noch trockener wird“ (vgl. „Tagesspiegel“, 24. April 2108, S. 19).

Auch in Deutschland, v.a. im Rheintal würde es zu bis zu 4 Monate langen Dürreperioden kommen können.    

 

Klimatologen betonen die große Bedeutung von Waldbränden für das Klima: Ca. 20% der weltweiten Treibhausgasemissionen sind Folge von Wald-, Wiesen- und Feldbränden (vgl. Greenpeace-Rundbrief vom 28. August 2018; vgl. auch Tag des Baumes).    

 

Durch die ansteigenden Meerestemperaturen nimmt die Verdunstung über den Ozeanen exponentiell zu, damit kommt es auch zu einem verstärkten Energieeintrag in dem entstehenden Sturm. Von daher ist die Zunahme stärkerer tropischer Wirbelstürme eine zwangsläufige Folge (vgl. SZ, 12. September 2017, S. 15).

 

Künstlerisch thematisiert wird ein Hurrikan in der Oper in drei Akten „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Brecht/Weill (a.a.O.), die 1930 im Leipziger Neuen Theater uraufgeführt wurde (übrigens unter Polizeischutz). In den Bildern 10, 11 und 12 bewegt sich ein zerstörerischer Taifun auf Mahagonny zu, biegt dann aber ab, - die Stadt ist gerettet. Die Opernfigur Jim Mahoney meint daraufhin:

                                               „Wir brauchen keinen Hurrikan!

                                               Denn was er an Schrecken tun kann /

                                               Das können wir auch selber tun!“ ….

                                               „Was ist ein Taifun an Schrecken /

                                               Gegen den Mensch, wenn er seinen Spaß will?“

                                                                                              (vgl. Brecht/Weill, a.a.O.).    

 

Vorbild war damals ein „… schrecklicher Hurrican von Florida; ein schreckliches Bild, das damals jede deutsche Zeitung druckte“ (Lotte Lenya, in Brecht/Weill, a.a.O.).

Sehr wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Okeechobee-Hurrikan (nach dem Süßwassersee in Florida) oder Huracán San Felipe Segundo [10], dem folgenschwersten tropischen Wirbelsturm der Saison 1928. Im September 1928 wurden mindestens 2500 Bewohner Floridas durch die Sturmauswirkungen getötet.

Wissenschaftler fanden aus Ablagerungen heraus, dass um 1500 Belize von einem außergewöhnlich starken Wirbelsturm betroffen war. 

Nach dem Zyklon „Pam“, der im März 2015 mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 350 km/h die Inseln von Vanuatu verwüstete, erklärte der UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon auf dem UN-Gipfel zur Katastrophenvorsorge in Sendai/Japan, dass vier von fünf Naturkatastrophen in den vergangenen 20 Jahren einen „Klimabezug“ hätten (vgl. Tagesspiegel, 15. März 2015, S. 32).

 Ein „Paradebeispiel verquerer Klimapolitik“ bilden in der Sicht von Greenpeace die Philippinen. Der Archipel wurde im Jahre 2013  von dem verheerenden Wirbelsturm Hai yan verwüstet, ca. 6000 Filipinos kamen ums Leben, rund 4 Mio. wurden obdachlos.  Die meisten Klimaforscher prognostizieren weitere Wirbelstürme in immer rascherer Folge. Dennoch setzt die Regierung weiter auf Kohle, bis 2030 sollen auf den Philippinen insgesamt 59 neue Kohlekraftwerke gebaut werden /vgl. Greenpeace-Magazin, Nr. 2/2016, S. 4).

  

Der größte bekannte, vielleicht auch schönste Wirbelsturm aber befindet sich auf dem Planeten Jupiter, es ist der Große Rote Fleck (vgl. Abb. unten).

 Er ist mit einer Ausdehnung von ca. 16 000 km größer als die Erde, die größten irdischen Wirbelstürme erreichen gerade ein Zehntel dieser Größe (vgl. FAZ, 14. Juli 2017, S. 8). Die dortigen Windgeschwindigkeiten dürften sich um die 600 km/h belaufen. Die Drehrichtung verläuft entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Rotation hat eine Periode von ca. 6 irdischen Tagen.  

Der ovale Wirbelsturm auf dem Jupiter existiert - mit nur leichten Veränderungen - schon seit Jahrhunderten, die ersten Berichte über einen Fleck in der Atmosphäre des größten Planeten unseres Sonnensystems stammen aus dem 17. Jhdt. von Robert Hooke, seit 1830 wird der Wirbelsturm 22° südlich des Jupiteräquators kontinuierlich beobachtet. Der Große Rote Fleck ist damit das beständigste bekannte Wetterphänomen in unserem Sonnensystem.

In den letzten Jahrzehnten wurden von Raumsonden immer genauere Bilder des Großen Roten Flecks zur Erde gesandt, so 1973 von Pioneer 10, 1979 von Voyager 1 oder seit 2016 durch die Sonde Juno, die seither den Jupiter umkreist.

Astronomen hoffen darauf, dass die übermittelten Daten von Juno die Wetterabläufe auf dem Jupiter verständlich machen könnten. Vermutlich wird der dortige Wirbelsturm angetrieben durch Klimazyklen und Temperaturunterschiede zwischen den Polen und dem Äquator. Vieles spricht dafür, dass der Große Rote Fleck sich – trotz der Vereinigung mit anderen, kleineren Wirbelstürmen – langsam verkleinert und runder wird. 

Vermutet wird nur, dass durch das Fehlen einer festen Oberfläche auf dem Jupiter sich der dortige Hurrikan nicht abschwächt, wie dies auf der Erde geschieht.  

 

Ein weitere wichtige Folge des Klimawandels ist der Anstieg des Meeresspiegels (vgl. Tag des Meeres). Bis um Ende des 21. Jhdts. werden u.a. …

  • … die 21 Mio.-Stadt Lagos
  • … das halbe Territorium Bangla Deshs mit ca. 150 Mio. Einwohnern
  • … einige pazifische Inselstaaten

im Meer versunken sein (vgl. Weidenberg. S. 9, a.a.O.).

 

Eine besondere Rolle bei dem anthropogenen Klimawandel spielt die Kohle, speziell die Braunkohle, die deutlich mehr CO2-Emissionen verursacht als alle anderen fossilen Brennstoffe. Im Jahre 2015 hatte die Braunkohle immer noch einen Anteil von ca. 24% am deutschen „Strommix“. Rund 20 % der weltweit geförderten Braunkohle wurden in Deutschland abgebaut. Ohne eine Ersetzung der Kohle – dem „größten Klimakiller“ (Robin Wood) -  durch Erneuerbare kann der Klimawandel nicht gestoppt werden!

Der belgische Umweltforscher Eric Lambin fasste seine Sicht zusammen: „Die Zeit drängt. Um zu verhindern, dass die kritische Schwelle überschritten wird, von der an der Klimawandel unumkehrbar ist, muss der Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung bis 2050 abgeschlossen sein. Mit Blick auf die Trägheit des globalisierten Wirtschaftssystems und die Trägheit der natürlichen Systeme kann dieses Ziel nur erreicht werden, wenn sich die gesamte Gesellschaft eher heute als morgen auf den Weg macht“ (Lambin, S. 15, a.a.O.).Zudem verursacht die anthropogene globale Erwärmung intensivere Trockenheiten und Überflutungen, die die Nahrungsressourcen gerade in den ärmsten, an sich schon vom Hunger bedrohten, Ländern gefährden (vgl. „Daily Sabah“, 3. Dezember 2015, S. 1).

Immer wieder (z.B. von Bill McKibben [11]; vgl. Cumhuriyet, 4. Dezember 2015, Beilage „Bilim ve teknoloji“, S. 10) wurde eine CO2-Emissionssteuer vorgeschlagen.

Fatal für die Entwicklung der Umwelt sind zudem....

  • … die weltweite Zerstörung der Wälder  ( vgl. Tag des Baumes)
  • … eine weitere Folge der Erderhitzung betrifft die Produktivität der Landwirtschaft: Weltweit sank die Produktivität der Landwirtschaft zwischen 1961 und 2020 um ca. 21 % (vgl. Laberenz 2021, S. 7, a.a.O.), aus verschiedenen ökologischen Ursachen (Hitze, Dürre, Zerstörung der Bodenfauna, Überschwennungen, Extremwetterereignisse etc.). Mittelfristig ist mit katastrophalen Hungersnöten und Fluchtbewegungen zu rechnen.   

 

  • Mediziner sehen in dem Klimawandel eine vielfältige Gefährdung der Gesundheit der Menschen durch eine vielleicht bevorstehende irreversible „Heißzeit

Eine Reihe von neueren Untersuchungen legen die Befürchtung nahe, dass uns eine bedrohliche „Heißzeit“ bevorstehen könne. William Steffen und die Co-Autoren (u.a. Hans Joachim Schellnhuber) entwerfen in ihren „Wegen des Systems Erde im Anthropozän” (a.a.O.) verschiedene Zukunftsszenarien für die Zeit bis zum Jahre 2100, u.a. das Bild einer „Heißzeit“, mit Temperaturen von 4 - 5° C über der vorindustriellen Zeit, mit einem Meereswasseranstieg von 6 – 10 m. Teile der Erde wären vielleicht für Jahrhunderte nicht nur für Menschen unbewohnbar, würde die planetarische Schwelle zur Heißzeit überschritten: Die durchschnittlichen Temperaturen wären höher als jemals in den letzten 1,2 Mio. Jahren, die Bedingungen der irdischen Biosphäre wären grundlegend (irreversibel?) verändert.

 

Die Heißzeit wäre Folge v.a. von nicht-linear ablaufenden, sich selbst verstärkenden Rückkopplungsprozessen, von schwer zu prognostizierenden bio-geophysikalischen Kippelementen (engl. tipping points), die kaskadenartig, wie beim Dominoeffekt die globale Erwärmung beschleunigen könnten (Steffen, S. 8254, a.a.O.). Zu den gefährdenden Schwellen gehören …

  • das Auftauen des Permafrostbodens, das Abschmelzen der Gletscher, insbesondere an den Polen,
  • die stärkere Erwärmung des dunkleren Wassers bzw. Erdbodens: Albedo bezeichnet die in den Weltraum reflektierte Sonnenstrahlung. Der Albedo-Effekt der Ozeanoberfläche ist nur halb so stark wie der einer frischen Schneedecke (vgl. Gellert, S. 80, und Sinaï, a.a.O.).   
  • die Verminderung der Photosynthese in grünen Pflanzen durch ansteigende Temperaturen; optimal für die Photosynthese der Landpflanzen wäre eine CO2 Konzentration von ca. 100 ppm.
  • die fortschreitende Entwaldung im Amazonasgebiet und in den borealen Waldgebieten
  • die abnehmende Fähigkeit der Meere und Landflächen Kohlenstoff aufzunehmen und zu binden: Der Abbau organischen Materials im Boden nimmt mit steigenden Temperaturen zu; warmes Wasser kann weniger Kohlendioxid lösen.    

 

Nach einer im Februar 2019 veröffentlichten Studie der ETH Zürich zur Entwicklung der Kryosphäre (vom gr. κρύος kryos ‚Eiseskälte‘, ‚Frost‘) hat sich das globale Eisvolumen der ca. 215 000 irdischen Gletscher (ohne die Eisdecken der Antarktis und Grönlands) seit 2012 um ca. 7% vermindert. Insbesondere die Abnahme der Himalaja-Karakorum-Hindukusch-Gletscher könnte längerfristig dramatische Folgen haben, denn das Gletschereis stabilisiert die Pegel großer Flüsse wie u.a. Indus, Brahmaputra und Ganges, in deren Ebenen etwa 1,6 Mrd. Menschen leben (vgl. Lenz, a.a.O.).

