Abb. unten: Detail der Ansicht der Djinger(e)-ber-Moschee; 2005.  Typisch sind die Lehmziegel sowie die hervorstehenden „Spickbalken“ (in Songhaitoron) an dem Minarett.   (https://de.wikipedia.org/wiki/Lehmmoscheen_von_Timbuktu). Seit 1988 gehört die Moschee neben örtlichen Friedhöfen und Mausoleen zum Welterbe der UNESCO.

 

Abb.: Vermutlich erste Abbildung eines Targi mit dem typischen Gesichtsschleier (aus „Beschreibung Afrikas“, Ausgabe, Lyon 1556; Abb. aus:  https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Africanus)

 

 

1. Dezember: Gedenktag an Charles de Foucault

Begriffsbestimmungen

 

Der Name „Berber“ (eine Fremdbezeichnung, die  Eigenbezeichnung lautet „Imazighen“  "Freie") ist der Oberbegriff für eine Gruupe von nordafrikanischen Ethnien, die eine Berbersprache sprechen oder gesprochen haben und die sich dcr Gruppe zugehörig fühlen. Traditionell wurden sie von Ethnologen phänotypisch als die einzigen oft hellhäutigen „europiden“ Afrikaner angesehen.

Der Name Berber soll von der griechischen/römischen Bezeichnung "Barbar" abgeleitet worden sein, jedoch ist  für den antiken Zeitraum ist der Ausdruck „Barbar", „Berber“ für die Völker Nordafrikas nicht belegt. Die Griechen bezeichneten Nordafrikaner als Lybier, die Römer als Numider.

Über die Herkunft der Berber ist wenig bekannt,  ihre Sprachen gehören zu der afroasiatischen Sprachfamilie. Sie gelten vielfach als die indigene Bevölkerung Nordafrikas.

In Liebknechts „Volksfremdwörterbuch“ wird unter „Berber“  nur auf die „Kabilen“ hingewiesen (Liebknecht, S. 55, a.a.O.).

Neben diesen Kabilen (auch: Kabylen) in Marokko, Algerien und Tunesien, gehören zu den Berbern die Chleu (in Marokko), die Tuareg (in der Sahara), die Mozabiten in Algerien und Tunesien.

Zu den Berbern gehörten vermutlich auch die ausgestorbenen Guanchen, die Urbevölkerung der Kanarischen Inseln.

Die Griechen, schon Herodat im IV. Buch seiner Historien, nannten die nordafrikanischen Hirtenvölker  „Nomaden“ [1],  daraus machten die Römer „Numidae“.

 

Die TargiTargui (fem.: Targia; pl. Tuareg, Touareg, Twareg ; arab. طَارقِي طَوَارِق) sind ein hellhäutiger, berberophoner Volksstamm in der zentralen und südlichen Sahara und der nördlichen Sahel-Zone.

 

Das Wort Tuareg wurde u.U. abgeleitet vom arab. „tarak“ ( verlassen) und bedeutet "die von Gott Verlassenen".  Ihre Eigenbezeichnungen sind Imohagh, Imohar oder Imasheren (tam. die Freien), Kel Tamaschek oder Kel Tamahak (die Leute, die die Sprache Tamaschek bzw. Tamahak verwenden) oder Kel Tagelmust (die Leute, die den Gesichtsschleier tragen Die Kel Ajjer (auch Kel AzjerKel Azger) sind ein Tuareg-Verbund, Nomaden, die im westlichen Libyen und im südöstlichen Algerien leben, so im Tassili bis zum Hoggar.

 Die Tuareg verwenden die Schrift Tifinagh und werden mit den Garamanten in Verbindung gebracht. 

 Die Zelte der nomadisierenden Tuareg aus rotgefärbten Ziegenhäuten werden Hokum (tam.) genannt.

 

Chronologie zur Sahara und den Tuareg

 

ca. 7000 – 6000 v. Chr.: Einwanderung des neolithischen Homo sapiens in das Gebiet der heutigen Sahara. Unter Abris (Felsüberhängen) werden vielfach Reibsteine gefunden, Indizien für die damalige Bearbeitung von Wildgetreidekörnern oder Färbepflanzen. 

