Abb.: Im Jahre 1955 propagierten die USA die Nutzung der Atomkraft „für den Frieden“ durch die Herausgabe einer 3-Cent-Sonderbriefmarke mit ca. 133 Mio. Exemplaren. Der Rundumtext der Marke entstammte einer Rede des damaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower: „..to find the way by which the … inventiveness of man shall… be … consecrated to his life“ (  „Um herauszufinden, wie der… Erfindungsreichtum des Menschen … seinem Leben geweiht werden kann“). Präsident Eisenhower hatte im Dezember 1953 – im Kalten Krieg, weniger als 10 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki – in einer Rede vor den Vereinten Nationen ein Programm “Atoms for Peace” vorgeschlagen, um die Atomenergie für friedliche Zwecke, nicht zur Zerstörung zu nutzen, so  zur Energieerzeugung oder auch zu Anwendungen in der  Medizin und Ernährung. Das „Atoms for Peace"-Programm sollte die Angst vor Atomkrieg und Atomtechnologie verringern. 

 

 

 

Abb.: In  den Sprechblasen: „Wie gewöhnlich“ „Die Wolke von Tschernobyl war am gleichen Ort stehengeblieben“; die Karikatur entstand auf dem Hintergrund der französischen Debatte um die Größe der Pufferzone zwischen Wohngebieten und Glyphosat-belasteteten Feldern: Zum Teil waren Distanzen von wenigen Metern gefordert worden (vgl. Tag der Umwelt). Die Karikatur stammt aus der „Le monde“ vom 10. September 2019, S. 7.)

 

 

 

 

(nebenstehende Abb., aus Bolle, S. 2, a.a.O.).

 

26. April 1986: Tag von Tschernobyl und 11. März 2011: Tag von Fukushima

 

 

Bis ins 17. Jhdt. blieb die antike griechisch-naturphilosophische Einteilung der Elemente in Wasser, Feuer, Luft und Erde vorherrschend.

 

Der Hamburger Gymnasialdirektor Joachim Jungius (1587 - 1657) veröffentlichte 1642 zwei Aufsätze, in denen er - ausgehend von der Atomistik Demokrits - eine neue Definition von Element aufstellte: Es seien diejenigen Stoffe, „…die sich mit chemischen Mitteln nicht mehr zerlegen ließen (zit. n. Siegfried Engels, S. 75, a.a.O.).  

 

Robert Boyle (1627 - 1691), der britische Naturforscher und Begründer der analytischen Chemie, formulierte  1661 in seiner Schrift „Der skeptische Chemiker eine moderne chemische Begriffsbestimmung für Element: Ein Element ist jeder Stoff, der sich mit Mitteln der Chemie nicht in andere, verschiedenartige Teile zerlegen lässt (Bolle, S. 6, a.a.O.). Auch nahm Boyle schon an, dass jedem Element ganz bestimmter Atome zuzuordnen seien. Allerdings ließ Boyle es offen, ob es solche Elemente wirklich gebe (Siegfried Engels, S. 77, a.a.O,).

 

 

 

1787 übernahm der französische Chemiker Antoine Lavoisier (1743 1794, hingerichtet) den modernen Element-Begriff und führte in einer Tabelle der Grundstoffe („Substances simples“) 33 Elemente an, von denen sich allerdings einige später als Verbindungen erwiesen (vgl. S. Engels, S. 82/83, a.a.O.).

 

Am 24. September 1789 entdeckte der deutsche Naturforscher und Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743 – 1817) in Berlin das Element Uran [1]. Der spätere Chemie-Professor an der Berliner Universität entdeckte zudem auch noch Cer, Titan und Tellur. In den ersten Jahrzehnten fand Uran wenig Beachtung

 

 

 

In den folgenden Jahrzehnten wurde eine Vielzahl von Elementen entdeckt, die schließlich 1869 in dem Periodischen System der Elemente (von Dmitri Iwanowitsch Mendelejew bzw. Lothar Mayer) zusammengefasst und nach den Atomgewichten geordnet wurden, wobei die Ordnungszahl angab, wo das Element in der Reihenfolge steht: Wasserstoff 1, Uran, als das einst letzte Element, mit der Ordnungszahl 92.