Die Eisschmelze wird beschleunigt durch die zunehmende Ablagerung von Ruß und anderen kohlenstoffhaltigen, Wärme absorbierenden Partikeln auf dem Gletschereis (vgl. Lenz, a.a.O.). In dem heißen Sommer 2019 gingen in der Arktis täglich ca. 100 000 km 2 Eisfläche verloren (vgl. „Tagesspiegel“, 20. Juli 2019, S. 32).

  

Zu den besonders gefährlichen, positiv rückkoppelnden Schwellen gehört sicher das Auftauen der riesigen Gebiete arktischen Permafrostbodens. Ca. ein Viertel der nördlichen Hemisphäre und 65% der Fläche nördlich des 60° Breitengrades umfasst der Permafrost

Allein in Russland erstreckt sich der Permafrost über zwei Drittel des gesamten Territoriums, also auf 10 Mio. Km2: ein Großteil der Fläche Russlands östlich des Urals.

Der Frost dringt dabei unterschiedlich tief in den Boden ein: In Teilen Sibiriens erreicht der Permafrost Tiefen von bis zu 1500 m, im nördlichen Skandinavien nur ca. 20 m. In Mitteleuropa hat der Bodenfrost selten eine Eindringtiefe von 1 m.

In historischer Zeit gab es deutliche Schwankungen hinsichtlich des Permafrostbodens. So gab es in der Wikingerzeit Grönlands dort Erdbestattungen, in Gebieten, in denen heute (noch) Permafrost herrscht (vgl. Behringer, S. 114, a.a.O.).   

Man unterscheidet drei Formen von Permafrostböden: die kontinuierlichen (i.e. großflächigen und ganzjährig gefrorenen), die diskontinuierlichen (d.h. nur zeitweise aufgetauten) und die sporadischen (oder insularen) Permafrostböden.  Die Südgrenze des sporadischen Permafrost hat sich - nach Angaben von Greenpeace Russia -  in den letzten 35 Jahren nach Norden verschoben, und zwar um 35 bis 80 km.

  

Schon 1941 wurde das Permafrost-Institut Jakutsk in der (heutigen) Republik Sacha/Jakutien (der flächenmäßig größten Teilrepublik der Russischen Föderation)  gegründet. 

In einigen Regionen Westsibiriens entstand durch das Auftauen eine neue zerklüftete, wasserreiche Bodenformation, die von den Klimatologen „Thermokarst“ genannt wird. Solche Boden-Veränderungen können Wohnhäuser, Schulen, Pipelines und Fabriken ernsthaft gefährden (vgl. Tony Wood, a.a.O.)

 

In der Stadt Jakutsk sind zwischen 1970 und 2010 rund 300 Gebäude des tauenden Permafrostbodens wegen eingestürzt, - mit steigender Tendenz, der Boden gibt im Sommer immer mehr nach. In Jakutsk reicht der Permafrost sonst bis in eine Tiefe von 250 – 350 m. 

 

Im Permafrostboden der ArktisAntarktis und der Hochgebirge sind nach Schätzungen zwischen 1.300 und 1.600 Gt  als Biomasse gebundener Kohlenstoff gespeichert, ca. doppelt so viel wie in der gesamten Erdatmosphäre (etwa 800 Gt). Nach Berechnungen liegen allein in den Frostböden unter Seen, Tümpeln oder Flüssen gebunden in Westsibirien zwischen 50 und 70 Gt Kohlenstoff.  Falls diese Riesenmengen durch den Klimawandel beim Abbau der Biomasse als CO2 in die Atmosphäre freigesetzt würden, könnte die Schwelle zur Unumkehrbarkeit der Erderwärmung überschritten sein.

 

Ein völliges Auftauen  würde zwar sehr lange, hunderte von Jahren in tiefen Lagen, aber die Forscher erleben dabei immer wieder Überraschungen. Im Frühjahr 2019 stellten Wissenschaftler der Universität von Alaska fest, dass der Tauprozess bei einigen Permafrost-Regionen Nord-Kanadas soweit fortgeschritten waren, wie sie es erst für das Jahr 2090 erwartet hatten (vgl. „Le monde diplomatique“, Juli 2019, S. 2).

Der russisch-US-amerikanische Geophysiker Vladimir E. Romanovsky vom Permafrost-Laboratorium in Fairbanks/Alaska errechnete im Juni 2019, dass die Arktis heute wärmer ist, als jemals in den letzten 5000 Jahren.

Der Juni 2019 war – nach Angaben der US-amerikanischen Klimabehörde NOAA  der wärmste Juni seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahre 1880; die Temperatur lag knapp 1°C über dem Durchschnittswert von 15,5°C. Von der Hitze besonders betroffen war die Arktis. In Alert – der nördlichsten ständig bewohnten Siedlung der Welt im Norden von Ellesmore Island/Kanada - wurde am 14. Juli 2019 eine Rekordtemperatur von 21° C gemessen. Das langjährige durchschnittliche Juli-Hoch in Alert liegt bei 7° C (vgl. Tagesspiegel, 20. Juli 2019, S. 32).    

Zudem kam es im heißen und trockenen Sommer 2019 in den arktischen Regionen zu überdurchschnittlich vielen und starken Wald- und Tundra-Bränden. In Taiga und Tundra gehören Brände zwar quasi zum Jahresverlauf, aber nicht in der gegenwärtigen Intensität und Dauer. Anfang August 2019 brannten in Nordsibirien Waldgebiete mit einer Fläche des Landes Brandenburg. Insbesondere durch Torfbrände können große Mengen des klimawirksamen Methans freigesetzt werden.

Denn als noch katastrophaler, als ein weiteres Kippelement des Klimawandels, könnte sich  die Freisetzung von Methan (CH4) aus den tauenden Permafrostböden erweisen. Das farb- und geruchlose, brennbare Gas ist in großen Mengen (nach Schätzungen bis zu 1 Gt) in Permafrostböden gebunden und würde beim Auftauen in die Atmosphäre entweichen. Hier wird es zu CO und schließlich zu CO2 oxidiert.

Das Treibhausgas Methan hat ein  etwa 25-mal so großes Treibhauspotenzial wie CO2. In Wechselwirkung mit atmosphärischen Aerosolen beträgt dieser Faktor sogar das 33-fache. Das enorm hohe Treibhauspotential trägt das „Tauwetter“ in Sibirien schon jetzt zur globalen Erwärmung bei (vgl. „Tauender Permafrost – eine unterschätzte Gefahr für das Weltklima“,  in: www.bundesregierung.de. 2019 & Tony Wood a.a.O.).  

Das Auftauen des Permafrosts könnte riesige Mengen an Methan freisetzen und so die Erde über eine irreversible Schwelle der Erderwärmung stoßen. Möglicherweise ist eine Wolke aus 40000 Jahre alten Gasen, die sich im tauenden Permafrostgebiet bildete, - mutmaßen Klimatologen - bereits dabei, die Zukunft des Planeten entscheidend zu verändern.

Andere potentielle Treibhaus-Faktoren lassen sich in ihren Auswirkungen noch gar nicht einschätzen, so z.B. Folgen einer Freisetzung der ozeanischen Methanhydrate.

 

Unter der Federführung von David Marcolino Nielsen  wurde im Februar 2022 eine neue Klimamodellierungsstudie zur Arktis von dem Institut für Meereskunde an der Universität Hamburg in „Nature Climate Change“ veröffentlicht (vgl. Nielsen. a.a.O.).

 

Die Klimakatastrophe mit der Erderwärmung und der daher rührenden abnehmenden Meereisbedeckung zerstören zunehmend die Küsten der gesamten Arktis: Die Küsten unterliegen einer wachsenden Erosion, die Infrastruktur und die Küstengemeinden sind gefährdet.

 

Nach Nielsen et al. geht nicht nur immer mehr Landmasse verloren, mit jedem Grad Temperaturerhöhung steigt deren jährliche Rate – in Metern, aber auch in Mio. t Kohlenstoff, die  zusätzlich aus dem tauenden Permafrostboden frei werden (vgl. Nielsen, a.a.O.). Die mittlere Erosion der arktischen Küsten könnte bis 2100 bis zu 3 m jährlich betragen.  

 

Die Heißzeit könnte eintreten, selbst wenn die Reduzierung der anthropogenen Treibhausgase gelänge (Steffen, S. 8252, a.a.O.).     

Hinsichtlich Tropischer Wirbelstürme bleiben die Autoren zurückhaltend, sie weisen allerdings darauf hin, dass eine Zunahme von gefährlicher Stürmen an den Meeresküsten und Überschwemmungen nahezu sicher sei (vgl. Steffen, S. 8256, a.a.O.).  

Die Autoren warnen, dass eine kollektive Anstrengung der Menschen erforderlich sei, das System Erde von der Schwelle zur Heißzeit fortzusteuern, es in einem bewohnbaren Zustand wie in den Zwischen-Eiszeiten zu stabilisieren. In der Sicht der Autoren der Studie könnten u.a. nötig sein eine Dekarbonisierung der Weltwirtschaft, technologische Innovationen, neue Regierungsregelungen und nachhaltige Veränderungen im Lebensstil.

Der französische Wirtschaftswissenschaftler und Wachstumskritiker Jean Gadrey (*1943) betonte, vielfach werde angenommen, die Kohlenstoffemissionen hätten die kritische Schwelle zur Unumkehrbarkeit der Klimaerwärmung bereits überschritten (vgl. Gadrey, S. 14, a.a.O.).   

Der US-amerikanische Klimaforscher James E. Hansen (*1941) war schon in den 80er Jahren eine warnende Stimme vor den Folgen der globalen Klimaerwärmung. Bei politischen Aktionen wurde Hansen mehrfach kurzfristig verhaftet. 

Eine Forschergruppe um Hansen prognostizierte 2016 mit ihren Klimamodellen aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels, dem Abtauen des Polareises und der globalen Erwärmung für die Zukunft u.a. stärkere „Superstürme“ (vgl. Hansen 2016, a.a.O.). Schon 2009 warnte Hansen – nicht nur seiner Enkelkinder wegen – vor den  verhängnisvollen Stürmen der kommenden Klimakatastrophe (vgl. Hansen, 2009, a.a.O.).

 

Die Autoren von „Vivre avec la fin du monde“  (Leben mit dem Ende der Welt) Agnès Sinaï, Pablo Servigne und Yves Cochet (a.a.O.), alle vom Pariser Institut Momentum, überprüften hunderte von ökologisch-klimatologischen Untersuchungen von den „Grenzen des Wachstums“ (1972) bis zu dem Bericht des Weltklimarates (eng. IPCC, frz. GIEC) über die Konsequenzen der Erwärmung des Planeten um 1,5° C aus dem Jahre 2018. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, es sei nicht mehr die Frage „ob“, sondern nur noch „wann“ die kritische planetarische Schwelle, der Kipppunkt zu einer unumkehrbar deutlich heißeren Erde überschritten sei, mit mittleren Temperaturen weit höher als seit einer Million Jahren. In ca. ein oder zwei Jahrzehnten, zwischen 2020 und 2040, dürfte unser Ökosystem der Erde zusammenbrechen, das Ende der uns bekannten Welt: Wahrscheinlich sei eine chaotische Welt voller sozialer und ökologischer Katastrophen, möglich seien unabsehbare psychische Folgen, Traumatisierungen, Depressionen, Ängste, Wut, Hungersnöte, Krankheiten, Epidemien, Gewalt, Genozide, Krieg. Staaten könnten die Fähigkeit zum Schutz der Gesetze verlieren, oder die Kontrolle über die Waffen, die Fähigkeit, Steuern einzuziehen etc. (vgl. Sinaï, a.a.O.). 

