Abb.: Heiliger Nikolaus: Ausschnitt einer Glasmalerei im südöstlichen Chorfenster der (heute) evangelischen Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau“ zu Friedberg/Hessen; die Fenster entstanden um 1472/82. Nikolaus zeigt hier als Attribute die drei goldenen Kugeln, den Bischofsstab und die Mitra (Abb. nach einer regionalen Postkarte, Juni 2021).

 

Befreiung unschuldig Verurteilter durch den Heiligen (vgl. unten)

6. Dezember: Christlicher Nikolaustag; Gedenktag an den Heiligen Nikolaus von Myra (von Bari)

 

Der in vielen Ländern weltweit vor allem bei Kindern beliebte Nikolaus - Tag geht zurück auf den Todestag eines der berühmtesten Heiligen  der griechischen Kirche,  Nikolaus  von Myra , "den Wundertäter"

 

Es gibt allerdings nur wenige Quellen über seine Lebensdaten und seine Taten, alles in dieser Hinsicht ist recht unklar und unsicher. Nikolaus [1] wurde der Überlieferung nach in  der Stadt Patara [2] in Lykien (der heutigen südwestlichen Türkei) um das Jahr 270 geboren. Im 4.Jhdt. war er Bischof  der Stadt Myra  [3] in Lykien .

 

Während der letzten großen römischen Christenverfolgungen unter  Kaiser Diokletian  (reg. 284 - 305) [4] wurde  Nikolaus verfolgt, unter Licinius  (reg. 307 - 324) wurde er eingekerkert. Erst unter dem Kaiser Konstantin (dem Großen, reg. 324 - 337), der das Christentum legalisierte,  soll Nikolaus befreit worden sein.

Überliefert ist eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, wo Nikolaus das angeblich wiederaufgefundene Heilige  Kreuz  verehrt haben soll.  Auch soll er an dem ersten Konzil der christlichen Kirche im Jahre 325 in Nicäa (dem heutigen Iznik) teilgenommen haben. In den Überlieferungen zum Konzil wird sein Name jedoch nicht genannt.  Nikolaus von Myra starb vermutlich zwischen 342 und 350 n. Chr. , es ist unklar, ob er hingerichtet wurde, oder eines natürlichen Todes starb.

Heutige Historiker nehmen an, daß sich die Verehrung des Heiligen Nikolaus sogar auf zwei historische Persönlichkeiten aus Lykien zurückführen läßt, neben Nikolaus von Myra auf den Abt Nikolaus von Sion [5], der am 10.12.564 als Bischof von Pinara [6] in Lykien starb.

 

Um sein Leben bildeten sich früh zahlreiche Legenden und Wundergeschichten. So soll er schon am dritten Tag nach seiner Geburt im Badezuber gestanden haben. Auch weigerte er sich als Säugling freitags die Mutterbrust zu nehmen, um das Fastengebot nicht zu brechen ("Säuglingswunder").

Seine Eltern - Euphemius und Anna - waren reich, wohltätig und fromme Christen. Nikolaus verlor beide Eltern noch im Kindesalter durch eine Pestepidemie. Daraufhin verteilte er sein ganzes ererbtes Vermögen an die Armen.

Nikolaus soll von dem Bischof von Myra, seinem Onkel, erzogen  und zum  Priester geweiht worden sein. Als der Bischof von Myra starb, soll der erste, der morgens die Kirche betrat, Nachfolger werden: es war Nikolaus.

Desgleichen bewahrte Nikolaus drei unter Kaiser Konstantin unschuldig verurteilte Offiziere  (Ursus, Nepotion und Apilion) vor der Hinrichtung: sie sollen im Gefängnis von Konstantinopel zu Gott gebetet haben, er möge ihnen den heiligen Nikolaus zu Hilfe senden.  Nikolaus erschien dem Kaiser im Traum und klärte den Fall auf. 

 

Die Stadt Myra wurde - wird berichtet - zu Lebzeiten des Nikolaus von Piraten belagert, die Bevölkerung hungerte und litt Not.Da schenkte Nikolaus den Piraten Gold und Schmuck aus der Kirche, so daß sie abzogen: Myra war gerettet!

