Abb.: Das Matterhorn - Karikatur Sebastian Schrank (Abb. aus Habit, Alpenverein a.a.O.). Auch die Klimakatastrophe - und damit das Auftauen der Permifrostböden im Hochgebirge -  wird z.T. durch den Tourismus zumindest beschleunigt.

 

 

27. September: Welttourismus-Tag

 

Den Welttourismustag alljährlich am 27. September geht zurück auf die Ratifizierung der Welttourismusorganisation (UNWTO) - Statuten im Jahr 1970.

Der Welttourismustag soll die Bedeutung des Tourismus für die internationale Gemeinschaft sowie seine Auswirkungen auf die sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Werte weltweit zeigen.

 

Die Alpen, ganz allgemein Gebirgslandschaften haben in den letzten beiden Jahrhunderten einen grundsätzlichen Wahrnehmungswandel erfahren. 

Berühmt, vielleicht die erste Bergbesteigung überhaupt ist Petrarcas Aufstieg 1336 auf den Mont Ventoux (vgl. Ventoux).

 

Als Johann Joachim Winckelmann (1717 - 1768) im Juli 1755 den St. Gotthard-Pass überquerte, soll er die Vorhänge der Fenster seiner Kutsche geschlossen haben, denn er ängstigte sich zu sehr vor der Wildheit des Gebirges.

Ganz ähnliches berichtete Goethe von seiner Alpendurchquerung 1786 aus dem Wege nach Italien.

 

Vermutlich war auch den Bewohnern der Alpenregion selbst die faszinierende Schönheit der Gebirgslandschaft nicht bewusst. Für sie dürfte es einfach die selbstverständliche Heimat gewesen sein, die man erst dann würdigte, wenn man sie verloren hatte.       

 

Nachdem die Alpen vermutlich immer gefürchtete, gemiedene Schreckensorte gewesen waren, kam es in mehreren Schritten schon seit Jahrzehnten zu einer „Alpinisierung des Allatgslebens“, wie sie der  Münchener Ethnologe Daniel Habit beschrieb: Die Berge wurden in die Städte geholt: als Kalender oder Tapeten an unseren Wänden, als Alpenkrimi im Bücherregal und als Steinbock-Gemälde über ihm, als Bergdoktor oder Heidi im TV-Programm, als Playmobil-Almhütte im Kinderzimmer, als Dirndl-Trachten im Bierzelt, als Bergbahn-Gondel auf dem Weihnachtsmarkt, als Alpen-Burger im Restaurant oder als Bergbauernmilch oder Almdudler im Supermarkt. Die Berge sind nicht nur eines der beliebtesten Reiseziele und Ausflugstrip fürs Wochenende, sondern auch ein allgegenwärtiges Lifestyle-Accessoire des Alltags geworden.

 

„Wie kaum eine andere Landschaft sind die Berge zu einem gesellschaftlichen Gesamtphänomen geworden, das alle Lebensbereiche durchdringt, tausendfach medial inszeniert, als Werbeträger instrumentalisiert, als Projektionsfläche reproduziert“ (vgl. Habit, in DAV, a.a.O.).  

 

Ähnlich funktioniert als landschaftlicher Werbeträger v.a. der Palmenstrand.  

 

Der US-amerikanische Journalist Adam Popescu charakterisierte Touristen als „invasive Spezies“, als Gefahr z.B. für die Galapagos-Inseln (vgl. Popescu, a.a.O.).  Durch die rapide Zunahme an Besuchern (2017: 241 000 Touristen) wird die fragile Natur der Inseln durch u.a. …

 

·         den anfallenden Müll

·         den ansteigenden Verbrauch des knappen Trinkwassers

·         die Störung der einzigartigen Fauna, nicht nur der Schildkröten

·         legale und illegale Fischerei

·         die Belastung der Infrastruktur

·         das Einschleppen invasiver Pflanzen und Tiere

 

immer stärker bedroht.

 

Mikroplastik wurde bei Untersuchungen 2020/21 in allen Seewasser und Sandproben in niedrigen Konzentrationen gefunden. In höheren Konzentrationen nahe den Häfen des Archipels. Alle sieben untersuchten Spezies der Meeresfauna enthielten Mikroplastik. 52% der getsteten 123 tierischen Individuen enthielten Mikroplastik (vgl. https://www.sciencedaily.com/releases/2021/05/ 210528085332.htm).

Popescu sieht den Archipel als einen beispielhaften Mikrokosmos von Umweltbelasungen angesichts v.a. touristischer Herausforderungen.

 

Nicht nur auf den Galapagos-Inseln wird das an Schönheit und Natur, was die Touristen suchen, durch sie selbst, die Kommerzialisierung des Reisens, mittelfristig zerstört.

 

(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

 © Christian Meyer