Abb.: Karte von Oberägypten mit Dendara und Edfu (1cm 20 km;  Karte aus Brunner-Traut, innere Rückseite, a.a.O.).

 

 

 

Abb.: Horus-Falke, vor dem Eingang des ptolemäischen Tempels von Edfu (Photo: Renate Meyer-Franke, Januar 2020). 

Dargestellt wurde Horus oft als Mann mit Falkenkopf oder als Falke. Der Falke gilt als sein heiliges Tier, da er in der Frühzeit auch als Himmelsgott verehrt wurde.

 

 

 

Horus-Ideogramm, der wurde Gott als Falke dargestellt 

 

 

 

 

 

 

Abb.: Falkenfigur, im Ägyptischen Museum/Berlin  (Photo: Christian Meyer, Oktober 2020)

Abb.: Der falkenköpfige Horus und der ibisköpfige Thot (u.a. der Gott des Kalenders) reinigen gemeinsam rituell den Pharao, vor dessen Eintreten in das Allerheiligste des Tempels; Relief aus griechisch-römischer Zeit im Doppelheiligtum von Kom Ombo/Oberägypten (Photo: Renate Meyer-Franke, Januar 2020).

Abb.: Relief auf dem rechten Pylon-Turm des Tempels in Edfu: Der König – beschützt von dem Horus-Falken – bringt besiegte Gefangene vor Horus (links); Ägyptische Postkarte 

 

 

Abb.: Horus-Auge oder Udjat-Auge (udjat intakt, gesund, vollständig); die Hieroglyphe trägt in der  Gardiner-Liste die Nummer D10

 

Eine im alten Ägypten berühmte Weinsorte hatte den Namen „Grünes Horusauge“ (vgl. Brunner-Traut, S. 100, a.a.O.).

Abb.: Horus-Augen mit Skarabäus und Schlangen (Photo: Christian Meyer, Januar 2020)

13. April: Geburt des Horus - Altägyptischer Festtag  (seit dem Mittleren Reich auch: Haroëris)

 

Horus wurde aus einer bereits in vordynastischer Zeit verehrten lokalen, falkengestaltigen Gaugottheit zu dem allgemeinen Sonnengott und war die wohl früheste Staatsgottheit Ägyptens. Horus war ein Himmels-, Welten-, Lichtgott und Beschützer der Kinder.

In der frühen ägyptischen Mythologie war Horus als Sohn der Isis und des Osiris ein triadischer Hauptgott (vgl. Trinitatis).

Er war einer der bekanntesten ägyptischen Götter. Die latinisierte Form „Horus“ gibt das  altägyptischen Wortes „Ḥr“ (vielfach auch „Hor“) wieder und bedeutete „der oben Befindliche, Ferne“.

 

Meist galt er als Sohn von Osiris und Isis, er war einer der bekanntesten ägyptischen Götter. Z.T. wurde Horus auch als „ein posthumer Sohn Osiris“ angesehen (vgl. Guirand, S. 33, a.a.O.).  Zuweilen wurde Horus aber auch als Sohn des Re und Bruder Seths betrachtet.

Überhaupt waren es recht komplizierte Verwandtschaftsverhältnisse, denn in dem Mammisi (Geburtshaus) im Tempel zu Edfu wird die Entbindung der Hathor gezeigt, sowie eine weitere Darstellung, auf der Hathor von Dendera den Horus-Säugling säugt, - ihren späteren Ehemann.

Horus heiratete die Göttin Hathor, die ihm den gemeinsamen Sohn Ihi (auch: Ehi) gebar. Auf Darstellungen in Dendera wird Ihi als Kind an der Hand seiner Mutter Hathor abgebildet, Sistrum spielend. 

 

Als Kind der Isis (oder der Hathor) wurde Horus im Laufe der vielen Jahrhunderte unter  verschiedenen Namen verehrt, so als Harsiësis oder Harpokrates.  

