Abb. oben: Israelische Briefmarke (3,40 Schekel) von 2001: Die Marke zeigt das Fresko aus dem orthodoxen Kloster zum Heiligen Kreuz in Jerusalem, das den Dichter darstellen soll (Abb. unten; vor der “wandalistischen” Beschädigung); Rustaveli wird als älterer Mann mit vornehmer Robe dargestellt; der altgeorgische Schriftzug lautet: Schota Rustaveli; der untere Abschnitt der Marke zeigt die georgischen Anfangsverse der Dichtung (Abb. aus: http://israelphilately.org.il/en/catalog/series/748/Georgia%20-%20Israel

 

26. Mai: Rustaveli–Tag: Georgischer Gedenktag an den Dichter Schota Rustaveli (georg. შოთა რუსთაველი; * 26. Mai ca. 1172 – ca. 1216, in Jerusalem). Er gilt vielfach als einer der bedeutendsten Literaten des Mittelalters und schrieb das Epos „Der Recke im Tigerfell“ (georgisch „Vepkhis t‘q’aosani“, vgl. a.a.O.).

 

Der Prachtboulevard und gleichzeitig die Geschichtsmeile der georgischen Hauptstadt Tbilissi/Tiflis [1] trägt heute den Namen Rustaveli-Prospekt (nach dem Nationaldichter Schota Rustaveli).

Im Süden des Prospekts, heute dem Freiheitsplatz, befindet sich die Titanensäule (heute nicht mehr mit einem Lenin-Denkmal, sondern mit einem St. Georg), im Süden des Prospekts liegt der Rustaveli-Platz mit dem 1942 (mitten im Krieg!) errichteten Denkmal von Schota Rustaveli und der entsprechenden Metrostation.

 

Die erhaltenen Quellen über Rustaveli sind sehr begrenzt, was zu Spekulationen führte, ob er nach seinem Tode in Georgien in Ungnade fiel. Deshalb wurden viele Einzelheiten aus seinem Leben aus den Angaben in der Dichtung zurückgeschlossen. Rustaveli nannte sich im „Epilog“ der Dichtung selbst „... ein Meßche aus Rustawi“ (Rustaveli, Strophe 1667, S. 279, a.a.O.). Deshalb könnte er in der georgischen Landschaft Meßcheti [2] beheimatet gewesen sein.

Weiterhin ergibt sich aus dem Text, dass Rustaveli hochgebildet war, er die griechische Sprache beherrschte, viele antike Autoren kannte, aber auch die zeitgenössische orientalische Dichtung und Philosophie, samt der arabischen und persischen Sprache.

Zum Beipiel zitierte Rustaveli in der Dichtung Empedokles von Agrigent (ca. 500 – 430 v. Chr.):

 

„Wahrlich, ‚Gleiches zeugt nur Gleiches’, dies versichern uns die Weisen“.

                                                                               (Rustaveli, Strophe 1325, S. 231, a.a.O.)[3]. 

 

An anderer Stelle zitierte Rustaveli den Pseudo-Dionysios, er nennt ihn „den weisen Dionys“:

 

„Gott beschert der Welt das Gute, doch das Böse schafft nicht Er.

Bösem schenkt er keine Dauer, Gutem ewige Wiederkehr.

Sein vollkommnes Dasein wahrt er und vervollkommnet noch mehr“

                                                                               (Rustaveli, Strophe 1494, S. 255, a.a.O.).

 

Der Pseudo-Dionysius Areopagita war ein anonymer christlicher Autor und Kirchenvater im frühen 6. Jhdt. Er benutzte als Pseudonym den Namen des Dionysios Areopagita, eines Schülers des Paulus, der durch die Rede des Paulus auf dem Athener Areopag zum Christentum gefunden haben soll (vgl. Apg 17, 34). Später wurde er der erste Bischof von Athen und unter Domitian Märtyrer. Bald 500 Jahre später publizierte der oben genannte vermutlich aus Syrien stammende Autor unter dem Namen des angesehenen Paulus-Schülers seine griechischsprachigen Werke [4], in denen er christliche und neuplatonische Vorstellungen vereinte. Seine Identität ist bis heute ungeklärt. Jürgen Habermas sah in dem „... eher verschlüsselten, aber originellen Werke eines Dionysius Areopagita den fruchtbaren Fundus für die Fortsetzng theologischer Kontroversen“ (Habermas, 2019, Bd.I, S. 630, a.a.O.).

 

Manche Details des Textes ließen Forscher vermuten, dass Schota Rustaveli einige Zeit in Byzanz oder Griechenland gelebt haben könnte (vgl. Rustaveli, Vorwort, S. 18 f., a.a.O.).

Gewidmet ist das Epos der georgischen Königin Tamara (vgl. Abb. unten), einer Zeitgenossin Rustavelis (die er vielleicht schwärmerisch verehrte; u.U. war er auch ihr Liebhaber) in der Goldenen Ära Georgien:

 

„Lasst Thamaren mich, die Fürstin, blut- und tränenschwer besingen ...

                               ... Dieser Sang sei ihr gewidmet, dass er ihren Glanz erneuer“

                                                                               (Rustaveli, Strophen 4 & 31, S. 35 & 38, a.a.O.).

 

„Ich, Rusthaweli, ein Beseßner, setz der Töne Satz mit Kunst:

             Herrscherin der großen Heere, sieh den Wahnwitz meiner Brunst!   

Ich vergeh, und keine Heilung bannt den giftig-süßen Dunst.

Laß dem Grabe mich geweiht sein oder heile mich durch Gunst“

                                                                    (Rustaveli, Strophe 8, S. 36, a.a.O.). 

 

Die Königin soll Rustaveli nach der Fertigstellung der Dichtung eigenhändig feierlich mit einem Lorbeerkranz gekrönt haben (Rustaveli, Vorwort, S. 21, a.a.O.). Später scheint der Dichter jedoch in Ungnade gefallen zu sein, jedenfalls wurde sein Name – scheint es – in den allermeisten Dokumenten getilgt.

Rustaveli selbst soll seine Altersjahre (im Exil ??) im georgischen Kloster zu Heiligen Kreuz vgl. Abbn. oben) in Jerusalem verbracht haben, wo er auch begraben wurde.   

 

Aus dem „Recken“ selbst gehen als Entstehungszeitraum der Dichtung die Jahre zwischen 1198 und 1212 hervor.

Auffällig an dem „Recken im Tigerfell“ ist, nirgends im Text findet sich eine Spur von christlicher Dogmatik, der Dreieinigkeit oder der Person Jesu. Indirekt kommt Ostern vor, wegen der vorhergehenden Fastentage (vgl. Rustaveli, Strophe 552, S. 119, a.a.O.).

Zitiert wird ein (angeblicher ??) Ausspruch „des Apostels“: „Furcht zeugt Liebe“ (wo?). Seit 337 war das (orthodoxe) Christentum Staatsreligion in Georgien.

 

Der Koran wird genannt, aber nur als Schwursymbol, am indischen Hof werden Mullahs genannt. Erwähnt wird in dem „Recken“, dass „Mohamedaner“ keinen Wein trinken (vgl. Rustaveli, Strophe 1033, S. 189, a.a.O.). Allerdings wird auch von vielen Gelagen und Trunkenheit erzählt, dann „... sind Mekka samt Koran in nichts verraucht!“ (Rustaveli, Strophe 1169, S. 208, a.a.O.).

Schließlich wird das Newroz-Fest in der Dichtung angesprochen, und zwar von Phatma Chatun, der schönen Frau des Kaufmanns Ussejn in der – geographisch nicht sicher zuordenbaren - Seestadt Gulanscharo. Phatma erzählt:

 

„Nawros ist das Fest des Frühlings, unser höchster Feiertag,

da kein Kaufmann Handel treiben und kein Schiffer segeln mag.

Schmuck und Festgewänder trägt man wie des Jahres Reinertrag,

und der König gibt ein Gastmahl, ein wohlhäbig Hofgelag“.

                                                          (Rustaveli, Strophe 1123, S. 203, a.a.O.).

 

Formal besteht die Dichtung Rustavelis aus zwischen 1550 und 1700 Strophen gleichgereimter Vierzeiler (Quatrain), einer gemeinorientalischen Lyrikform („Schairi“).

 

Mehrfach in der Dichtung erscheint das agonistische Motiv eines waffentechnischen Wettstreits, mit z.T. fatalen Folgen. So kommt es z.B. nach einer Jagd zu einem Wettstreit im Bogenschießen zwischen dem König und Vater der schönen Thianthin, und Awanthandil, seinem zukünfigen Schwiegersohn, den letzterer gewinnt (vgl. Rustaveli, 2. Kapitel, Strophe 72 f, S. 46 ff., a.a.O.).

Ein ganz ähnlicher Wettstreit um die Position des besten Bogenschützen vollzieht sich unter den drei kurdischen Brüdern (vgl. Rustaveli, 8. Kapitel, a.a.O.).

 

Das Epos „Der Recke im Tigerfell“ ist zwar ein Ritterroman, spielt aber sowohl in einem ritterlich-feudalen als auch im städtisch-kaufmännischen Milieu. Die feudalen Grundbesitzer sind durch ein persönliches Treuverhältnis mit ihren Vasallen, durch persönliche Abhängigkeit mit den Aftervasallen verbunden. Naturalwirtschaft mit geringer Arbeitsteilung  herrscht  auf dem Lande vor.   

 

Viele der kleinen im „Recken“ beschriebenen Fürstentümer dürften weitgehend außerhalb des Wirtschaftszyklus gestanden haben, „… geschlossene Hauswirtschaften“ (vgl. Kulischer Bd. 1 S. 2, a.a.O.) gewesen sein, in marxistischer Begrifflichkeit „einfache Warenproduktion“ betrieben haben, bei der die Landesherrn Teile der Ernte erhielten, für die sie dann von Händlern, z.T. wandernden Händlern, verschiedene Luxusprodukte erwerben konnten, wie Schmuck, kostbare Stoffe, Teppiche, Waffen, Pelze, Gewürze etc (vgl. Kulischer Bd. 1, S. 83, a.a.O.). Relativ selten dürfte es von Seiten der Landesherrn Investitionen in die Landwirtschaft oder in ein lokales Gewerbe gegeben haben. Große Teile des Mehrprodukt der Vasallen waren zudem nicht längerfristig lagerbare landwirtschaftliche Produkte, die deshalb, wenn sie nicht verkauft werden konnten, aufgebraucht werden mussten, in Gastmählern etc., bevor sie etwa verdarben. Punkt. Eine Akkumulation unter diesen Bedingungen war schwierig zu bewerkstelligen.

 

In der Dichtung finden sich zwei grundsätzlich unterschiedliche Umgehensformen mit Geld, mit Reichtum. Die eine, traditionelle (noch dominierende) sieht hortenden Reichtum als schändlich, nutzlos an. So heißt es bei Rustaveli:

 

„Offene Hand ist Schmuck des Fürsten, wie Edens Schmuck Zypressen.

Offene Hand beugt den Gemeinen, sei er noch so ehrvergessen.

Nutzlos ist das Aufgesparte, nützlich was wir trinken, essen.

Was du gibst, bleibt dein; doch was du speicherst, hast du nie besessen. ...

.... Und kein Mann, kein Weib ging leer aus: Arme voll und Taschen prall“

                                                                               (Rustaveli, Strophen 50 & 55, S. 43/44, a.a.O.).

 

So werden bei einigen in der Dichtung beschriebenen Festlichkeiten ausufernd großzügige Geschenke verteilt, ohne übrigens direkt auf das so anwachsende Prestige zu reflektieren.

 

Aus früher iranischer Zeit schon – vor Zarathustra – sind von lokalen Herrschern veranstaltete Opfergelage überliefert, zu denen man große Mengen Vieh schlachtete, im Fleischgenuss schwelgte und ein als heilig angesehenes Getränk, das berauschende Haoma, trank. (vgl. Klima. S. 25, a.a.O.). Die Opfergemeinschaften waren zu gegenseitiger Hilfe und Solidarität verpflichtet. Zarathustra agitierte gegen diese „Opferorgien“.

 

Die herrschenden Feudalherren verwendeten auch später die Abgaben für die Versorgung ihres Personals und ihrer Familien. Da ein großer Teil der Abgaben anfangs in Form landwirtschaftlicher Produkte erfolgte, diese aber nur begrenzt verkauft werden konnten und ebenfalls begrenzt haltbar und speicherbar [5] waren, konnte es durchaus sinnvoll sein, sie für große Gelage, Feierlichkeiten [6] etc. zu verwenden.  

Von den Fürsten und Königen wurde nicht nur das „Heil“ sondern konkret uach Gaben erwartet. In „1001 Nacht“ heißt es: „Fürwahr der König verdient nur dann den Namen eines Königs, wenn er Gaben verteilt, in Gerechtigkeit herrscht, gütig ist und vor seinen Untertanen einen schönen Wandel führt“ (zit. n. Wendt, Bd. VIII, S. 149, a.a.O.).  

 

„Reich beschenkt der Fürst die Gäste, Tischgefährten, Sangesbrüder;

 Einen freigebigeren König gab es in der Welt nicht wieder“

                                                                                            (Rustaveli, Strophe119, S. 56, a.a.O.).

 

„Meine Schätze lasst mir bringen, sämtlich bis zum letzten Rest!

 Alles sei verschenkt! Nur Narren halten ihre Habe fest“

                                                        (Rustaveli, Strophe. 548, S. 18, a.a.O.).

 

„ Schätze nenn ich mein und Güter, welche ganz unschätzbar sind.

Schenkt  davon den Armen! frei lass meine Sklaven, mein Gesind!

Tröste die Entblößten, jedem Waisenkind sei mild-gesinnt“!

Segnend mögen Sie mich nennen, mir vergeben jede Sünd!

Für den Kronschatz darfst du wählen unter meinem Prunkjuwelen;

Auch am Bau von Armenhäusern und von Brücken solls nicht fehlen.

Lass mein Hab und Gut verteilen ohne Knausern, Wägen, Zählen“

                                                    (Rustaweli, Strophe. 803/04, S. 153, a,a,O.).

 

Umgekehrt wird jedoch  im „Recken“ die Vernunft hoch gelobt.:

„ Denn Vernunft, Gefühl und Willen bilden einen festen Bund.

Schwindet die Vernunft, so schlägt sie auch die anderen zwei mit Schwund.

Unvernünftig - ist man Unmensch, menschenfremd im Erdenrund“

(Rustaveli, Strophe 850, S. 161, a.a.O.).

 

In dieser Phase der wirtschaftlichen Entwicklung diente Geld v.a. der Schatzbildung oder dem persönlichen Konsum z.B. von Luxusgütern (vgl. Mandel, Bd. I, S. 84, a.a.O.). 

 

In langen Abschnitten der Geschichte (z.B. bei den Wikingern) konnte ein armer Mensch nur durch Geschenke der Mächtigen oder durch Raub, Eroberungen wohlhabend werden.

 

Alle großen Feste waren vermutlich kultischer Art, oft verbunden mit Opfern für die Götter, Geschenken und Gegengeschenken. Feste, Gelage etc. der obigen Art könnten bei der endogenen Herrschaftsentstehung in „akephalen Gesellschaften[7] eine bedeutsame Rolle gespielt haben. Als Vorform endogener Herrschaft wir vielfach die Autorität betrachtet. Eine „auctoritas“ bewrirkt freiwillige Unterordnung unter den erteilten Rat, sie erteilt keine Befehle. Techniken gewaltfreier Konfliktregelung, z.B. durch Ritualisierung von Interessengegensätzen spiele dabei eine Rolle. „Damit Herrschaft ‚erträglich‘ wird, bedarf es eines enormen Aufwandes an Mechanismen der Versöhnung, an Umleitung primärer emotionaler Strebungen und einer dahingehenden Sozialisation“ (vgl. Wendt Bd. VIII, S. 111 & 114, a.a.O.).  

 

Nach Karl Marx erscheint bei dem „Schatzbildner“ der Bereicherungstrieb nur „... als individuelle Manie“ (Marx, Kapital, Bd. I, S. 621, a.a.O.), beim Kapitalisten dagegen sei ser das „Triebrad“ der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Verschwendung des Kapitalisten besitzt nie „... den Bona-Fide-Charakter der Verschwendung des flotten Feudalherren“ (Marx, Kapital, Bd. I, S. 623, a.a.O.)

Die in dem „Recken“ dargestellten Konsumformen erinnern deutlich an die „conspicuous consumption“ (den auffälligen, demonstrativen, den Geltungskonsum) wie ihn der US-amerikanische Ökonom und Soziologe Thorstein Bunde Veblin (1857-1929) in seiner 1899 publizierten Schrift „Theory of the Leisure Class“ (der deutsche Titel „Theorie der feinen Leute“ unterschlägt die Untätigkeit und die Klasse!, a.a.O.) beschrieb. Bis heute wird das Phänomen als Veblen-Effekt bezeichnet, wenn die Nachfrage nach einer bestimmten Ware trotz einer Preiserhöhung ansteigt, weil die Konsumenten durch den Kauf ihren Status gegenüber anderen herausstellen können [8] (vgl. Veblen, a.a.O.).

 

In der „Seestadt“ Gulanscharo (u.U. der byzantinischen Stadt Trapezunt, heute: Trabzon, nachempfunden; vgl. Rustaveli, Vorwort, S. 19, a.a.O.) ist das ganz anders, hier wird Awthandil zu Kaufmann:

 

          „Ja, der Ritter treibt nun Handel, spielt den Marktherrn ohne Zwang“

                                                                   (Rustaveli, Strophe 1064, S. 193, a.a.O.).

 

          „Umsatz macht zum Pfunde Goldes eine arme Unze Zins.

                       Heute heißt’s: ‚Ich bin kein Geldsack’, doch in einem Jahr: ‚Ich bin’s’“

                                                                  (Rustaveli, Strophe 1069, S. 193, a.a.O.).

 

Wenn berufsmäßige Händler/Kaufleute – wie in der Seestadt – die Produkte der Handwerker aufkaufen, um sie an anderem Ort mit Gewinn weiter zu verkaufen, ist die Stufe einer aus der Warenzirkulation entstehenden Mehrwerts erreicht, eine „ursprüngliche Akkumulation“ setzt ein [9]. Bei der ursprünglichen Akkumulation spielte der Fern- bzw. Überseehandel eine besondere Rolle, für den Reichtum der norddeutschen Hansestädte (vgl. Janossy, S, 49 f. , a.a.O.) genauso wie für Gulanscharo in dem „Recken“.

 

Der technische Fortschritt in den Städten wurde lange Zeit durch die Zünfte behindert, das dürfte auch in Gulanscharo so gewesen sein, denn Rustaveli führte an, Ussejn sei das „Haupt der Kaufmannschaft“ (Rustaveli, Strophe 1070, S. 194, a.a.O.), also wahrsacheinlich eine Art Gildenmeister gewesen.

Mit der zunehmenden Arbeitsteilung wurde der Anteil der Menschen, die in der eigentlichen Landwirtschft arbeiteten, immer geringer (Janossy, S. 35, a.a.O.), dafür aber schint es in dem „Recken“ keine Indizien zu geben.

Auffällig ist, dass jahrhundertelang der technische Fortschritt in den Städten nicht (oder nur wenig) auf die Landwirtschaft übertragen wurde. Sehr lange dominierte in der Landwirtschft z.B. der Holzpflug, „… in Zeiten, in denen es längst gang und gäbe war, Kanonenrohre aus Gusseisen, Waffen aus hochwertigem Stahl, Torbeschläge Geländer, Gefängnisgitter usw. aus Schmiedeeisen zu fertigen“ (Janossy, S. 61, a.a.O.). Die gesellschaftliche Kluft zwischen den feudalen Landeignern und den Bauern war sehr groß, auch arbeiteten die Bauern zum Teil praktisch umsonst, so dass kein starkes Motiv zur Produktivitätssteigerung vorhanden war – das gilt auch für die Gesellschaft des „Recken“.    

 

In dem „Recken“ wird schließlich auch noch die fehlende Rechtssicherheit angesprochen, die unter absoluten Herrschern die ursprüngliche Akkumulation behindern. Sogar die reiche Kauffrau Phatma ist vor königlicher Willkür und Rachsucht nicht sicher, nicht ihr Besitz, nicht ihr Leben:

 

             „... und gleich hätt des Königs Rachsucht unser Haus und Heim ereilt,

                  mir – die Steinigung; die Kinder hätten, ach, mein Los geteilt“

                                                   (Rustaveli, Strophe 1211, S. 214, a.a.O.).

 

Der geographische Bereich der Handlung des „Recken“ reicht von Ägypten, Arabien, den Kurden und Persern, über Choresm und Indien bis nach China (die „Chatajer“) – Georgien oder Armenien werden nicht genannt, nur indirekt durch die Widmung an die Königin Tamara.

 

Überraschend ist, dass Byzanz und das – ebenfalls orthodoxe - Byzantinische Reich in der Dichtung wörtlich nicht erwähnt werden. Möglicherweise liegt das an der Eroberung von Konstantinopel 1204 wurch die Kreuzfahrer und das Lateinische Kaiserreich von 1204 – 61: Das Reich existierte anfangs nur noch in einigen verstreuten Resten.

 

Der titelgebende Recke im Tigerfell ist Tariel, ein indischer (oder georgischer) Prinz und Held. Er tut sich im Verlaufe der verzwickten Handlung zusammen mit Awthandil, einem arabischen (oder georgischen) Prinzen und Helden sowie mit dem Helden Phridon, dessen Herkunft unklar bleibt, vermutet wird Persien oder Hinterindien: „... ein Dreigestirn von Helden, die einander Freunde hießen“ (Rustaveli, Strophe 6, S. 35, a.a.O.). Bemerkenswert erscheint mir diese Freundschaft und Zusammenarbeit, erhaben über alle ethnischen, kulturellen und religiösen (???) Grenzen hinweg, im 12./13. Jhdt.

 

Konflikte tauchen auf, da sich Tariel und Nestan Davedshan, eine indische Königstochter, lieben, ebenso Awthandil und Thinathin, eine arabische Prinzessin, den Verbindungen aber verschiedenste Hinderrnisse im Wege stehen, die erst nach allerlei Verwirrungen, Intrigen, Entführungen, Verrätereien, Liebe, Leid, viel Leid, Eifersucht, Neid, Meuchelmorden, blutigen Schlachten und Eroberungen durch die drei Helden aufgelöst werden können. Schließlich kommen so am Ende, nach jahrelangen abenteuerlichen Suchen die beiden edlen Liebespaare Nestan und Tariel sowie Thinathin und Awthandil glücklich zusammen.

 

Der eigentliche Gegenstand des „Recken“ aber ist die Liebe, genauer die „Liebestollheit“:

„Auf arabisch nennt man jenen, der da liebt, den Liebestollen;

Denn es rast, wer liebt....“ (Rustaveli, Strophe 20, S. 37, a.a.O.).

 

Die Bedeutung des arabischen Namens „Medschnun“ ist „der Liebes-Verrückte“ (abgeleitet Passivform vom ar. „Dschinn“ = Dämon, Geist). Medschnun aber ist der Beiname der männlichen Hauptperson Qais der mehr als 4000 Doppelverse umfassende Dichtung „Leila und Medschnun“ von Nisami [10] (vgl. a.a.O.) und war auch ein Rasender, Liebestoller –und ein Dichter. Unklar ist es, ob Rustaveli Nisami persönlich kannte, sein Werk aber kannte er sicher. Auch wurde Rustaveli durch die persische Literatur und Sagen angeregt (Rustaveli, Strophe 9, S. 36, a.a.O.)..

Das „Schahname“ muss er gekannt haben, denn Rustaveli verglich das Jagdglück Awthandils mit dem des „Helden Rustam“ [11] (Rustaveli, Strophe 195, S. 68, a.a.O.) und die jahrelange erfolglose Suche der Helden charakterisierte Rustaveli mit der Strophe:

                             „So viel Bitternis und Mühsal sah nicht Wyss und Ramin [12]

                                                                               (Rustaveli, Strophe 183, S. 66, a.a.O.).

 

Goethe schrieb in den Noten und Abhandlungen zum West-östlichen Divan zu Nisami: „Liebespaare  führt er vor; durch Ahnung, Geschick, Natur, Gewohnheit, Neigung. Leidenschaft für einander bestimmt, sich entschieden gewogen; dann aber durch Grille, Eigensinn, Zufall, Nötigung und Zwang getrennt, ebenso wunderlich wieder zusammengeführt und am Ende doch wieder auf die eine oder die andere Weise weggerissen und geschieden“ (Goethe 1972, S. 147, a.a.O.). All dies gilt auch für den „Recken im Tigerfell“ bis auf den glücklichen Schluss. 

 

Auch für Schota Rustaveli ist das selbstverständlich, dass ein indischer König seine (schöne) Tochter hinter einem Vorhang verbirgt:

 

„Sorglich birgt der Fürst das Mädchen, das kein fremdes Auge. es sähe;

hebt den Vorhang, tritt ins Innere, dass ich abseits nichts erspähe“

                                                       (Rustaveli, Strophe 343, S. 87, a.a.O.).

 

Auch bedeckten sich die weiblichen Figuren der Dichtung immer wieder mit einem Schleier:

 

 „Ihr Gesicht, wenngleich verschleiert....“ (Rustaveli, Strophe 370, S, 90, a.a.O.)

„Und Asmath, verhüllt von Schleier ...“ (Rustaveli, Strophe 380, S. 93, a.a.O.).

„Eine Jungfer, tief verschleiert ...“ (Rustaveli, Strophe 490, S. 108, a.a.O.).

„Freud und Leid verachtend, fand sie die Gefahr nicht mehr gefährlich,

bat mich nur um einen Schleier, gegen Blicke, frech–begehrlich.“

(Rustaveli, Strophe 1178, S. 210 a-a-O.).  

 

Es muss jedoch darauf hingwiesen werden, dass alle diese Mädchen und Frauen zur gesellschaftli

 

Auffällig an der Dichtung ist die „berüchtigte Fülle der Seufzer und Tränen“ (vgl. Rustaveli, Vorwort, S. 25, a.a.O.), ein Hang zu elegischer Schwermut, ja tendenzieller Depressivität. Auch die männlichen Helden zeigen offen ihre Trauer, ihre Emotionen, weinen, übernehmen eine Dulderrolle etc., für die traditionelle „westliche“ Helden- oder auch Männerrolle sehr ungewöhnlich. Schon im Prolog der Dichtung heisst es:

 

       „Lasst uns Tariel denn beweinen, setzt euch all um mich im Kreise“ (Rustaveli, Strophe 7, S. 35, a.a.O.). Oder:

      „Tränen sah man rauhen Kriegern die zerschrammten Wangen netzen“

                                                                       (Rustaveli, Strophe 174, S. 65, a.a.O.).

 

„Trügerische Welt! Du wirbelst uns umher auf  schnöde Art!

Wer dir traut, dem bleibt kein Tropfen salziger Tränenflut erspart“

                                             (Rustaveli, Strophe 953, S. 177, a.a.O.).

 

Mehrfach reichte auch das Weinen als Zeichen der Trauer nicht aus:

 

                               „... und die Maid gräbt sich die Nägel blutug ins Gesicht wie Pfeile“, oder

                               „... und das Hausvolk sich die Nägel blutig in die Wangen grub“

                                                               (Rustaveli, Strophen 269 & 349, S. 77 & 87, a.a.O.).

 

Meines Erachtens ist diese elegische Schwermut nicht gleichzusetzen, aber ähnlich der Melancholie [13], die schon seit Aristoteles mit „...allen außergewöhnlichen Männern“, dem Genius verbunden war. Nach naturphilosophischen Vorstellungen der Araber war die Melancholie mit dem Saturn verbunden, dem Planeten der Kontemplation, von Glück und Depression, Licht und Trauer. Später erst wurde die Melancholie zur Einheit von Lied und Leid auch modisch wirksam (vgl. Völker, S. 24, a.a.O.).  

 

Schon 1938 hatte Stalin persönlich eine Übersetzung des „Recken im Tigerfell“ ins Russische veranlasst (vgl. Dieckmann 2018, S. 21, a.a.O.), des einzigen erhalten gebliebenen Werks des Dichters.

Die deutsche Nachdichtung von Hugo Huppelt (erstmals veröffentlicht 1954) baut auf dem Text auf, der von dem Rustaveli-Institut der Georgischen Akademie der Wissenschaften zur 750. Jahresfeier des Dichters herausgebracht wurde (vgl. Rustaveli, Vorwort, S. 5, a.a.O.).

 

In Deutschland blieb die Kenntnis von Rustaweli lange Zeit auf enge Bereiche beschränkt. Im 17bändigen Meyers Konversationslexikon von 1890 gab es kein Stichwort Rustaweli, desgleichen auch in Pongs „Lexikon der Weltliteratur“ von 1961.  

 

Das Manuskript der Dichtung wurde 2013 zum Weltkulturerbe erklärt.

 

(veränderlich, früher am Montag nach dem georgisch-orthodoxen Pfingstfest; jetzt jährlich unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender an dem – angenommenen - Geburtstag von Rustaveli, dem 26. Mai; der Rustaveli-Tag fällt zusammen mit dem Georgischen Unabhängigkeisttag, dem 26. Mai 1918 )  

 


 

[1] Der Name der Stadt kommt vom georgischen Wort „tibli“  „warm“, wegen der dortigen warmen Mineralquellen: Der Stadtname bedeutet etwa „Warmbrunnen“. 

[2] Die georgische Landschaft Meßchtien wird in Georgien als die Region angesehen, in der zuerst das Messing hergestellt wurde, woher auch die Bezeichnung stammen könnte (vgl. Rustaveli, Vorwort, S. 7, a.a.O.). Sprachforscher sehen zwar die Herkunft des Begriffs „Messing“ als ungesichert an, aber im antiken nordöstlichen Kleinasien lebte ein Volk, das die Griechen (gr. Μοσσυνοικι) nannten. Von dem Ethnonym abgeleitet wurde das Adjektiv „mossynikos“ (gr. μοσσυνικος), von dem Messing etymologisch herührer könnte (vgl. Pfeifer, Bd. II, S. 1096, a.a.O.). Tatsächlich stellten die Mossynoiken östlich von Trapezunt/Trabzon aus Kupfer und Zinkoxid die Legierung Messing her, ob erstmals ist ungeklärt (vgl. Irmscher, S. 354, a.a.O.). 

[3] Das fast wörtliche Zitat stammt aus Empedokles nur fragmentarisch erhaltenen Schrift „Über die Natur“: Dort heißt es: „Die Stoffe nur sind; indem sie durcheinander laufen, wird bald dies bald das und ewiglich immer das Gleiche“ (Empedokles fr.16; zit. n. Nestle, S. 143, a.a.O.; hê gnôsis tou homoiou tô homoiô = „die Erkenntnis des Gleichen durch das Gleiche“). Aristoteles übernahm die Formulierung (ohne Empedokles zu nennen) in seiner Schrift „Über die Seele“. Dort heißt es: „Man nimmt an, dass Gleiches durch Gleiches erkannt wird“ (Aristoteles, 1969, I,2; S. 32, a.a.O.).

[4] Erhalten blieben 10 Briefe und u.a. die Schriften „Die himmlische Hierarchie“, „Über mystische Theologie“ und „Die göttlichen Namen“. Aus der letzteren Schrift entstammt wohl das Zitat (vgl. dazu Ruh, a.a.O.) aus dem „Recken“.

[5] Der belgische marxistische Wirtschaftwissenschaftler Ernest Mandel (1923-1995) wies darauf hin, dass das arabische Wort „makhzen“ Regierung vom Begriff „khazana“ anhäufen, speichern abgeleitet wurde. Von derselben Wurzel rühren das Französische „magasin“ und das Spanische „almacén“ her (vgl. Mandel, Bd. I, S. 43, a.a.O.). Auch das „Magazin“ ( Zeitschrift) entstand im Frankreich des 17. Jhdts. mit der Bedeutung von „Sammelstelle für Neuigkeiten und Nachrichten“ (vgl. Pfeifer, Bd. II., S. 1043, a.a.O.). 

[6] In mancher Beziehung erinnert das an indigene Potlatsch-Formen (auch: Potlach), wie sie Franz Boas (1858-1942) bei den nordwestamerikanischen Kwakiutl entdeckte und beschrieb. Bei den dortigen Feierlichkeiten kam es zu regelrechten Übertrumpfungen bei Geschenken und sogar selbstschädigende Vernichtungen von Reichtum. Beim Potlatsch versuchte eine Gruppe „… die anderen an Freigebigkeit zu übertreffen…, bis an den Rand der eigenen Existenzmöglichkeit“ (vgl. Wendt, Bd. VI, S. 723, a.a.O.).    

Dabei wurden die Rangordnung, das Sozialprestige durch die Höhe der Schenkungen bestimmt. Es kam zu einer „... scharfen Profilierung sozialer Ränge, ohne dass sich eine Überschichtung ausweisen ließe“ (R. König, S. 119, a.a.O.). Die Wettkämpfe können so als ein Beispiel für endogene Herrschaftsentstehung angesehen werden. Allerdings hatte das Potlatsch auch religiöse Aspekte hinsichtlich der Ahnen und der erwarteten Wiedergeburt. Potlatsch war „.. Parlament und Gericht, Theater und Marktplatz in einem“ (vgl. in Boas, S. 28 f. a.a.O.). Das Prinzip solcher „institutionalisierter Rivalität“ wurde später in allen feudalistischen Gesellschaften wiedergefunden (vgl. R. König, S. 314, a.a.O.). Auch die altgriechische Agonistik ist damit verwandt. So hieß es schon in der „Ilias“:

„Seinen Sohn Achill ermahnte Peleus, der Alte,

Immer tapfer zu sein, und immer der erste vor allen“

(Homer, 1961, XI, 784, S. 225, a.a.O.).

Diese ursprünglich aristokratische Wettkampfkultur gehörte später zum Selbstverständnis des Polisbürgers. Der Altphilologe Werner Jaeger (1888-1961) beschrieb – vor der Emigration patriarchal und züchterisch angehaucht – in seiner „Paideia“ diese Haltung: „Ihr ganzes Leben und Trachten ist ein steter Eifer des Sichaneinandermessens, ein Laufen um den ersten Preis. ... Auch im Frieden schafft sich die Lust am Wettstreit der männlichen Arete Gelegenheit zur Bewährung im Kampfspiel, wie es die Ilias sogar in den kurzen Pausen des Kriegs, in den Leichenspielen zu Ehren des gefallenen Patroklos schildert“ (Jaeger, Bd. I, S. 29, a.a.O.).  