Als zukünftiger Ausweg verweisen die Autoren auf die sich weltweit ausbreitende Permakultur - Bewegung. Der Neo-Logismus „Permakultur“ wurde von den Australiern Bill Mollison (1928-2016; Träger des Alternativen Nobelpreises des Jahres 1981) und David Holmgren (*1955) geprägt, bestehend aus „permanent“ und „Agrikultur“ bzw. „Kultur“; gesehen wird er als Möglichkeit einer permanenten, nachhaltigen, postfossilen Agrikultur und Kultur/Gesellschaft. Gekennzeichnet wäre sie weiterhin durch eine bioregionale, klimaneutrale, ressourcensparende Produktion und Konsumption, eine resiliente Wirtschaftsdemokratie, Kooperation statt Konkurrenz, den Abschied von der industrialisierten Landwirtschaft, dem Zerstörerischen Wachstumswahn und dem Konsumismus, Entschleunigung und Reduzierung der Mobilität (vgl. Holmgren, a.a.O.). Seit dem Jahre 1979 entwickelt u.a. das Institut für Permakultur-Forschung in New South Wales/Australien diese Vorstellungen weiter.       

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Schon 2013 warnte das Robert-Koch-Institut (RKI): „Klimaveränderungen und damit verbundene gesundheitliche Folgen haben Menschen in Deutschland bereits jetzt zu spüren bekommen“ (zit. n. SZ, 7. November 2017, S. 20). 

Die verschiedenen länger anhaltenden Hitzewellen belasten Nieren, Kreislauf und Herz besonders von älteren Menschen und Kindern, sie können tödlich enden. Wie viele Menschen ihnen bereits zum Opfer gefallen sind, ist statistisch schwer zu erfassen. Allein der „Hitzesommer“ 2003 soll in Europa zu mehreren Tausend Todesfällen geführt haben. Im Jahre 2010 wurden in Russland Rekordtemperaturen bis zu 40°C erreicht, mehr als 55 000 Menschen starben an der Folge der Hitzewelle.

 

Eine Wissenschaftler*iinnengruppe um Lucinda Rasmajn am Meteorologischen Institut der Niederlande errechnete, dass es bei ungebremsten Emissionen bis 2075 zu einer Erderwärmung um 5°C kommen könnte. Bei Hitzewellen könnten bis zu 48,4°C erreicht werden (vgl. „Tagesspiegel“, 24. April 2018, S. 19). 

Bei zu hohen Außentemperaturen (über ca. 41/42° C) kann keine Wärmeabfuhr an die Umgebung mehr erfolgen, die Schweißproduktion vermag den Körper nicht mehr hinreichend abzukühlen. Der Mensch stirbt an Überhitzung.

 

Besonders belastend sind Heißzeiten, in den hohe Temperaturen mit hoder Luftfeuchtigkeit zusammenfallen. Bei Körpertemperatuen unter 27° C werden Menschen bewußtslos. Bei Körpertemperaturen von über 42° C ist bei allen Säugetieren Schluss, die Eiweiße zerfallen, Organe versagen ihren Dienst – Exitus.

 

Wegen der bedrohlichen zukünftigen Heißzeit plädieren einige Forscher (z.B. Johann Georg Goldammer, Ökologe am Max-Planck-Instituts für Chemie in Freiburg) statt der Bezeichnung „Anthropozän“ für den Namen „Pyrozän“, Zeitalter des Feuers. Goldammer formulierte, dass das Pyrozän sich mit anderen Naturgewalten wie dem steigenden Meeresspiegel, mit Starkwind- und Starkregen-Ereignissen verbindet. Aber sie seien alle eine Folge der fossilen Verbrennung und des Klimawandels.

 

Bereits im Jahre 2015 veröffentlichten die beiden US-amerikanischen Umwelttechniker und Klimaforscher Jeremy Pal und Elfatih Eltahir (vom MIT) eine auf einem Computermodell  basierende Prognose:  Bei gleichbleiben-der Treibhausgasemission, würde bis zum Jahre 2100 die globale Durchschnittstemperatur um 4°C ansteigen. Dann könnten in der Region des Persischen Golfs tödliche Hitzewellen entstehen, tödlich für jeden, der sich un-geschützt draußen länger als etwa sechs Stunden aufhielte. Die schwüle Hitze würde den Körper so stark aufheizen, dass die natürliche Schweiß-Kühlung zusammenbräche und lebenswichtige Organe versagten.  

 

Die Auswirkungen wären auch für Millionen von Pilgern gefährlich, die jedes Jahr nach Mekka reisen, um den Hadsch zu machen. Extreme Temperaturen und Schwüle könnten auf diesem Teil der Arabischen Halbinsel vor allem für ältere Menschen lebensbedrohlich werden. 

Pal und Eltahir prognostizieren für die Arabische Halbinsel noch weit dramatischere Wetterereignisse mit Tem-peraturen von mehr als 60 Grad Celsius an Orten wie Kuwait-Stadt. Dies würde die historischen Hitzewellen in Europa "wie ein erfrischendes Ereignis" erscheinen lassen, sagt Studienautor Jeremy Pal. Etwa alle zehn Jahre ab 2071 könnte man während einer Hitzewelle wohl nur mit Klimaanlagen überleben. Betroffen sind die Hauptstädte von Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie iranische und saudi-arabische Städte wie Bandar Mahsshahr oder Dhahran. Für Menschen, die im Freien seien und arbeiteten, wäre das Wetter unerträglich. 

 

So ist die Region um den Persischen Golf anfällig für extreme Hitzeereignisse, unter anderem da die Wassertiefe in dem Becken zwischen der Arabischen Halbinsel und Südwestasien relativ gering ist. Es heizt sich jahreszeitenbedingt viel stärker auf als etwa das Arabische Meer. Zudem belegen Daten, dass der Persische Golf in den vergangenen 60 Jahren stetig wärmer wurde, um etwa 0,57 Grad Celsius pro Jahrzehnt, besonders rapide in den letzten beiden Dekaden (vgl. Shirvani et al., 2015).

Einige Mediziner befürchten, dass zukünftig so einige irdische Regionen (z.B. am Persischen Golf oder In Indien) prinzipiell nicht mehr für menschliches Leben geeignet sein werden. 

Als Folge übermäßiger Hitze konnte die Landbevölkerung mancher Regionen seit der Jahrtausendwende oft nicht in der Sonne arbeiten, was dazu führte, dass die Agrarproduktion in diesen Jahren um 3 % gefallen sei. 

Sicher hingegen ist, dass 2017 im Verhältnis zum Jahre 2000 weltweit 125 Mio. Menschen mehr tagelang übermäßiger Hitze ausgesetzt waren (zit. n. SZ, 7. November 2017, S. 20). 

Im Juli 2023 formulierte der UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zutiefst Pessimistisch: „Der Klimawandel ist da. Er ist erschreckend. Die Ära des globalen Kochens ist angebrochen“ (zit. n. „Junge Welt, 29/30. Juli 2023,  S. 1).

 

 

Auch bewirkt die Erwärmung vieler Regionen der Erde günstigere Bedingungen für Krankheitserreger. Bei dem Dengue-Fieber übertragen heute die entsprechenden Stechmückenarten (wie die Tigermücke) deutlich häufiger den krankheitserregenden Dengue-Virus, was zu höherer Mortalität vornehmlich in Südostasien führte. Höhere Temperaturen scheinen zu steigenden Dengue-Erkrankungen  zu führen. „Starben dort 1990 vier von einer Million Menschen an der Krankheit, sind es inzwischen jährlich sieben pro eine Million Einwohner“ (zit. n. SZ, 7. November 2017, S. 20). 

 

Ähnlich ansteigende Werte werden für die Malaria, die Leishmaniose, das West-Nil-Fieber und verschiedene Durchfallerkrankungen befürchtet.

Das Jahr 2014 war (in Deutschland und Frankreich) das (bis dahin) wärmste Jahr seit Beginn systematischer Wetterdatenerfassung. Der anthropogene dürfte in Zukunft auch die Verbreitung tropischer Mückenarten begünstigen, die gefährliche Infektionskrankheiten übertragen können.

Im Jahre 2007 kam es v.a. in Castiglione di Cerva in der norditalienischen Region Emilia-Romagna zum Ausbruch einer dort unbekannten Fiebererkrankung. Hunderte von Menschen erkrankten an hohem Fieber und heftigen Gelenkschmerzen. Erst nach einiger Zeit stellte man fest, dass es sich um das tropische Chikungunya-Fieber handelte, das von eingeschleppten Asiatischen Tigermücken[12] übertragen wird.

Beschuldigt aber, die Krankheit mitgebracht zu haben, wurden zuerst afrikanische Flüchtlinge in der Region.

Gegen das von einem Virus übertragene Chikagunya-Fieber gibt es keine Medikamente, nur die Symptome können bekämpft werden – und die Mücken.

In Italien wurden die Mücken in der Region durch den massiven Einsatz von Insektiziden bekämpft, die allerdings alle Insekten abtöteten, - auch die für den Menschen nützlichen.

Das Chikungunya-Fieber gehört zu den In Deutschland meldepflichtigen Krankheiten.

Welche Gefahren werden durch den Klimawandel zukünftig in dieser Hinsicht auftreten?

Die asiatische Tigermücke wandert in Europa immer weiter nach Norden und hat bereits das Rheintal, Baden-Württemberg und Bayern erreicht.

  • ... die weltweite Verschmutzung/Vergiftung der Gewässer und Meere, verbunden mit einer anwachsenden Süßwasserverknappung.

Schon Alexander von Humboldt stellte auf seiner Südamerika-Expedition im Jahre 1800 den bedeutsamen Zusammenhang eines anthropogenen Klimawandels fest. In Venezuela reiste er von Caracas aus zu dem Valencia-See. Von Anwohnern des Sees erfuhr er, dass der Wasserspiegel des Sees seit Jahren sinke, sie vermuteten einen unterirdischen Abfluss des Sees. Anhand von historischen Karten konnte Humboldt eine Verkleinerung des Sees bestätigen. Gleichzeitig stellte er fest, das gesamte Tal war einst dicht bewaldet, dann aber im späten 17. Jhdt. war der Wald von Plantagen-Besitzern abgeholzt worden. Als zudem u,.a. Indigo und Zuckerrohr  großflächig angebaut und bewässert wurden, erschöpften sich die Böden, die Niederschläge verringerten sich, die Quellen versiegten, die Bäche trockneten aus - der Wasserspiegel des Sees sank (vgl. Wulf, 2019, S. 52 ff., a.a.O.). Humboldt erkannte die Bedeutung der Wälder für den Wasserhaushalt der Landschaft, sie wirken als Wasserspeicher, verhindern die Erosion und Austrocknung der Böden und erhalten sie „durch ihre Ausdünstung in die Luft“ kühler. Er erkannte die Zusammenhänge und Ursachen der damaligen lokale menschengemachten ökologischen Klima-Katastrophe. "Wenn Wälder zerstört werden, trocknen Wasserquellen aus", schrieb Humboldt zwischen 1814 und 1817 in seinem Reisebericht "Relation historique du voyage aux régions équinoxiales du nouveau continent" und benutzte sogar den Begriff „Klimawandel“ (vgl. „Tagesspiegel“, 4. Juni 2019). Genützt haben diese Erkenntnisse dem See bis heute aber leider nicht!    

 

In der Region Brandenburg sind ca. 40 % aller Seen und Gewässer deutlich eutrophiert, v.a. durch den enormen Nährstoffeintrag der intensiv betriebenen industriellen Landwirtschaft. In der Folge sinkt der O2-Gehalt im Wasser, mit allen Konsequenzen für das Leben in den Gewässern. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch die sinkenden Wasserstände, verbunden mit einem sinkenden Grundwasserspiegel.

