Abb.: Fischer-Fresko aus Akrotiri/Thera, ca. 1500 v. Chr., aus der minoisch beeinflussten Kykladen-Kultur; heute im Archäologischen Museum in Athen. Die enorme Bedeutung des Meeres als wichtiger Faktor der Ernährung des Menschen verdeutlicht z.B. dieses frühe Fresko eines Fischers mit seiner Beute. Es stammt aus dem sog. Fischerhaus (an der Nordwestwand in Raum 5 im Obergeschoss des Westhauses) auf der Insel Santorin/Thera (gr. „die Wilde“; Santorin von der Inselheiligen Santa Irene) und wurde 1967 ausgegraben. Heute wird die Figur als „Jugendlicher Adorant“ gedeutet, die Fischbündel als Opfergaben (Abb. Griechische Postkarte von 1983).   

 

 

8. Juni: Welttag des Meeres (vgl. auch Tag des Wassers, Tag der Umwelt)

 

Der Tag des Meeres hat seinen Ursprung in der Öko-Konferenz am 8. Juni 1992 in Rio de Janeiro. Die Meere sollten durch den Tag als bedeutsam für die Ernährungssicherheit, die Gesundheit und die Fortexistenz allen Lebens, für das Klima und als ein gefährdeter Teil der Biosphäre bewusst gemacht werden.

 

Die irdischen Meere, die ca. zwei Drittel der Erdoberfläche bedecken, drohen in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einer riesigen leergefischten, vergifteten Müllkippe zu verkommen

 Ein Faktor der Vergiftung war die sog. Verklappung von Dünnsäure. Dünnsäure ist der Sammelname für saure Produktionsrückstände der chemischen und metallverarbeitenden Industrie, die v.a. aus verdünnten Säuren, aber auch Schwermetallen und halogenierten Kohlenwasserstoffen bestehen. Mehr als 20 Jahre lang wurden allein von Hamburg aus mit sog. Köcheldampfern fast 300 000 Tonnen Dünnsäure jährlich in die Nordsee „entsorgt“. In den 70er und 80er Jahren wurde von West-Deutschland aus jährlich zwischen 1 und 3 Mio. t Dünnsäure in die Nordsee „eingebracht“. Allein bei der Titan- und Titandioxidgewinnung aus dem Erz Ilmenit (FeTiO3) fällt Dünnsäure mit ca. 2% Schwefelsäure, Eisensulfat und verschiedenen Schwermetallen an (vgl. Fellenberg, S. 140, a.a.O.). 

Bis 1992 verklappten britische Schiffe Dünnsäre im Nordostatlantik. Da zuvor bereits eine besorgniserregende Zunahme von Fischerkrankungen, Fischsterben und eine Abnahme der Plankton-Biomasse beobachtet wurde, beschloss die Oslo-Kommission 1989 die Verklappung einzustellen.

Allerdings finden Einleitungen von Land aus mit Ausnahmeregelungen weiter statt.

 

Sehr viel Plastikmüll gelangt in die Umwelt, die Meere, die Gewässer und die Böden. Es wird dort jedoch nicht komplett abgebaut, zerfällt – unter dem Einfluss des Sonnenlichts, des Meeressalzes, der Wellen, des Windes etc. in winzige Partikel, das Mikroplastik (kleiner als 5 mm). 

Außerdem gehört Mikroplastik zu den Inhaltsstoffen vieler Kosmetik- und Reinigungsartikel (so z.B. in vielen Duschgels und Peelings, in Sonnencremes, Shampoos oder Make-Ups). Jährlich werden allein in Deutschland ca. 330 000 t Mikroplastik freigesetzt, viele gelangen über das Abwasser in die Flüsse und ins Grundwasser.

 

Pro Woche nehmen Menschen in Deutschland beim Atmen, Essen und Trinken bis zu 5 mg Mikroplastik-Partikel auf (vgl. Birkhäuser, S. 15, a.a.O.).  

