Abb.: „Hl. Rochus“ Holzschnitt um 1460, von Michael Wolgemut (1435-1519), einem Lehrmeister von Albrecht Dürer in Nürnberg  Abb. aus: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Michael_Wolgemut_Hl_Rochus_ubs_G_0172_II.jpg

16. August: Tag des Hl. Rochus / Rocco

 

Es gibt über das Leben des Hl. Rochus keine historisch gesicherten Erkenntnisse oder Quellen, auch wurde er nie förmlich von der katholischen Kirche heiliggesprochen. Dennoch gehörte Rochus Jahrhunderte lang zu den populärsten Heiligen überhaupt.

 

Nach einer im 15. Jhdt. entstandenen Legende wurde der heilige Rochus um 1295 in Montpellier (Hérault, Südfrankreich) geboren. Seit seiner Geburt hatte er ein wundersames rotes Kreuz auf der Brust. Er schenkte sein großes Vermögen den Armen und pilgerte nach Rom. Dort und anderswo heilte er viele Pestkranke, indem er sie mit seiner rechten Hand berührte. In der norditalienischen Stadt Piacenza erkrankte er selbst an der Pest, wurde aber auf wundersame Weise geheilt. Nach der Legende lebte der Heilige auch eine Zeitlang in der Wüste. Dort soll ein Hund sein treuer Begleiter gewesen sein. Er brachte ihm täglich in seiner Schnauze ein Brot, das er von unbekannter Hand erhalten hatte.

In seiner Heimatstadt Montpellier soll „Saint - Roch“ unerkannt fünf Jahre lang als Spion eingekerkert und am 16. August 1327 verstorben sein. Seine Reliquien werden seit ihrer Translation in der Rochuskirche in Venedig [1] aufbewahrt. Entlang der Handelswege nach Venedig fanden Wallfahrten zum Grab des Heiligen  statt.

 Auch Bruderschaften, wie die Bingener Rochus - Bruderschaft  verbreiteten die Verehrung des Heiligen.

 

Der heilige Rochus galt vor allem als der Schutzheilige gegen die Pest, wurde auch als einer der 14 Nothelfer angesehen. Er gilt als Patron der Ärzte, Apotheker, Chirurgen, Bauern, Gärtner, Gefangenen, der Krankenhäuser etc. Manche frommen Katholiken wenden sich bei Fußleiden, Geschwüren, Tollwut oder Viehseuchen an den Heiligen Rochus.

 

Bis heute ist der Rochus-Berg bei Bingen ein Zentrum der Verehrung des heiligen Rochus geblieben. Dort wurde nach einer großen Pest - Epidemie 1666 eine seither zweimal erneuerte Rochus-Kapelle errichtet. Dort findet seither am 16. August alljährlich das Rochus-Fest statt.

Johann Wolfgang von Goethe, der 1814 selbst an dem Fest teilnahm, schildert das damalige Fest in seinem Bericht „Aus einer Reise an Rhein, Main und Neckar 1814 und 1815“: ein Mischung aus Wallfahrt, Prozession und Volksfest mit viel Wein, - so ist das Fest wohl auch geblieben.

In einem Nebenraum der Kapelle wird das Bild aufbewahrt, das Goethe der Kapelle stiftete: es zeigt den Heiligen Rochus und ihn selbst.  

 

In dem süditalienischen Verbannungsort Carlo Levis spielte die Verehrung des Hl. Rochus (San Rocco di Tolve) eine bedeutende Rolle. Von der Kraft des Heiligen hatte er selbst „…. Proben und unmittelbare Gunstbezeigungen miterlebt. Tolve [2] ist ein Dorf in der Nähe von Potenza, und gerade in jenen Tagen hatte man, so wie alle Jahre, zu Anfang August eine Pilgerfahrt dorthin unternommen. Männer, Frauen und Kinder, aus allen umliegenden Provinzen nahmen, zu Fuß oder auf Eseln reitend, daran teil und wandern Tag und Nacht durch. Der heilige Rochus erwartet sie in der Luft über dem Dach seiner Kirche schwebend. ‚Tolve gehört mir, und ich beschütze es’, sagt der Heilige in den volkstümlichen Drucken, die ihn im braunen Gewand mit seinem goldenen Heiligenschein gegen den blauen Himmel des Landes darstellen“ (vgl. Levi, 1976, S. 34, a.a.O.).   

Bis heute finden auch in Deutschland am 16. August, am Namenstag des Heiligen, noch Rochus - Wallfahrten statt, so in Lohr am Main, in Bingen, in  Hanau oder (schon seit über 300 Jahren zur Erneuerung eines Gelübdes)  in der Rochus - Kapelle in Olpe / Sauerland.

 

In der Kunst wird Rochus dargestellt als Pilger mit Pestwunden am Oberschenkel, auf die er weist. Er wird oft begleitet von einem Hund mit Brot im Maul und einem Raben.

In der Oper „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven trägt der Kerkermeister den Namen „Rocco“.

Rochus ist entweder die latinisierte Form vom althochdeutschen „roho“, das mehrere Bedeutungen hatte: umsichtiger, starker Mann; Rabe; kampfschnaubender Heerführer“ [3], oder die latinisierte Form von frz. „la roche“ der Felsen.   

Im Mittelalter war der Name Rochus durch die Verehrung des heiligen Rochus relativ weit verbreitet. In Deutschland spielt der Name Rochus /Rocco heute keine große Rolle.

Eine Bauernregel lautet:

Wenn St. Rochus trübe schaut,

kommt die Raupe in das Kraut.

 

(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer



[1] San Rocco in Venedig wurde von dem Architekten Bartolommeo Buon (1417 - 1470) errichtet und im 18. Jhdt. umgebaut.

[2] Tolve liegt in der süditalienischen Provinz Potenza, in der Region Basilicata. 

[3] Vielleicht kommt daher auch der Ausdruck „einen Rochus auf jemanden / etwas haben“ =  wütend sein auf etwas / jemanden. Das althochdeutsche „rohon“ bedeutet „brüllen, grunzen“, unser heutiges Wort „röcheln“ kommt daher.