Harpokrates (ägypt. „Hor – pe – chered“ „Horus als Kind“) wurde vor allem in der späten Zeit, im Hellenismus und der römischen Zeit verehrt. Mit Serapis und Isis bildete er eine Göttertriade und wurde insbesondere in Alexandria verehrt. Dargestellt wurde er als Sonnenkind in einer Lotus-Blüte sitzend, oft mit einem Finger vor den Lippen, als Zeichen für die Kindlichkeit.  

 

Harsiësis wurde der Überlieferung nach (im Pyramidentext 1703c [1]) heimlich von seiner Mutter Isis in einem  Papyrusdickicht auf der schwimmenden (nicht lokalisierten) Insel von Chemmis bei Buto im Nildelta geboren und aufgezogen (vgl. Kosack, a.a.O.). Das Kind musste vor den Nachstellungen seines Onkels Seth versteckt werden. Zudem war das Kind Horus anfangs sehr schwach und hilflos. 

Nach sieben Skorpion-Stichen soll Horus durch magische Formeln von Isis und Thot, der weise Mondgott und Schutzpatron der Wissenschaften sowie der Schreibkunst geheilt worden sein. Daher wurde ihm die Fähigkeit zugeordnet, Skorpion-Stiche heilen zu können.

In Buto wuchs Horus auf und erstarkte. Sein toter Vater Osiris kehrte der Überlieferung nach häufig aus dem Totenreich zurück, um den Sohn in der Kampfeskunst zu unterrichten. Bald war Horus bereit, gegen Seth um den Thron seines Vaters zu kämpfen. In dem Kampf siegte schließlich Horus.

Nach der Mythologie riss Seth seinem Neffen Horus im Kampf um den Thron von Osiris das linke Auge aus. Hathor oder Thot heilten das Auge. Mit dem Kampf gegen Seth erhielt Horus den Titel „Harendotes“: Der Beschützer seines Vaters.

 

Das Horus-Auge - ursprünglich ein altägyptisches Sinnbild des Himmels- und Lichtgottes - avancierte in der weiteren Antike zu einer ägyptischen Hieroglyphe mit magischer Bedeutung und einem weit verbreiteten Schutzsymbol, oft auch als Amulett verwendet. Das Horus-Auge  sollte dem Schutz gegen den Bösen Blick dienen. Antike Schiffe wurden häufig mit dem Schutzsymbol versehen (vgl. Abbn oben.)  

 

Alle Pharaonen galten als „fleischgewordener“ Horus und damit als legitime Nachfolger des Osiris. Deshalb trugen die Pharaonen seit der Frühzeit auch einen Horus-Namen in der Königstitulatur. Der Horus-Name ist bis zum römischen Kaiser Antoninus Pius (138–161 n. Chr.) belegt.

 

Der Falke war das heilige Tier des Horus, da er in der Frühzeit auch als Himmelsgott verehrt wurde. Dargestellt wurde Horus oft als Mann mit Falkenkopf und Doppelkrone oder als fliegender Falke. Nach alter mythologischer Vorstellung spannte Horus (und der Pharao) als Himmelsfalke seine Flügel schützend über Ägypten und hielt an der Grenze das Chaos zurück.   

 

In Edfu wurde ein Tempel zu Ehren von Horus benannt. Im Allerheiligsten des dortigen Tempels befand sich einst in einem Schrein das Götterbild des Horus, wenn es nicht mit der heiligen Barke zu Festlichkeiten transportiert wurde. Heute befindet sich in dem Allerheiligsten eine Rekonstruktion der als heilig angesehenen Barke.  

Horus von Edfu und Hathor von Dendera standen im Mittelpunkt einiger Feste, am beliebtesten waren in der Spätzeit die rituellen gegenseitigen Schiffsprozession-Besuche: Die goldene Hathor-Statue aus dem Hauptheiligtum der Hathor in Dendera reiste zum Horus-Tempel in Edfu und umgekehrt. Das geschah….

  1. Zu Beginn der Überschwemmungszeit mit dem Neujahr, zum heliakischen Aufgang des Sirius
  2. Im Januar zum Niedrigwasser des Nils

Das Standbild wurde am neuen Ort rituell gereinigt und blieb zu einer Art rituellen Hochzeit ca. 14 Tage am neuen Ort. Dann kehrte das Götter-Standbild in einer weiteren Schiffsprozession wieder zurück in den jeweiligen Heimattempel, unterwegs feierte jeder Ort an dem die Schiffe anhielten „… helle Freudenfeste“ (vgl. Brunner-Traut, S. 104, a.a.O.).  