In jeder Minute gelangten 2016 schon ca. 40 Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere (vgl. „Die Zeit“, H. 50/2017, S. 2/3), ca. 8 Mio. t. jährlich. 

Gegenwärtig (2018) schwimmen ca. 150 Mio. t. Plastik in den Meeren (vgl. Lessing, 2018, S. 18). In jeder Stunde landeten 2017 weltweit weitere ca. 993 t Plastik im Meer, das sind ungefähr 35 Schiffscontainerladungen. Jedes Jahr kommen zwischen 4 und 13 Mio. t. hinzu, etwa eine der Inhalt eines Müllwagens pro Minute (vgl. Lessing, 2018, S. 18).

Ca. 26 Mio. t Plastikmüll fallen pro Jahr in Europa an, Deutschland produziert mit 37,4 kg/Einwohner mehr als der EU-Durchschnitt von 31,1 kg/Einwohner.  

80% des Plastik-Mülls gelangt über Abwässer vom Land in die Meere; acht der zehn Flüsse mit dem höchsten Mülleintrag liegen in Asien. 2015 wurde festgestellt, dass mehr als die Hälfte des weltweiten Meeresplastiks aus 5 Staaten Asiens herrühren, aus China, Indonesien, Vietnam, Sri Lanka und den Philippinen (vgl. Lessing, 2018, S. 18).

Seit Jahren schon gibt es einen gigantischen Abfallteppich zwischen Hawaii und Kalifornien. 1,6 Mio. km2 groß ist dieser Plastikstrudel im Pazifik schon – mehr als viermal so groß wie Deutschland oder dreimal so groß wie Frankreich (vgl. Greenpeace-Magazin, Nr. 1/2019, S. 21).  

Bis zum Jahre 2050 könnte mehr Plastik als Fische in den Meeren schwimmen (vgl. Lessing, 2018, S. 18).

 

Die Plastikobjekte werden im Meer in zahllose kleinere Plastikschnipsel zerlegt, Mikroplastik, das für viele Meeresbewohner und –anrainer eine tödliche Gefahr (vgl. Tag der Schildkröten).  

Es dauert ca. 450 Jahre bis eine Plastikflasche im Meer abgebaut ist, ca. 600 Jahre bis eine verloren gegangene Angelschnur verschwunden ist (vgl. Bisping, a.a.O.).  

Mikroplastik findet sich auch im Grundwasser, im Eis der Antarktis genauso wie in abgelegenen Bergseen der Mongolei, in Nahrungsmitteln und in Mineralwasser, es ist in den Körpern von Schildkröten, Pinguinen und Menschen nachgewiesen.

Nach einer Untersuchung von Greenpeace befindet sich in 90% aller Meersalzproben aus aller Welt Mikroplastik, allerdings in deutlich unterschiedlichen Mengen (vgl. Greenpeace.Magazin, Nr. 1/2019, S. 21).

 

Mikroplastik findet sich jedoch nicht nur im Meer – „Mikroplastik ist allgegenwärtig", meint die US-amerikanische Umweltforscherin Katie Holsinger (vgl. https://www.dw.com/de/kunststoff-im-meer-wie-gesundheitssch%C3%A4dlich-ist-mikroplastik/a-39164249).

 

Nachgewiesen ist, dass zumindest einige Stechmückenarten (so Culex pipiens, die Gemeine Stechmücke) in ihrem Larvenstadium im Wasser Mikroplastik-Partikel aufnehmen können. Die Partikel gelangen in die Malpighinischen Gefäße (Ausscheidungsorgane von Insekten, den Nieren vergleichbar) und bleiben dort über die verschiedenen Lebensstadien der Mücke. Das ausgewachsene fliegende Insekt kann schließlich so das Mikroplastik an seine Freßfeinde (Vögel, Fledermäuse, Spinnen) weitergebe.