 

 

 

In der Folge. Überstürzten sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Forschungsergebnisse bei denen das zuvor wenig beachtete Uran eine zentrale Rolle spielte:

 

·                     1895 entdeckte Conrad Röntgen  die nach ihm benannte Strahlung.

 

·                     1896 entdeckte Henri Becquerel die Strahlung von Uran-Erz

 

·                     Pierre und Marie Curie fanden neue – transurane – Elemente, Radium und Polonium, und prägten den Begriff „radioaktiv  strahlentätig (vgl. Bolle S. 10, a.a.O.).  

 

 

 

·                     1922 erhielt Francis William Aston für die Entdeckung der Isotope den Chemie-Nobelpreis

 

 

 

·                     Im Jahre 1938 gelang in Berlin-Dahlem  die Kernspaltung von Uran-Atomen durch Otto Hahn, Fritz Straßmann und Lise Meitner (sie interpretierte die Ergebnisse richtig). Unter Neutronenbeschuss zerfielen sie in leichtere Bruchstücke anderer Elemente.  

 

 

 



[1] Den Namen „Uran“ wählte Klaproth nach dem Planeten Uranus, den Herschel 1781 entdeckt hatte. Das griechische Wort „uranos“- οΰρανός Himmel; in der Mythologie war Uranos der Vater der Titanen und. Giganten sowie der Großvater des Zeus. Uranos wurde von seinem Sohn Kronos entmachtet und entmannt.

Das griechische Wort „urania“- οΰρανιά  bedeutet zum einen „die Himmlische“ und ist ein Beiname der Aphrodite. Zum anderen bezeichnet es eine der neun Musen, diejenige, die zuständig für die Wissenschaften der Stern- und Himmelskunde war.

 

 

In den Vierziger und v.a. den Fünziger Jahren waren mit dem Begriff Atomzeitalter verschiedenste trügerische Wünsche und Hoffnungen verbunden. Man träumte davon, z.B. Tomaten durch „Bestrahlung“ zu verrgrößern, die Brüste von Gina Lollobridgida galten als „Atombusen“.

In den Fünfziger Jahren kam es in den USA (und anderswo) zu einem regelrechten Nuklearkult. In Las Vergas war es möglich Hotelsuiten zu buchen mit Blick auf das Atomwaffentestgelände, dort den Atompilz zu bewundern und dabei einen „Atomic Cocktail“ zu schlürfen (vgl. Pearce, S. 22 f. a.a.O.). 

Die „Atomzeitalter“–Euphorie wurde verstärkt nach dem ersten stromliefernden AKW 1951 in den USA.

 

Im August 1955 bewirkte eine große UNO-Atom-Konferenz von Atomforschern und Politikern in Genf – zehn Jahre nach Hiroshima – einen ersten Höhepunkt der Atomeuphorie. Dieser vielleicht schillerndste Kongress der Wissenschaftsgeschichte dauerte zwei Wochen;. 2000 Wissenschaftler aus 76 Ländern nahmen teil,  1129 Referate wurden eingereicht, 460 Vorträge wurden gehalten. Vielfach wurden  die neuen Uranreaktoren als  „Geschenke des Himmels“ gelobt.

 

Infolge der Atomkonferenz wurden schon im Oktober 1955 das Bundesministerium für Atomfragen eingerichtet. (erster Minister Franz Josef Strauß), 1957 EURATOM und die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) gegründet.

 

Planungen zu atomangetriebene Lokomotiven, Automobilen („Nucleon“) oder Flugzeugen kamen allerdings nicht über das Konzeptstadium hinaus. 

 

Heinrich Lübke, CDU, war von 1953-57 Bundeslandwirtschaftsminister: Er träumte davon,  durch radioaktive Bestrahlung mutierte Pflanzen zu schaffen, um mit reichen Ernten so den Hunger für immer zu besiegen.

 

Auch die damals oppositionelle SPD setzte auf die Atomenergie. Leo Brandt (1908-1971), Ingenieur und Wissenschaftspolitiker seiner Partei, sah in der Atomkraft „eines der kostbarsten Geschenke, das die Natur für den Menschen bereithält“, mit dem z.B. die Kultivierung der Urwälder begonnen werden könne.  

 

Auf einer Kundgebung des DGB 1955 in Frankfurt am Main wurde die Atomenergie als „Geschenk des Himmels“ bezeichnet, das „im richtigen Moment zu Hilfe kommt“.