 

 

6000 - 5000 v. Chr.: Neolithische Felszeichnungen in einer noch wasserreicheren Sahara (vgl. Hogot, S. 24, a.a.O.).  Im Hoggar und v.a. dem Tassili handelt es sich um eine der bedeutsamsten „Ausstellungen“ prähistorischer Felsmalereien und –gravuren der Welt.

 

Bis zu der langsamen Asutrocknung der Sahara brachte die polare Kaltluftfront und der Monsun aus dem Golf von Guinea dem Gebiet der heutigen Wüste ausreichende Regenfälle (vgl. Hugot, S. 42, a.a.O.). Es herrschte zeitweise ein mediterranes Klima mit der entsprechenden Vegetation, von der heute nur den Hohenlagen der zentralen Gebirge Reste übrig geblieben sind.

 

In den kühlsten Perioden scheinen die Gipfel des Hoggar und Tassili mit Schnee bedeckt gewesen zu sein. „Die Flüsse führten noch Wasser. Der Igharghar [2] (vgl. Karte von 1939, s.u.) wälzte seine donnernd vom Ahaggar, dem Hoggar herbastürzenden Wasser dem See von Ouargla im Norden entgegen“ (Hugot, S. 43, a.a.O.).

 

814 v. Chr.: Gründung von Karthago, von Tyros in Phönizien aus. Die Stadt wird allmählich zur Schutzmacht aller phönizischen Kolonien im westlichen Mittelmeer.

 

203 v. Chr.: König Maninissa vereinigt die „hamitischen“ Berberstämme im heutigen südlichen Tunesien und östlichen Algerien zum Königreich Numidien – so nanntes es die Römer.

 

ca. 160 – 104 v. Chr.: Jugurtha (ein Enkel Maninissas) ist König von Numidien; nach jahrelangen Kriegen wurde er von den Römern besiegt, im Triumph durch Rom geführt und hingerichtet. Numidien wird die römische Provinz Numidia.

 

seit dem 7. Jhdt.: Von Norden und von Osten her wird die Sahara und der Sudan (ar. „Bilad es-Sudan“ „Land der Schwarzen“) durch arabische Händler erschlossen, langsam islamisiert und partiell arabisiert.

 

3. – 11. Jhdt.: Großreich von Ghana

 

1050: Barmedara, ein Fürst der Manding [3] im Süden des heutigen Mali, tritt zum Islam über.

 

11. Jhdt: Eine Invasion der Almoraviden zerstört das Großreich vom Ghana

 

um 1235: Sundjata Keita ( Löwen-König), wird Muslim, gründet um Niani [4], einem Ort nahe dem oberen Niger [5] , das Großreich Mali. Er führt den Titel „Mansa“ ( ca. König der Könige, in der Sprache Suninké). Niani wurde die Hauptstadt des Reiches. Der große Reisende Ibn Battuta (1304 - 1377) soll sich 8 Monate in Niani aufgehalten haben. „Sundjata" ist vermutlich identisch mit „Mari-Jata", der bei Ibn Khaldun (vgl. u.) als Gründer des Mali-Reichs angeführt wird. Ibn Khalduns Ausführungen basierten auf mündlichen Nachrichten des späten 14. Jhdts.

 

1312 – 37: Unter dem sagenhaft reichen Mansa Kango Mussa [6] von Mali (aus der Keita-Dynastie) erlebt das Reich seine Blütezeit. Timbuktu ist in dieser Zeit vermutlich die bedeutendste Stadt Afrikas. Das Reich zerfällt aber im 15. Jhdt. nach der Zerstörung Timbuktus durch den Nachfolgestaat der Songhai.

