Abb.: Königin Tamara; Fresken im Kloster Betania

 

Abb.: Fresko aus dem Höhlenkloster Wardsia: Dargestellt sind Tamara (mit einem KIrchenmodell in den Händen) und ihr Vater Georg III. mit einem Engel, Maria und dem Jesuskind. Einige der dortigen erhalten gebliebenen Fresken sollen Tamaras Antlitz zeigen, sie sollen nach ihrem wahren Aussehen gemalt worden sein  

 

 

 

 

 

 

 

Königin Tamara, Detail aus den Fresken von Wardsia

 

14. Mai: Gedenktag der Hl. Königin Tamara von Georgien (georgisch – orthodox) - Tamaroba – Königin (georg. თამარ მეფე); Tamaras Gedenktag, der Tag der georgischen Königin Tamara (1160 - 1213) aus der Bagratiden-Dynastie, Tochter König Georg III. und Urenkelin von David dem Erbauer.  

 

Der weibliche Vorname Tamar geht auf drei alttestamentarische Figuren zurück,

  • die Schwiegertochter von Juda (1. Mose/Gen 38, 6) und eine Stammmutter Jesu (Math 1, 3)
  • eine Tochter König Davids (2. Sam 13, 1-22)
  • eine Tochter Absaloms (2. Sam 14, 27)

Zudem trug eine Stadt in Juda den Namen Tamar (1. Kön 9, 18), vermutlich beim heutigen „Tamar Bibel Park“ 60 km südlich des Toten Meeres in der Wüste. Heute hat auch ein Asteroid die Bezeichnung Tamar.

Die hebräische Bedeutung des Namens ist „Palme“, im Aramäischen „Dattelpalme“, als Symbol für Anmut und Schönheit. Im Ägyptischen bedeutete „Tamar“ „die, die das Land liebt“.

Königin Tamara stammte aus der alten georgischen Bagratidi-Dynastie und war die erste Frau in der Geschichte Georgiens, die 1184 (nach dem Tode von ihrem Vater Georgs III.) auf den Thron kam und zur Herrscherin wurde.

In erster Ehe heiratete Tamara den russischen Prinzen Juri, einen Sohn des Fürsten von Susdal. Die Ehe blieb kinderlos; sie endete – angeblich wegen Trunksucht und Immoralität Juris – mit seiner Ausweisung nach Byzanz. Vergeblich versuchte er zusammen mit einigen georgischen Adligen nach Tiflis zurückzukehren. Sein Heer wurde von tamaratreuen Truppen besiegt.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa bot Tamara daraufhin einen seiner Söhne als Ehemann an. Tamara aber heiratete 1189 einen ossetischen Fürsten, David Soslan. Mit ihm hatte Tamara den Sohn Georg und die Tochter Rusadan.

 

Als Königin modernisierte Tamara die Verwaltung, richtete Gerichtshöfe ein und erließ Proklamationen nur nach Absprache mit dem Adelsparlament Darbasi. Sie ließ die Todesstrafe abschaffen, genauso wie die Strafe der Verstümmelung. Sie richtete Kirchen und Klöster [1] ein, unterstützte Kunst und Wissenschaft und gab zum Beispiel Schota Rustaweli den Auftrag zur Dichtung des „Recken mit dem Tigerfell“.  

Schota Rustaweli,  ein Zeitgenosse in der Goldenen Ära Georgien widmete sein Epos „Der Recke im Tigerfell“ der Königin Tamara (die er vielleicht schwärmerisch verehrte; u.U. war er auch ihr Liebhaber):

     „Lasst Thamaren mich, die Fürstin, blut- und tränenschwer besingen ...

                               ... Dieser Sang sei ihr gewidmet, dass er ihren Glanz erneuer“

                                                                               (Rustaweli, Strophen 4 & 31, S. 35 & 38, a.a.O.).

 

Während der Herrschaft der Tamaras kam es zu einem dogmatischen Streit zwischen der monophysitischen armenischen und der orthodoxen georgischen Kirche. Es ging dabei um die Frage das Monophysitismus. Der damalige Katholikos Johan schlug vor, den Streit durch ein Gottesurteil zu beenden. Beide Seiten sollten nach ihrer Liturgie einen Gottesdienst vollziehen, die Gaben der Eucharistie sollten dann einem Hund vorgesetzt werden, der 3 Tage lang nichts zu Essen bekommen hatte. Der Hund soll - der Legende nach - die orthodoxen Gaben haben stehen lassen, gierig dagegen fraß er die armenischen auf. Einige armenischer Adlige sollen sich daraufhin „zum wahren Glauben“ bekehrt haben. Der dogmatische  Streit aber wurde nicht beendet.   

Allerdings kam es während ihrer Regierungszeit zu einer starken Konzentration von Macht und Reichtum in den Händen der georgischen Oberschicht. Dennoch gilt sie bis heute in Georgien als „gute Königin“, Sinnbild der goldenen Zeit Georgiens.

 

Im Jahre 1195 versuchten Seldschuken Georgien zu erobern, wurden aber bei Schamkori (Shamkir in Aserbaidschan) besiegt. Zuvor unternahm Königin Tamara barfuß eine Wallfahrt zur „Kirche der Muttergottes“ in Mtskheta.  

