11. November

Martinstag, Martini; Tag des Heiligen Martin [1] von Tours (* um 316 in Ungarn, + um 400).

 

Martin wurde, als Christ, der Überlieferung nach von seinem „heidnischen“ Vater gezwungen, im römischen Heer Soldat zu werden. Einer berühmten Legende nach teilte er mitten im Winter mit seinem Schwert seinen warmen Mantel mit einem nur notdürftig gekleideten Bettler, und rettete ihn so vor dem Erfrieren. Der Mantel wurde später von den fränkischen Königen als kostbare Reliquie gehütet und auf Kriegszügen mitgeführt.

Nach seinem Abschied aus der römischen Armee wurde er um 375 vom Volk auf den Bischofsstuhl von Tours gesetzt. Der Legende fühlte sich Martin für das schwere Amt unwürdig und er verkroch sich in einem Gänsestall. Die Gänse aber verrieten ihn durch ihr Geschnatter. Nach einer anderen Legende soll sich Martin schon als Bischof durch das fortwährende Gänsegeschnatter beim Predigen gestört gefühlt haben. Der wahre Grund für seinen Bezug zu Gänsen dürfte jedoch vermutlich darin zu sehen sein, daß die Gänse um diese Zeit ausgewachsen und fett sind und deshalb um Martini geschlachtet werden. 

Martin wurde ein berühmter Prediger und populärer Bischof. Er gründete u.a. die ersten abendländischen Klöster, u.a. 372  das Kloster Marmoutier (bei Tours, 1791 aufgehoben).

Martin soll viele Wunder bewirkt haben, so die Austreibung von Dämonen, die Heilung eines lahmen Mädchens, die Heilung eines Leprösen durch den den Kuss des Heiligen und auch die Wiedererweckung von Toten.

Martin soll auch nach seinem Tode viele Wunder bewirkt haben.

Er wurde der erste Heilige, dem in der römischen Kirche Verehrung zu teil wurde. Um die Grabeskirche Martins entstand die Stadt Martinopolis, die zusammen mit dem römischen Caesarodunum später zur Stadt Tours verschmolz. Sein Grab wurde zu einem frühen Wallfahrtsort.

Die Kappe (die „cappa" [2] , ein Mantel mit Kapuze) des Heiligen Martin diente den fränkischen Königen als Heerfahne, ohne die sie nicht ins Feld zogen.  

Er wurde zum Schutzheiligen der Armen, der Reiter und Soldaten, der Franken, Frankreichs und des Burgenlandes. Bis heute ist der Heilige Martin der Patron von Mainz, Salzburg und Würzburg, Hauptpatron des Eichsfeldes und Pfarrpatron von z.B. Göppingen. 

Viele germanische Bräuche des ursprünglich dem Wotan geweihten Herbstdankfestes scheinen im Mittelalter auf den Martinstag übergegangen zu sein. So u.U. die Martinsgans, die vielleicht zuvor zu den Opfertieren Wotans gehörte. 

Bei dem Martinstrunk wurde der neue Wein geprüft. Noch heute trinken viele Winzer den „Märteswein“. In einem Martinslied heißt es: „Sankt Martin trinkt den guten Wein, läßt’s Wasser für die Gänse sein“

In dem traditionellen Landwirtschaftskalender spielte der Martinstag eine große Rolle. Es gab zu dieser Zeit viele Jahrmärkte. Oft sollten Schulden zu „Martini“ bezahlt werden, Verträge wurden gültig etc.

Am Vorabend des Martinstags gibt es noch heute in vielen Regionen Mitteleuropas Lichterumzüge v.a. von Kindern, die z.B. singen: „Ich gehe mit meiner Laterne, und meine Laterne mit mir ...“.

An manchen Orten gibt es Martinsfeuer, - küchlein, - hörnchen oder -wecken. Viele Martinslieder sind jedoch erst bei einer Reform des alten Brauchs um 1900 entstanden.

In protestantischen Regionen sind die Umzüge oft auch auf Martin Luther bezogen, der am 10. November 1483 geboren wurde. Eine Liedzeile heißt deshalb: „Martinus Luther war ein Christ, ein glaubensstarker Mann. Weil heute sein Geburtstag ist, zünd ich ein Lichtlein an“.

 

(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer



[1] Martin = lat. „der Kriegerische“, von Mars, dem römischen Kriegsgott.

[2] Die Reliquie wurde in einem kleinen Gotteshaus aufbewahrt und verehrt. Aus dem Diminutivum zu cappa, „capella" entwickelte sich später der Begriff Kapelle (für kleines Gotteshaus): von der Reliquie wurde der Begriff auf den Aufbewahrungsort der Reliquie übertragen.