 

1324/24: Legendäre  Pilgerfahrt  Kanga Mussas  nach Mekka, mit angeblich 60.000 Menschen (davon 12.000 Sklaven) und 80 Kamele. Sie hätten je 300 Pfund Gold getragen. Der Überlieferung nach soll der König unterwegs so viel Gold aus, dass in Ägypten den Wert des auf Goldes auf Jahre hinaus abstürzte.  Auf seiner Rückreise soll es der König  selbst gespürt haben: Da nun sein Gold nicht mehr den vorherigen hohen Wert hatte, musste er sich von einem Kaisoer Kaufmann Geld leihen.

 

1325/27: Mansa Mussa von Mali soll nach seiner Rückkehr aus Mekka den Bau der Größen Freitagsmoschee Djinger(e)-ber in Timbuktu angeordnet haben, einer Hof-Moschee in Lehmziegel-Bauweise. 

Der andalusischen Architekt Abu Eshaq Es-Saheli al-Touwaidjin, den Mussa aus Mekka mitgebracht hatte, soll die Moschee  1325 (oder 1327) errichtet haben.

 

Der islamische Historiker Ibn Chaldūn (s.u.) berichtet in seiner Universalgeschichte, dass Abu Eshaq Es-Saheli al-Touwaidjin ein in mehreren Berufen sehr gewandter Mann gewesen sei, der aus allen Quellen seines Talents geschöpft habe, indem er mit für die Region unbekannten Materialien und Farben Denkmäler baute, die den König verzückten“ ( zit. n. https://de.wikipedia.org/wiki/Lehmmoscheen_von_Timbuktu).

Der deutsche Forscher und  Historiker Heinrich Barth (1821- 65) hingegen berichtete, dass er eine zu seiner Zeit 1853/54 noch erkennbare Inschrift oberhalb des Haupttors notiert habe, die das Jahr 1327 und den Namen Mansa Moussas erwähnte.

 

1332 – 1406: Ibn Kaldun (auch Chaldun), der aus Tunis stammende und in Kairo gestorbene Gelehrte und Historiker, kannte Teile Nordafrikas aus eigenen Erfahrungen. In seinem  Kitāb al-ʿIbar“ (ar. Buch der Hinweise) – einer Art Universalgeschichte (einschließlich Ausführungen zur rational-kausalen Methodologie und Anthropologie) - lässt er seine Kenntnisse und eigenen Erfahrungen in die Geschichte des Maghreb und insbesondere der maghrebinischen Berber einfließen.

 

Die Einleitung des Werkes, die „Muqaddima (ar. al-muqaddima  ‚die Einleitung‘), gilt vielfach als ein eigenständiges Werk und ist sich der interessanteste und weiterführedste Teil.         

 

Denn Ibn Chalduns Betrachtung von gesellschaftlichen und sozialen Konflikten macht ihn zu einem der Vorläufer einer soziologischen Denkweise. Er untersucht kausale Gesetzmäßigkeiten, die zur Entwicklung einer menschlichen Gesellschaft, ihrem Aufstieg und Niedergang führen. Ibn Khaldun verfolgt dabei einen rationalistischen Ansatz und versucht kausale Determinanten historischer Entwicklungen zu erkennen.

Ein zentraler Faktor seines Denkens ist der von ihm umgedeutete altarabische Begriff der Asabiyya (vgl. Ibn Khaldun, a.a.O.),  ein komplexer Begriff,  dessen Bedeutung von „Stammeszugehörigkeitsgefühl“, „Blutsbande“ und „Sippensolidarität“ bis zu „Gruppengefühl“ und Formen von Solidarität ohne Blutsbande reichen.  Asabiyya – Zugehörigkeitsgefühl, Loyalität - ist bei Ibn Chaldun in jeder historischen Epoche eine zentrale Voraussetzung für die Gründung und für den Erhalt staatlicher Macht (ar. mulk), ein Gefühl der Legitimität von Macht.

Religion und Glaube ergänzen, flankieren die Wirkung der asabiyya, so z.B. während der Herrschaft der rechtgeleteten Kalifen.

 

In der Nationalbibliothek von Tunis liegen heute Handschriften des Werkes mit eigenhändigen Eintragungen und Korrekturen des Verfassers.