Anfang des 13. Jahrhunderts kam es zu einem erneuten Konflikt mit den Seldschuken, diesmal mit den Rum-Seldschuken von Konya. Sultan Soleiman II. drohte mit der Eroberung Georgiens. Königin Tamara unternahm erneut eine Wallfahrt, diesmal zur Ikone der Gottesmutter im Höhlenkloster Wardsia; anschließend ging sie barfuß zu den georgischen Soldaten und segnete sie. Daraufhin wurden 1203 die Angreifer nordöstlich von Arzam-i Rum (heute: Erzurum) besiegt.

 

Vom Jahre 1207 an teilte Tamara sich die Macht und den Thron mit ihrem Sohn Georg IV. Sie starb am 18. Januar 1213. Wo Königin Tamara beerdigt wurde, ist umstritten: Unter Umständen war es im georgischen Kloster Gelati.  Um ihren Tod ranken sich Legenden. So soll sie geäußert haben, ganz Georgien solle ihr Grab sein. Deshalb sollen vier verschlossene Särge aus der Aufbahrungskirche in alle vier Himmelsrichtungen abtransportiert worden sein. Die Sargträger hätten dann Selbstmord begangen, damit das Geheimnis für alle Zeiten bewahrt bliebe. 

 

Die Georgische Kirche hat Tamara heiliggesprochen und erklärte den 14. Mai zum ihren Gedenktag.

Die Regierungszeit dieser wohl ungewöhnlichen Frau gilt in der Geschichte als Goldene Zeitalter Georgiens.

 

(In Georgien unveränderlich am 14. Mai; orthodox am 1. Mai bzw. am 3 Sonntag nach dem orthodoxen Osterfest; der Namenstag für Tamara ist der 29. Dezember, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer



[1] Zum Beispiel wurde das Kloster Pitareti in Niederkartlien, südwestlich von Tiflis (esstammt aus dem 12./13. Jhdt.) z.T. während ihrer Regierung errichtet. 

Abb.: Karte von Georgien zur Zeit der Königin Tamara

 

Abb.: Königin Tamara auf der Vorderseite der 50-Lari-Banknoten Georgiens von 2016: Links: Überreste des  Höhlenklosters von Vardsia; Königin Tamar; Rechts: Darstellung der Königin aus dem  Pitareti-Kloster, 13. Jhdt.; darunter der Umriß des heutigen Staatsgebiets Georgiens.  

Der Festungs- und Klosterkomplex von Vardsia wurde in eine steile Felswand des Kleinen Kaukasus im südlichen Georgien hinein errichtet. Begonnen wurde die Anlage im 12. Jhdt. unter König Georg , dem Vater Tamaras, die weiter bauen ließ, u.a. an dem Kloster und der Kirche Mariä Himmelfahrt. Die Königin hielt sich 1193-95 während des Kriegs mit den Seldschuken mit ihrem Hof in Vardsia auf. Ende des 13. Jhdts. wurden große Teile der Anlage durch ein Erdbeben zerstört.  

 

 

Abb.: Die orthodoxe Metechi-Kirche (georg. მეტეხის ეკლესია) [1] in Tiflis. Sie wurde im 13. Jhdt. unter König Dimitri II. erbaut und steht auf dem Gelände der früheren Residenz der georgischen Könige auf enem Felsplateau über dem Steilufer der Kura. Von der eigentlichen Residenz ist nichts erhalten geblieben [2]. Die Kirche wurde mehrfach von Eroberern zerstört und wieder aufgebaut bzw. restauriert.  Archtektonisch handelt es sich um eine Kreuzkuppelkirche mit einem Tonnengewölbe und einem 24,5 m hohen Tambour.

 

In der Kirche befindet sich das Grab der Hl Schuschanik, einer georgischen Märtyrerin. Die christiche Ehefrau des damaligen georgischen Herrschers soll sich im 5. Jhdt. standhaft geweigert haben, zum Zoroastrismus der sassanidisch-persischen Eroberer überzutreten. Sie soll im Gefängnis gestorben sein und wird von der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche als Märtyrerin verehrt.

Nach der Revolution wurde die Metechi-Kirche enteignet und u.a. als  Bühne eines Jugendtheaters genutzt. Erst 1988 wurde das Gebäude nach einem Hungerstreik des späteren georgischen Präsidenten Swiad Gamsachurdia  der orthodoxen Kirche zurückgegeben (Photo: Axel Matusch, Juli 1970).  


[1] Der Name Metechi-Kirche soll auf König Wachtang I. Gorgassalis zurückgehen. Er soll nach einem siegreichen Kampf im 5. Jhdt. an dieser Stelle gerufen haben: „Ak me mteri wteche“ = „Hier habe ich den Feind erschlagen.“ Daher soll im Laufe der langen Zeit der Kirchenname geworden sein. Heute befindet sich nahe der Kirche ein Denkmal Wachtangs,

[2] In einem dortigen damals noch erhaltenen Gefängnisbau saß der junge Josef  Dschugaschwili eine Zeitlang ein.