Während einer Hungersnot in Myra gebot er einem reichen Kaufmann in Sizilien im Traum, ein Schiff mit Getreide nach Myra zu senden. So wurde die Stadt gerettet und Nikolaus zum Schutzpatron der Bäcker. Auf Bildern trägt Nikolaus deshalb oft drei Brote.

Die "Schülerlegende" entstand wahrscheinlich erst im 12. Jahrhundert in der Normandie oder Lothringen. Sie berichtet, daß drei "Scholaren" (= Schüler) von ihrem habgierigen Wirt, einem Fleischer, getötet und in Fässern eingepökelt wurden. Der Heilige erweckt die drei Schüler wieder zum Leben und tauft sie. Deshalb gilt Nikolaus auch als Schutzpatron der Schüler und Kinder  In der mittelalterlichen Malerei wurde diese Szene oft dargestellt: Nikolaus trägt drei oder mehr Kinder in einem Taufkübel.

Berühmt ist die "Jungfrauenlegende":  die drei Töchter eines verarmten Edelmannes hatten keine standesgemäße Mitgift und konnten deshalb nicht heiraten. Durch eine Kupplerin gerieten sie in Gefahr, "Unzucht" zu begehen. Zum Teil wird auch berichtet, daß der Vater selbst sie ins Bordell schicken wollte, um so die nötige Mitgift zu verdienen. Davor jedoch bewahrte sie das rettende Eingreifen des heiligen Nikolaus: nachts legte er dreimal heimlich drei Goldkugeln in das Zimmer der drei Jungfrauen, - die ersehnte Mitgift. Der Vater dankte dem Nikolaus, die Kupplerin eilte mürrisch fort. Dieser Legende wegen wurde Nikolaus in der mittelalterlichen Malerei oft  mit drei goldenen Kugeln ( als Attribut) dargestellt.

 

Auch sonstige Wunder wurden dem Heiligen Nikolaus in großer Zahl zugeschrieben: er soll Stürme und Meer beschwichtigt haben, gefangene Soldaten und von ungerechten Richtern Verurteilte wundersam befreit, Getreide vermehrt haben. Auch soll er ein Kleinkind errettet  aus kochendem Badewasser errettet haben..

Eine andere Legende erzählt, daß ein jüdischer Kaufmann sein Geld dem Schutz des Heiligen Nikolaus anvertraut hatte. Das Geld wurde gestohlen, enttäuscht zerschlug der Jude die Statue des Heiligen. Nikolaus aber erschien den Dieben im Traum, zerknirscht gaben sie das Geld zurück, der Jude ließ sich taufen!

Seither galt Nikolaus als Beschützer des Eigentums, in Amerika gilt Nikolaus als Patron des Bankwesens.

 

Während er an dem Konzil zu Nicäa teilnahm, erschien er einem in Seenot befindlichen Schiff und geleitete es sicher in den Hafen. Dieser wundersamen Errettung wegen galt Nikolaus als der Schutzpatron der Schiffer.

 

Einige Legenden beschäftigen sich mit dem Kampf Nikolaus gegen den "heidnischen" Kult der Artemis (lat. Diana), der damals sein Zentrum in Ephesos (trk. Efes)  hatte und in ganz  Kleinasien weit verbreitet war. So soll Nikolaus zum Beispiel einen Baum gefällt haben, der der Artemis geweiht war.  

Pilger erhielten von der Artemis - in Gestalt einer Nonne - ein Glasfläschchen mit angeblich kostbarem Öl. Sie sagt ihnen, sie sollten das Öl in der Kirche des Nikolaus ausgießen. Nikolaus erscheint den Pilgern im Traum und befiehlt ihnen, das Öl ins Meer zu schütten: das Meer geht in Flammen auf. Seither galt Nikolaus auch als Patron der Parfümhersteller und Apotheker.

 

Aus seinem Grabe soll deshalb ein heilender Balsam ausgeflossen sein. Dieses Wunder soll sich bei der Aus=

grabung seiner Reliquien  1087 in Myra wiederholt haben.

 

Schon Kaiser Justinian (reg. 527 - 565) ließ im damaligen Konstantinopel dem Nikolaus eine Kapelle weihen, die allerdings von den Awaren zerstört wurde. Unzählige weitere Kirchen wurden ihm geweiht, in Berlin z.B. die Nikolai - Kirchen in Mitte und Spandau.

 

Nachdem Nikolaus schon lange im Orient und in Russland [7] als Heiliger verehrt worden war, kam seine Verehrung im 9. Jahrhundert auch nach Italien.  Kaufleute aus Bari brachten seine angeblichen sterblichen Überreste als Reliquien [8]  im Jahre 1087 in ihre Vaterstadt. Im selben Jahr noch begann man dort mit dem Bau einer großen romanischen  Wallfahrtskirche, San Nicola. In der dortigen Unterkirche (Krypta) liegen bis heute unter einem silbernen Altar aus dem Jahre 1648 die angeblichen sterblichen Überreste des heiligen Nikolaus [9]  begraben.

Die Ankunftstage,  8./ 9.Mai, werden in Bari noch heute alljährlich festlich begangen.  Seines Begräbnisortes wegen  wird der Heilige auch Nikolaus von Bari  genannt.  Auch heute noch soll zeitweise ein heilkräftiger Balsam ("Manna di San Nicola") aus seinem Grab in Bari fließen. 

In seiner 1940-51 entstandenen Romantrilogie „Wie eine Träne im Ozean“ erwähnt der österreichisch-jüdische Sozialpsychologe und (deutsch schreibende) Dichter Manès Sperber (1905 - 1984) in der Bari-Episode, dass die Gebeine des Hl. Nikolaus „… in der Grotte noch jetzt jedes Jahr, a, 8. Mai, Manna aussondern“ (Sperber, S. 989, a.a.O.). 

Im Zisterzienserinnen - Kloster St. Marienstern in Sachsen wird bis heute eine (angebliche) Zahnreliquie des Hl. Nikolaus aufbewahrt. Das Reliquiar ist eine Prager Arbeit des 13. Jhdts.: eine kleine Goldfigur des Heiligen steht vor einem Kirchenportal, in seiner ausgestreckten rechten Hand hält dr Heilige seinen (angeblichen) eigenen Zahn.

 

In vor allem der mittelalterlichen Kunst wurde der heilige Nikolaus und Szenen aus seinem Leben sehr oft dargestellt, auf Bildern, als Glasmalereien, wie auch als Statuen. Anfänglich stellten die byzantinischen und russischen Künstler Nikolaus barhäuptig, als asketischen Greis dar, im Bischofsmantel mit Evangelienbuch. Sehr viele berühmte russische Ikonen stellen Nikolaus dar. Im mittelalterlichen Russland war Nikolaus, zusammen mit Maria und St. Georg der am häufigsten dargestellte Heilige.  In der westeuropäischen Kunst kamen dann oft Bischofsstab und Mitra hinzu.  Die älteste erhaltene Nikolaus - Darstellung in Mitteleuropa ist eine Holzstatue des Heiligen in der Abteikirche zu Brauweiler bei Köln aus dem  frühen 12.Jhdt. Seit dem 16. Jhdt. wurden Bilder des Nikolaus seltener, jedoch  gibt es dann eine Reihe vor allem niederländischen Darstellungen des Nikolaus - Festes (z.B. von dem Maler Jan Steen )

Der italienische Barock - Komponist Giovanni Bononcini (1670 – 1743) schrieb ein Oratorium „San Nicola di Bari“, das 1693 uraufgeführt wurde. In dem Oratorium wurden legendäre Szenen aus der Kindheit des Heiligen dargestellt. 

 

Der Name Nikolaus erfreute sich  im Mittelalter infolge der Heiligenverehrung einer großen Beliebtheit. In verschiedenen Formen ging der Name in verschiedene europäische Sprachen ein: im Italienischen :Niccolo , im Spanischen : Nicolas, im Französischen: Nicol und Nicolas, im Englischen : Nicolas und Nicholas, im Polnischen : Mikolaj, im Russischen: Nikolaj (mit der Kurzform Kolja) , im Ungarischen :Miklos (gesprochen "Miklosch"), im Skandinavischen und Niederdeutschen : Nils und Niels etc. Im Mittelalter war Nikolaus einer der populärsten Namen in Deutschland. Seit dem 18.Jhdt. verlor der Name seine Beliebtheit und wurde im 20. Jhdt. durch die Kurzform "Klaus" völlig zurückgedrängt.

 

Auch eine ganze Reihe von historischen Persönlichkeiten trug den Namen Nikolaus, so z.B. fünf Päpste, zwei russische Zaren, Nikolaus von Cues (der bedeutende deutsche Philosoph, Theologe und Kardinal  1401 - 1464), Nikolaus Kopernikus (der polnisch - deutsche Astronom und Begründer des heliozentrischen  Weltbildes, 1473 - 1543), Niccolo Macchiavelli (der berühmte Florentiner Politiker, 1469 - 1527) oder Nikolaus Lenau (der österreichische Dichter 1802- 1850).

 

Im Mittelalter galt Nikolaus als Schutzpatron der Schüler, der heiratswilligen Frauen, zahlreicher Berufsgruppen , so der Fischer, Schiffer, Kaufleute, Apotheker, Juristen und Bäcker  u.a. -  diese Vielfalt allein schon zeigt seine Volkstümlichkeit.  Auch wurde er regional als einer der 14 Nothelfer angesehen, Beschützer gegen alle Gefahren des Wassers. Schon um 1200 wurde in der nordfranzösischen Stadt Arras "Das Spiel des Heiligen Nikolaus", geschrieben und aufgeführt, ein damals populäres dramatisches Wunderspiel um die Taten des Heiligen.

 

Als Schutzpatron der Schüler war die Verehrung des Heiligen Nikolaus zuerst in mittelalterlichen Klosterschulen verbreitet. Einmal im Jahr - zum Fest der unschuldigen Kinder am 28. Dezember - übernahmen an vielen mittelalterlichen Klosterschulen die Schüler die Herrschaft. Sie wählten einer Kinderbischof (lat. "episcopus puerorum"), der mit dem Heiligen Nikolaus identifiziert wurde.  Der Kinderbischof wurde mit bischöflichen Gewändern gekleidet und übernahm für diesen Tag alle Aufgaben des Bischofs. Diese Sitte entstammte vermutlich antiken Narrenfesten und orientalischen Narrenkönigsfesten (vgl. Akitu) . Im 13.Jdht. wurde dieser Brauch auf den 6.Dezember, den angeblichen Todestag des Nikolaus.  verlegt. Da dieser Brauch mit allerlei Scherzen, Lärmumzügen, Tollereien und Auswüchsen gegenüber den Lehrern usw. verbunden war, wurde er schon im 9.Jhdt. verboten. Dennoch blieb der Brauch unter den Schülern sehr populär und war noch bis ins 18.Jhdt. nachweisbar. 

 

 Im Bereich der Schulen erscheint der Nikolaustag, der 6.Dezember, auch zuerst als Schenktermin , vermutlich der Goldspende der Jungfrauenlegende wegen.

Im späten Mittelalter schon wurde der Brauch der Einkehr, Befragung und Bescherung/Bestrafung auch auf städtisch - bürgerliche Schulen und in die Familie übertragen [9a].

Seit dem Beginn des 16.Jhdts. ist der Brauch bezeugt, für die Kinder Schuhe vor die Haustür zu stellen, in die Nikolaus nachts seine Gaben einlegen soll.  Bald darauf wird auch von einem als Nikolaus verkleideten weißbärtigen Mann berichtet, der die Kinder prüft, mit Geschenken belohnt, mit der Rute bestraft oder droht, sie in seinem Sack mitzunehmen.

 

In Oberbayern hat sich z.T. die Sitte erhalten, daß Kinder anläßlich des 6.Dezember  "Niklasreime" aufsagen. In Mühldorf am Inn /Bayern werden bis heute wohl am Nikolaus - Vorabend den Geistlichen Nikolaus -   Schiffchen vor die Tür gelegt.

In dem 1845 zuerst veröffentlichten erfolgreichsten und berühmtesten deutschen Kinderbuch, dem "Struwwelpeter" des Arztes Heinrich Hoffmann tritt in der "Geschichte von den schwarzen Buben" der "große Niklas" als Figur auf, die unerzogene Kinder bestraft.

Nach und nach gelangten Begleiter des Nikolaus, der "Knecht Ruprecht" [10] oder "Krampus" [11] in den Vordergrund, aus der schließlich zu Beginn des 19.Jhdts. in Norddeutschland die Figur des Weihnachtsmannes entstand. Der Heilige Nikolaus wurde so zum Urbild des heute vor allem bei Kindern weltweit so beliebten Weihnachtsmannes  (frz."Père Noël", engl. „Santa Claus" , schwed. "Juletomte", russ. "ded moroz" = Väterchen Frost). Der heutige Weihnachtsmann ist ein typisches Beispiel für die Sinnentleerung, die alte, ursprünglich religiöse Bräuche heute erfahren!

 

Auf seinem „Bummel durch Europa“ besuchte Mark Twain auch die Schweiz, dort u.a. die Wallfahrtskirche zu Sachseln (im Kanton Obwalden, 1672 - 84 erneuert), wo er den Sarkophag eines Nikolaus sah, den er fälschlich für Nikolaus von Myra hielt. Twain beklagte, dass Nikoluas zwar ein besonderer Kinderfreund gewesen sein soll, „… aber kein … Freund seiner eigenen gewesen ist. Zehn hatte er, und als er fünfzig Jahre alt war, verließ er sie und suchte sich als Zuflucht vor der Welt einen ganz und gar trostlosen Ort und wurde Einsiedler, zweifellos, um über fromme Themen nachzudenken, ohne durch die fröhlichen und anderen Laute aus dem Kinderzimmer gestört zu werden“ (Twain, S. 163, a.a.O.). Dafür – meinte Twain – müsse „… der heilige Nikolaus wahrscheinlich für ewige Zeiten immer wieder am Heiligen Abend rußige Kamine hinabklettern und den Kindern anderer Leute Freundlichkeiten erweisen …, um dafür zu büßen, dass er seine eigenen verließ“ (Twain, S. 163, a.a.O.).

 

Mark Twain verwechselte allerdings „Santa Claus“ mit Nikolaus von Flüe (1417 – 1487), einem wohlhabend gewordenen Bauer, dann Ratsherr und Richter. 1467 verließ er tatsächlich seine  Familie und lebte 19 Jahre lang als Einsiedler, „Bruder Klaus“. Jahrelang soll er sich ausschließlich vom Abendmahl ernährt haben. Sein Beiname rührt her von seinem Geburtsort Flüeli, einem Weiler nahe Sachseln. Berühmt wurde dieser Nikolaus auch durch sein besonnenes Auftreten auf der Schweizer Tagsatzung von Stans 1481, das einen drohenden Bruderkrieg unter den Eidgenossen verhinderte. In der Region wurde er hochverehrt, seit 1669 wurde er zu den Seligen gezählt, erst ist es 1947 heiliggesprochen worden.

Seine Bildnisse finden sich in vielen regionalen Bauerhäusern, - da hatte Twain recht.

In dem „Bruder Klaus-Museum“ werden Erinnerungsstücke an Leben und Wirken des Nikoluas von Flüe aufbewahrt.

Sein Gedenktag ist der 21. Sepetmber. Dargestellt wird Nikolaus von Flüe bärtig, barfuß, mit ungegürtetem knöchellangem Rock, mit Rosenkranz, Krückstock oder Kreuz (vgl. H. Keller, S. 442, a.a.O.).      

 

Alljährlich findet in Demre (beim antiken Myra) das Nikolaus – Symposion statt, das verschiedenste Wissenschaftler, insbesondere Historiker anzieht.

Außerdem wird dort auch Anfang Dezember jährlich der „Friedenspreis des Heiligen Nikolaus“ verliehen. Auch der Dalai Lama gehört zu den Preisträgern. Im Jahre 1997 erhielt Otto von Habsburg den Friedenspreis des Heiligen Nikolaus (vgl. „Berliner Zeitung“, 6. / 7. Dezember 1997).

 

In Südfrankreich war einst „Nikolaus“ ein Spitzname für den Teufel. Als Napoleon 1814, auf dem Wege nach Elba, durch Avignon kam, wurde er mit probourbonischen Demonstrationen und Rufen wie „Weg mit dem Tyrannen, weg mit Nikolaus“ empfangen (vgl. Presser, S. 789, a.a.O.).

 

Ein Kinderspruch zum Nikolaustag lautet:

                               „Morgen ist St. Nikolaus,

                               da stell ich Opas Stiefel raus.

                               Die meinen sind ja viel zu klein,

                               da passt doch wirklich nichts hinein“.

 

Ein Kinderlied auf eine Volksweise zum Nikolaustag lautet:

                               „Lasst uns froh und munter sein

                               Und uns in dem Herrn erfreu’n.

                               Lustig, lustig, tralala,

                               bald ist Nikolausabend da.

 

                               Dann stell ich den Teller auf,

                               Nik’laus legt gewiß  was drauf,

                               Lustig, lustig, tralala,

                               bald ist Nikolausabend da.

 

                               Wenn ich schlaf‘ dann träume ich:

                               Jetzt bringt Nik’laus was für mich

                               Lustig, lustig, tralala,

                               bald ist Nikolausabend da.

 

                               Wenn ich aufgestanden bin,

                               lauf ich schnell zum Teller hin.

                               Lustig, lustig, tralala,

                               bald ist Nikolausabend da.

 

                               Nik’laus ist ein guter Mann,

                               dem man nicht g’nug danken kann.

                               Lustig, lustig, tralala,

                               bald ist Nikolausabend da.

 

Deutsche Bauernregeln zum Nikolaustag lauten:

                               „Regnet’s an St. Nikolaus,

                               wird der Winter streng und graus“. 

                              „Fließt Nikolaus noch der Birkensaft,

                               dann kriegt der Winter keine Kraft“  

 

(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

 

 © Christian Meyer



[1] Der Name „Nikolaus" kommt aus dem Griechischen , von "Nikolaos", d.h. "der Volkssieger" (von "nike" = der Sieg, und "laos" = das Volk")

[2] Patara war in der Antike eine reiche lykische See- und Handelsstadt, südöstlich von der Mündung des Flusses Xanthos (trk. Koca cayi ). In Patara gab es ein damals berühmtes Orakel des Apollon. Im Neuen Testament wird die Stadt Patara erwähnt: der Apostel Paulus hielt sich dort einige Tage auf (Apostelgeschichte 21,1).Die auch heute sehr ansehnlichen Ruinen der antiken Stadt (u.a. ein Triumphbogen aus dem 1.Jhdt.) liegen westlich vom heutigen Ort Kalkan. 

[3]  Heute ist Myra ein kleiner türkischer Ort namens Demre, mit großartigen antiken Ruinen, u.a. einem Theater, aus Felsen gehauenen lykischen Gräbern und einer aus der Zeit vor dem 11.Jhdt. stammenden Kuppelbasilika des Heiligen Nikolaus.

[4] Im Jahre 284 wurde die Jahreszählung der Diokletianischen Ära eingeführt, sie wurde neben der Zählung seit der „Gründung der Stadt“ praktiziert.

[5] Sion war ein in der Nähe von Myra gelegenes Kloster.

[6] Pinara befindet sich ca. 15 km östlich vom heutigen Fethiye. Von der antiken lykischen Stadt sind malerische Ruinen erhalten geblieben, u.a. ein griechisches Theater und hunderte von Felsengräbern.

[7] Im zaristischen Russland galt Nikolaus (russ. "Nikola Tschudotworez" = der Wundertäter) als Schutzpatron des Landes. In Russland war er auch Patron der Bauern, Brauer und Schnapshersteller: auf Russisch heißt noch heute "nikolitjsja" = "nikolausen" , sich betrinken!

[8] Der Begriff Reliquien entstammt dem Lateinischen, von „reliquus" = übrig, zurückgelassen. Man versteht unter Reliquien die Überreste berühmter oder als heilig angesehener Personen oder Gegenstände, die mit ihnen in naher Berührung, in enger Beziehung standen. Insbesondere sind es Gebeine, Kleidungsstücke, Geräte, Marterwerkzeuge der Heiligen. Schon früh versuchten z.B. Christen - auch unter Lebensgefahr - in den Besitz von (angeblichen) Reliquien zu gelangen, verehrten sie und setzten sie in Kirchen bei. Oft wurden für die Aufnahme der Reliquien kostbare Reliquienschreine geschaffen. In der Vorstellung  vieler mittelalterlichen Menschen war die Verehrung von oder eine Pilgerfahrt zu Reliquien mit einer Vergebung von Sünden verbunden.

Es gab im Mittelalter recht kuriose Reliquien, so z.B.  den Daumen Johannes des Täufers, Milch und Haare von Maria, der Mutter Jesu (sie hatte anscheinend gleichzeitig rote, blonde, braune und schwarze Haare!), Heu von der Krippe, in der Jesus geboren worden sein soll, Federn vom Flügel des Erzengels Gabriel, sogar der Misthaufen, auf dem Hiob gesessen haben soll wurde verehrt.

Vor allem im Zeitalter der Kreuzzüge, die nach Schätzungen circa 7 Mio. Menschen  das Leben kosteten,  gab es einen schwunghaften, für die Verkäufer und Händler höchst gewinnträchtigen Handel mit angeblichen Überresten verschiedenster Heiliger. Europa wurde regelrecht mit Reliquien überschwemmt: wurde im Orient  eine Stadt erobert, so suchte man zuallererst  nach Reliquien,  denn sie wurden oft teurer bezahlt als Gold oder  Edelsteine .  Heinrich der Löwe (1129 - 1195) brachte von seiner Kreuzfahrt  1172 u.a. viele Reliquien zurück nach Braunschweig. Für seinen angeblichen „Daumen des heiligen Markus" boten ihm venezianische  Aufkäufer 100 000 Dukaten - vergeblich!

Der französische König Karl V. („der Weise“, reg. 1364 – 1380) sammelte Reliquien, er besaß u.a. eine Flasche mit der Milch der Jungfrau Maria, eine Windel Jesu, die Dornenkrone Jesu sowie Splitter des wahren Kreuzes (vgl. Tuchman 984, S. 221, a.a.O.).

In den evangelischen Ländern Nordeuropas wurde die Reliquienverehrung nach der Reformation im 16. Jhdt. weitgehend abgeschafft. In katholischen Ländern ist sie noch heute weit verbreitet.

Reliquien oder reliquienähnliche Gegenstände gibt es  bei allen Menschen, in jeder Kultur und bei allen Völkern: im Istanbuler Topkapi-Museum werden u.a. Barthaare des Propheten Mohammed aufbewahrt, in Indien z.B. ein Zahn des Buddha.  

[9] Von Bari aus wurden Teilreliquien des Nikolaus u.a. in die Kathedrale St. Nicolas in Fribourg/Schweiz und ein Fingerglied des Heiligen nach St. Nicolas - de - Port bei Nancy/Frankreich; zu dieser Kirche wurden deshalb vom 15. - 17. Jhdt. berühmte Wallfahrten veranstaltet .

[9a]  Diese Vorformen von Bescherungen erfolgten in West-Europa einst am 6, Dezember. Da Martin Luther den Heiligenkult schwächen wollte, soll er die Verehrung des „Christkindes“ zu Weihnachten gefördert haben.   

[10] Knecht Ruprechtist eine pelzvermummte Gestalt im weihnachtlichen Brauchtum, die den Kindern mit Rute, Kette und Sack erscheint. Er spendet Gaben und ermahnt, bestraft Kinder. Knecht Ruprecht begegnet seit dem späten 17.Jhdt. im Gefolge des Christkinds bei "Heilig - Christ - Fahrten". Ein Jahrhundert später gilt er als Begleiter des Nikolaus am Vorabend  des 6.Dezember.

[11]  Der Krampus ist ein Begleiter des Heiligen Nikolaus, in Gestalt eines Teufels, der böse Kinder bestraft. Er ist im Alpengebiet, z.B. in Wien bis heute populär. Verwandte Schreckgestalten sind z. B. der Pelznickel am Mittelrhein oder der Bartel im östlichen Österreich.

 

Santa Claus