 

Geburt und Inthronisation des Götterkindes Horus wiederholten sich nach altägyptischen Vorstellungen jährlich  und wurden ausschweifend gefeiert.

 


[1] Die „Pyramidentexte“ stellen die älteste Jenseitsliteratur Ägyptens dar. Seit Pharao Unas (2367 – 2347 v. Chr.) finden sich die Texte eingemeißelt in den königlichen Grabkammern der Pyramiden (vgl. Kosack, a.a.O.). Die Texte sollten – wird heute interpretiert – dem König den unversehrten Aufstieg an den Himmel und die Vereinigung mit seinen göttlichen Ahnen sichern. 

 

(leicht veränderlich, nach dem altägyptischen Kalender; als im alten Ägypten der 20. Juli (1. Thot) noch als Neujahrstag gefeiert wurde, fiel die Geburt des Horus auf den 2. Tag der Epagomenen,  2. Epagomene, 13. Monat 2769 nach der Nabonassar-Ära; i.e. nach dem Gregorianischen Kalender ca. der 13. April; erst im Jahre greg2024 rückt der fehlenden Schalttage wegen das Datum auf den 12. April nach vorne; nach dem Koptischen Kalender ebenfalls am 2. Tag der Epagomenen, das wäre am 7. September)

 

© Christian Meyer

 

Abb.: „Der Pharao opfert dem Horus“, Edfu (?), Photo von Renate Meyer-Franke, Januar 2020

 

 

 

 

Abb.: Schiffsprozession; Malerei im Horus-Tempel zu Edfu (Photo: Renate Meyer-Franke, Januar 2020)

 

 

 

Abb.: Rituelle Waschung des Horus (??), in der Weihehalle von Edfu (Photo: Renate Meyer-Franke, Januar 2020)

Abb.: Relief vom Grab Seti I,, der 2. Pharao der 19. Dynastie (auch: Sethos, 1290-1279 v. Chr); er wurde im Tal der Könige - KV 17 - bei Theben begraben: Geburtsnamens- (Seti, mer en Ptah Seti, geliebt von Ptah) und Thronnamenskartusche (Menmaâtrê Beständig ist die Weltordnung des Re)  daneben im Serekh (einem rechteckigen Kasten) eingeschlossen sein Horus-Name.  (Photo: Renate Meyer-Franke, Januar 2020)  

 

 

 

 

 

 

 

Abb.: oben: Bronzemodell eines Götterschreines mit einer Figur des Horus als Falke; Spätzeit, 26. Dynastie, ca. 600 v. Chr.; im Ägyptischen Museum/Berlin, ÄM 8674 (Photo: Christian Meyer, Oktober 2020)

 

 

Abb.: Harpokrates-Statue (in einer Nische, den Finger auf die Lippen legend), ein Olivenzweig sowie ein Priester mit zwei silbernen Kerzenhaltern;  Wandmalerei aus dem Isis-Tempel in Pompeji, 1. Jhdt.; heute befindet sich die Malerei im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel (Postkarte des Museums). Wolfgang Amadeus Mozart, der 1770 zusammen mit seinem Vater Leopold den bereits ausgegrabenen Isis-Tempel besuchte, soll so beeindruckt gewesen sein, dass er dadurch 1791 zu den ersten Szenen der „Zauberflöte“ inspiriert worden sein soll. 

 

In Wilhelm Raabes anspielungsreichem, im Jahre 1893 erschienenen Roman „Kloster Lugau“ führte er an, „... dass die Alten den Gott des Schweigens mit dem Finger auf den Lippen abbildeten“ (Raabe 1986, S. 43, a.a.O.). Gemeint ist dabei Horus, der ja oft mit dem Finger am oder im Mund dargestellt wurde und der deshalb von den Griechen irrtümlich als Gott des Schweigens interpretiert wurde (vgl. in Raabe, 1986, S, 247, a.a.O.).