Römische Vesta- Münze: Die Sesterzen – Münze wurde geprägt unter Lucilla, der Ehefrau des Adoptivkaisers Verus (Kaiser 161 – 169, eines Mitherrschers von Mark Aurel); die Abb. zeigt die Rückseite der Münze, mit der Umschrift „Vesta“ und dem Abkürzungszeichen (Sigle) „SC = Senatus consulto“. Dargestellt ist die Göttin Vesta, mit Schöpfkelle (simpulum) und Palladium (der sagenhaften, angeblich noch aus Troja stammenden Athene – Statue); die Göttin ist verschleiert und steht vor dem Altar mit dem Herdfeuer. 

(Abb. aus Schultz, S. 46, a.a.O.)

„Statue einer römischen Vestalin“ (Abb. aus…..www…..)

9. Juli: altrömisches Vestalia – Fest

 

Vesta war die altitalische keusche Göttin des Herdfeuers, als solche (auch etymologisch) verwandt mit der griechischen Hestia [1]. Am Fuße des Palatins, am Forum Romanum des antiken Roms lag der kleine Rund – Tempel der Vesta („Aedes Vestae“). Der Tempel hatte kein Götterbild, barg aber den „Staatsherd“ mit dem heiligen Feuer, das nie erlöschen durfte.  Der Vesta – Kult war unblutig, die Kultobjekte waren das Herdfeuer, das Opferbrot und reines Wasser, aus dem Tiber geshöpft in eine Tonvase, die so geformt war, dass man sie nicht auf dem Boden abstellen konnte.

Die Vestalinnen verwendeten – der Überlieferung nach -  Eichenholz für das heilige Feuer der Vesta, das niemals erlöschen durfte.

Im Jahre 1930 wurde ein Teil des Vesta - Tempels mit antiken Bruchstücken und neuen Werkstücken (durch Verwendung anderer Materialien kenntlich gemacht) wieder aufgebaut. 

 

Abb. Vesta - Tempel….

 

Neben dem Tempel lag das Atrium Vestae, in dem die Priesterinnen der Vesta (lat. „Virgines Vestales“ = Vestalische Jungfrauen; ihr ursprünglicher formaler Titel lautete, lat.: „sacerdos Vestalis“ = „vestalische Priesterin“), die Vestalinnen lebten.

Von dem Atrium Vestae sind allerlei Mauerreste aus verschiedenen Perioden der Kaiserzeit und späten Republik erhalten geblieben. Im Atrium fand man Bildsäulen verschiedener berühmter Vestalinnen, die sich heute im Museum in den Diokletiansthermen befinden.

Die Hauptaufgabe der Vestalinnen war die Hütung des heiligen Herdfeuers im Tempel. Eine Vestalin, die das heilige Herdfeuer erlöschen ließ, wurde auf Befehl des Pontifex maximus – des Dienstvorgesetzten der Priesterinnen - ausgepeitscht. Denn ein so erloschenes Staatsfeuer galt als großes Unglück für die ganze Stadt. Ein erloschenes heiliges Feuer durfte nur mit gespiegeltem Sonnenlicht oder durch Bohren eines Holzstücks eines fruchttragenden Baums wieder entzündet werden.

An jedem 1. März – dem altrömischen Jahresbeginn - wurde das kultische Herdfeuer erneuert, - wie oben angesprochen.

Täglich wurden an dem Staatsherd im Vesta – Tempel Speiseopfer dargebracht, einfache Nahrungsmittel in schlichtem Tongeschirr. Zu den weiteren Aufgaben der Vestalinnen gehörte das Holen des Wassers – in Krügen auf dem Kopf getragen -  aus der als heilig angesehenen Quelle der Nymphe Egeria vor der Porta Capena zu Rom, das zur täglichen Reinigung des Vesta - Tempels verwendet wurde. Dazu durfte ausschließlich dieses fließende Wasser verwendet werden.  

Auch stellten die Vestalinnen die „mola salsa“ (eine Mischung aus Salzwasser und geschrotetem Getreide) und das „suffimen“ (lat. Räucherwerk; Asche ungeborener Kälber) her, die kultischen Zwecken dienten.

 

Ursprünglich sollen die Vestalinnen von den römischen Königen ausgewählt worden sein. Später erfolgte die Auswahl für den (mindestens) 30jährigen Dienst durch den Pontifex maximus: durch Los aus zwanzig vorausgewählten Mädchen. Diese sollten…..