Ursache der Eutrophierung aber ist nicht der Klimawandel, sondern eine nicht ökologisch orientierte Landwirtschaft, deren Nährstoffeintrag dringend gesenkt werden muss.

Im Land Brandenburg wurden in den letzten Jahrhunderten ungefähr 95% aller ursprünglichen Moore trockengelegt. Dabei wurden große Mengen von Kohlendioxyd freigesetzt, CO2-Speicher zerstört.

Bei den geplanten Renaturierungen von Mooren muss berücksichtigt werden, dass dabei zwar CO2 gebunden wird, umgekehrt aber das klimaschädliche Methan freigesetzt wird.  

Bedacht werden muss, dass Talsperren und große Wasserreservoire auch negative ökologische Folgewirkungen haben, denn sie geben sowohl Kohlendioxyd als auch Methan ab.

Insbesondere die Meere sind durch die Unmengen an Plastikmüll, die in die Ozeane gelangen, bedroht (vgl. Tag der Meere)

  • das weltweite bedrohliche Anwachsen des Müllberge, deren Sickerflüssigkeiten z.T. bis ins Grundwasser gelangen. In Deutschland wurden große Teile des Mülls - euphemistisch – sprachlich in „Wertstoffe“ verwandelt.

Wertstoff wird der Müll genannt, der nach dem Gebrauch getrennt (Gelbe Tonne, Gelber Sack), recycelt und zu Rohstoffen aufgespalten oder  zu anderen Produkten verarbeitet wird und so in den Wirtschaftskreislauf zurückkehrt. Es handelt sich dabei um Papier, Glas, verschiedene Metalle und v.a. Kunststoffe. Jährlich fallen in Deutschland ca. 30 Mio. t Haushaltsabfälle an, davon sind etwa die Hälfte Verpackungen, ganz überwiegend Kunststoffe.  

Manche Verpackungen haben ihre Berechtigung, da sie das jeweilige Produkt schützen, das Verderben verhindert oder über die Inhaltsstoffe informieren (vgl. alverde, August 2019, S. 63). Nach dem Verpackungsgesetz vom 1. Januar 2019 müssen 36 % aller Kunststoff-Verpackungen recycelt werden. Bis zum Jahre 2022 muss der prozentuale Anteil weiter auf 63 % steigen. Bislang allerdings werden nur ca. 10 % der recycelten Kunststoffe für neue Verpackungen verwendet, da viele der Wertstoffe aus Verbundkunststoffen bestehen, die oft als nicht recyclingsfähig gelten.

Die große Ausnahme sind Flaschen aus Polyethylenterephthalat (PET-Flaschen), bei denen unterdessen in Deutschland 97 % zu Rezyklat verarbeitet werden, denn sie können separat gesammelt werden (als Pfandflaschen in den Supermärkten) und enthalten keinen sonstigen Müll (vgl. alverde, August 2019, S. 63). Hier funktioniere die Kreislaufwirtschaft besonders gut, urteilte der Naturschutzbund (vgl. Tagesspiegel, 19. August 2019, S. 15).

Im Jahre 2018 gründete die Kunststoffindustrie zusammen mit vielen Einzelhandelsketten und Entsorgungsfirmen ein Rezyklat-Forum, das die Kreislaufwirtschaft fördern will, durch verbesserte Mülltrennung, Reduzierung der Verpackungen und verstärkte Verwendung von Rezyklaten.

 

In dem gesamten mehrseitigen Artikel in der dm-Kundenzeitschrift „alverde“ (August 2019) wird an keiner Stelle auf den Kunststoff-Abrieb oder die Entstehung von Mikroplastik und die daraus resultierenden Gefährdungen hingewiesen.    

 

  • die weltweite Zerstörung der Artenvielfalt:   Alle 20 Minuten verschwindet eine Spezies, ein Tier oder eine Pflanze, das sind 26 280 Arten, die jährlich aussterben. Mehr als 5000 Tierarten standen 2015 an der Grenze der Ausrottung, (vgl. Tagesspiegel, 12. Januar 2016, S. 8). Nach Berechnungen werden von daher ca. ein Viertel aller irdischen Arten bis zur Mitte des 21. Jhdts. verschwunden sein, darunter auch viele Primaten, unsere nächsten Verwandten. Insgesamt drohen ca. 1 Million Arten auszusterben, er würde vermutlich Millionen Jahre dauern, bis die Evolution dafür einen Ausgleich schaffen könnte! 

     

    Allerdings kommt es nicht etwa nur darauf an, große, „prominente“ Säugetiere, Vögel oder Reptilien vor dem Aussterben zu bewahren: „Auch Parasiten wie Egel, Läuse und andere Blutsauger dürfen nicht aussterben. Immer deutlicher zeigt sich, dass der Nutzen vieler Schmarotzer ihren Schaden überwiegt“ (Charisius, S. 16, a.a.O.). Circa 70 % aller Arten führen einen parasitären Lebensstil, zudem produzieren sie einen beachtlich großen Teil der Biomasse eines Ökosystems. Durch das Aussterben von Parasiten können so ganze Ökosysteme destabilisiert werden, über Kaskadeneffekte könnten ganze Futterketten sich auflösen, zu einem unvorhergesehenen ökologischen Kollaps führen (vgl. Charisius, S. 16, a.a.O.).

    Nach der 1997 unterzeichneten Biodiversitäts-Konvention sollte das Artensterben bis 2010 gestoppt werden. Unterdessen wurde diese Frist – da das Ziel nicht erreicht wurde -  bis 2020 verlängert. 

    Faktisch ist gegenwärtig das sechste große Artensterben der Erdgeschichte im Gange, das letzte (das. 5.) ließ vor ca. 65 Mio. Jahren u.a. die Dinosaurier aussterben. Heute aber handelt es sich um das erste anthropogene Artensterben, mit v.a. den Ursachen: Die industrialisierte Landwirtschaft zerstört weltweit angestammte Lebensräume für Tiere und Pflanzen, führt zu Überdüngung, Versauerung der Ozeane, zur Zerstörung von Korallenriffen; die fortschreitende weltweite Urbanisierung zerstört weitere Biotope.   

Unabsehbare Konsequenzen könnte das seit einigen Jahren beobachtete Insektensterben haben. Als Ursache können angenommen werden, so die Industrialisierung der Landwirtschaft, der Einsatz von verschiedenen Giften wie Glyphosat, die zunehmende Urbanisierung und Versiegelung des Bodens etc. Viele unserer Nutzpflanzen werden durch Insekten bestäubt, auch dürften ganze Nahrungsketten gefährdet werden. 

Zudem scheint es immer wahrscheinlicher,  dass die verschiedenen massenhaft eingesetzten Pflanzengifte auch den Homo sapiens selbst bedrohen.

Schon im Jahre 2015 führte das Krebsforschungsinstitut der Weltgesundheitsorganisation (IARC) aus, dass unter dem Einfluss der Pflanzengifte Tiere eindeutig häufiger verschiedene Krebsarten entwickeln. Glyphosat würde auch beim Menschen das Risiko für Lymphdrüsen- und Lungenkrebs sowie DNA-Schäden erhöhen. Diese Ergebnisse blieben allerdings nicht unwidersprochen.

Glyphosat z.B. könnte karzinogen, mutagen und reprotoxisch (d.h. die Reproduktion beeinträchtigend, z.B. zu Missbildungen etc. führend) sein (vgl. „Le monde“, 10. September 2019, S. 7).    

Eine Reihe von Studien der US-Amerikaner Anthony Samsel und Stephanie Seneff (2013-16)  bestätigten heimtückische Wirkmechanismen von Glyphosat: Es scheint, dass mit der Zeit Glyphosat beim Menschen zunehmend Entzündungen fördert, so dass Zellverbände im ganzen Körper untergehen können. Nach den Autoren kann das zu Magen-Darm-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Diabetes, Herzerkrankungen, Depressionen, Autismus, Unfruchtbarkeit sowie Krebs und Alzheimer führen.

Neben Neonicotinoiden vermuten viele Forscher auch, dass Glyphosat bei dem Insektensterben eine wesentliche Rolle spielt: Studien von niederländischen, deutschen und britischen Wissenschaftlern verstärken den Verdacht, dass Pestizide generell zumindest mitverantwortlich sind für das massenhafte Sterben von Bienen, Schmetterlingen und Vögeln. Jedenfalls tötet Glyphosat Ackerwildkräuter und zerstört großflächig die Nahrungsgrundlage von Insekten. 

 In Frankreich gab es im Herbst 2019 einen Disput über die Größe der Pufferzone zwischen Wohnbereichen und den Feldern, auf denen Pestizide oder Herbizide wie Glyphosat oder Lindan [12a] ausgebracht werden.

 

Vorgeschlagen wurden auch 1 m oder 10 m für höhere Kulturpflanzen (wie Obstbäume oder Rebstöcke) und 5 m für niedrigere Kulturen wie Getreide.

Die Agrarlobby plädiert für geringe Pufferzonen, alles andere sei „Wahnsinn“, nicht nur für die Bauern, sondern auch für die Verbraucher. Sonst müssen zuviele mögliche landwirtschaftliche Flächen ungenutzt bleiben.

Auch im französischen Landwirtschaftsministerium neigt man dazu, die gesundheitlichen und ökologischen Belange vor den Interessen der Agraglobby zurücktreten zu lassen, - im Gegensatz zum Ministerium für ökologischen und solidarischen Umbau. Das Landwirtschaftsministerium schätzte bei einer 150 m-Pufferzone zu Wohngebietenkäme es zu einer „Amputation“ der landwirtschaftlich genutzten Flächen um 20 – 30 % (vgl. „Le monde“, 10. September 2019, S. 7). Tatsächlich gibt es seit 2009 eine europäische Direktive, solche Pufferzonen zu bewohnten Gebieten festzulegen  - bislang ohne Wirkung? 

Vielfach werden die vorgeschlagenen Minimaldistanzen als völlig unzureichend kritisiert (vgl. Abb. unten).  

François Veillerette, Gründer und Sprecher der französischen Umweltorganisation „Générations futures“ ( Zukünftige Generationen) warnte davor, die Gesundheit der Bevölkerung zu gefährden, indem zu kleine Pufferzonen festgelegt werden, die durch Winde oder auch Verdunstung der Pestizide leicht überwunden werden könnten. Selbst geringe Dosen könnten endokrine Störungen bei Kindern und Föten hervorrufen  (vgl. „Le monde“, 10. September 2019, S. 7). 