 

15. / 16. Jhdt.: Großreich von Songhai (nach dem Namen der dominierenden ethnischen Gruppe) mit der Hauptstadt Gao (am mittleren Niger), das von der Atlantikküste bis in den Norden Nigerias reicht und das größte Reich in der Geschichte Westafrikas wurde. Auch südliche Gebiete der Tuareg gehören zum Reich. Tuareg-Dromedar-Reiter bilden einen Teil der Armee. Auch die Salzminen von Teghaza (im Norden des heutigen Mali)  und im Nortosten Agadez gehörten zum Songhai-Reich.    

 

 

 

1493 – 1525: Askia Mohamed I. („der Große“, ca. 1443 – 1638) bringt das Songhai-Reich zu einer kulturellen und wirtschaftlichen Blüte. Gegen Widerstände macht er den Islam zur offiziellen Reichsreligion. Er schließt zur Herrschaftslegimimierung ein Bündnis mit den Gelehrten von Timbuktu. In der dortigen Universität entstehen zu dieser Zeit bedeutende arabischsprachige Werke, so z.B. über die Islamische Gesetzgebung von dem Gelehrten Ahmed Baba (dieses Werk ist z.T. noch heute in Gebrauch), Muhammad Kati (und vermutlich sein Enkel Ibn al-Mukhtar) publizierten „Tarik al-Fattah“. Dieses  Geschichtswerk ist  für die Rekonstruktion der mittelalterlichen westafrikanischen Geschichte heute unverzichtbar.  

 

Das erhaltene Grabmal von Askia in Gao ist heute UNESCO-Weltkulturerbe.

 

Noch heute ist er in Mali und Niger sehr angesehen, in der oralen Tradition gilt er als einflussreicher Djinn.

 

 

 

1496/98: Askia Mohamed vollzieht eine Pilgerfahrt nach Mekka, in Begleitung u.a. von dem Historiker Muhammad Kati. In seiner Schrift Tarik al-Fattah“ berichtet er, dass (angeblich) der „Djinn von Mekka“ Askia Mohamed als „Kalifen“ bezeichnet hätte.

 

 

 

1509: Einnahme Orans durch die Spanier.

 

 

 

ab 1517: Die nordafrikanische Küste (bis zum heutigen Marokko) gelangt unter (lose) osmanische Herrschaft, unterstützt von muslimischen Korsarenverbänden.

 

Auch Tlemcen – damals schon eine blühende Handelsstadt – öffnet sich den Osmanen. In die Sahara jedoch reicht die Macht der Osmanen nicht.

 

 

 

1526: Der Historiker und Geograph Leo Africanus (der als junger Mann selbst Timbuktur besucht hatte) erwähnt für dieses Jahr, dass Askia ein erklärter Feind der Juden war, wer nicht zum Islam konvertierete, musste das Reich verlassen. Als er vernahm, eine Berber-Kaufmann triebe handel mit jüdischen Kaufleuten, ließ es dessen güter beschlagnahmen. 

 

In Leo Africanus‘  “Beschreibung Afrikas” ist auch die vermutlich älteste Darstellung eines Targi, eines Tuareg-Kriegers enthalten (vgl. oben).

 

 

1591: Gao und Timbuktu werden von einem (mit Feuerwaffen ausgerüsteten) Invasionsheer aus Marokko erobert. Königstreue Songhai halten sich südlich des Niger.

 

 

 

1830:  Eroberung von Algier durch französische Truppen

 

1832/47: Antikolonialer Widerstandskampf unter Emir Hadji Abd el-Kadir (1808 - 1883).

 

1845: Vormarsch vom Senegal östlich bis zur Grenze Malis durch französische Truppen

 

1850: Der Berliner Afrikaforscher, Geograph, Historiker und Philologe Heinrich Barth (1821–1865) findet und untersucht auf seiner Sahara-Durchquerung im Fessan eine Vielzahl von Felsgravuren. Eine Figurengravur bei den Sandsteinfelsen des Messak Settafet (einem Hochplateau im südwstlichen Fessan) empfand er als „Garamantischen Apoll". Felszeichnungen von Büffeln und Straußen lassen Barth vermuten, es müsse in der Sahara einst sehr viel feuchter gewesen sein.  

