19. September 2013:

 

Hebr. Sukkot - 1. Tag des Laubhüttenfestes  (engl. „tabernacles“)

 

Das Laubhüttenfest (hebr. „sukkot“ = Hütten), ein  achttägiges Fest, wurde nach traditioneller Auffassung von Mose auf Gottes Geheiß hin festgelegt. „So sollt ihr nun am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes eingebracht habt, das Fest des Herrn halten sieben Tage lang. Am ersten Tag ist es Sabbat und am achten Tage ist es auch Sabbat“ (3. Mose, 23, 39). Das Fest erinnert an die vierzig Jahre, die das Volk Israel in der Wüste verbrachte: „Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen; wer einheimisch ist in Israel, der soll in Laubhütten wohnen, daß eure Nachkommen wissen, wie ich die Kinder Israel habe lassen in Hütten wohnen, da ich sie aus dem Ägyptenland führte. Ich bin der Herr, euer Gott“ (vgl. 3. Moses 23, 42 - 43) . Ursprünglich war dieses dritte Wallfahrtsfest des alten Israel verbunden mit einem Erntefest für die Baumfrüchte („Fest des Einsammelns“): dazu gehörte auch das Wohnen in einer Hütte aus Baumzweigen, was später als Erinnerung an die Zelte der unseßhaften Zeit der Wüstenwanderung verstanden wurde. Tatsächlich aber ist der Bezug auf den Auszug aus Ägypten vielleicht eine historische Uminterpretation des Fests, denn bereits in vorisraelitischer Zeit gab es einen kanaanitschen Ernteritus, bei dem man in Laubhütte, wohnte.

Die Laubhütte soll nach talmudischer Auffassung drei feste Wände haben, die Wind und Wetter standhalten. Die obere Öffnung soll durch belaubte Zweige so bedeckt werden, daß in der Laubhütte mehr Schatten als Sonne herrscht. Gleichzeitig aber soll die Bedeckung so locker sein, daß nachts die großen Sterne sichtbar sind. Die Hütte wird mit Früchten und Blattwerk festlich ausgeschmückt. In der Sukka nehmen fromme Juden sieben Tage lang die Mahlzeiten ein, desgleichen schläft man in der Hütte, sofern es die Witterung erlaubt. 

Das Gebet zum Laubhüttenfest enthält auch eine Bitte um Regen, denn gleich nach dem Fest wurden in Israel die herbstlichen Regen erwartet. Bei ihrem Ausbleiben drohte dem ausgedörrten Land eine Hungersnot. 

Die Hütte ist bis heute ein provisorischer Bau, der in Gärten, Höfen oder auf Balkons errichtet wird. 

Schon im Pentateuch wurde festgelegt: „Und sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmenzweigen und Maien von dichten Bäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem Herrn, eurem Gott“ (3. Mose, 23, 40).  In anderen Übersetzungen ist von der Frucht des „Prachtbaumes“ die Rede, die zum Laubhüttenfest verwendet werden soll.

Spätestens seit Simon der Makkabäer 135 v. Chr. die hellenistische Stadt Jaffa eroberte und dort Plantagen der Zedrat - Zitronenvarietät Etrog (einer Zitrusfrucht mit tief genarbter Schale) anlegen ließ, gilt diese Frucht als die Frucht des „Prachtbaumes“.

Zur Zeit des Flavius Josephus (37 - 100 n. Chr.) war die Verwendung des Etrog, des „persischen Apfels“ bereits selbstverständlich: „acht Tage sollt ihr ein Fest feiern, und ein Opfer darbringen, und zur Versöhnung des Gottes ein Gebinde tragen, aus Myrte und Weide und einem Palmzweig zusammengebunden, dazu einen persischen Apfel“ (zit. n. Schirarend, S. 35, a.a.O.).

Auch talmudisch ist für den Gottesdienst zum Laubhüttenfest ein Feststrauß (Lulaw) vorgeschrieben, bestehend aus einem großen Palmenzweig (Lulaw; er gab dem ganzen Strauß den Namen), drei duftenden Zweigen der Myrte, zwei Zweigen der Bachweide (arawa) und dem Etrog. Bereits frühzeitig wurde Wert darauf gelegt, daß der Etrog eine völlig fehlerlose Frucht war. Damit er nicht beschädigt wird, legt man ihn zu seinem Schutz in die „Etrogdose“.

Traditionell sollte jeder männliche Jude zum Laubhüttenfest eine Etrog besitzen, was jedoch im nördlichen Europa seit dem frühen Mittelalter nicht mehr realisierbar war. Die Preise für den „Judenapfel“ stiegen enorm.

Nur reiche Juden konnten aus Italien, Griechenland etc. Etrogim erwerben und der Gemeinde zur Verfügung stellen oder als besondere Kostbarkeit verschenken.

Heute werden die Etrogim insbesondere in Israel in speziellen Plantagen angebaut, kunstvoll in Hanf verpackt und in alle Welt zum Laubhüttenfest verschickt.

Traditionell sind oft kunstvoll gestaltete und reich gechmückte Etrog - Kästchen weit verbreitet. In Israel gibt es heute auch (patentierte) Etrog - Kästchen aus Plastik, innen mit Schaumgummi ausgestaltet. Oft tragen sie die hebräische Aufschrift "pri etz hadar" ("Obst - Baum - Zitrusfrucht"), d.h. "Die Frucht des Zitrusbaums".

In der Succa werden heute in Israel oft besondere Plakate zu Fest aufgehängt. Oft sind die Plakate folgendermaßen gestaltet: Auf grünen Feldern in den Ecken steht "Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohne" (3. Mose 23,42).  Auf oft braunen Randfeldern stehen sieben aramäische Segenssprüche für die sieben Tage des Festes und die Stammväter (Abraham, Isaak, Jakob, Joseph, Moses, Aaron und David). Den Stammvätern sind Bilder im Zentrum des Plakats zugeordnet, so bei Jakob z.B. die Himmelsleiter und die 12 Stämme). In der Mitte des Plakates steht auf Aramäisch "ushpisin" = "gemeinsam", und auf einem grünen schrägen Band "Du bist fröhlich an Deinen Feiertagen und glücklich" .  

Der hebräische Sukkot - Gruß lautet: "chag sa - meach" = "Frohes Fest".

Während des Laubhüttenfestes werden in der Synagoge jeden Tag die Psalmen 113 - 118 (der "Hallel") gesprochen: dabei neimmt man den Lulaw in die Hand und macht bei bestimmten Versen eine Bewegung in alle Himmelsrichtungen und spricht die Worte: "Von Dir - für Dich ! Wie dieses, so auch alles auf der ganzen Welt" (vgl. de Vries, S. 96).

 

(variabel , nach dem jüdischen gebundenen Mondkalender, vom  15.  Tag des siebenten Mondmonats, Tischri an)

 

© Christian Meyer