  • (ursprünglich) patrizischen Familien entstammen
  • beide Elternteile mussten noch leben und in Italien wohnen
  • körperlich „makellos“ sein
  • nicht jünger als sechs, nicht älter als zehn Jahre alt sein.

 

Die Inauguration erfolgte durch den Pontifex maximus in dem Atrium vestae.

Während der ersten Dekade wurden die Vestalinnen  von ihren älteren Kolleginnen auf ihre Funktion vorbereitet, in der zweiten Dekade füllten sie ihr Amt aus, im 3. Jahrzehnt führten sie junge Vestalinnen in ihre Tätigkeit ein. Aus der Reihe der Vestalinnen wurde eine Obervestalin (Vestalis maxima) bestimmt.

Vestalinnen, die schwer erkrankten, mussten das Atrium der Vesta verlassen und sich „… der Sorge und Obhut verheirateter Frauen“ anvertrauen (Plinius, VII, 14,2, S. 210, a.a.O.).

 

Als die Gallier die Stadt Rom erobert hatten, sollten die Vestalinnen „…. die heiligen Geräte des Staatskults weit von Mord und Brandgefahr bergen, und die Verehrung der Götter solle nicht eher aufhören, als bis niemand mehr lebe, der sie verehren könne“ (Livius, S. 106, a.a.O.). Der Überlieferung nach wurden die Sakralobjekte für einige Zeit nach Caere gebracht, einer nahe gelegenen verbündeten südetruskischen Stadt.  

 

Die Vestalinnen waren zur Jungfräulichkeit verpflichtet, Sexualverkehr mit Vestalinnen galt als Inzest. Wenn die Vesta - Priesterinnen  ihr Keuschheitsgelübde übertraten, wurden sie hingerichtet. Andere Quellen berichten, dass unkeusche Vestalinnen vom Tarpeiischen Felsen [2] gestürzt wurden. Unter Tarquinius dem Älteren wurden sie ausgepeitscht und dann lebendig in einer versiegelten Gruft eingemauert. Der männliche Partner wurde auf dem Forum Boarium [3] zu Tode gepeitscht.

 

Um 230 v. Chr wurde die Vestalin Tuccia - verleumderisch - der Unkeuschheit angeklagt. Um ihre Unschuld zu beweisen betete sie zur Göttin Vesta: sie habe immer mit reiner Hand das Wasser zum Tempel gebracht. Nun solle die Göttin ein Wunder tun, und ihr ermöglichen,  Tiberwasser mit einem Sieb zum Tempel zu bringen – ohne eine Tropfen zu verlieren. Die Göttin bewirkte das Wunder, die Vestalin war gerechtfertigt.   

 

Sogar der Hl. Augustin führt diese Legende sin seinem „Gottestaat” an (vgl. Augustinus, De Civitate Dei, X, 16)

 

Livius berichtet von der Vestalin Minucia, „… die zunächst wegen prächtigerer Kleidung, als ihr zustand, verdächtig war“ (vgl.Livius, S. 129, a.a.O.). Dann wurde Minucia von einem Sklaven angezeigt, wegen „Unzucht“ von einem Priesterkollegium verurteilt und „… an der Porta Collina rechts der gepflasterten Straße lebend unter der Erde vergraben, auf dem sogenannten Verbrecherfeld“ (vgl. Livius, S. 129, a.a.O.).

 

Es galt in Rom als einer der schandbarsten möglichen Vorwürfe, den Sallust gegen Catilina vorbringen konnte, dass dieser „…. mit einer Priesterin der Vesta ….. Unzucht getrieben habe“. Damit hätte Catilina „…. gegen göttliche und menschliche Gesetze“ verstoßen (vgl. Sallust, S. 23, a.a.O.). Es handelte sich dabei um die Vestalin Fabia (eine Stiefschwester von Ciceros Ehefrau Terentia), die 73 v. Chr. der Verletzung des Keuschheitsgelübdes mit Catilina angeklagt wurde. Quintus Lutalius Catulus, ein Anhänger der aristokratischen Partei, verteidigte sie und bewirkte ihren Freispruch.  

Im Verlaufe von 11 Jahrhunderten sollen nur 20 Vestalinnen ihr Keuschheitsgelübde übertreten haben.

