Hinduistisch - touristisches Elephanta–Festival, auf der Elephanta–Insel bei Bombay, deren Höhlentempel zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.

 

Die Insel „Gharapuri“ („Stadt der Höhlen“), ca. 10 km von Mumbai entfernt, wurde von den Europäern „Elephanta“ genannt, nach einer großen dortigen Elefanten–Skulptur, die später von den Engländern nach Bombay gebracht wurde und noch heute vor dem Zoo in Mumbai steht.

 

Auf der Insel befindet sich ein aus den Basalt-Felsen gehauenes hinduistisches Shiwa-Tempelheiligtum mit reichem Skulpturenschmuck wahrscheinlich aus dem 6. Jhdt. n. Chr. Die Anlage ist seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe.

 

 

 

Das klassische indische Musik- und Tanz-Festival verwandelt seit 1989 alljährlich während dreier Tage die ganze Insel Elephanta in eine großes Freiluft-Auditorium.

Die Haupthöhle der Insel, die nachts normalerweise für Besucher geschlossen ist, wird zu dem Festival geöffnet und die Skulpturen illuminiert. Insbesondere die ca. 6 m hohe illuminierte Skulptur in der Höhle 1, die Mahesh Murti [1], gilt als spektakulär. Die gut erhaltene Skulptur stellt mit drei Köpfen drei Aspekte des Gottes Shiwa dar. Die Darstellung ist aber kein eigentliches „Trimurti“ (skr. „Dreigestalt“), zwei weitere Köpfe auf der Rückseite sind nicht sichtbar.

Zudem werden regionale Tänze und Volkslieder vorgetragen, Bollywood-Stars treten auf, Feuerwerke werden veranstaltet etc.

Durchgeführt wird das Festival von der Maharashtra Tourism Development Corporation (MTDC).

 

Der Roman „Die Dame mit der bemalten Hand“ von Christine Wunnicke [2] (a.a.O.) spielt größtenteils auf der Elephanta-Insel. 
Im Jahre 1177 n.d. H, d.h. 1764Greg treffen – in dem Roman – auf der Insel zufällig der (fiktive) persisch-indische Astronom und Astrolabien-Hersteller Musa al-Lahori und Carsten Niebuhr (1733-1815) zusammen.

 

Der Mathematiker, Kartograph, Forschungsreisende und spätere Göttinger Akademiker Niebuhr war das einzig überlebende Mitglied der dänischen Arabien-Expedition 1761 – 1767. König Frederik V. beauftragte und finanzierte die Forschungsreise. Sie führte über Konstatinopel nach Ägypten, Suez, Dschidda, Jemen –aber nur in dem Roman - nach Bombay. Bis dahin waren alle Reisenden außer Niebuhr Krankheiten erlegen, vermutlich der Malaria, auch Niebauhr erkrankte an ihr, aber überlebte. Die weitere tatsächliche Reise führte Niebuhr durch den Persischen Golf nach Bandar Bushir, Schiras, Persepolis, Urfa, ins Osmanische Reich und schließlich zurück nach Kopenhagen. Der wissenschaftliche Ertrag der Reise wurde von Niebuhr in der „Reisebeschreibung nach Arabien“ niedergelegt und regte vielerlei Wissenschaften an. Seine genauen Zeichnungen aus Persepolis z.B. waren Vorarbeiten zur Entzifferung der Keilschrift. Das Orientalische Institut der Universität Kopenhagen trägt bis heute den Namen Carsten Niebuhrs.

 

Nachweislich hatte Niebuhr vor seiner Reise Arabisch gelernt, das Aufeinandertreffen beider Wissenschaftler auf Elephanta steht im Zentrum des Romans. Die hinduistische Kunst irritiert beide eher, sie finden – auf Arabisch – über die Astronomie zueinander. Al-Lahori bemerkt erfreut, aber nicht überrascht, dass Niebuhr ganz selbstverständlich mit seinem Astrolabium umgehen kann, auch die Funktion des al-hidade (von ar. al-idade = das Lineal), der drehbaren Messvorrichtung zur Winkelanzeige beherrscht.

 

Der Titel des Romans „Die Dame mit der bemalten Hand“ ist die Bezeichnung für ein altes arabisches Sternbild, zu dem auch die Kassiopeia und Perseus gehörten.

