Christlich - katholisches Herz-Jesu-Fest 

 

In der Bibel wird das „Herz“ gerne und häufig im Sinne von „Personenmitte“, „Zentrum der Persönlichkeit und des Empfindens“ benutzt, so z.B. „Euer Herz erschrecke nicht!“ (Joh 14, 1), oder „… euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen“ (Joh 16, 22).

Aussagen über das Herz Jesu sind in der Bibel jedoch nicht enthalten, dem biblischen Sprachgebrauch fremd.

Erst in der mittelalterlichen Christusmystik wurde über das Leiden des Herzens Jesu meditiert, wobei man sich bei der Herz–Jesu–Frömmigkeit auf den Bericht von Joh 19, 34 konzentrierte, nach dem einer der Kriegsknechte auf Golgatha die Seite Jesu mit dem Speer öffnete, „… und alsbald ging Blut und Wasser heraus“.

In der Folge wurde das Herz Jesu vielfach zum Inbegriff des Opferleidens Jesu, seines Opfertodes für die Menschheit.

Im 16. /17. Jhdt. wurde die Verehrung des Herzens Jesu vor allem durch die Jesuiten und die Oratorianer forciert. Die Hl. Margareta Maria Alacoque [1] hatte Visionen, in denen ihr Jesus erschienen sein soll, auf sein Herz weisend und nach einem gesonderten Fest verlangend.

1672 erteilte daraufhin der damalige Bischof von Rennes den Oratorianern die Erlaubnis, am dritten Freitag nach Pfingsten (am Freitag nach dem Fronleichnamoktav) in ihrer Gemeinschaft ein Herz–Jesu–Fest zu begehen. Im 18. Jhdt. breitete sich das Fest aus, v.a. in Frankreich, Deutschland und Italien.

1856 dekretierte Papst Pius IX. das Herz–Jesu–Fest für die ganze Kirche (in Realität für die römisch - katholische Kirche).

Nach der Niederlage von 1870 leisteten französische Katholiken den Schwur, auf der „Butte“ (dem Montmartre) eine Sühnekirche zu errichten; von 1876 – 1914 dauerte der Bau der neoromanisch – byzantinischen Basilika, die 1919 dem Herzen Jesu, Sacré Cœur, geweiht wurde.

1970 wurde das Fest unter dem Namen „Heiligstes Herz Jesu“ ein katholisches Hochfest.

 

17. Juni 1998: Sagrado Corazon, Heiliges Herz Jesu (Spanien, Südamerika ??

 

Auch in Berlin gibt es eine katholische Herz-Jesu-Kirche, in der Fehrbelliner Straße, nahe dem Senefelder Platz im Bezirk Mitte/Prenzlauer Berg. 

Es ist ein architektonisch interessanter, einem neoromanischen und neobyzantinisch-frühchristlichen Stil folgender Kirchenbau, der 1897/98 errichtet wurde.  

Architekt war der Professor für mittelalterliche Baukunst an der Technischen Hochschule in Charlottenburg (die heutige TUB) Christoph Hehl, der 1899/1900 auch die Steglitzer Rosenkranz-Basilika entwarf.

Den prächtigen Inneneindruck der Kirche prägen maßgeblich die umfangreichen Wandmalereien, die 1906 dem Maler Friedrich Stummel (1850 – 1919) übertragen, und von seinem Schüler Karl Wenzel vollendet wurden. Auffällig ist beim Betreten der Kirche der Blick auf die Apsis mit einer Christusfigur mit ausgebreiteten Armen. Schon seit 1903 hatte Stummel auch die Ausmalung der Rosenkranz-Basilika geschaffen.

 

(variabel nach dem Gregorianischen Kalender, am dritten Freitag nach Pfingsten)

 

© Christian Meyer


[1] Die französische Mystikerin und Salesianerin Margareta Maria Alacoque (1647 – 1690) wurde im Jahre 1920 heilig gesprochen. Ihr Todestag, der 16. Oktober, wurde ihr Festtag. Das Kloster Paray – le – Monial (in Burgund), ihre Wirkungs- und Begräbnisstätte wurde durch sie zu einem bis heute beliebten Wallfahrtsort. 

Abb.:  Malerei von Friedrich Stummel in der Chorwölbung: Das Herz Jesu, in einem Tuch getragen von zwei Engeln - und einem Baugerüst (Photo von Werner Beyschwang, August 2020)