Internationaler Lärmschutztag

 

Als Lärm werden Geräusche bezeichnet, die durch ihre Struktur, meist die Lautstärke, aber auch ihren Rhythmus und ihre Tonalität, auf in der Nähe befindliche Menschen (und Tiere) störend, belastend und auch gesundheitsschädigend wirken.

Der deutsche Begriff „Lärm“ ( laute Geräusche, großes Aufsehen) geht etymologisch zurück auf „Alarm“ (aus dem Italienischen, von „all’arme zu den Waffen) und wurde im 16. Jhdt. unter Wegfall des unbetonten Anlautes auch für „Auflauf, Aufruhr“ benutzt. Seit dem 17. Jhdt. ist das deutsche Verb „lärmen“ belegt (vgl. Pfeifer, Bd. 2, S. 974, a.a.O.).

 

Ob Geräusche als Lärm wahrgenommen werden, hängt auch von der subjektiven Bewertung der Schallquelle durch den Hörer ab.

Lärm entsteht manchmal zusammen mit Infraschall [1]. Obwohl er vom menschlichen Ohr nicht wahrgenommen wird,  kann Infraschall ähnliche Auswirkungen wie hörbarer Schall haben.

Auch bei subjektiv empfundener akustischer Gewöhnung kann Lärm weiter schädigend auf Körper und Psyche wirken.

Unter ganz besonderem Lärm leiden oft viele Jahre lang Anwohner von Flughäfen, so z.B. rund 300 000 Berliner*innen in Spandau, Reinickendorf und Pankow unter den Flugzeugen von Tegel (TXL).

 

Bei Normalbetrieb gab es auf dem Flughafen Tegel ca. 500 Starts und Landungen täglich.

 

In der Mittelbruchzeile in Reinickendorf erreichte der durchschnittliche Lärmpegel nach Messungen zwischen 65 und 70 Dezibel, am Kurt-Schumacher-Platz wurden sogar bis zu 90 Dezibel gemessen: „Das entspricht dem Geräusch eines Presslufthammers“ (vgl. „Tagesspiegel“, 13. Juni 2020, S. MB 3).

 

 

Viele der Anwohner klagen über diffuse körperliche Beschwerden, so Schlafstörungen, Nervosität, Ohrenfiepen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Depressionen.    

Schon 1977 stellte eine Studie des Instituts für Arbeitsphysiologie der TU München „Schlaf und Verkehrslärm“ fest, dass das gesamte vegetative Nervensystem nicht nur im Schlaf durch Lärm beeinträchtigt wird und forderte „einschneidende Schutzmaßnahmen“ zur Schalldämmung.

Auch Aage Møller (Umweltphysiologe am Karolinska Institut Stockholm) stellte fest, „… dass der durch Lärm ausgelöste Stress über den Hirnanhang starke Wirkungen auf das menschliche Endokrinsystem ausübt und damit die Überproduktion von Sekreten fördert, die ihrerseits das Immunsystem schwächen“ (vgl. Jungk, S. 52, a.a.O.).

 

Lärm kann den biologischen Rhythmus stören und Schlafstörungen verursachen bzw. fördern. Durch Lärm würde zudem ….

 

  • die entgiftende Funktion der Leber beeinträchtigt
  • die Neutralisierung karzinogener Substanzen herabgesetzt
  • Kreislaufstörungen verursacht oder verstärkt
  • u.U. sogar die Zuckerkrankheit gefördert (vgl. Jungk, S. 52, a.a.O.).

Lärmbedingte Schwerhörigkeit ist irreparabel.

 

Die Lärmwirkungsstudie NORAH  („Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health“, auf deutsch ca „Zusammenhänge zwischen Lärm, Belästigung, Denkprozessen und Gesundheit“) war bis 2016 die bislang umfangreichste Lärmstudie in Deutschland. Sie hatte das Ziel, eine möglichst repräsentative und wissenschaftlich abgesicherte Beschreibung der Auswirkungen des Verkehrslärms auf die Gesundheit und Lebensqualität der betroffenen Wohnbevölkerung zu erhalten. Dabei wurden Befragungen unter Anwohnern von 4 Flughäfen durchgeführt.

 

Bestätigt wurde der Zusammenhang von Lärmbelastung mit dem Auftreten von Herz- und Schlaganfällen, Herzschwäche und Depressionen. Deutlich wurde auch die Gesundheitsgefährdung durch relativ niedrige Dauerschallpegel (https://www.norah-studie.de//de/publikationen.html). 

 

Deshalb gewinnt das Thema Lärmschutz immer mehr an Bedeutung. Unterdessen ist im Arbeitsschutz  z.B. festgelegt, dass Arbeiter im Lärmbereich Gehörschutz tragen müssen.

 Der „Internationale Lärmschutztag" findet seit 1997 auch in Deutschland statt. Dieser „Noise Awareness Day" (dt. ca. „Tag, dem Lärm Beachtung zu schenken“, „Tag des Lärmbewusstseins“) soll weltweit auf die schädlichen Auswirkungen des Lärms aufmerksam machen.

 

Der Lärmschutztag wird von der Deutschen Gesellschaft für Akustik organisiert und ist mit verschiedenen Aktionen verbunden, bei denen möglichst alle Altersgruppen angesprochen werden sollen. Die Teilnehmenden sollen u.a. von 14.15 Uhr bis 14.16 Uhr eine Minute der Stille einlegen.

 

(veränderlich, wird nach dem Gregorianischen Kalender jährlich immer wieder neu festgelegt, im April)

 


© Christian Meyer



[1] Infraschall nennt man Schall, dessen Frequenz unterhalb von etwa 16-20 Hz liegt, der menschlichen Hörschwelle. Verschiedene Tiere (so Elefanten, Giraffen oder Blauwale) können Schallwellen dieses Frequenzspektrums wahrnehmen, Sie nutzen Infraschall  vermutlich zur Kommunikation. Infraschallwellen sehr tiefer Frequenzen breiten sich gut über große Entfernungen aus.