 

Selbst ein kritischer Geist wie der „neomarxistische“ Philosoph Ernst Bloch wurde von der Euphorie angesteckt. So schrieb  er 1957 begeistert in dem „Prinzip Hoffnung“: Die Atomenergie wird in „einer blauen Atmosphäre des Friedens aus Wüsten Fruchtland, aus Eis Frühling schaffen. Einige hundert Pfund Uranium und Thorium werden ausreichen, um die Sahara und die Wüste Gobi verschwinden zu lassen, Sibirien und Nordamerika, Grönland und die Antarktis zur Riviera zu verwandeln“ (Bloch 1969, Bd. II, S. 775, a.a.O.).

 

 

 

Am 11. Oktober 1957 kam es jedoch im englischen Atomreaktor Windscale (in Cumbia, an der Irischen See; heute Sellafield) zu einem ernsten Unfall. Durch.einen Brand wurde Radioaktivität in die Luft und ins Wasser freigesetzt.  Die Regierung vertuschte die schwere Panne, und die freigesetzte radioaktive Wolke trieb nahezu unbemerkt über den europäischen Kontinent.

 

 

 

Das hat sich in den letzten Jahrzehnten weitgehend geändert, das nukleare Zeitalter ist nun verbunden mit  Hiroshima, Nagasaki, dem Bikini Atoll, Sellafield, Tschernobyl, Fukushima der Grube Asse oder Gorleben, Namen, die ikonisch geworden sind und bedrohliche Assoziationsketten wach rufen.   

 

Am 26. April 1986 drückte vermutlich ein Techniker einen falschen Knopf, was den schon immer befürchteten Größten anzunehmenden Unfall (GAU) einleitete.

Eine mächtige Explosion zerriss den Block 4 des Atomkraftwerkes von Tschernobyl in der damaligen Ukrainischen Sowjetrepublik. Radioaktive Teile wurden bis über 1000 m hoch in die Luft geschleudert und entzündeten die Dächer des 3. AKW–Blocks und des Maschinenhauses. 31 Menschen waren sofort tot (vgl. Robin Wood, 1996, a.a.O.).

Mitarbeiter des Kraftwerks, der Feuerwehren und Hubschrauberpiloten versuchten die entstehenden Feuer zu löschen und setzten dabei ihr Leben ein, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Dennoch war das radioaktiv strahlende Feuer erst nach Wochen unter Kontrolle, mehr als 500 000 Helfer*innen und Einwohner*innen waren Verstrahlt, hunderttausende von Tieren waren Verseucht und riesige Landflächen unbewohnbar.

Schon am Tag nach dem GAU hatte sich radioaktive Wolke von Tschernobyl soweit ausgebreitet, dass die ersten der ca. 45 000 Einwohner der benachbarten Stadt Pripjat evakuiert werden mussten. Schon am 28. April erreichte die radioaktive Wolke Finnland, Schweden, Norwegen und auch Deutschland. Bis zum 3. Mai hatte sie sich praktisch über die gesamte nördliche Hemisphäre ausgebreitet.

Schon seit dem 1. Mai 1986 stieg die radioaktive Belastung im Süden und Westen Deutschlands an, am 3. Mai wurde erstmals in Deutschland radioaktiv verseuchtes Gemüse beschlagnahmt. Die Belastung der Luft nahm nun ab, die im Boden stieg an.

Bis zum 5. Mai 1986 wurden aus einem Umkreis von 30 km vom Unglücksort alle Menschen evakuiert, innerhalb von 10 Tagen ca. 130 000 Personen aus 76 Orten; in den nächsten Monaten mussten mehr als 1 Million Menschen ihr Zuhause verlassen und dürften ganz überwiegend bis heute nicht zurückkehren. Dabei leben noch heute ca. 7 Mio. Menschen in radioaktiv belasteten Gebieten. 

Bis Mitte November 1986 wurde der „Sarkophag“, die Beton – Ummantelung des zerstörten Reaktors fertiggestellt. Von den dort tätigen „Liquidatoren“ leiden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 125 000 Personen u.a. an bösartigen Tumoren, Bluterkrankungen, Störungen des Immunsystems, Lungenkrebs oder Leukämie.