Umweltforscher der Universität Wien fanden bei Untersuchungen durchschnittlich 20 Mikroplastikteilchen pro 10 g menschlichem Stuhl. Sie identifizierten dabei 9 Kunststoffarten, v.a. Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET). PP wird vor allem in der Verpackungsindustrie eingesetzt. PET ist das Plastik, aus dem die allermeisten Getränkeflaschen hergestellt wurden.

Vielfach wird Mikroplastik heute „… als eines der gefährlichsten Umweltprobleme der Gegenwart und Zukunft“ angesehen (vgl. „Tagesspiegel“, 19. September 2018, S. 22), tatsächlich sind wir dabei, unseren Planeten zu „plastifizieren“.  

 

Welche Folgen Mikroplastik in lebenden Körpern inkorporiert auch in geringen Mengen haben kann, ob und wann es pathogen ist, erscheint bislang unklar und unsicher.

Nachgewiesen sind Effekte auf den Energiehaushalt und die Fortpflanzung wirbelloser Tiere. Vermutet wird, dass Mikroplastik Schadstoffe besonders gut bindet und sie deshalb häufiger in die Nahrungskette gelangen könnten. Auch wird angenommen, Mikroplastik könnte die Verbreitung antibiotikaresistenter Keime begünstigen (vgl. „Tagesspiegel“, 19. September 2018, S. 22). 

  

Im Oktober 2018 wurde die internationale Wanderausstellung „Ocean Plastics Lab“ am Schiffbauerdamm in Berlin gezeigt. Die Ausstellung will verdeutlichen, wie die Wissenschaft den Meeresmüll bekämpft und wie jeder im Alltag dabei helfen kann (vgl. Abb. unten).  

 

Am 10. Mai 2019 zeigte Phönix den Film „Weltspiegel – Cornwall“ von Julie Kurz über die Stadt Penzance in Cornwall, die sich auf den Weg gemacht hat, die erste plastikfreie Stadt Großbritanniens zu werden – was aber noch eine langer Weg sei, wie Vertreter der Stadt selbst eingestanden. Nicht nur wird der Strand immer wieder von Plastik abgesucht, viele Geschäfte, die Schulen, Krankenhäuser und die Verwaltung bemühen sich v.a. Einwegplastik völlig zu vermeiden. Jedoch bringen gerade viele der Touristen an die sauberen Strände wieder Plastik mit….   

 

Ein immer drängenderes Problem ist der Anstieg des Meeresspiegels als Folge des anthropogenen Klimawandels (vgl. Tag der Umwelt). 

Nicht nur das Alfred-Wegener-Institut (AWI) erforscht seit Jahrzehnten die Veränderungen in den Polarregionen mit ihren z.T. kilometerhohen Eispanzern.

Seit langen Jahren ist jedoch zu beobachten, wie das Eis schmilzt, Schelfeis zerfällt, Gletscherzungen ziehen sich immer weiter ins Landesinnere zurück. 

Seit dem Ende der 70er Jahre des 20. Jhdts. hat die Arktis so bereits ca. ein Drittel ihrer Eismasse verloren, ein Prozess, der noch dadurch beschleunigt wird, dass ohne die helle Eis-/Schneedecke weniger Sonnenlicht reflek-tiert, mehr wird absorbiert wird, wodurch es noch wärmer wird (Albedo-Effekt). 

Was aber geschieht, wenn die insgesamt ca. 30 Billiarden t Eis der Polargebiete instabil werden und immer schneller in Bewegung geraten sollten?  

Nach Berechnungen des AWI würde der Meeresspiegel bei völligem Abschmelzen des Eiskappen in Grönland und der Antarktis um 65 m steigen. Über die Geschwindigkeit des Abschmelzens, die dazu nötigen Temperaturen und die zukünftige Höhe des Meeresspiegels können jedoch – nach dem AWI – keine verläßlischen Prognosen aufgestellt werden (vgl. Alfred-Wegener-Institut, S. 5 - 8, a.a.O.).

 

 

(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer

 

 

Abb: Rückseite des Quiz des „Ocean Plastics Lab“ (Mikroplastikquiz)