Der US-amerikanische Ameisenforscher und (eigenliche Begründer der ) Soziobiologe Edward Osborne Wilson (1929 - 2021) veröffentlichte schon 1984 seine Schrift „Biophilia“, mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Erhaltung der Artenvielfalt. Er verglich die Zerstörung des brasilianischen Urwaldes zur Ernährung einer wachsenden Anzahl von Menschen mit dem Verbrennen eines Renaissancebildes, um das Abendessen kochen zu können (vgl. Tagesspiegel, 28. Dezember 2021, S, 16). Jede bedrohte Art habe einen unschätzbaren Wert für die Menschheit: Jede einzelne Spezies, die man aussterben lässt, sei für uns alle ein unersetzlicher Verlust. Menschen seien zu einem Gutteil gerade aufgrund ihrer besonderen Beziehungen zu anderen Organismen menschlich. Durch diese Beziehungen entstünde die Matrix, von der aus sich der menschliche Geist entwickelte und in der er dauerhaft gründete (vgl. Wilson 1984, a.a.O.). Wilson plädierte für eine „Ethik der Naturbewahrung“, denn der wissenschaftliche Fortschritt ginge Hand in Hand mit einem vertieften Verständnis von Natur und Naturschutz: In dem Maß, in dem wir andere Organismen verstehen lernten, würden sie auch in unserer Wertschätzung steigen (vgl. Wilson 1984, a.a.O.), - vielleicht eine trügerische Hoffnung. 
  • … die weltweite Zerstörung landwirtschaftlich nutzbarer Böden, z.B. durch Bodenversiegelung,

und Verstädterung, Urbanisierung: Der belgische Umweltforscher Eric Lambin wies auf die ökologische Paradoxie der Städte hin. Zum einen sind Städte, ist die Urbanisierung „… die radikalste Form der Veränderung des natürlichen Milieus: die Natur wird fragmentarisiert, die Erdoberfläche wird betoniert, das Wasser eingedämmt und kanalisiert und die Nacht durch künstliches Licht zum Tag gemacht. Ein artifizielles Universum ersetzt die natürlichen Ökosysteme. Der Rückzug der Natur geschieht vollständig: Stadt ist Gegennatur“ (Lambin, S. 171, a.a.O.).

Zum anderen aber ist die Urbanisierung „… die effizienteste und ökologischste Form der Besiedelung unseres Planeten, denn sie konzentriert die Hälfte der Menschheit auf weniger als einem Prozent der Landmassen… Der geographische Zusammenschluss menschlicher Aktivitäten sorgt für eine hohe Ökonomik bei der Energieproduktion, beim Transport und der Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen… Die räumliche Konzentration der Bevölkerung zerstört lokal die Natur, steigert aber die ökologische Effizienz der Wirtschaftsleistung“ (Lambin, S. 171, a.a.O.). Bei dieser Effizienz handelt es sich meines Erachtens allerdings nur um eine relative Effizienz: auch heute werden zum Beispiel beim Transport von Gütern und Dienstleistungen enorme Ressourcen verschwendet. Von einer Nachhaltigkeit kann nicht die Rede sein.

Zudem sind viele heutige Städte gekennzeichnet durch eine rapide Ausbreitung von Vorstädten, einer Zersiedelung von der städtischen Umgebung.

Bemerkenswert ist die hoffentlich nicht nur modische Gegenbewegung des „urban gardening“, die ja die Natur in die Städte zurückgeholt.

  • …. der weltweite Raubbau an natürlichen Ressourcen.

Dabei spielt das Erdöl eine besonders große Rolle. Im Jahre 2013 wurden weltweit in jeder Sekunde ca. 120 000 Liter Erdöl verbraucht (vgl. Greenpeace, S. 2, a.a.O.), soviel wie noch nie!

Greenpeace machte bereits seit Jahrzehnten u.a. auf die ökologischen Gefahren der Ölgewinnung und Öltransporte aufmerksam. Der Konzern Shell beabsichtigte 1995 die ausgedehnte Öllagerplattform in der Nordsee zu versenken. Aufgrund der Greenpeace–Aktionen und des öffentlichen Drucks in den Anliegerstaaten verzichtete Shell schließlich auf die Versenkung. Obwohl sich später herausstellte, dass die Greenpeace-Schätzungen über die Größe der Ölschadstoffe im Inneren der Brent Spar viel zu hoch waren, wurde drei Jahre später ein Versenkungsverbot für Offshoreplattformen in der Nordsee und im Nordostatlantik beschlossen.

Nach dem Unglück der Exxon Valdez – der Tanker lief 1989 vor Alaska auf ein Riff und verursachte eine Ölkatastrophe – begann Greenpeace mit einer internationalen Kampagne gegen die gefährlichen, unfallträchtigen Einhüllen-Tanker. 2010 trat ein weltweites Verbot dieser Tanker in Kraft.

Allerdings fanden Meeresbiologen auch noch 15 Jahre nach der Katastrophe umfangreiche Ölreste an der Küste von Alaska (vgl. Abb. oben).

Aber schon im normalen Betrieb fließen bei der Ölförderung ca. 8300 t Öl jährlich allein in den Nordostatlantik, da bei der Förderung von Öl das „Arbeitswasser“ (verschmutzt mit Öl und anderen Chemikalien) ins Meer abgelassen werden darf.

Jedes Jahr verliert die Menschheit ca. 400 Jahre gespeicherte Energie aus Flora und Fauna der Vergangenheit, in Gestalt von Kohle, Erdgas und Erdöl. 

Schon seit Jahren beschäftigt sich der interdisziplinäre Forschungsverbund „Verlust der Nacht“ mit der Untersuchung der ökologischen, kulturellen, gesundheitlichen etc. Auswirkungen des Kunstlichts – es gibt ca. 8 Mio. Straßenlaternen in Deutschland - auf die Natur: „Zugvögel beispielsweise können durch die taghellen Städte vom Wege abkommen, Singvögel sind gestresst, Insekten sterben zu Millionen am Hitzeschild der Straßenbeleuchtung. Fledermäuse werden geschädigt, Wanderfische kommen über beleuchtete Brückenelemente nicht hinweg. Und Menschen werden mehr und mehr in die Schlaflosigkeit getrieben, weil die Helligkeit ihre innere Uhr aus dem Rhythmus bringt“ (vgl. „Tagesspiegel“, 21. Februar 2015, S. 24).

Allein schon der millionenfache Tod der Insekten an nächtlichen Lampen und Laternen dürfte Auswirkungen auf das Ökosystem haben, denn sie fehlen als Nahrung für Vögel und Fische.

Der Einsatz schon von effizienteren und regelbaren Lampen könnte den CO2-Ausstoß senken, denn ca. 6 % des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland sind Folgen der Straßenbeleuchtung (vgl. „Tagesspiegel“, 21. März 2015, S. 25). Der deutsche Stromverbrauchs für Innen- und Außenbeleuchtung entspricht dem Ausstoß von jährlich 2 Mio. t CO2, d.h.  der vierfachen Energieproduktion des Kernkraftwerks Brockdorf. Der weltweite Energieverbrauch für Beleuchtung verursacht sogar 1900 Mio. t CO2 pro Jahr (vgl. www.verlustdernacht.de). 

Die in Industrieländern Allgegenwärtigkeit künstlichen Lichtes auch in der Nacht wirft auch für die menschliche Gesundheit Fragen auf.

Die Epiphyse (gr. ἐπίφυσις ‚Aufwuchs‘) oder Zirbeldrüse (lat.- anat. Glandula pinealis die Piniendrüse), ein zapfenförmiges Organ im Zwischenhirn,  produziert das Hormon Melatonin, das für den Schlaf-Wach- Rhythmus und wohl auch andere Zeitrhythmen des menschlichen Körpers (mit-) zuständig ist. Diese Hormonproduktion findet vorwiegend nachts, im Dunkeln statt. Melatonin wird umgangssprachlich auch „Schlafhormon“ genannt.

Die Sekretion des Melatonins wird durch Licht (am stärksten durch Sonnenlicht) gehemmt. Künstliches Licht in der Nacht, insbesondere Strahlung von LED-Bildschirmen, regen die Melatoninproduktion an und können so zu Einschlafproblemen führen.

In den Wintermonaten, wenn in unseren Breiten Tageslicht nur wenige Stunden herrscht, ist der Melatoninspiegel auch am Tage erhöht. So können Müdigkeit, Schlafstörungen sowie Winterdepressionen als Folge auftreten. Die kurzen Tageslichtphasen sollten deshalb für Spaziergänge genutzt werden, manche Ärzte empfehlen alternativ auch eine Lichttherapie mit einer Tageslichtlampe. Dabei wird die Produktion von Melatonin beendet bzw. Melatonin abgebaut,

Aber auch ein zu niedriger Melatoninspiegel kann Schlafstörungen bewirken. Mit zunehmendem Alter produziert die Epiphyse weniger Melatonin, die durchschnittliche Schlafdauer nimmt ab und Schlafprobleme treten häufiger auf. Der Melatoninhaushalt kann zudem durch Schichtarbeit, bei Fernreisen („Jetlag“) und die Zeitumstellung gestört werden. 

Fehlfunktionen der Epiphyse können außerdem zu sexueller Frühreife aber auch zur Verzögerung bzw. Hemmung der Geschlechtsentwicklung führen. 

  • … die Vorverlegung z.B. der Blütezeiten vieler Pflanzen u.a. in Mitteleuropa. Auch mit der Veränderung solcher Bioindikatoren (Zeigerpflanzen) beschäftigt sich die Wissenschaft der Phänologie.

Mit dem Klimaschutz wird unterdessen sogar von internationalen Konzernen wie Siemens geworben. Die Firma gab 2010 zum Aktionärstag in München ein „Klimaschutzquartett“ heraus, mit dem spielerisch u.a. über erneuerbare Energien, Elektromobilität und Kraftwerkstechnologien informiert wurde.

Natürlich waren die Spielkarten auch mit Eigenwerbung verbunden, angesprochen wurde z.B. die „Optimierung“ der technischen Anlagen des Klinikums Bremerhaven durch Siemens. Sie habe zu einer CO2-Ersparnis von 88000 t/a geführt. Diese Kohlendioxidmenge könnte durch 8,8 Mio. gepflanzter Bäume kompensiert werden[14]. 

Jedoch wurden in dem Quartett auch umstrittene Innovationen aufgeführt, so die CCS-Technologie, die Carbon Capture and Storage. Sie solle „… die Kraftwerksdabgase um bis zu 90% vom Kohlendioxid befreien“, so die Spielkarte „G1 Innovationen“.

Eine zusätzliche Gefahr für das Klima stellt der  weltweit rapide anwachsende Energieverbrauch dar, auch durch technische Innovationen. Nach Berechnungen belastet das Internet die Umwelt mehr als der gesamte Flugverkehr, wobei berücksichtigt werden muss, dass ca. 69 % der Dateimengen für Unterhaltungszwecke genutzt werden. Festzuhalten ist jedoch, dass Streamingdienste, „soziale“ Medien und Internetplattformen sehr energieintensiv sind und in deutlichem Umfang zur Klimakatastrophe beitragen (vgl. Tag des Internets). 

Zu der Ausstellung „Von Luther zu Twitter“ im DHM zu Berlin im Herbst 2020 präsentierte die Künstlerin und Forscherin Joana Moll  (*1982) eine erschreckende Berechnung: Google.com wird weltweit in jeder Sekunde ca. 52 000mal aufgerufen, es ist die meistbesuchte Internetseite überhaupt. Alle diese Aufrufe führten durch ihren Energieverbrauch in jeder Sekunde weltweit zu ca. 500 kg zusätzlichen CO2-Emissionen.

Ein „erwachsener“ Baum dagegen absorbiert jährlich im Durchschnitt ca. 21,7 kg CO2. Also benötigt man ca. 23 Bäume ein Jahr lang, um die erzeugten CO2-Emissionen der sekündlichen Google-Aufrufe auszugleichen.   

Seit einiger Zeit wird vorgeschlagen, den Begriff „Survival migrants“ für Klimaflüchtlinge zu verwenden (vgl. apabiz-Monitor Nr. 81, Rundbrief vom März 2018). Die Flüchtlingskonvention von 1951 müsste um den Fluchtgrund Klimawandel erweitert werden.

 

Das enorme Migrationspotential insbesondere Afrikas dürfte in der Zukunft noch zunehmen, auch aus ökologischen Gründen. Der Klimawandel, der Wassermangel, die Dürre und Desertifikation, andererseits Überflutungen und Degradation der Böden werden starke push-Faktoren für anwachsende Migartionen aus Afrika sein. Zu den pull-Faktoren seitens Europas dürften die relative politische Stabilität und Rechtsstaatlichkeit sowie die Sozialpolitik zählen.   