In der damaligen Sowjetunion wurde insgesamt ein Territorium von ca. 150 000 km2 in der heutigen Ukraine, in Weißrussland und Russland radioaktiv verseucht, das ist ein Gebiet von  mehr als der doppelten Fläche als Bayern. Ein Gebiet von ca. 10 000 km 2 wurde zur Sperrzone bzw. zur Zone strikter Kontrolle erklärt. Manche dieser Gebiete sind bis zu 180 km von dem Unglücksreaktor entfernt.

Erst 1991 wurde – in einer Entfernung von 140 km von dem Reaktor – ein Gebiet von der Größe des Landes Baden–Württemberg evakuiert.

Im Jahre 1996 wurde die Zahl der Krebstoten infolge des GAUs auf 475 000 geschätzt (vgl. Robin Wood, 1996, a.a.O.).

Das heutige Weißrussland wurde am stärksten von der Katastrophe betroffen, circa 70 % der freigesetzten Radioaktivität gingen hier nieder. Rund ein Viertel des Staatsgebiets und mehr als 2 Mio. Menschen waren hier der Strahlung ausgesetzt. Noch 2006 – 20 Jahre nach der Katastrophe – waren viele Lebensmittel in Weißrussland radioaktiv belastet. Nach Schätzungen der WHO wird in Weißrussland ein Drittel der Kinder, die 1986 bis zu 4 Jahre alt waren, im Verlaufe ihres Lebens wahrscheinlich an Schilddrüsenkrebs erkranken. Insgesamt wurden ca. 2 Millionen Kinder in der damaligen Sowjetunion nach dem GAU mit radioaktivem Jod belastet.

Allein in der höchstbelasteten weißrussischen Region Gomel wird mit mehr als 100 000 Schilddrüsenkrebs–Erkrankungen gerechnet. Nach dem Tschernobyl–Unglück stieg die Zahl der Jugendlichen mit Diabetes um das Dreifache (vgl. Robin Wood, 2006, a.a.O.).  

Auch in Deutschland hatte Tschernobyl tödliche Folgen: Für Bayern belegen Studien eine erhöhte Zahl angeborener Fehlbildungen und eine signifikant erhöhte Sterblichkeit von Neugeborenen (Perinatalsterblichkeit)nach Tschernobyl. Untersuchungen von Dr. Alfred Körblein vom Umweltinstitut München zeigten, dass 1987 vermutlich mehr als 300 Neugeborene in Folge des Reaktorunglücks starben.

 

Wieviele Opfer der Super–GAU von Tschernobyl insgesamt forderte, wird sich vermutlich erst in den nächsten Jahrzehnten feststellen lassen können. In den am intensivsten betroffenen Regionen wird die Strahlenbelastung im Jahre 2046 erst um 58 % abgenommen haben!  

 

Die Auswirkungen von Tschernobyl im Bewusstsein und Gefühl auch von zeitgenössischen DDR-Bürgern zeigen sich in den „Witzen“, die damals im Umlauf waren und u.a. vom BND [1] gesammelt wurden.

In einem der Witze wurde nach der Partnerstadt Tschernobyls gefragt: es sei Stralsund.

In einem anderen wurde nach dem Unterschied zwischen US-Kindern und sowjetischen Kindern gefragt: US-Kinder lachen, sowjetische Kinder strahlen (vgl. Hertle/Saure, a.a.O.).

 

Bis heute entstehen auch in Deutschland Folgekosten aus Tschernobyl. Im Bundeshaushalt für 2016 sind z.B. für Jäger, die auch noch 30 Jahre nach der Atomkatastrophe in Bayern und Baden-Württemberg radioaktiv verseuchte Wildschweine schießen, eine Entschädigungssumme von 330 000,- € eingebplant (vgl. „Tagesspiegel“, 11. Februar 2016, S. 28).  

 

Nach der Atomkatastrophe starben in einem Gebiet von ca. 10 km2 um den Reaktor die Bäume in Folge der Strahlung ab und bildeten den „Roten Wald“ (russ. „Рыжий лес“, Ryzhy les), Kiefern, die sich durch die hohe Absorption von radioaktiver Strahlung verfärbt hatten. Die „Liquidatoren“ legten die toten, verfärbten Bäume nider, bedeckten sie mit einer dicken Sand- und Erdschicht und pflanzten Kiefernsetzlinge. 