1862: Vertrag von Ghadames zwischen Kel Azjer-Tuareg und französischen Einheiten

 

1880/81: Die große bewaffnete Expedition des französischen Offiziers und Forschers Paul Flatters (1839 - 1881) zur Erkundung einer Trasse für eine geplante Trans-Sahara-Eisenbahn von Ouargla aus in Richtung Tamanrasset scheitert am W  iderstand der Tuareg. Die Planung einer Eisenbahnlinie durch die Sahara war den Tuareg, die u.a. von dem Sahara-Karawanenhandel lebten, nicht willkommen. Flatters selbst und die allermeisten Expeditionsteilnehmer kommen nach einer Kriegslist der Tuareg bei den Kämpfen mit Männern aus den Stämmen Senoussya, Hoggar und Ouled-Sidi-Cheikh und in der Wüste durch Hunger und Durst ums Leben.

 

1894: Eroberung  von Timbuktu durch französische Truppen

 

1899: Eroberung  von In Salah

 

1903:  Gründung von Fort Flatters ( nördlich vom Tassili, in der Sahara) als Erinnerung an die Expedition von Paul Flatters (vgl. 1881)

 

1904: Treffen von französischen Militäreinheiten von Norden (Gerneral Laperrine) und Süden an heutiger Grenze zwischen Algerien und Mali

 

seit 1971: Uranabbau durch die ehemalige französische Kolonialmacht im Niger. Es handelt sich um das ergiebigste Uranfördergbiet der Erde, 2015 umfasste es ca. 7% der Weltproduktion. Die bitterarme Masse der Bevölverung des Niger profitiert davon allerdings nicht. Im Gegenteil: Der Abbau geht „… mit hemmungsloser Zerstörung der Umwelt einher“ (Kebir 2018, S. 9, a.a.O.). 

 

Im Jahre 2003 untersuchten die französische „Kommission für unabhängige Forschung und Information über Radioaktivität“ (CRIIRAD) sowie Greenpeace 2009 die Lage in Arlit, wo Uran im Tagebau gefördert wird. Beide Untersuchnungen stelltenfest, dass radioaktive Strahlung in Arlit nahezu allgegenwärtig ist, erhöhte Werte im Boden, in der Luft, im Wasser, auch in Gegenständen und Gebäuden.

 

Die Tuareg im Niger fordern, an den Uran-Gewinnen beteiligt zu werden.

 

 

 

1978: Die „Demokratische Volksrepublik Algerien“ (ar. Al-Jumhouriya al-Djazairiya al-Dimokratiya al-Shaabiya) hat 18,2 Mio. Ew. in 31 Wilayeten (Bezirken). Die Hauptstadt Algier (ar. Al-Djazair) hat mit Vororten 1,2 Mio. Einwohner.

 

 

 

1990 – 1995: Revolten der Tuareg in Mali und Niger aufgrund der Unterdrückung und Marginalisierung durch die jeweiligen Regierungen. Ein Führer des Tuareg-Aufstandes im Niger war der Schriftsteller, Unternehmer und politische Aktivist Mano Dayak (1950-1995). Er strab bei der Explosion des Flufzeuges, das ihn zu Friedensverhandlungen anch Niamey bringen sollte.

 

 

 

1992: Nach langen Auseinandersetzungen wird ein Friedensabkommen in Mali unterzeichnet, das den dortigen  Tuareg im Norden des Landes einen „besonderen Status“ zusichert. Details bleiben aber unklar und umstritten, da die Nicht-Tuaregs in dem Gebiet zu große Zugeständnisse fürchten.

 

 

 

2003: Starke Erdbeben in den algerischen Regionen Zemmouri, Thenia und Boumerdès, östlich der Hauptstadt, mit mehr als 2200 Toten.   Es entstehen Schäden von ca. 5 Mrd. US-$ (vgl. Ionesco et al. S. 112/113, a.a.O.).

 

Seit 1950 kamen in Algerien durch direkte Erdbebenfolgen mehr als 8800 Menschen ums Leben.

