Abb. : Tempelfigur eines Ganesha; Himachal Pradesh/Nordindien, 9.-12. Jhdt.; Messing, heute in Privatbesitz; das Berliner Ethnologische Museum organisierte im Herbst und Winter 2003/2004 eine Sonderausstellung zum Thema: „Ganesha: der Gott mit dem Elefantenkopf“ (Abb. aus dem Prospekt der Berliner Ausstellung 2003/2004)

 

 

        

          Indische Ganesha-Postkarte

 

 

 

 

Der Glückwunsch auf der Rückseite lautete:„Riddhi Siddhi Ganapati“

 

(„riddhi“ = skrt., Wohlstand, Reichtum;  „siddhi“ = skrt., vollkommene Fähigkeit)

 

Beginn des hinduistischen Ganeshafestes  („ Ganesh Chaturthi“); Geburtstag Ganeshas

 

Nach hinduistischer Vorstellung ist Ganesha (skrt. „Ganapati“), der Sohn Shivas und Parvatis (bzw. Shaktis [1]), sein Onkel ist Vishnu, sein Bruder Murugan.

Der Name „Ganesha" besteht aus zwei Sanskrit-Wörtern, Gana und Isha: Gana heißt „(Heer-)Scharen, Dienerscharen“; Isha bedeutet „Gott“. Ganesha heißt der Gott der Heerscharen, also ganz ähnlich wie der hebräische Name „Zebaoth“.  

Der Name Ganapati (Skrt.  गणपति gaṇa-pati) bedeutet wörtlich: „Herr (Pati) der Scharen (Gana)", Ganapati beutet also das gleiche wie Ganesha.

 

Ganesha gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Göttern Indiens (wo es nach Schätzungen circa 33 Mio. Götter geben soll; vgl. „Tagespiegel“, 11. November 2021, S. 9.).

 

Im Alltagsleben Indiens, an Straßenkreuzungen, in Restaurants und Geschäften ist oft ein Bild oder eine Statue des Gottes der Weisheit, der Kunst und der Wissenschaft und allgemein der geistigen Anstrengungen zu finden. Er gilt als Helfer beim Überwinden aller Hindernisse, er gewährt Erfolg und Glück im weltlichen und auch spirituellen Sinne. Er ist der verehrte Schutzpatron vieler indischer Schüler und Studenten.

Auch wegen der erstaunlichen Fähigkeiten des Rüssels, sowohl einen zarten Grashalm aufnehmen, als auch kraftvoll einen Baum ausreißen zu können, wird er verehrt, hoch geachtet für das große Unterscheidungsvermögen – einem wichtigen Ziel indischer Philosophie.

Bei jedem hinduistischen Ritual („puja“ = skrt. Zeremonie, Gottesdienst) wird zuerst Ganesha um Beistand gebeten, auch bei vielen biografischen Übergängen wird er um Schutz und Hilfe angerufen.

 

Dargestellt wird Ganesha als kleiner, meist gelblicher Gott mit vorstehendem Bauch. Er hat vier Hände und trägt einen Elefantenkopf mit nur einem Stoßzahn. In den Händen trägt er eine Muschel, einen Diskus, eine Keule und eine Wasserlilie. Das Reittier Ganeshas ist die Ratte.

 

Zum Fest Geburtstag Ganeshas werden in vielen Haushalten, auf öffentlichen Plätzen, in Universitäten und Schulen Ganesha-Statuen („Murtis“) aufgestellt. Auf dem Lande ist es noch heute oft Aufgabe der Kinder, diese Figuren aus Tonerde zu formen.

Einige Tage lang bleiben diese Statuen auf den Altären stehen und ein Priester zelebriert dort die Puja, dann wird mit Gesang und Tanz gefeiert.

Am letzten Tag des Festes werden die Statuen in fröhlichen Prozessionen zum Wasser getragen und versenkt.

 

Das Ganesha – Purana („purana“ = skrt. „alte Erzählungswerke“) besingt die Herrlichkeit des Gottes.  Die hinduistische Sekte der Ganapatyas verehrt ihn als ihren Hauptgott.

Eine Legende berichtet von der Klugheit schon das jungen Ganesha. Ein Heiliger habe einst den Eltern eine Mango angeboten: Derjenige von ihren Kindern sollte die Frucht erhalten, der zuerst dreimal um die Welt gereist wäre.

Daraufhin ritt Ganeshas Bruder Murugan sofort mit seinem Reittier, einem Pfau, los. Ganesha hingegen wandte sich seinen Eltern, Shiva und Shakti, zu und fragte sie: Ihr seid doch große Götter, ihr seid doch die ganze Welt? Als die Eltern das bejahten, lief er dreimal um sie herum und gewann die Mango (vgl. „Tagesspiegel“.  11. November 2021, S. 9) .

 

(veränderlich, nach dem hinduistischen Lunisolarkalender am 4. Tag der hellen Monatshälfte (shukla chaturthi) des hinduistischen Mondmonats Bhaadrapada; im Jahre 2021 fällt der Tag auf den 11. September 2021)

(vgl.: http://sankashti.com/ganesh-chaturthi-2013-dates-anant-chaturdashi-2013-dates/217/#sthash.d2EIJ0a9.dpuf)

 

© Christian Meyer

 

[1] Shakti (skrt. शक्ति shakti, wörtl. „Kraft“, „Energie“) steht im Hinduismus für eine angenommene weibliche Urkraft des Universums. Alle indischen Göttinnen werden als Form von Shakti angesehen.

 

 

 

 

 

 

Glückverheißender Ganesha – Abbildung an einem Haus in Agra; Photo: Christian Meyer, Oktober 2008)

 

 

 

Abb.: Der im Bau befindliche Ganesha-Tempel an der Hasenheide in Berlin-Neukölln; an der Hasenheide entsteht seit 2005 ein Ganesha-Tempel, der bis heute - 2021 - noch nicht vollendet ist. Fertig ist aber schon seit Jahren der 18 m hohe Eingangsturm, der an den Außenwänden mit 290 verschiedene, bunten Götterfiguren geschmückt ist. Die Figuren wurden von einem indischen Künstler aus einem Spezialzement per Hand geformt (Abb aus: Tagesspiegel, 11. November 2021, S. 9)

 

Abbn. oben & unten: Zeitgenössische indische Ganesha-Figuren, wie sie mein Schwager Werner Beyschwang als „attraktive Rumsteherchen“ bezeichnet (Photos: Christian Meyer, Dezember 2021).