15. Februar

 

Altrömisches Fest der Luperkalien

 

Die Luperkalien (von lat. „lupus“ = der Wolf) waren ein altes viertägiges römisches Reinigungs- und Fruchtbarkeitsfest, das bis zur Spätantike am 15. Februar  - bei der Annäherung des Frühlings -  zu Ehren des Gottes Faunus Lupercus [1] (lat. Faunus „der Wolfsabwehrer“) gefeiert wurde. In der Stadt war ein mit einem Ziegenfell umhangenes Bildnis des Gottes aufgestellt.

An den Nonen des Monats Februar gab der römische „Opferkönig“ (rex sacrificulus) die genauen Daten der monatlichen Feiertage, z.B. die Luperkalien bekannt.

Die Luperkalien waren das Hauptfest des alten italischen Herdengottes Faunus und angeblich schon vom sagenhaften Stadtgründer Romulus eingeführt. Der Festtag des 18. Februar wurde auch als „Dies februatus“ , d.h. Tag der Reinigung („februatio“) und Sühnung von bösen dämonischen Einflüssen bezeichnet. Das Fest wurde als Sühnung und Befruchtung der Stadt, ihrer Bewohner, des ganzen Landes und speziell der Herden verstanden.

Ausgangspunkt des Rituals war das Lupercal, eine dunkle heilige Grotte des Faunus Lupercus am Fuße des ca. 50 m hohen Palatin–Hügel (Palatinus mons), dem ältesten Teil der Stadt. Dies Heiligtum war vermutlich das älteste der Stadt Rom  

In der Höhle hatte dem Mythos nach die Wölfin Romulus und Remus gesäugt, in ihr soll  einst die bronzene Figurengruppe der Wölfin mit den Zwillingen gestanden haben (das Kunstwerk [2]der „Kapitolinischen Wölfin“, das sich nun im Palast der Konversatoren befindet, ist allerdings deutlich jünger).  

 

Das Fest begann mit einem Bocksopfer durch die „luperci“ (die Priester des Gottes; „luperci“ von „lup – arci“ = Wolfsabwehrer ??, vgl. A. & I. König, S. 49, a.a.O.) in der Grotte. Ihm folgte ein Opfermahl. Während des Opfers wurden zwei junge Männer patrizischer Abkunft herbeigeführt; die Opferpriester berührten deren Stirnen mit dem blutigen Messer. Dann wurde das Blut mit in der Milch getränkter Wolle wieder abgewischt: dabei sollten die Jünglinge lachen. Dieser Ritus wird heute als Symbol der Reinigung und Erinnerung an ältere Menschenopfer betrachtet.

Nach dem Opfer umgürteten sich die luperci einzig mit den Fellen derfrischgeschlachtetenOpfertiere (u.U. eine alte Hirtentracht [3]) und zerschnitten diese teilweise zu Riemen. Anschließend umkreisten die luperci nur mit dem Fell der Opfertiere bekleidet, Wölfe darstellend, den Palatin - Hügel. Verheiratete Frauen stellten sich dabei gerne den Priestern in den Weg und ließen sich von ihnen mit den Riemen in die Hand schlagen: dieser Ritus sollte Kindersegen bewirken.

A. und I. König betonen, dass der „… Umlauf um den Hügel … sicher eine reinigende und unheilabwehrende, die Schkäge mit den Riemen eine fruchtbarmachende Kraft“ hätten (vgl. A. & I, König, S. 49, a.a.O.).   

Darüber hinaus wurden die Luperkalien als rauschhaft ausgelassenes Fest v.a seit dem Ende der Republik beliebt und volkstümlich.

Gegen Ende des 5. Jhdts. waren in Rom alle traditionellen Feste dem Druck / Einfluss des Christentums erlegen – außer den Luperkalien. Sie wurden als letztes der noch bestehenden „heidnischen“ Feste vom römischen Senat vermutlich auf Initiative des Papstes Gelasius I. (Pontifikat 492-496) abgeschafft (vgl. Gregorovius, S. 180, a.a.O.).

Der Papst selbst verfasste eine Abhandlung zum Fest der Luperkalien, gerichtet an Andromachus, einen Senator, der das Fest verteidigte.  Gelasius meinte u.a., „…. nicht die Luperkalien seien am Verderben Roms schuld, sondern die Laster des Volkes,;der heidnischen Magie und der Fortdauer gottloser Gebräuche sei es zuzuschreiben, dass das Reich untergegangen sei …“ (vgl. Gregorovius, S. 180, a.a.O.).

 

Das Reinigungsfest der Luperkalien wurde ersetzt durch das Fest der Reinigung Mariä (Maria Lichtmeß), das auf den 2. Februar (bzw. nach orthodoxer Tradition auf den 15. Februar) gelegt wurde. Die dabei stattfindende Prozession mit brennenden Wachskerzen sollte – meinte Gregorovius – an verbotenen die „heidnischen“ Gebräuche erinnern  (vgl. Gregorovius, S. 181, a.a.O.)..



[1] Faunus, der altitalische Gott der Natur, Beschützer der Hirten und Bauern, wurde frühzeitig mit dem Wolfsgott Lupercus gleichgesetzt; strittig ist jedoch, wann das geschah. Die Römer setzten darüber hinaus Faunus mit dem griechischen Pan gleich. 

[2] Künstlerische Bearbeitungen des Wölfin - Mythos finden sich u.a. auch bei Rubens und Hans Sachs.

[3] Auch z.B. Marcus Antonius umkreiste derart bekleidet den Palatin.


(unveränderlich, nach dem altrömischen und julianischen Kalender)

© Christian Meyer