 

Falls die Vestalinenn nicht keusch lebten, galten ihre Riten und Opfer als wirkungslos, militärische Siege z. B. galten deshalb als ein Beweis für die Keuschheit der Priesterinnen (vgl. Plinius, Anhang, S. 376, a.a.O.).  In einem Brief erwähnt Plinius (der Jüngere) den Prozess gegen die Obervestalin Cornelia Cossa, der ebenfalls Unkeuschheit vorgeworfen wurde. Sie verteidigte sich u.a. mit den Worten: „Mich hält Caesar (Domitian) für unkeusch, mich, die die Opfer vollzog, nach denen er siegte und triumphierte“ (Plinius, IV, 11,7, S. 109, a.a.O.). Vergebens, - Cornelia Cossa wurde im Jahre 91 verurteilt und hingerichtet [4] .

 

Die Vestalinnen besaßen hohes Prestige und große Privilegien. Zum Beispiel wurden verurteilte Verbrecher frei, wenn ihnen zufällig eine Vestalin begegnete. In der Öffentlichkeit wurden Vestalinnen – seit 42 v. Chr. - immer von einem Liktor [5] begleitet (vgl. Ernst Meyer, S. 143, a.a.O.). Vestalinnen galten als unverletzlich und hatten das Recht, in der Stadt mit einem Wagen zu fahren. Im Theater verfügten sie über Sonderplätze, nahe der Bühne.

Die Unverletzlichkeit des Vesta – Tempels wegen wurden dort oft Testamente und wichtige Verträge deponiert. 

Die Kleidung der Vestalinnen bestand aus einem langen weißen Gewand mit einer Stirnbinde (lat. „infula“ [6]) mit herabfallenden Flechten.   

Nach dem 30 – jährigen Dienst und ihrer Exauguration durften die Ex – Vestalinnen heiraten, ein Recht, das allerdings nur wenige von ihnen genutzt haben sollen.

Es gab einen öffentlich – staatlichen Kult und einen privaten Vesta – Kult. Die allermeisten Häuser der frühen Römer besaßen eine Vesta – Verehrungsstätte; die Göttin schützte die Mahlzeiten, man opferte ihr Speisen und Getränke. Als Göttin jedes Opferfeuers wurde Vesta bei jeder römischen Opferung mit verehrt und abschließend mit genannt.

Im ewigen Erhalt des Vesta – Feuers erblickten fromme Römer das Unterpfand für das Heil (lat. „salus“)  ihres Hauses sowie des gesamten Staates.

Zumindest in der Frühzeit Roms wurde der Staat als eine Art größere Familie betrachtet, die „… einen gemeinsamen Hausheerd (besutzt), den focus publicus“ (Lange, Bd, I, S. 263, a.a.O.). Die Familie hatte ihren (rituellen) Mittelpunkt am heimischen Herd, „.. der zugleich Opferaltar“ war (Lange, Bd, I, S. 263, a.a.O.).

Die Vestalin schied durch die Inauguration aus ihrer Herkunftsfamilie aus.

Lange sah die Ursache der Ehelosigkeit und des Keuschheitsgebotes darin, dass die Vestalinnen als „filiae familias“, als Töchter der Staatsfamilie betrachtet wurden.  „… Deshalb durften die Vestalinnen übeerhaupt keine Ehe eingehen, weil sie damit wieder in die beschränkende Gewalt einer besonderen Familie ein – und aus ihrem Verhältnis zur Staatsfamilie ausgetreten sein würden; ja, jede geschlechtliche Berührung derselben galt deshalb als Incest, wie geschlechtliche Verbindungen zwischen Bruder und Schwester“ (Lange, Bd, I, S. 264 / 265, a.a.O.).

 

Der Legende nach wurden Romulus und Remus von der Vestalin Rea Silvia geboren. Nach Livius war Rea Silvia eine Urenkelin des Aeneas. Ihr Onkel, Amulius, raubte seinem Bruder Numitor, dem Vater Rea Silvias, den Königsthron von Alba Longa (in den Albaner Bergen). Den Kronprinzen ließ er ermorden, Rea Silvia verpflichtete er zum Verzicht auf Nachkommen, indem er sie zur Vestalin machte. So wollte der Usurpator verhindern, dass später Rache genommen werden könnte.

Die Vestalin Rea Silvia aber wurde – wiederum nach Livius – vergewaltigt (verführt?),  ihrer eigenen Sicht nach von dem Kriegsgott Mars (was Livius bezweifelt). Sie gebar neun Monate später Zwillinge, Remus und Romulus, das spätere Gründerpaar der Stadt rom. Die unglückliche Vestalin Rea Silvia aber wurde „gefesselt und in Haft genommen“ (vgl. Livius, S. 7, a.a.O.)[7].    