Vielfach wird befürchtet, durch die Zersetzung der „begrabenen“ Bäume könnte das Grundwasser kontaminiert werden. Das Gebiet des ehemaligen Roten Waldes bleibt bislang eine der an stärksten kontaminierten Regionen weltweit.    

 

Fukushima

 

Das Erdbeben vom 11. März 2011 in Nordjapan zog einen Tsunami nach sich und löste die AKW – Katastrophe von Fukushima aus.

 

Die Atomkatastrophe in Japan hätte noch gravierende Folgen haben können, wenn Masao Yoshida, der Betriebsleiter (und Nuklearingenieur) des AKW Fukushima Daiichi am Abend des 12. März sich nicht geweigert hätte, die Anweisungen seiner (fernen) Vorgesetzten des Tepco-Konzern umzusetzen: Sie hatten ihm verboten, die nach den Wasserstoffexplosoinen schmelzenden Reaktorkerne mit Meerwasser zu kühlen, denn das hätte die Reaktoren beschädigt, in den Augen der Chefs „wertlos“ gemacht. Yoshida befahl seiner Not-Mannschaft, Meerwasser in die Reaktorkerne zu leiten und verhinderte so die wahrscheinliche Freisetzung erheblich höherer Mengen strahlender Stoffe.

Später verwarnte Tepco seinen Angestellten wegen seines „Ungehorsams“.

Umgekehrt hatte Yoshida vor der Katastrophe mehrfach die Gefahr eines Tsunami für das AKW heruntergespielt.

 

Masao Yoshida starb 2013 an Speiseröhrenkrebs, - der nicht durch die Strahlung hervorgerufen worden sein soll (vgl. „Der Spiegel, Nr. 29/2013, S. 134).

  

Hier der Text des Protestbriefes von Greenpeace im Februar 2016 an den japanischen Botschafter in Berlin:

 

„Sehr geehrter Herr Botschafter

am 11. März jährt sich zum fünften Mal der Tag, an dem ein Erdbeben, ein Tsunami und ein Atomunfall Ihr Land trafen. Ich möchte den Menschen in Japan mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken. Fünf Jahre sind vergangen, ohne dass die nukleare Krise in Fukushima gestoppt wäre. Die Bedrohung für Mensch und Umwelt bleibt wahrscheinlich über Generationen bestehen. Die Regierung plant nun, die Entschädigungszahlungen für die Einwohner von Fukushima einzustellen und Zehntausende evakuierte Menschen in verstrahlte Gebiete zurückzusiedeln. Ich fordere Sie auf, diese und ethische Politik aufzugeben.

Zudem bin ich enttäuscht, dass ihre Regierung wichtige Lehren aus der Fukushima-Katastrophe ignoriert. Hier in Deutschland hat sich die Gesellschaft auf Erneuerbare Energien verständigt – auch um auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren. Das ist auch in Japan möglich! Nachhaltige Energiequellen haben das Potenzial, wirklich saubere, erschwingliche Energie zu liefern und Hunderttausende Arbeitsplätze zu schaffen. Angesichts des Jahrestages bitte ich Sie im Interesse der japanischen Bürger, sich für ein neues Energiesystem einzusetzen und damit das Risiko einer weiteren Atomkatastrophe zu vermeiden.

 

Mit freundlichen Grüßen…“

Wie der britische Umweltjournalist Fred Pearce (*1951) in seinem Buch „Fallout“ zusammenfasst, ist die Geschichte des Atomzeitalters eine Tragödie. Sie erzählt von Arroganz und Hochmut, von ungerechtfertigtem und verspieltem Vertrauen: „Wir menschen sind nicht dafür gemacht, mit einer so gewaltigen Technologie zu hantieren – und ihre Konsequenzen zu tragen“ (Pearce, a.a.O.).

 

Allerdings wird heute (im April 2020) wieder für die Atomkraft als angeblich saubere Energie geworben und für eine nukleare Abrüstung stehen die Zeichen leider auch eher schlecht!  

 


[1] Jahrelang sammelten Agenten des BND Witze aus der DDR, werteten sie aus und reichten sie zeitweise sogar an den Bundeskanzler weiter. Politische Witze galten als Stimmungsbarometer für die Lage in der DDR. Die Entstehung und Wirkung der Witze ist umstritten.

 

(unveränderlich, beide Gedenktage nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer