Katholische Fastenzeit, protestantische Passionszeit

Die Fastenzeit (niederl. „vastentijd“) ist der eher katholische Begriff, im Protestantismus wird in der Regel der Begriff Passionszeit verwendet, mit einem theologisch anderen Schwerpunkt. Seit dem 4. Jhdt. ist historisch vielfach eine 40 tägige Vorbereitungszeit auf Ostern belegt. Vom gr. „tessarakosta“ und lat. „Quadragesima dies“ ≙  „Zeit der Vierzig Tage“ leitet sich das französische Wort „carême“ (altfrz. „quaresme“), das ital. „quaresima“ für Fasten her. Das Englische „lent“ für Fastenzeit hat seinen Ursprung im aengl. Verb „lengthen“, das das Länger-werden (der Tage) im Frühjahr bezeichnete und mit dem dtsch. „Lenz“ verwandt ist.
Die Fastenzeit umfasst sechs Wochen vor Ostern sowie die 4 Tage vom Aschermittwoch bis zum Sonntag Invo-kavit, - real 46 Tage. Die Zahl 40 hat eine eher symbolische Bedeutung ( Anm. bei der Sarı kız Wallfahrt)    
Religiöse Vorstellungen hatten und haben noch heute vielfach einen deutlichen Einfluss auf die Essgewohnheiten. Bei katholischen Christen wurde traditionell ...
•    40 Tage vor Ostern
•    drei „Bittage“ vor Christi Himmelfahrt
•    jeweils am ersten Mittwoch, Freitag und Samstag eines Vierteljahres
•    jeweils an den Vorabenden wichtiger Heiligenfeste
•    jeden Freitag und Samstag
gefastet. An Fastentagen wurde kein Fleisch (aber Fisch), keine Eier, keine Milch und keine Milchprodukte gegessen. Der Freitag als „Fischtag“ in vielen auch ganz säkularen Kantinen hat hier seine Wurzel. 
Der estnische Begriff für den Ostern (am Ende der Fastenzeit) lautet „Lihavõtted“ ≙ „Fleischnehmen“ („liha“ ≙ Fleisch, „vötma“ ≙ nehmen).
Die katholische Fastenzeit des Jahres 1887 in Münster beschrieb Lily Braun: „Während der Fastenzeit kamen Kapuzinermönche nach Münster, die besten Kanzelredner ihres Ordens. Sie sprachen von vier Kanzeln dreimal des Tags, und Kopf an Kopf drängte sich jedesmal die Menge und hielt geduldig stundenlang stehend aus. Ich ging wiederholt in den Dom; die fanatische Beredsamkeit dieser blassen Männer in ihren braunen Kutten war überwältigend. Sie sprachen rücksichtslos und griffen mitten ins Leben, und eine Wirkung ging von ihnen aus, die nicht nur in dem wachsenden Andrang zu ihren Beichtstühlen zum
Ausdruck kam, sondern auch in den Handlungen der Einwohner Münsters. Wir hörten häufig, dass gestohlenes Gut zurückgegeben wurde, Verleumder den Verleumdeten um Verzeihung baten, Treulose zu den verführten Mädchen zurückkehrten“ (Braun, 1909, B. I, S. 363/364, a.a.O.). 

(variabel nach der christlichen Osterberechnung; vom Aschermittwoch an;  immer genau 46 Tage vor dem Ostersonntag; um auf eine 40tägige Fastenzeit zu kommen, wurden die 6 Sonntage von Invokavit bis Palmarum als „kleine Auferstehungstage“ vom Fasten ausgenommen)