 

 

 

ab Ende 2011: Bewaffnete Tuareg-Gruppen, die sich „Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad“ (MNLA) nennen, dringen über Niger nach Mali ein und bringen weite Gebiete im Norden Malis unter ihre Kontrolle. Ob die Tuareg in Verbindung zu Al-Qaida im Maghreb stehen, scheint umstritten.

 

 

 

6. April 2012: Die Tuareg Malis rufen „Azawad“ aus,  einen eigenen, unabhängigen Tuareg-Staat, der freilich nicht anerkannt wird.

 

 

 

2014/17: Aus Algerien werden (entsprechend den Rückführungsabkommen, die Algerien mit Niger und Mali geschlossen hat) ca. 70 000 Flüchtlinge allein in der Niger zurückgebracht (vgl. Kebir 2018, S. 9, a.a.O.).

 

 

 

2015: Rahmenvertrag von Algier zwischen der Regierung in Bamako und den bewaffneten Tuareggruppen Malis (vgl. Le Monde, 24. Juli 2018, S. 2/3).

 

Sidi Brahim Ould Sidati vom Tuareg-Dachverband CMA (Koordination der Azawad-Bewegungen, benannt nach dem Tuareg-Begriff für den Norden Malis) unterzeichnet am 15. Mai 2015 in Bamako den Friedensvertrag, der dreieinhalb Jahre Krieg beenden soll. Details des besonderen Status der Tuareg sind noch nicht entschieden, zudem umstritten. Im Norden Malis haben sich Nicht-Tuareg-Milizen gebildet, die einen Ausverkauf des landes an die Tuareg befürchten.

 

 

 

Juni/Juli 2018: Abschiebung von 350 Migranten aus Algerien in den Niger, z.T. in 14 klimatisierten Bussen, von Zeralda (bei Algier), über Ghardaia, In Salah und Tamanrasset. Einer der Abgeschobenen meinte: „In Niger erwartet uns nichts als der schleichende Tod“ (zit. n. Kebir 2018, S. 9, a.a.O.). Im nigerschen Grenzgebiet war man nicht auf den Empfang der Flüchtlinge vorbereitet. 

 

 

 

Juli 2018: Nach einem Bericht von AP sollen ca. 13 000 Migranten (auch schwangere Frauen und Kinder) binnen 14 Monaten in der algerischen Sahara ohne Wasser und Lebensmittel viele Kilometer von den Grenzen zu, Niger und nach Mali entfernt ausgesetzt worden sein (vgl. www.tagesschau.de/ausland/algerien-sahara-101.html).  Wieviele Migrant*innen diese Todesmärsche nicht überlebten, ist ungewiß.

 

Algerien bestreitet diese Berichte, veröffentlicht aber keine daten über Abschiebungen.

 

 

 

Füßnoten:

 

[1] Der Begriff Nomade stammt ab von gr. „némo“  „weiden, zuteilen“, das Wort ist verwandt mit dem deutschen „nehmen“. „νομεύς“ ist der Hirte, und „nomádes“ (νομαδες) sind die Weidegänger, die mit ihren Herden umherziehenden Hirtenvölker. Der Begriff „Nomade“ wurde im 16. Jhdt. ins Deutsche entlehnt.

 


[2] Heute ist der Igharghar ein breites Trockental, ein Wadi, der z.T. von dem Sand  des Östlichen Großen Ergs überdeckt wurde. Er mündet in die nur  95m über NN betragende Senke südlich von Touggourt. 

[3] Manding (auch Mandingue, Mandingo, Mandekan, Mandé-kan;  kan Sprache) ist einerseit eine westafrikanische Ethnie mit traditionellem Rückbezug auf das Mali-Großreich, andererseits die Sammelbezeichnung für eine Gruppe eng verwandter westafrikanischer Sprachen, die heute als Sprachkontinuum in Mali, der Elfenbeinküste, Gambia, in Teilen von Burkina Faso, Guinea und dem Senegal von mindestens 7 Mio. Menschen als Muttersprache und weiteren 5–7 Mio. als Zweit- und Verkehrssprache gesprochen wird.