 

Numa Pompilius (der 2. römische König [8] ) soll den Vesta – Kultus in in der Stadt Rom eingeführt haben, nach anderer Überlieferung geht der Kult auf Romulus [9] selbst zurück (vgl. Guirand, S. 252, a.a.O.).  Unter Numa gab es zwei Vestalinnen, unter Servius wurde die Zahl auf sechs erweitert. In der Spätantike gab es sieben Vestalinnen. Auch der Vesta – Tempel soll unter Numa errichtet und später mehrfach umgebaut worden sein. Der Tempel galt traditionell als der Mittelpunkt der Stadt.

 

Nur in dem jährlichen Zeitraum vom 7. – 15. Juni war der Innenraum des Vesta – Tempels in Rom offen – sonst blieb er verschlossen, nur den Vestalinnen zugänglich. Dort wurden das Palladium und andere Heiligtümer aufbewahrt.  Männer hatten nachts keinen Zutritt zum Tempel.

Am 9. Juni jedes Jahres gab es eine Prozession der römischen Matronen, der „Hausherrinnen“, barfuß zum Vesta – Tempel und erflehten von der Göttin den Segen für ihren Haushalt.  Die Vestalinnen teilten dort das Opferbrot (mola salsa) aus, die Matronen opferten im Tempel Speisen und Getränke. Nur die Matronen dürften in diesen Tagen den Vesta – Tempel betreten, sonst niemand, außer den Vestalinnen.

 

In der Zeit nach 170 v. Chr. kam im antiken Rom das Gewerbe der Bäcker auf, das Vestalia – Fest wurde zum Fest der Bäckergilde, der „pistores“ (Müller, Bäcker)[10].  

Die Mühlen und die Mühlsteine in der Stadt, wie auch die Esel, die die Mühlsteine antrieben, wurden zum Fest mit Blumen bekränzt.

 

Der Esel galt als Tier er Göttin Vesta, denn ein Esel soll sie einst vor dem zudringlichen Priapos bewahrt haben. Esel wurden deshalb am Vestalia – Tag bekränzt.

Römische Münzen trugen zuweilen Abblider der Göttin Vesta, sie wurde als geflügelt dargestellt. Statuen der Göttin sind sehr selten.

 

Im römischen Tempel der Vesta wurden auch das „Palladium“ sowie die Penaten und Laren verehrt.

Die Laren waren altrömische Schutzgötter des Hauses und der Familie (lar familiaris), der Felder und der Kreuzwege (lat. „compitum“ = Kreuzweg, daher „lares compitales“).  Die Bilder der Laren befanden sich in einem Schrein im Innern der Häuser, sie wurden geschmückt, man brachte ihnen Opfergaben dar.

Man feierte die Laren der Kreuzwege an den Compitalia, zu Beginn des Januars. 

Die Penaten waren altitalische Haus- und Familiengötter, hilfreich, schützend, ratgebend. Penaten erscheinen nur im Plural (oft in der Zweizahl); sie schützen den Vorrat (lat. „penus“) im Haus, die Hauswirtschaft, das Heim, die Heimat. Verehrt wurden sie – gemeinsam mit den Laren – am heimischen Herd.

Im öffentlichen Kultus wurden die „Di penates populi Romani“, die Schutzgeister des römischen Volkes im Vestatempel, am „Staatsherd“.  

Bei dem Palladium handelte es sich um ein Kultbild der Athene, das nach römischer Überlieferung – wie die Penaten - aus den brennenden Ruinen Trojas gerettet worden war. In seiner „Aenaeis“ lässt Vergil [11] dem Aeneas in der Nacht des Untergangs von Troja im Traum Hektor erscheinen, der ihn dringend ermahnt:

                               „Fliehe, du Sohn der Göttin, entzieh dich den drohenden Flammen!  …..

                               Troja vertraut dir sein Heiligstes an, das sind die Penaten.

                Nimm sie zu Schicksalsgefährten, zu ihrem Schutze errichte

                Mächtige Mauern: Nach mancherlich Irrfahrten wirst du sie bauen!“

                                                                              (Vergil, Aenaeis, II, 289 ff., S. 173, a.a.O.)  

 

Nach einigen verzweifelten Kämpfen in der eroberten, brennenden Stadt sowie Wundererscheinungen von Venus und Jupiter folgt Aeneas der Mahnung Hektors und beschließt mit seinem alten Vater Anchises und seinem Sohn Ascanius (auch Ilos, latinisiert: „Iulus“[12] ) zu fliehen. Seinen Vater fordert Aeneas nun auf:

 

                               „………... Nimm, Vater, das Kultgerät samt den Penaten!