  • die Ebene der Sicherheit: U.a. beschäftigte sich 2013 die interdisziplinäre vergleichende Studie „Climate and Conflict – Quantifying the influence of Climate on Human Conflict“ von Marshall Burke/Salomon M. Hsiang/ Edward Miguel (Science, 10.1126/Science.1235367) mit der Frage, ob der Klimawandel die Gewalt unter Menschen fördere, verstärke. Die Ergebnisse belegten einen eindeutigen statistischen Zusammenhang zwischen Niederschlagsmengen und Temperaturabweichungen und gewaltsamen zwischenmenschlichen  Konflikten, so durch Auswirkungen wie Ernteausfälle oder Arbeitslosigkeit. 

Nachgewiesen wurde durch die Studie, dass in den USA „Hitzesommer“ zu einem klaren Anstieg von gewalttätigen Konflikten führten. Desgleichen korrelierten Wetteranomalien und Niederschlagsextreme in tansanischen Dörfern mit der Anzahl von angeblichen „Hexenmorden“. Lokale Gewalt, ja ganze Bürgerkriege scheinen in einem deutlichen Zusammenhang auch mit Temperaturanomalien zu stehen, nicht nur in Ostafrika.

 

Die katastrophale Dürre, die Syrien von 2007 bis 2010 heimsuchte, war die wahrscheinlich schlimmste in der modernen Geschichte des Landes. Ca. 1,5 Mio. Syrer verließen ihre ländliche Heimat und zogen in die städtiscen Ballungsgebiete, oft ohne eine halbwegs sichere Zukunftsperspektive. Wie Henry Fountain (in der NYT vom 2. März 2015, S. A13) ausführte, waren die Folgen der Dürreperiode zumindest ein „katalytischer“ Faktor für die wachsende Unzufriedenheit mit dem herrschenden System in Syrien, der schließlich im März 2011 zu den Aufständen und dem Bürgerkrieg führten.  

Insgesamt folgerten die Autoren der Studie „Climate and Conflict“, dass die zukünftige anthropogene Klimaveränderung zu einem deutlichen Anstieg der zwischenmenschlichen Konflikte führen dürfte, - eine These, die allerdings nicht unumstritten blieb.   

 

Ertharin Cousin (*1957), die US-amerikanische Vorsitzende des Welternährungsprogramms (WFP) warnte am 2. Dezember 2015 auf der Pariser Klimakonferenz, dass der Hunger in der Welt, verbunden mit dem Klimawandel zu Massenmigrationen führen dürfte, wenn es nicht zu einer ambitionierten internationalen Vereinbarung gegen die globale Erwärmung komme. Cousin führte aus, dass die Menschen sich bewegen, ihre Heimat verlassen, wenn sie dort nicht genug zu essen haben. Nahrungsmittelunsicherheit, wo auch immer, führe zu weltweiten Sicherheitsproblemen. 

Auch könnte der Klimawandel durch Erderwärmung bis zum Ende des 21. Jhdts. irreversible Schäden nach sich ziehen, die auch die Ernährung der Menschheit massiv gefährden könnten.

Allein im Jahre 2014 gingen ca. 12 Mio. ha landwirtschaftlich genutzte Flächen durch Wüstenbildung verloren.  

 

Auch das US-Verteidigungsministerium erklärte in einem Bericht im Jahre 2015, dass der Klimawandel eine ernste und anwachsende Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA sei, insbesondere durch die zunehmenden Naturkatastrophen, Flüchtlingsströme und Konflikte um grundlegende Ressourcen wie Nahrung und Wasser (vgl, „Daily Sabah“, 3. Dezember 2015, S. 11).

 

  • Eine besondere Gefahr geht m. E. vom Techno –Chiliasmus aus   ... ein-und ausbauen

Interessant erscheinen in diesem Zusammenhang einige Strömungen des Akzelerationimus, einer politischen Theorie, die davon ausgeht, den Kapitalismus mit seinen eigenen Mitteln – etwa Technologien wie dem Internet – überwinden will, den Fortschritt hin zu einer menschenfreundlicheren Zukunft beschleunigen will, so z.B. der österreichische Philosoph Armen Avanessian (*1973),  

 

 

Die Umweltzerstörung hängt ursächlich mit der gegenwärtigen Produktions- und Konsumform zusammen. Die Umwelt wird nicht aus Bosheit der Kapitalisten zerstört, sondern weil diese aufgrund der globalisierten Konkurrenz mit anderen Anbietern die Produktionskosten senken müssen, auch auf Kosten der Umwelt.

Der Kanadier Charles Taylor (* 1931) – der als einer der bedeutendsten Philosophen der Gegenwart gilt (vgl. Jessen, S. 123, a.a.O.) – meinte, im gegenwärtigen Kapitalismus drohe „... die entfesselte Ökonomie unsere ökologischen und kulturellen Grundlagen zu zerstören“ (Taylor, in Jessen, S. 9, a.a.O.). Er könne zu „... irreversiblen Umweltkatastrophen führen. Jeder weiß, dass die einzige Hoffnung, beispielsweise in Bezug auf die Treibhausgase, in der globalen Zusammenarbeit liegt...“ (Taylor, in Jessen, S. 13, a.a.O.).

 Auch der US-amerikanische Ökonom Jeremy Rifkin (*1945) stellte fest, dass die wirtschaftliche Entwicklung die „... fragile Biosphäre, von der alles Leben auf der Erde abhängt“, gefährdet. „... Wir vergeuden weiterhin die verbliebenen fossilen Brennstoffreserven, blasen immer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre, zerstören die Ökosysteme, gefährden das Überleben unserer Mitkreaturen...“ (Rifkin, in Jessen, S. 64, a.a.O.).   

Bedeutsam ist festzuhalten, dass der Wachstumszwang der kapitalistischen Wirtschaft den globalen Klimawandel befeuert, antreibt, verstärkt (vgl. Wichterich [14a]  S. 9, a.a.O.).

  

Vielfach wird die „Bioökonomie“als Lösung für die ökologischen Probleme der Zukunft gesehen. wie eine Art Zauberwort von Marktwirtschaftlern zur Bekämpfung von Ressourcenknappheit, Krankheiten, Hunger oder Klimawandel. Bioökonomie ist die Vorstellung, zukünftig Rohstoffe, Energie oder Ressourcen zur industriellen Nahrungsmittelproduktion aus lebendem Material, aus Pflanzen, Pilzen, Bakterien oder Viren zu gewinnen. Bioökonomie soll auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft abzielen.

Mit der „Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“ fördert die deutsche Bundesregierung diese Technologie und Wirtschaftsform, bei der es darauf ankomme, den „Werkzeugkasten der Natur“ mit dem „Ideenreichtum des Menschen“ zu verbinden. Die Bioökonomie ziele auf  eine wissensbasierte, international wettbewerbsfähige Wirtschaftsform. Die „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ nennen „fünf wesentliche Handlungsfelder“:

• die weltweite Ernährung sichern

• Agrarproduktion nachhaltig gestalten

• gesunde und sichere Lebensmittel produzieren

• nachwachsender Rohstoffe industriell nutzen

• Energieträger auf Basis von Biomasse (vgl. www.bmbf.de/de/biooekonomie-neue-konzepte-zur-nutzung-natuerlicher-ressourcen-726.html)

Als Beispiele werden genannt ….  

  • die Ersetzung klimaschädlichen Erdöls durch pflanzliche Rohstoffe bei der Herstellung von Kunststoffen
  • die „Optimierung“ von  Pflanzen soll trotz klimatisch bedingter Dürren oder Überflutungen die weiter wachsende Menschheit ausreichend mit gesunden Nahrungsmitteln versorgen.

Es scheint allerdings, dass durch die Bioökonomie alles Leben zur Ware werden, die Natur vollständig vermarktet würde (vgl. dazu: von Lüpke, a.a.O.). Zudem verspricht die Bioökonomie, dass die wachstums- und wettbewerbsorientierten Produktionsverhältnisse und –formen, der gesamte gesellschaftliche Lebensstil nicht grundlegend geändert werde müsse, um zukunftsfähig zu bleiben. 

Ist die Bioökonomie vielleicht eine extreme Form des Techno-Chiliasmus?

Kim Weidenberg wies darauf hin, dass der Resilienz-Diskurs, „… die Frage nach der immer besseren Anpassung an den Klimawandel …. die Diskussionen … entpolitisiere“ (Weidenberg, S. 10, a.a.O.).

 

Die Zukunftsaussichten für die irdische Umwelt erscheinen für unsere Enkel und Urenkel als düster, werden aber durchaus als unterschiedlich düster gesehen.

Der australische Mikrobiologe Frank Fenner (an der ANU; der Australian National University Canberra;1914. – 2010) ) prognostizierte, dass es den Homo sapiens in 100 Jahren nicht mehr geben werde, wenn nicht der Klimawandel aufgehalten, das Bevölkerungswachstum und die Umweltzerstörung gestoppt und der Konsumfetischismus sowie der Raubbau an den irdischen Ressourcen beendet würden. Das Schicksal der Osterinseln sollte uns warmen, - wie schon Jared Diamond erkannte (vgl. Cumhuriyet, 4. Dezember 2015, Beilage „Bilim ve teknoloji, S.10).

 

Stephen Hawkings (* 1942), der vielleicht berühmteste Physiker der Gegenwart, prognostizierte, dass ohne eine extraterrestrische Kolonisation die Menschheit die nächsten 1000 Jahre nicht überstehen könne. Denn die unbegrenzte Konsumlust sei ein Teil der menschlichen Natur, Umweltzerstörung und Ressourcenraubbau würden von daher der Menschheit ein Ende bereiten (vgl. „Cumhuriyet“, 4. Dezember 2015, Beilage „Bilim ve teknoloji“, S. 10).

 

Die Ergebnisse des Weltklimagipfels von Paris vom 12 Dezember 2015 sind m.E. zwiespältig.
Am Ende der zwölftägigen Verhandlungen in Paris besiegelten Vertreter von 195 Staaten gemeinsam einen universellen Klimavertrag. Beschlossen wurde, dass der mittlere Temperaturanstieg der Atmosphäre deutlich unter 2°C gehalten werden soll. Zudem werden Aktionen angestrebt, die Temperaturerhöhung unter 1,5°C zu halten. Der Klimavertrag soll 2020 in Kraft treten (vgl. Le monde, 10./11. Januar 2016, S. 5).

Das Pariser Klima-Abkommen verpflichtet von 2020 an alle Staaten, mit konkreten Fünfjahresplänen zu klären, wie ihre Treibhausgasemissionen gesenkt werden.  

 

Der Begriff Dekarbonisierung, d.h. die Umstellung der Wirtschaftsweise in Richtung auf einen niedrigeren Umsatz von Kohlenstoff, v.a. durch den Verzicht auf eine Energiegewinnung aus endlichen  fossilen Brennstoffen, mit dem Ziel einer CO2 –Neutralität - kommt in dem Protokoll nicht vor (vgl. „Freitag“, Nr. 51, vom 17. Dezember 2015, S. 2).

 

Im Jahre 2018 arbeiteten in Europa ca. 260 große Kohlekraftwerksblöcke, in China sind es mehr als 5000. Auch aus den modernsten Kohlekraftwerken mit aufwändigen Abgasreinigungen gelangen ultrafeine Partikel (UFP, Aerosole [15] soweit sie sich in der Luft befinden) in die Umwelt. Als ultrafeine Partikel oder Ultrafeinstaub werden luftgetragene Partikel mit einem Durchmesser zwischen 1 und 100 nm bezeichnet. Man kann sie weder sehen noch riechen oder fühlen, aber sie entstehen in großer Zahl z.B. durch den Flugverkehr.

Feinstäube sind ein lungengängiges [16] Gemisch aus festen und flüssigen Partikeln, aus Ruß (Kohlenstoff), Mineralstaub, Gummiabrieb, u.U. Dioxinen, Metallen wie Blei, Aluminium oder Quecksilber.

Die Verweildauer der Partikel in der Atmosphäre ist meist kurz, sie hängt ab von der Größe der Partikel sowie ihrer Höhe in der Atmosphäre.

Die Wirkung von UFP hängt von ihrer Beschaffenheit und ihrem Ort in der Atmosphäre ab. Rußpartikel zum Beispiel bewirken in der Troposphäre  einen Temperaturanstieg, denn sie absorbieren das Sonnenlicht und geben so Wärmestrahlung ab. Umgekehrt fangen Rußpartikel in der Stratosphäre durch ihre Absorption das Licht ab.Weniger UV-Licht erreicht die Troposphäre und die dortige Temperatur sinkt.

Mineralpartikel hingegen mit ihrer oft hellen reflektierenden Oberfläche sorgen in der Troposphäre durch ihre abschirmende Wirkung für deren Abkühlung. Wenn sie sich in der Stratosphäre befinden, bewirken sie deren Erwärmung.

 

Der Umweltphysiker Wolfgang Junkmann vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) unternahm gemeinsam mit einem australischen Kollegen in den vergangenen 15 Jahren eine Vielzahl von Messflügen rund um den Globus mit dem  weltweit kleinsten bemannten Forschungsflugzeug, einem fliegenden Labor.   

Die Wissenschaftler untersuchten so die Atmosphäre auch außerhalb städtischer Zentren, speziell in Regionen mit auffälligen Niederschlagstrends. Natürlich Quellen feiner Partikel sind beispielsweise Waldbrände, Staubstürme oder Vulkanausbrüche, meist jedoch liegen diese Partikel nicht im Nanometerbereich.

Die Konzentration von UFP im Nanobereich stieg - stellten die Klimaforscher fest - auch in vielen abgelegenen Gebieten deutlich an. Die neuen, zusätzlichen Partikel haben jedoch keinen natürlichen, sondern einen anthropogenen Ursprung – v.a. die Kohlekraftwerke (vgl. Junkmann, a.a.O.). 

In der Abluftfahne des Kohlekraftwerk Boxberg in der Lausitz haben die Forscher noch in 20 km Entfernung bis zu 85 000 Partikel pro Kubikzentimeter gemessen (vgl. Junkmann, a.a.O.).

In der Stadtluft befinden sich durchschnittlich zwei Drittel mehr UFP als in Landluft.

Weltweit – schätzte Junkmann – könnten ca. 10 29  ( 100 000 Quadrillionen) ultrafeine Partikel aus Kohlekraftwerken entstehen und in die Atmosphäre gelangen – „… anderthalb mal so viele Partikel, wie bisher aus allen menschengemachten Quellen vom Straßenverkehr bis zu Industrieprozessen oder offenen Kaminen pro Jahr geschätzt werden“ (vgl. Knauer, S. 25, a.a.O.).  

 

Wenn sich die ultrafeinen Partikel zusammenballen, werden sie groß genug, Wolken zu beeinflussen. Um die Partikel als Kondensationskerne entstehen mehr, aber viele kleine Wassertropfen, u.U. zu klein, um zu einem Regentropfen (max. Durchmesser 8 mm) zu wachsen. Sind nur wenige Partikel in der Luft, bilden sich große Tröpfchen, die dann mit großer Wahrscheinlichkeit auch zusammenstoßen: So regnet es rasch. Sind hingegen viele Teilchen vorhanden, bilden sich auch zahlreiche kleinere Tröpfchen, deren Wahrscheinlichkeit zusammenzustoßen aber geringer ist. Es bilden sich so (z.B. nach Waldbränden) große Wolken, die jedoch kaum Regen abgeben. „Die ultrafeinen Teilchen können also dafür sorgen, dass es seltener regnet und so Dürreperioden wie im Sommer 2018 weiter verstärken“ (vgl. Knauer, S. 25, a.a.O.).

Deshalb kann es dazu kommen, dass sich in höheren Schichten der Atmosphäre mehr Wasserdampf ansammelt,

und das Klima so weiter aufgeheizt wird. Umgekehrt kann der zusätzliche Wasserdampf aber auch zu Starkregen und extremen Wetterereignissen beitragen.

„‘Da die Kohlekraftwerke gleichzeitig über das ausgestoßene Kohlendioxid den Klimawandel verstärken, liefern ultrafeine Teilchen ein weiteres Argument, das Abschalten der Kohlekraftwerke nicht weiter auf die lange Bank zu schieben‘ meinte KIT-Forscher Wolfgang Junkmann“ (vgl. Knauer, S. 25, a.a.O.).   

 

Die ansteigende Exposition von UFP könnte auch gesundheitliche Auswirkungen haben. Strittig ist schon die Frage, ob nicht schon nur ein UFP pathogen sein könne.  

Als Auswirkungen von UFP werden befürchtet u.a. Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz oder Lungenkrebs - letzterer wurde von der WHO bestätigt.  Manche Mediziner errechnen allein für Deutschland bis zu 35000 Tote jährlich durch die Luftverschmutzung – bis zu 10mal mehr als die Unfalltoten im Straßenverkehr. Dabei ist allerdings eine problematische Trennschärfe bei den Todesursachen zu berücksichtigen.

Allerdings urteilte ein Literatur-Gutachten des Bundesumweltamtes vom Jahre 2018, dass die die Studienlage noch keine konsistente Aussage über gesundheitlichen Effekte von UFP erlaube.

 

Einige Anhänger der Marktwirtschaft (so z.B. im Stern-Bericht von 2006) hoffen, die drohende ökologische Katastrophe auch die Biodiversitätsverluste durch die Einführung von Preisen für natürliche Ressourcen anwenden zu können.

Ein Beispiel dafür sei der Emissionshandel für CO2 – Emissionen.

Die Einführung von Preisen würde das „Markt-Versagen“, die „ökonomische Unsichtbarkeit“ der Natur beenden. Grenzwerte überhalb derer Kompensationszahlungen erfolgen müssten, sollten im Kyoto-Protokoll festgelegt werden. 

Die deutsche Historikerin und Autorin Susanne Götze (*1980) bemerke Paradoxien, widersprüchliche Entwicklungen hinsichtlich der Klimapolitik in der verschiedenen Ländern.

So z.B. in Norwegen, dass beim Strom schon jetzt (2020) quasi komplett erneuerbar ist und schon ab 2025 keine Verbrennerautos mehr zulassen will. Umgekehrt aber erlaubte ein norwegisches Gericht kurz vor Weihnachten 2020 Erdölfirmen in der Arktis klimaschädliches Gas und Öl zu fördern (vgl. Götze, S. 4, a.a.O.).

 

Ganz ähnliche Paradoxien gibt es auch in Deutschland. Zwar gibt es ab 2021 erstmals einen – wenn auch niedrigen (25,- €/t) – CO2-Preis, umgekehrt aber werden weiterhin z.B. klimaschädliche fossile Brennstoffe staatlich subventioniert (vgl. Götze, S. 4, a.a.O.).  

 

Leugner des anthropogenen Klimawandels behaupten bis heute (2017), er sei eine „chinesische Erfindung zum Schaden der amerikanischen Wirtschaft“ (vgl. SZ, 12. September 2017, S. 15). 

  • ….. die besondere Rolle der sozial-ökonomischen Ebene: Nach der aktuellen Studie „Climate Inequality Report 2023“  des Pariser „World Inequality Lab“  verursacht „… das reichste eine Prozent der Welt etwa 17 Prozent aller Treibhausgase. Die reichsten zehn Prozent der Menschen sind für fast die Hälfte der Emissionen verantwortlich. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung – also vier Milliarden Menschen – kommen zusammen auf nur zwölf Prozent der Emissionen. Fazit: Der Kapitalismus führt die Menschheit in die Klimahölle“ (vgl. „Junge Welt, 29./30. Juli 2023, S. 1).

 

Von daher wäre eine sozialökologische Transformation nötig,, ein grundsätzlicher Wandel der Wirtschaftslogik, ein Ende der Wachstumsideologie, ein grundsätzlich neuer Produktions- und Konsumstil, basierend auf einer echten Nachhaltigkeit, Dauerhaftigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Ressourcensparsamkeit. Dies wird m.E. ohne eine Veränderung der Besitzverhältnisse an Produktionsmitteln in Richtung auf eine gerechtere, gleichere, demokratisch-sozialökologische Gesellschaft nicht möglich sein.      

 

(unveränderlich, jeweils am 5.Juni, nach dem Gregorianischen Kalender; zum Gedenken an die erste Weltumweltkonferenz, die am 5. Juni 1972 in Stockholm eröffnet wurde)

 

© Christian Meyer

 


[1] Der Pschyrembel – das medizinische Nachschlagewerk im deutschsprachigen Raum – führt  (bislang) zum Begriff Kohlendioxid nur knapp an, es sei ein Spurengas, das in der ausgeatmeten Luft des Menschen auf ca. 4,5 % angereichert sei. Gefährlich sei es von einem Anteil von 20 % in der Atemluft, denn dann drohe der Erstickungstod. 

[2] Priestley gelang es zudem durch einfaches Schütteln, „fixierte Luft“ in Wasser zu pressen und so das erste künstlichen Mineralwasser herzustellen

[3] Die Schätzungen von Brown et al. waren recht genau: Zwischen 1854 und 1954 stieg die globale CO2 Konzentration um ca. 10% (von 285 auf 313 ppm), wobei ungefähr 4%  von der Verbrennung fossiler Brennstoffe herrühren, der Rest von der Entwaldung und Veränderungen in der Landnutzung (vgl. http://www.globalcarbonproject.org/carbonbudget/17/fles/GCP_CarbonBudget_2017.pdf). An der Messstation am Mauna Loa lag der CO2-Anteil in der Erdatmosphäre Anfang der 1950er Jahre noch bei etwa 310 ppm, im Frühjahr 2013 stieg er erstmals auf 400 ppm.

  

[4] Der nach Süss  benannte „Süss-Effekt“ bezeichnet den Einfluss der Industrialisierung auf den 14C-Gehalt in der Atmosphäre. Seit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jhdt. wurden immer mehr fossile Brennstoffe wie Erdöl und Kohle verwendet, die aber – aufgrund ihres hohen Alters keine (nachweisbaren) 14C-Anteile mehr enthalten. So kommt es durch die Verdünnung des radioaktiven Kohlenstoffs bei Radiokarbon-Altersbestimmungen zu einem anscheinend höheren Alter der untersuchten Probe, was bei der Bestimmung des 14C-Alters berücksichtigt werden muss.   

[5] Von 1950 bis 1964 war Revelle Professor an der Scripps Institution für Ozeanographie in San Diego. Charles Keeling war ein Schüler von Revelle.  

[5a] Heute sind die jahreszeitlichen CO2-Schwankungen weiter angewachsen: Auf Hawaii  lagen sie um 1960 noch bei 6 ppm, 2016 sind sie auf  7 ppm angestiegen, in Alaska stiegen sie in demselben Zeitraum von 15 ppm auf 18 ppm. Klimaforscher erklären diese Zunahme um fast 25 % damit, dass die heutigen höheren regionalen Temperaturen Pflanzen im Norden stärker wachsen und assimilieren lassen (vgl. https://www.mpg.de/9862783/co2-schwankung-vegetation-erderwaermung). 