Zu dem Manding-Sprachen gehören u.a. Bambara (v.a. in Mali, Burkina Faso und der Elfenbeinküste), Dioula (auch: Jula; anerkannte Minderheitensprache in Burkina Faso und der Elfenbeinküste),  Mandinka (in Senegal, Gambia und Guinea-Bissao; die Ethnie Mandinka sieht sich als Nachkommen des mittelalterlichen Großreichs Mali) oder Maninka (in Guinea, Senegal, mali, Sierra Leone und der Elfenbeinküste).

Die enorme Verbreitung der Manding-Sprachen wird u.a. erklärt durch …

… ihr Alter, sie  werden seit Jahrhunderten als Handelssprache benutzt, besonders im Colanuss-Handel

… Bambara war während der Kolonialzeit die Sprache der französischen „tirailleurs sénégalais“

… das große Prestige, das ihr als  Nachfolgesprache des großen Königreichs von Mali zugeordnet wird.

Schließlich wurden die Manding-Sprachen durch die Arbeitsmigration von Millionen Sahelbewohnern (aus Mali, Burkina Faso) in den Küstengebieten Westafrikas (v.a. an die Elfenbeinküste) verbreitet; es entstand dort eine lokale Verkehrssprache (das Dioula, das als eine vereinfachte Bambara-Variante betrachtet wird).

Zudem werden Manding-Sprachen, v.a. das Bambara von z.T. international bekannten Musikern (Z.B. Amadou & Mariam aus Mali) verwendet, wodurch auch die Verbreitung der Sprache gefördert wurde. Auch die Griot spielen dabei eine Rolle, die traditionellen Sänger, Dichter und Musiker, die epische Texte, Lieder, Geschichten, Gedichte etc. vortragen. Sie geben durch mündliche Überlieferung traditionelles Wissen weiter.

[4] Heute ist Niani ein Dorf von ca. 2000 Einwohnern direkt hinter der Grenze in Guinea. Polnische Archäologen entdeckten im Dorf die erhalten gebliebnen Grundmauern des alten Königspalastes des Mali-Reiches

[5] Der Niger ist nach dem Nil und dem Kongo der drittlängste Fluss Afrikas.  In der Tuareg-Sprache heißt der Fluss: „ghir n-igheren“   Fluss der Flüsse. Die Ableitung des Flussnamens vom lat. „niger“ Schwarz ist eine alte Fehldeutung.  Der Name Niger wurde schon in einer Karte des Claudius Ptolemäus für einen Fluss südlich des Atlas-Gebirges verwendet. Die Staaten Niger und Nigeria sind nach dem Fluss benannt. Das Binnendelta des Niger in Mali ist eine wichtige landwirtschaftliche Region in der Sahelzone.

[6] Im Jahre 1977 entstand der österreichische Film „Die denkwürdige Wallfahrt des Kaisers Kanga Mussa von Mali nach Mekka“ von Götz Hagmüller und Dietmar Grafs.  Eine außergewöhnliche Produktion, denn  der Film wurde in Afrika gedreht und zeichnete sich durch eine poetische Kameraführung und eine sanfte Schnittfolge aus.

 

 

 

(unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer

 

 

Abb.: Mansa Mussa – Zur Kennzeichnung seines Reichtums hält er einen Klumpen Gold oder eine Goldmünze in der rechten Hand; nach einer anderen Interpretation ist der Dargestellte ein König von Ghana; Katalanischer Weltatlas in sechs Doppelbildern von dem katalanisch-jüdischen Kartographen Abraham Cresques, 1375; der von König Peter IV. von Aragon in Auftrag gegebene Atlas befindet sich heute in der Pariser Nationalbibliothek (Abb. aus https://de.wikipedia.org/wiki/Lehmmoscheen_von_Timbuktu)

 

Karte: Nordafrika 1939, die ehem. dt, Kolonien sind gesondert als Mandatsgebiete des Völkerbundes gekennzeichnet; Karte aus Bibliographisches Institut, S. 34, a.a.O.).