 

Gemeint ist dabei die mit Henna rot gefärbte Hand einer Frau, z.T. wurde dabei auch Fatima, die Tochter des Propheten Muhammad, gemeint.

 

Die Hand des arabischen Sternbilds wurde gebildet aus den Sternen Cassiopeias, α Cas, β Cas, γ Cas, δ Cas, ε Cas und η Cas, der Arm aus den Sternen des Perseus, α Per, β Per, γ Per , δ Per, η Per und ν Per.

 

Auch einige der bis heute benutzten Sternnamen in der Cassiopeia rühren vermutlich von dem arabischen Sternbild her:

 

  • α Cas trägt den Namen „Schebar“ (????) ar. „die Brust“ 
  • der 55 Lj entfernte β Cas heisst „Caph“ ar. „mit Henna gefärbte Handfläche“ („Kaff al-hadib die gefärbte rechte Hand)
  • δ Cas trägt den Namen „Rukba“    ar. „das Knie“. 

 

 

 

An anderer Stelle in der arabischen Literatur findet sich für das Sternbild Cassiopeia der Name „an-naqa“ das Kamel.

 

 

(veränderlich nach dem hinduistischen Lunisolarkalender ?? )

 
© Christian Meyer

 


[1] Maheshamurti ist ein zusammengesetzter Begriff, aus skr. „maheśa“ »großer Herr, Gott« und „mūrti“ »Körper, Bild, Verkörperung«, also eine Darstellung des hinduistischen Gottes Shiwa als Allgott. 

 

[2] Der Roman der Schriftstellerin und Übersetzerin Christine Wunnicke (*1966) gelangte 2020 auf die „kurze Liste“ für den Deutschen Buchpreis des Jahres.

 

 

Die dreiköpfige Shiwa-Statue in der Höhle 1 auf der Elephanta-Insel, gegenüber dem Haupteingang im Norden. Die drei Köpfe repräsentieren nach hinduistischer Auffassung drei wichtige Aspekte Shiwas, die Schöpfung, die Beschützung und die Zerstörung. Das rechte Profilgesicht (westlich) symbolisiert mit einem Lotus Brahma, die Schöpfung und das Leben. Das linke Profilgesicht (östlich) symbolisiert Shiwas zerstörerischen Aspekt (Aghora oder Bhairava), das Gesicht eines jungen Mannes trägt einen Schnurrbart. Das mittlere Gesicht wirkt weise und meditativ, symbolisiert den Aspekt der Erhaltung in Gestalt von Vishnu.     

Links von der Maheshamurti: Die stark beschädigte Skulptur zeigt die Herabkunft der Ganga; Shiwa nimmt den himmlischen Fluss Ganges von seinem Haupt, bevor der Fluss zur Erde zu einem Diener herabfällt. Der Fluss Ganges wird abgebildet als eine dreiköpfige Gottheit über Shiwas Krone. Dieser Darstellungstyp wird  Gangadhara (Ganga-Herabkunft) genannt. Neben dem Gott rechts steht lächelnd seine Frau Parvati. Neben dem Gott links ist eine knieende Figur in Dankesposition dargestellt. Sie wird als der mythische König/Heilige Bhagiratha interpretiert, der sich zuvor vergeblich bemüht hatte, den Ganges zur Wohlfahrt seines Königreiches zur Erde zurück zu bringen.  

(Abb. aus: https://www.t2india.com/elephanta-caves-mumbai-attractions.aspx)

Rechts von der Maheshamurti: Ebenfalls stark beschädigt ist hier im Zentrum das hinduistische Konzept der feminin-maskulinen Interdependenz, der kosmischen Harmonie dargestellt, die Figur ist halb weiblich (Parvati), halb männlich (Shiwa). Die weibliche Hälfte wird durch die Brust und den Spiegel in einer Hand angezeigt. Eine Hand der männlichen Hälfte ruht auf dem Kopf des Nandi-Stiers, eine andere hält eine Schlange. Umgeben ist die Gestalt von anbetenden, opfernden Menschen, Göttern und Geistern. Die androgyne Darstellungsform wurde im Sanskrit Ardhanarishvara genannt: „Ardha"  „halb“, „Nari" „Frau“ und „Ishvara“  „Herr“ oder auch „Gott“.

(Abb. aus: http://famouswonders.com/wp-content/uploads/2009/03/shiva-at-elephanta-caves.jpg)