Yalda - Orakel
Yalda - Orakel

Die obige Abb. zeigt ein Yalda-Orakelspiel im 19. Jhdt.

(Abb. aus http://barbara-naziri.npage.de/iranische-feste/yalda-die-wintersonnenwende.html)

 

21. / 22. Dezember

Yalda – Nacht, iranischer und zoroastrastrischer Festtag

 

Der Name „Yalda“ kommt ursprünglich aus dem Aramäischen und bedeutet „Geburt“. Im alten Iran wurde Yalda als Geburtstag [0] des Lichts bzw. der Sonnengottheit Mithra [1] angesehen.

Die Yalda-Nacht [2] (Šab-e Yaldā) war eines der großen Feste im gesamten iranischen Kulturkreis und wurde nach dem iranischen Sonnenkalender in der Nacht der Wintersonnenwende begangen.

Das Fest ist bis heute ein wichtiges Fest des Zoroastrismus, wird jedoch auch von vielen Muslimen Irans und Zentralasiens gefeiert, allerdings als fröhliches Fest mit Verwandten und Freunden, ohne religiöse Bezüge. Die Yalda-Nacht soll unterdessen (2013) auch in Afghanistan - nach Zeiten der Flucht und Verfolgung - wieder öfter gefeiert werden.

Nach einer altpersischen Überlieferung verließ der König in der Yalda-Nacht seinen Thron, beurlaubte seine Diener und Wächter und ging in ein Dorf, um dort die Nacht mit den Bauern zu verbringen und ihre Nöte zu erfahren.

Zum Fest der Yalda-Nacht treffen sich heutzutage Freunde und Verwandte bei dem Ältesten im Hause und feiern gemeinsam die ganze Nacht. Man isst und trinkt, raucht Wasserpfeife, singt, rezitiert Gedichte, erzählt sich Geschichten und Witze. Alle freuen sich, dass das Licht neu geboren wurde, denn nun werden die Tage wieder länger. Es gehört zu den Traditionen, in dieser Nacht bestimmte Speisen zu verzehren, so z.B. Melonen, Granatäpfel, rote Trauben und getrocknetes Backobst. Besonders beliebt sind dabei Früchte, die innen rot sind (vgl. Kabir, S. 2, a.a.O.).  Der Festtagstisch wird mit diesen Früchten geschmückt [3] (vgl. Daniel, S. 186 f., a.a.O.). .

Dabei sitzen die Feiernden meist um das Korsi (einen flachen Tisch, unter dem sich das Becken mit glühenden Kohlen befindet) und einer liest aus dem Divan des Hafis (ca. 1320 – 1389) vor.

Auch heute noch wird dabei eine Art Orakel das „Fal-e Hafez“ (Hafis-Orakel), eine Weissagung durch Hafis-Gedichte praktiziert: Der Befrager schließt seine Augen, nimmt mit frisch gewaschenen Händen, ehrfürchtig den „Diwan“ des Hafis auf, blättert darin und schlägt danach zufällig eine Seite auf und tippt auf eine Zeile. Sie wird verlesen und hinsichtlich von zu lösenden Zukunftsproblemen gedeutet. Besonders beliebt ist dieses Orakel bei Ledigen, insbesondere bei Mädchen bzw. unverheirateten Frauen (vgl. Abb. oben). Trotz des Alkoholverbots im Iran wird vielfach geschmuggelter oder selbstgebrannter Alkohol konsumiert.

 

Allerlei abergläubische Bräuche sind mit der Yalda-Nacht verbunden, so soll z.B. derjenige, der in dieser Nacht grüne Oliven verzehrt, im nächsten Jahr vor Insekten- insbesondere aber Skorpion-Stichen geschützt sein.

Ein weiterer Yalda-Brauch ist das Entzünden eines großen Feuers, das Licht und Zukunftshoffnung symbolisieren soll.

Yalda ist heute kein offizieller Feiertag im Iran, aber Radio und Fernsehen senden besondere Yalda-Programme. In den Schaufenstern von Teheran waren zu Yalda 2013 Yalda-Dekorationen neben Weihnachtsbäumen zu sehen (Kabir, S. 2, a.a.O.).  

Die Yalda-Nacht inspirierte viele persische Dichter, wie Dschalal ad-Din Rumi, Hafis, Saadi  oder Dschami zu Texten. Ein Beispiel von Saadi (ca. 1190 – ca. 1283):

 

„Dein Anblick jeden Morgen ist ein Neues Jahr.
Jede Nacht, die du abreist, ist der Vorabend von Yalda“.
(vgl. http://tangsir2569.wordpress.com/2010/12/19/weihnachten-ist-shab-e-yalda/)

 In Saadis Gedichtsammlung  „Bustan” hieß es, dass der wahre Morgen erst kommen werde, wenn die Yalda-Nacht gegangen sei. 

Durch orientalische Legionäre kam das „Fest des Lichtes“ durch den bei Soldaten beliebten Mithraskult auch seit ca. dem 2. Jhdt. in das späte Römische Reich. Am 21. Tag des Dezember (nach dem julianischen Kalender)  wurde das Fest zu Ehren der Geburt des Mithras gefeiert.

Mit der „Verstaatlichung“ des Christentums als scheint das Mithras-Fest von der Kirche zur Feier der Geburt Jesu  uminterpretiert worden zu sein.

Feiern zur Wintersonnenwende – auch mit ähnlicher Lichtsymbolik - sind auch von Kelten und Germanen überliefert.

 

(unveränderlich, nach dem altiranischen Kalender am 30. Tag des 9. Monats Āzar – Sternzeichen Schütze, vor dem 1. Tag des 10. Monats Dey – Sternzeichen Steinbock; nach dem Gregorianischen Kalender die Nacht vom 21. auf den 22. Dezember ;im Schaltjahr die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember – die längste Nacht des Jahres)

 

© Christian Meyer

 



[0] Nach traditioneller iranischer Vorstellung geht das Feiern des eigenen Geburtstages auf das antike Persien zurück. Schon Herodot berichtete im 1. Buch (Kap 137, S. 77, a.a.O.) seiner „Geschichten“, dass die Perser ihre Geburtstage „… als höchsten Festtag“ feierlich begingen. Sie trugen neue oder schöne Kleidung und luden Verwandte und Freunde zur Feier ein. Erst später soll der Brauch durch Griechen und Römer auch nach Europa vermittelt worden sein (vgl. Beigvand, S. 16, a.a.O.).  

[1]  Der Name „Mithra bedeutete im Persischen (wie auch im Altindischen) „Vertrag“. Die Gottheit Mithra scheint älter als der Zoroastrismus zu sein, wurde aber später in seine Glaubensvorstellungen integriert. Mithra war ein Gott der Verträge, des Eides, später auch ein Sonnengott. Er ist nur namentlich mit dem (hellenisierten) spätantiken Mithras identisch. Yalda und auch Mit(h)ra sind auch weibliche iranische Vornamen.

[2] Die Yalda-Nacht wird auch „Tschelle-Nacht“ (‏„Nacht der vierzigtägigen Periode“) genannt. Das iranische Jahr wurde - wie das Gregorianische - in 4 Jahreszeiten, 12 Monate sowie auch in neun vierzigtägige Perioden unterteilt.

[3] Marmar Kabir wies daraufhin, dass es in Teheran gegenwärtig (2013) aufgrund der Wirtschaftslage und der Embargopolitik schwierig ist, den Alltag zu bewältigen, und erst recht, dem Fest angemessene Speisen vorzubereiten (vgl. Kabir, S. 2, a.a.O.).