[7] Als „akephale Gesellschaften“ (gr. „ohne Kopf“, von gr. „kephalē“ Kopf) werden Gesellschaften ohne Zentralinstanz, ohne Häupling, König oder andere staatliche Herrschftsinstitutionen bezeichnet. Viele Jäger- und Sammlergesellschaften sind/waren akephale Gesellschaften. In vielen dieser Gesellschften scheint es sprachlich keine Imperative geben zu haben, auch keinen Begriff, der semantisch „Befehl“ bedeutete (vgl. Wendt, Bd. VIII, S. 115, a.a.O.).    

[8] Auch ästhetische Urteile werden durch den Veblen-Effekt mit geprägt: Vielfach wird das als schön beurteilt/empfunden, was teuer und nutzlos ist.

[9) Die „einfache Warenproduktion“ bedeutet, dass die entsprechenden Handwerker ihre Produktionsmittel (Werkzeuge, Werkstätten, Rohstoffe etc.) noch selber besitzen, aber von der Bedarfsproduktion zur Warenproduktion übergegegangen sind. Die Produzenten trennten sich von ihren Arbeitserzeugnissen, verkauften oder tauschten sie auf dem Markt, um von dem Ertrag leben zu können. Die früheste einfache Warenproduktion erfolgte um ca. 3000 v. Chr. (vgl. Mandel, Bd. I, S. 70, a.a.O.).

Die „enfache Reproduktion“ geht in die „erweiterte Reproduktion“ über, wenn der Mehrwert von dem Eigentümer nicht mehr restlos konsumiert wird, sondern zumindestz.T. investiert wird (vgl. Sweezy, S. 104, a.a.O.)

Im weiteren Verlauf der Wirtschaftsentwicklung verloren die Einzelhandwerker den Besitz an den Produktionsmitteln, die ursprüngliche Akkumulation setzte ein, zu iht gehörte auch die Ausbeutung u.a. Amerikas durch die Europäer und die enormen Gewinne durch den Fernhandel.

[10] Der persische Dichter Nisami (1141-1209) war ein Zeitgenosse Rustavelis, war lange Jahre Hofdichter im aserbeidschanischen Gandscha (auch: Kirowabad und Jelisawetpol) und wurde dort auch begraben. Grab (???). Leila und Medschnun entstand um 1180. Das Epos wurde sehr früh auch ins Georgische übersetzt. 

[11] Rustam ist der berühmteste Sagenheld des ca. 60 000 Doppelverse umfassenden persischen Nationalepos „Schahname“ von Abu l’Qasem-e Firdausi (ca. 940 – ca. 1020; sein Pseudonym Firdausi bedeutet: der Paradiesische). Bekleidet war auch Rustam mit einem Tigerfell, wie Herakles musste er eine Reihe von Aufgaben bewältigen. Wie Odysseus galt Rustam als listenreich. Mit seinem treuen, hochintelligenten Pferd Rachsch (= „Blitz“) bestand Rustam eine Fülle unglaublicher Abenteuer. Schon im 1. Abenteuer totete das Pferd allein einen mächtigen Löwen, während Rustam schlief (vgl. Fehttps://www.msn.com/de-de/feedrdausi, S. 76, a.a.O.). Firdausi widmete das Werk dem damals mächtigen, sunnitischen Herrscher Mahmud von Gazna (reg. 998 – 1030). Der Dichter selbst war Schiit, in einer Zeit als diese z.T. als „Ketzer“ verfolgt wurden.

[12]Wiss und Ramin“ ist der Titel des einzigen erhaltenen Werks des persischen Dichters Fukhruddin Asad Gorgani (+ ca.1054). Das Epos geht zurück auf eine wahrscheinlich parthische Legende von der verbotenen Liebe der letztlich unglücklichen, schönen Wiss zum jungen Ramin. Von der Dichtung gibt es eine alte georgische Fassung vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Auffällig ist eine gewisse Ähnlichkeit von „Wiss und Ramin“ zu „Tristan und Isolde“.

[13] Vom Griechischen „μελάγχολος“ = „schwarze Galle enthaltend. Die Verdeutschung von Melanchulie zu „Schwermütigkeit“ geht auf den Schriftsteller und Wortschöpfer Philipp von Zesen (1619-1689) zurück.

 

 

 

 

 

 

 

Abb.: “Schota Rustaveli”, 1937, Bild des georgisch-sowjetischen Malers Irakli Moissejewitsch Toidze  (1902-1985); auch das berühmte Plakat „Mutter Heimat ruft“ stammt von Toidse.  

 

 

Abb.: „Thinathin sendet Awthandil auf die Suche nahc dem Recken mit dem Tigerfell“; Illustration von Lewan Zuzkiridse (Abb. aus Rustaveli S. 59, a.a.O.).

 

 

 

 

 

 

Sowjetische Rustaveli-Briefmarke (40 Kopeken) aus dem Jahre 1956; dargestellt sind der Dichter und der Kampf mit dem Tiger.

 

 

Mihály Zichy: „Schota Rustaveli überreicht das Epos der Königin Tamara“, um 1880; (https://en.wikipedia.org/wiki/Mih%C3%A1ly_Zichy#/media/File:

Vepkhistkaosani_zichy.jpg).