                               Ich, nach dem grässlichen Kampfe, noch frisch besudelt vom Blute,

                               darf sie nicht anrühren, ehe ich mich in fließendem Wasser reinwaschen konnte.“

                                                                         (Vergil, Aenaeis, II, 717 ff., S. 187, a.a.O.)        

 

Die Griechen schrieben die Rettung des Palladiums allerdings dem Odysseus zu.

 

Aeneas [13] soll der Legende nach die Stadt Lavinium gegründet haben, zu Ehren seiner Frau Lavinia, der Tochter des Königs Latinus und der Amata. Auch die trojanischen Penaten und das Palladium sollen nach Lavinium gelangt sein.  Lavinium [14] – einige Zeit das Zentrum des latinischen Staates - wurde zur Mutterstadt von Alba Longa und damit auch von Rom.

Unter Numa soll der Kult der Vesta und auch das heilige Herdfeuer aus Lavinium nach Rom übertragen worden sein. Deshalb sollten auch die römischen Konsuln und Diktatoren zum Amtsantritt und zur Amtsniederlegung im Vesta – Tempel von Lavinium opfern.   

 

Vesta auf einem Denar, 63 v.Chr (Vesta -  Münze 2 ??? )

(Abb. aus http://imperiumromanum.com/religion/antikereligion/vesta_01.htm)

 

Der Vesta – Kult hielt sich in Rom bis an das Ende des 4. Jhdts., Kaiser Gratian hob ihn 382 n. Chr. förmlich auf.  

Nach dem Sieg des Kaisers Theodosius über seine eher „paganophilen“ Gegner im Jahre 394 triumphierten die siegreichen Christen über die traditionellen Kulte: Serena (ca. 365 – 408), die Frau des (vandalischstämmigen) Feldherrn (Magister Militum) Stilicho und Nicht des Kaisers drang – wie Zosimus berichtet - in den römischen Tempel der Rhea Silvia ein, raubte „… vom Halse der Göttin den kostbaren Schmuck …(und legte) … ihn sich selber an …. Die letzte Priesterin der Vesta sah mit Tränen der Verzweiflung diesen Frevel; sie sprach den Fluch der Göttin über Serena und ihr ganzes Geschlecht aus… Die heilige Flamme der Vesta erlosch für immer“ (vgl. Gregorovius, S. 53, a.a.O.).  Die letzten Vestalinnen mussten daraufhin das Forum verlassen, der Fluch der Vestalin erfüllte sich: Serena fiel in Ungnade und wurde wegen angeblichem Verrat hingerichtet.  

 

(unveränderlich, festliegend nach dem altrömischen bzw. dem Julianischen Kalender)


 © Christian Meyer


[1] Der Name „Vesta“ scheint mit der Sanskrit – Wurzel „vas“ = der Glanz verwandt zu sein. Das griechische Wort „Hestia“ bezeichnete sowohl den Herd als auch die Göttin. In Rom hingegen bezeichnete „Vesta“ nur die Göttin und nichts derartig profanes, wie den Herd (lat. „focus“). Nach Herodot hatten die einwandernden Griechen den Kult der Hestia von den Ureinwohnern des Landes, den Pelasgern übernommen. Das ist auch sehr nahe liegend, denn eine sesshafte Bevölkerung hat eher Grund, eine Herdgöttin und ihr Feuer zu verehren. 

Schon Lange betonte die Ähnlichkeiten der Agrarkulte im frühen Griechenland und in Italien, so z.B. den „… gemeinsamen Cult der Vesta, Έστίά, der Personification des Princips heimathlicher Ansiedlung“ (vgl. Lange, Bd. I, S. 58, a.a.O.). 

[2] Tarpeiischer (oder Tarpejischer) Fels (lat. „saxum tarpeium“ – „saxum“ = Steinblock, Fels -, auch „rupes tarpeia“ – „rupes“ = Felshang, Klippe) bezeichnete im antiken Rom die südliche Spitze des Kapitolhügels. Von ihr aus wurden Todesurteile durch Hinabstoßen vom Fels (Felsensturz) vollstreckt. Nach Livius′ legendärem Bericht vom Raub der Sabinerinnen wurde der Name des Felsens auf die Vestalin Tarpeia zurückgeführt, der Tochter von Spurius Tarpeius, dem Kommandanten des Kapitols. Tarpeia habe Wasser für Opferzeremonien von außerhalb des befestigten Kapitols geholt und – aus welchen Gründen immer – die Sabiner ins Kapitol eingelassen. Diese aber hätten sie getötet und vom Felsen gestürzt. Umstritten sind in den unterschiedlichen Überlieferungen die Motive der Vestalin, Verrat, Liebe, Kriegslist? 

