Abb. : Ikone mit einer Darstellung des Hl. Antonin Sijnskogo


20. Dezember: Russisch-orthodoxer Hl. Antonin Sijnskogo : 7. Dezember (jul.) 20. Dezember (greg.)

 

Antonios vom Sija-Kloster (russ. Антониево-Сийский монастырь), ca. 90 km südlich von Kholmogory, nahe der M8 in einem Naturschutzgebiet gelegen.

Antonin (auch: Antonios) vom Sija-Kloster ist bis heute einer der hochverehrten russischen Heiligen des 15./16. Jhdts.. Im Jahre 1477 wurde er mit dem Namen Andrej in einer  Familie wohlhabender Bauern in dem Dorf Kekhta nahe der Nördlichen Dwina in der Nähe von Archangelsk geboren. Schon in seiner Jugend soll er sich dem Studium geistlicher Schriften gewidmet haben, zudem wurde er zum Ikonenmaler ausgebildet. Nach dem Tode seiner Eltern ging er für 5 Jahre nach Nowgorod, wo er für einen Bojaren tätig war.

 

Er heiratete, als jedoch bereits nach einem Jahr seine Frau starb, soll er seinen ganzen Besitz an die Armen verteilt haben und als Mönch in das Kloster des Pachomios von Kenа (Gedenktag: erster Samstag nach dem Theophanie-Fest) beim Kenа-See eingetreten sein und den Namen Antonios erhalten haben. Von dem Igumen (gr. Abt) Pachomios wurde er auch ordiniert.  Der Überlieferung nach lebte Antonin in strenger Askese, aß nur jeden zweiten Tag, arbeitete hart auf den Feldern, Wäldern oder im Krankenhaus des Klosters und betete ständig.

Nach einigen Jahren erhielt er vom Abt die Erlaubnis, sich mit einem (oder zwei) Gefährten in die einsame Wildnis zurückzuziehen.

1520 ließen sie sich an der Mündung der Sija am Michailow-See auf einer Insel nieder, in der unwirtlichen und ungesunden Einöde im Waldesdickicht südlich des Weißen Meers, an einem Ort, an dem angeblich oft ein unerklärliches Glockengeläut zu hören war, gründeten das Sija-Kloster und bauten eine Kapelle.

Sie mussten hart arbeiten um zu überleben und ernährten sich – der Überlieferung nach - nur von Pilzen und wilden Beeren. Da die Rodung des Waldes eine sehr schwere Arbeit war, begannen die Mitbrüder Antonins zu murren. Eine großzügige Spende von unbekannter Hand half schließlich dabei, die Lebensbedingungen im Kloster zu verbessern.
Nun scharten sich mehrere Anhänger um Antonios und er ließ - mit der Unterstützung des Großfürsten von Moskau - eine Kirche zu Ehren der Trintät bauen. Das Sija-Kloster mit der Muttergottes-Ikone, die Antonios eigenhändig gemalt hatte, wurde berühmt, die Bewohner der umliegenden Dörfer besuchten es oft.
Durch ein Unglück brannten Kirche und Kloster später ab; doch die Muttergottes-Ikone blieb wunderbarerweise unversehrt und bewirkte in der Folge viele angeblich Wunder.

Ohne Klage baute Antonios mit seinen Gefährten das Gotteshaus wieder auf.

Nachdem Antonin das Kloster mehrere Jahre lang - vorbildlich - als Abt geleitet hatte, zog er sich erneut mit einem Klosterbruder in die völlige Einsamkeit des Palun-Sees zurück.

In dem Sija-Kloster kam es unter seinem Nachfolger, dem Igumen Theoctistus zu Konflikten.

Auf Bitten der Mönche kehrte er deshalb nach drei Jahren in sein Kloster zurück und verfasste ein geistiges Testament, in dem er die Mönche zur Nachfolge Christi aufforderte. Antonios entschlief im Alter von 79 Jahren – der Überlieferung nach in Frieden - am 7. Dezember 1556 (nach dem Julianischen K alender). An dem Todestag feiert die Russisch-orthodoxe Kirche den Gedenktag des Heiligen.

 

An seinem Grab geschahen angeblich allerlei Wunder. Antonios wird bis heute als ein Schutzheiliger der Ikonographen verehrt.


Nach dem Tode des Heiligen im Jahre 1556 wuchs das Kloster, auch durch den Salzhandel mit Westeuropa. Es entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Zentren der Orthodoxie in Nordrußland. Iwan IV. Grosny („der Schreckliche“) und sein Sohn Feodor gewährten dem Kloster allerlei Privilegien und schenkten ihm umfangreiche Ländereien, bis in die Gegend von Kargopol (im Süden des heutigen Archangelsker Oblast).
Im Jahre 1599 verbannte Boris Fjodorowitsch Godunow (1552 - 1605) seinen Gegenspieler Feodor Nikitisch Romanow (ca. 1553 - 1633) in das entlegene Sija-Kloster. Feodor wurde Mönch, nahm den Namen Philaret an und wurde später – nach umstrittener Überlieferung - Hegumen (Abt) des Klosters. 1609 wurde er Patriarch von Moskau, sein Sohn Michael begründete die bis 1917 regierende Zaren-Dynastie der Romanow (einer weiblichen Seitenlinie der Rurikiden).

Auch im 17. Jhdt. prosperierte das Sija-Kloster. Die große Trinitätskathedrale wurde zwischen 1587 und 1608 errichtet, das Refektorium 1644 vollendet und der Glockenturm 1652 hinzugefügt.

Die Klosterbibliothek war eine der rechsten in Rußland, sie enthielt Werke wie das Sijski Gebetbuch von 1339 und eine Sammlung von 500 westlichen Radierungen aus dem 16. Jhdt. Die Schatzkammer des Sija-Klosters war berühmt für ihre mittelalterlichen Kleinodien.  Das Kloster besaß 1764 mehr als 3300 Bauernfamilien (vgl. http://www.russische-kirche-l.de/).


Im Jahre 1923 wurde das Kloster aufgelöst, die Bücherei wie auch die Schatzkammer wurden nach Moskau bzw. Archangelsk verbracht. Die mittelalterlichen Klostergebäude wurden als Sanatorium bzw.von einer Kolchose genutzt. 1992 kehrten die Mönche zurück und begannen mit den dringendsten Instandsetzungen.
Das Kloster beherbergt heute um die 20 Mönche, die vor allem im Haushalt, dem Garten und der Bäckerei beschäftigt sind.
Bis heute ist der Sarkophag mit (angeblichen) Reliquien des Heiligen in der Kirche erhalten; bis heute sollen Wunder an seinem Grabe geschehen. Ausgestellt in der Kirche ist eine „Troiza“ von der Hand Antonins.

 

Das 1520 gegründete Sija-Kloster wird im Jahre 2020 das 500-Jahr-Jubiläum feieren.

 

  © Christian Meyer

 

(unveränderlich, nach dem Julanischen Kalender am  7. Dezember, nach dem Gregorianischen Kalender am 20. Dezember)

 

Abb. Troiza, der Überlieferung nach von dem Hl. Antonin selbst gemalt (Photo: Christian Meyer, 2018)