5b]  Der Dokumentarfilm „Wie Energiekonzerne den Klimawandel vertuschen - Die geheimen Machenschaften der Ölindustrie“ des deutschen Journalisten Johan von Mirbach (*1979) wurde am 24. August 2018 um 20.15 Uhr auf der ARD und am 4. Februar 2019 um 20.15 auf ARD-alpha gesendet.

[6] Der US-amerikanische Ökologe, Autor und Umweltaktivist Bill McKibben (*1960) wurde 2009 von dem Magazin „Foreign Policy“ auf ihre Liste der wichtigster 100 globalen Vordenker gesetzt.

[7] Nach anderen Berechnungen produzierte jeder Berliner durchschnittlich ca. 5 t CO2 pro Jahr (vgl. „Tagesspiegel“, 21. Februar 2015, S. 25).

[8] Jean Jouzel ist zudem – zusammen mit Al Gore – Träger des Alternativen Friedensnobelpreises des Jahres 2009.  Er war Mitautor mehrerer Sachstandsberichte zur Klimaentwicklung. 

[9]  Nach Jean Jouzel wurde 2015 die „symbolische Schwelle“ von 400 ppm CO2 in der Luft erreicht, während in der vorindustriellen Zeit die CO2-Konzentration bei etwa 280 ppm gelegen habe – ein Anstieg um mehr als 40%. Schließlich betonte Jouzel, es sei notwendig, mehr als 80% der weltweiten Ressourcen an fossilen Brennstoffen in der Erde zu belassen, wenn die Erderwärmung unter 2°C gehalten werden solle. Gegenwärtig (2015) würden jährlich weltweit ca. 40 Mrd. t CO2 emittiert, damit würde rasch die Höchstgrenze von rund 800 Mrd. t erreicht, was eine Überschreitung der 2°C-Marke bewirken würde. Die Nutzung der gesamten fossilen Brennstoffreserven zögen eine geschätzte Emission von mehr als 5000 Mrd. t CO2 nach sich (vgl. Le Hir, S. 6, a.a.O.).

Auch in der letzten Zeit stieg der Anteil der Treibhausgase in der Atmosphäre weiter an, im Jahre 2019 erreichte das Kohlendioxid einen Durchschnittswert von 410 ppm. Trotz einer gewissen „Corona-Delle“ stiegen die Werte auch 2020 an: Zu Weihnachten 2020 wurde auf Hawaii an der Messstelle Mauna Loa einen CO2-Wert von 413 ppm gemessen (vgl. Götze, S. 4, a.a.O.).   


[10] Der Sturm wurde San Felipe Segundo Hurricane genannt, weil er am Gedenktage der Seligsprechung von San Felipe de Jesus (14. September 1627) auf Land traf. „Segundo“, der Zweite wurde er genannt, weil an dem selben Tag im Jahre 1876 ein Wirbelsturm „San Felipe“) ebenfalls Puerto Rico verwüstete. Traditionell wurden die Stürme und Hurrikane immer nach den jeweiligen Heiligen-Gedenktagen benannt. Seit 1953 wurden die Stürme mit weiblichen Vornamen bezeichnet, seit 1978 mit Vornamen beider Geschlechter.   

[11] Vgl. den Vortrag des Limnologen Michael Hopfer vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie (am Müggelsee in Berlin) vom 11. Februar 2015 bei „pro seniores“ im Virchow-Klinikum.

[12] Die Asiatische Tigermücke (Stegomyia albopicta) war ursprünglich im tropischen und subtropischen Süd- und Südostasien beheimatet. Sie ist nur ca. 5 mm groß, äußerst aggressiv, sticht am Tage und sogar durch die Kleidung hindurch. Die Stechmückenart überträgt neben dem Chikungunya- Freber auch das Denguefieber, Gelbfieber und das West-Nil-Fieber.

Durch Transporte und den Tourismus verbreiteten sich die Tigermücken in immer neue Regionen Afrikas und Amerikas, seit den 1990er Jahren auch in Europa. Die Tigermücken sind mit dem Menschen eng vergesellschaftet und sehr anpassungsfähig. Durch die globale Erwärmung im Klimawandel dürfte sich die Asiatische Tigermücke weitere Siedlungsgebiete erschließen. Wissenschaftler der Universität Liverpool und der Royal Society prognostizierten, dass die Asiatische Tigermücke zwischen 2030 und 2050 in großen Teilen Europas die nötigen Lebensbedingungen vorfinden dürfte.

[12a] Lindan ist ein Insektizid, das seiner Nebenwirkungen wegen seit 1984 in West-Deutschland nicht mehr hergestellt, aber teilweise im Ausland noch verwendet wird. In der EU und der Schweiz sind unterdessen Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff verboten. 

[13] Mit „Lichtverschmutzung“ wird die Verschmutzung des durchschnittlichen nächtlichen Lichts (von Mond und Sternen) durch alle künstlichen Lichtquellen bezeichnet. Sie steigt jährlich , gemessen an der Lichtemission in den Weltraum, um 3-6% an (vgl. www.verlustdernacht.de).

[14] Dem liegt die Angabe. 100 Bäume könnten pro Jahr eine Tonne Kohlendioxid binden, zugrunde. Die CO2-Speicherfähigkeit von Bäumen hängt in der Realität von vielen Faktoren ab, so u.a. von der Baumart, dem Alter des Baums, seinem Standort oder der Bodenbeschaffenheit. Als ein Richtwert wird angegeben, dass ca. 80 Bäume jährlich eine Tonne Kohlendioxid binden können (vgl. http://www.handelsblatt.com/technik/energie-umwelt/klima-orakel-wie-viele-baeume-sind-noetig-um-eine-tonne-co2-zu-binden/3201340.html). Allein in den Regenwäldern der Amazonas-Region werden jährlich ca. 2 Mrd. t atmosphärisches Kohlendioxid gebunden, das ist mehr als z.B. Großbritannien jährlich an CO2 emittiert. In der Biomasse der Amazonas-Wälder sind weitere rund 100 Mrd. t gespeichert (vgl. Jörg Albrecht, 2015, a.a.O.). 

[14a] Die Soziologin Christa Wichterich ( * 1949) ist Hochschulllehrerin am Zentrum für Geschlechterstudien der Universität Basel.

[15] Aerosol“ ist ein Neologismus aus gr. „ἀήρ“ (āḗr)  ‚Luft‘ und lat.  „solutio  ‚Lösung‘ und bezeichnet  ein heterogenes Gemisch (eine Dispersion) aus festen oder flüssigen Schwebepartikeln in einem Gas, v.a. in Luft.

[16] Teilchen, die mindestens bis in den Bronchialbereich gelangen können, werden  „lungengängig“ genannt. Dazu gehören alle Partikel unterhalb eines Durchmessers von ca. 10 Mikrometer. Menschen atmen durchschnittlich 20 000 Mal täglich, das sind dann ca. 13 kg Luft.   

 

Abb.: Die Hockeyschläger-Kurve nach den Werten des IPPC-Berichts von 2001 mit verschiedenen Zukunftsprojektionen; die frühen Werte entstammen Berechnungen aus Eiskernbohrungen (Abb. aus Behringer, S. 257, a.a.O.)

 

Die Hockeyschläger-Kurve wurde erstmals um 1998/99 von den US-amerikanischen Klimaforschern Michael Mann, Raymund S. Bradley und Malcolm K. Hughes entwickelt. Sie vernachlässigt allerdings – zur Verdeutlichung der Tendenz – die Schwankungen der CO2 –Raten in den letzten 1000 Jahren. Tatsächlich aber war in der letzten 800.000 Jahren die CO2-Konzentration in der Atmosphäre nie größer als 300 ppm. Zwischen 1000 und 1750 n. Chr. lag der CO2-Anteil bei 275 bis 285 ppm. Ein Anstieg um 50 ppm über einen Zeitraum von 200 Jahren war 1970 zu beobachten. Dann aber stiegen die Werte immer rascher: in den nächsten 30 Jahren um weitere 50 ppm

Die jährliche Anstiegsrate zwischen den Jahren 1959 und 1969 lag bei durchschnittlich 0,86 ppm, in der Zeit von 2000 bis 2010 schon bei ca. 2 ppm.  

Abb. Tigermücke: Auffällig an der Asiatischen Tigermücke sind die gestreiften, „getigerten“ Hinterbeine und die weißen Striche auf dem Rücken und zwischen den Augen (Abb aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Asiatische_Tigerm%C3%BCcke#/media/File:CDC-Gathany-Aedes-albopictus-2.jpg)

Die obige Karikatur von Behiç Ak thematisiert das häufig anzutreffende völlige Unverständnis zum Problem der globalen Erwärmung bei vielen Hodschas (hier u.U. kenntlich an dem Bart und der Gebetskette) und vieler traditionell denkenden Menschen keineswegs nur in der Türkei. Eine Journalistin (links) fragt den mutmaßlichen Hodscha: „Was denken Sie zur Frage der globalen Erwärmung?“ Antwort: „Bei Gott, wir mischen uns nicht in die inneren Angelegenheiten der Welt ein... Sie sollen  sich auch nicht bei uns einmischen“ (Karikatur aus „Cumhuriyet“, 6. Dezember 2015, S. 20).

 Abb. des Potsdamer Geoforschungsgzentrums: Glazial-isostatische Anpassung

 

(subsidence Senkung;  Abb. aus :  https://www.gfz-potsdam.de/sektion/erdsystem-modellierung/themen/dynamik-der-festen-erde/glazial-isostatische-anpassung/)

 

 Der Große Rote Fleck auf dem Jupiter; farbverstärkte Aufnahme der Sonde Juno (Foto: Rex Features)

 

Abbn.: „Aufschluss von Permafrost in Ostsibirien“ und „Einzelstehende Lärche in der Tundra Ostsibiriens“ (Abbn. aus ProWissen, S. 81, a.a.O.)

Aufschlüsse werden in der Geologie Stellen an der Erdoberfläche genannt, an der die darunter liegenden Strukturen und Schichtungen sichtbar werden, Unterschieden werden traditionell natürliche (z.B. Canyons) und anthropogene (z.B. Steinbrüche) Aufschlüsse. In dem obigen Fall handelt es sich um einen neuen Typ von anthropogenem Aufschluss.

Durch den Klimawandel verschieben sich langsam auch die Vegetationszonen nach Norden bzw. nach Süden. So kommt es in der Übergangszone zwischen Taiga und Tundra zu einer langsamen Verschiebung der Waldgrenze und vermehrt zu einzelstehenden Bäumen in der (Noch-)Tundra. Tatsächlich bemerkten bereits nomadische Nenzen in Nordwest-Sibirien, dass sie der häufigeren Bäume wegen schlechter ihre Rentiere von weitem erkennen können. Bei kontinentalem Klima sind es Nadelbäume, z.B. Lärchen, bei Seeklima v.a. Birken, die die Baumgrenze bilden.

 

Durch aus der winterlichen Schneedecke herausragende dunkle Bäume könnte der Albedo-Effekt noch weiter verstärkt werden.  

Abb.: Karikatur aus der „Le monde“ vom 10. September 2019, S. 1;

 

„1 m oder 150 m“; diese Karikatur des bekannten französischen Karikaturisten Plantu (Jean Plantureux, *1951) entstand auf dem Hintergrund der französischen Debatte um die Pufferzonen um Wohngebiete in der Umgebung von Glyphosat-belasteten Feldern (s.o.). 

 

 

 

 

Abb.: Deutsche Briefmarke „Für den Umweltschutz“ von 1996 – „Schützt die Tropischen Lebensräume“

 

Abb. einscannen und einfügen: Ära des Globalen Kochens (Abb. aus. „Junge Welt, 29/30. Juli 2023,  S. 1).