Jahrhundertelang wurden an dem Felsen Todesurteile wegen Hochverrat, Meineid oder Inzest durch Felsensturz vollstreckt. Die letzte Hinrichtung am Trapeiischen Felsen wurde (wohl) im Jahre 43 n. Chr. unter Kaiser Claudius vollzogen (vgl. Cassius Dio 60,18, 4), später wurde die Art der Hinrichtung verboten.

Heute führt die „Via di Monte Tarpeo“ vom Kapitol herab zum Forum Romanum – von Felsen ist nichts mehr zu sehen.

[3] Das „Forum Boarium“ (lat. „bos“ =  Rind) war ein Markt (Forum), v.a. Viehmarkt im antiken Rom, gelegen zwischen dem Tiber und dem Circus maximus.

[4] Plinius zweifelete deutlich an Urteil wie an dem Prozess, er verurteilte die „Brutalität des Tyrannen“, des Princeps Domitian, dund die „Willkür des Herrn“ (Plinius, IV, 11,6, S. 109, a.a.O.).

[5] Liktoren (von lat. „ligare“ = binden, fesseln“) waren Amtsdiener höherer römischer Beamter. Die Liktoren gingen in der Öffentlichkeit dem Amtsträger voraus, sie trugen das Liktorenbündel (lat. „fasces“, daher die Bezeichnung „Faschismus“). Die Zahl der Liktoren war festgelegt, Diktatoren standen 24 Liktoren zu, einem Konsul 12, einem Prätor 6 etc. Die Institution der Liktoren war vermutlich etruskischen Ursprungs.

[6] Neben den Vesta – Priesterinnen trugen auch Schutzflehende und Opfertiere eine infula.

[7] Über das weitere Schicksal Rea Silvias sind die legendären Überlieferungen uneins: teilweise wird berichtet, dass sie eingemauert wurde, andererseits wird berichtet, der Flussgott Tiber habe sie gerettet,  zur Frau genommen und das ewige Leben geschenkt. Nach der mythologischen Figur Rea Silvia wurde der Asteroid  87 Sylvia" benannt, dessen beiden Monde erhielten von ihren Entdeckern naheliegend die Namen Romulus und Remus (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Rhea_Silvia).

[8] Der römischen Überlieferung nach wurde die Monarchie um 509 v. Chr. abgeschafft.

[9] Nach dem Bericht des Livius wurde Romulus auf dem Marsfeld in einem Unwetter entrückt und unter die Götter aufgenommen (vgl. Livius, S. 17/18, a.a.O.). Für den vergöttlichten Romulus wurde eine eigene Priesterschaft, die Flamen Quirinalis, geschaffen.

[10] Es kann als sicher angenommen werden, dass die Brotzubereitung bereits zuvor unter dem Schutz der Vesta stand (vgl. König, 1919, S. 62, a.a.O.).

[11] Vergil (70 – 19 v. Chr.) schrieb sein von Octavian in Auftrag gegebenes Alterswerk in den Jahren 29 – 19 v. Chr.

[12] Das patrizische Geschlecht der „Julier“, zu dem auch Julius Caesar gehörte, leitete seine Herkunft von Iulus und damit von Aphrodite ab. Insgesamt sollen ca. 50 römische Patrizierfamilien ihre Herkunft auf troische Helden zurückgeführt haben (vgl. Vergil, Einleitung, S. XXIII, a.a.O.).

[13] In der Stadt Rom soll am aventinischen Tiberufer lange Zeit das „fabelhafte Schiff des Aeneas“ aufbewahrt worden sein (vgl. Gregorovius, S. 29, a.a.O.). 

[14] Lavinium lag ca. 30 km südlich von Rom, bei Dorf Pratica.

„Forum Romanum“ (Abb. aus Irmscher, S. 177, a.a.O.) 

 

Peter Paul Rubens (1577 – 1640): „Mars und Rea Sylvia“; neben Rea Sylvia befindet sich das Herdfeuer der Vesta und eine Statue der Pallas Athene. 

Das 1616/17 erstellte Gemälde befindet sich heute in der Fürstlich Liechtensteinischen Sammlung Vaduz/Wien

(Abb aus http://www.neizvestniy-geniy.ru/images/blogs/posts/2013/11/p_54271_1383674985181.jpg)