Dreitägiges Theravada – buddhistisches Vesakh / Visakha – Fest, Neujahrstag des Jahres 2563 der buddhistischen Ära [1] ; Vesak - Puja in Sri Lanka;

 

Der Name „Vesakh" kommt von „vaisakha" skrt., „vesakha“, pali, und „vesakh“, singhal. und ist ein traditioneller Mondmonat des hinduistischen Kalenders, ca. April/Mai. Vesakh ist der bedeutendste Feiertag in den Ländern des Theravada – Buddhismus, auch in vielen Mahayana - Regionen wird das Fest gefeiert.

Anläßlich des Vesakh – Festes wird gleichzeitig der Geburt (im Lumbini – Hain bei Kapilavastu, ca. 560 v. Chr.), der Erleuchtung (unter dem Bodhi – Baum in Uruvela) und des Eingehens ins Parinirvana [2] des historischen Shakyamuni Buddhas (ca. 560 - ca. 480 v. Chr.) gedacht. Auch soll sich in der Vesakh – Nacht der junge Siddharta entschlossen haben, Frau und Kind zu verlassen und einen Weg zur Überwindung des Leidens zu suchen.

Einerseits werden zu Vesakh die Grundlagen der buddhistischen Lehre dargelegt, er erfolgen Rezitationen von Sutren, Prozessionen um den Schrein, die Stupa oder das Kloster, man gedenkt der Lehren Buddhas.

Andererseits geht das Vesakh–Fest über das rein historische und religionsgeschichtliche hinaus: Es ist eine Mahnung an jeden einzelnen, die Erleuchtung zu erlangen, die eigene Buddha–Natur zu entdecken.

Hier als Beispiel des Einleitungstext einer buddhistischen Andacht (puja):

 

Einleitung  (dreimal): Verehrung sei ihm dem Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erwachten

1.  Die dreifache Zuflucht:    

Zum Buddha nehme ich meine Zuflucht,

zur Lehre nehme ich meine Zuflucht,

zur Jüngerschaft nehme ich meine Zuflucht.

Zum  zweiten Male:  zum Buddha nehme ich meine Zuflucht,

zum  zweiten Male:  zur Lehre nehme ich meine Zuflucht,

zum  zweiten Male:  zur Jüngerschaft nehme ich meine Zuflucht.

Zum  dritten Male:  zum Buddha nehme ich meine Zuflucht,

zum  dritten Male:  zur Lehre nehme ich meine Zuflucht,

zum  dritten Male:  zur Jüngerschaft nehme ich meine Zuflucht.

 

2. Die fünf Tugendregeln:

 

Ich gelobe, keine lebenden Wesen zu töten,

ich gelobe, nicht Gegebenes nicht zu nehmen,

ich gelobe, keine unheilsamen sexuellen Beziehungen zu pflegen,

ich gelobe, nicht zu lügen,

 

3.  Verehrung des Buddha.

 

Wahrlich, er ist der Erhabene,' Heilige, vollkommen Erwachte

der in Wissen und Wandel Bewährte,

der Wohlgegangene, der Weltenkenner,

der Gebändigten unvergleichlicher Lenker,.

der Lehrer der Götter und Menschen,

der Erwachte, der Erhabene.“   (vgl. Buddhistische Puja, S.2, a.a.O.)

 

Darüber hinaus ist das Vesakh – Fest in der traditionellen Vorstellung der Singhalesen auch eng mit der Geschichte Sri Lankas verbunden.

 Nach den Überlieferungen landeten Prinz Vijaya und seine Anhänger an einem Vesahk – Vollmondtag in Sri Lanka, einem Ereignis, dass mit der Entstehung des singhalesischen Volkes in Zusammenhang gesehen wird.  Auch soll an einem Vesakh – Tag der Grundstein für die bedeutende Ruwanveil – Dagoba in Anaradhapura gelegt worden sein.

In Thailand wird das Fest als Visakha Bucha bezeichnet und zweitägig gefeiert.

Auchin Vietnam wirdBuddhas Geburtstag (vietn. Le phat dan) traditionell immer nach einer Vollmondnacht gefeiert. Die Gläubigen gehen zu Meditation und Gebet in Tempel / Pagoden, es finden Fackelumzüge und rituelle Buddha - Reinigungszeremonien statt. 

Auch in China nennt man Buddhas Geburtstag „Wisakha - Tag“ und er wird am 8. Tag der 4. Monats (in anderen Regionen auch am 8. Tag des 2. Monats) mit Andachten im Tempel gefeiert.

In Peking sagt man, dass am 8. Tag des 4. Mondmonats, zu Buddhas Geburtstag der Lotus zu blühen beginne,

In einigen Regionen von Laos hat sich der Buddhismus in besonderer Weise mit vorbuddhistischen Traditionen verbunden. Im westlichen Laos (im „Goldenen Dreieck“, bei Muong Sing und Muong Meung) fällt der Geburtstag Buddhas in die zeitliche Nähe des Beginns der Regenzeit (zwischen Mai und Juni) und wurde deshalb mit dem vorbuddhistischen Fruchtbarkeitsriten verbunden, durch die der regengott Vassakarn aufgeweckt werden sollte.

Deshalb konstruieren z.B. die Mönche der regionalen buddhistischen Klöster traditionell zu dem Fest von Buddhas Geburtstag u.a. aus Bambus, Holz, Papier und Schwarzpulver bis zu mehrere Meter hohe Raketen. Das Fest wird deshalb in Laos (und der benachbarten Region Thailands) auch „Bun Bang Fai“ („Himmelsraketenfest“) genannt. Auf dem Festplatz werden die Raketen abgeschossen, zuvor werden Wetten abgeschlossen, welche Rakete am höchsten kommt [3]. Das Fest hat häufig Volksfestcharakter, mit Liedern, Alkohol, Tänzen und deutlichen erotischen Anspielungen, - denn die Raketen sind faktisch phallische, Fruchtbarkeitssymbole. Nur sehr selten blieb daraufhin der Regen aus (vgl. „Tagesspiegel“, 2. Mai 2004, S. R 1/2).

 

Auch in Berlin wird Vesakh regelmäßig gefeiert, z. B. in dem Meditationszentrum "Buddhas Licht" des "Internationalen Buddhistischen Kulturvereins Deutschland" (IBKD) in der Reinickendorf (Wittestr. 69; Tel: 030 / 41 37 621).

Am Beginn der Zeremonie steht der „Lobgesang für den Weihrauch" (chin. „Lu Chiang Dsan"):

„Der Weihrauch im Räuchergefäß ist nun entzündet. Alle Dharma - Welten erfüllt er mit seinem Duft. Die ozeanweite Versammlung der Buddhas nimmt ihn von ferne wahr. Glück verheißend sind die Wolken, die sich jetzt überall hin ausbreiten. Weil wir mit aufrichtigem Herzen bitten, erscheinen nun alle Buddhas" (vgl. Programm der "Waschungszeremonie" , 8. - 10. Mai 1998). Die Zeremonie dauert insgesamt ca. 90 min, sie besteht v. a. aus psalmodierend - rezitativen Partien, aber auch aus choralartigen Gesängen, die von Klanghölzern, Trommeln u.ä. rhythmisierend begleitet werden. Die Gläubigen singen die Gebete und Hymnen mit. Sie vollführen u.a. auch eine Prozession, viermal vorbei an dem Altar, wo auch die Figur des neugeborenen Shakyamuni Buddha auf einem Lotus steht.

Im Zentrum steht die Waschungszeremonie (vgl. auch 8. April, Hana - matsuri in Japan): Die Gläubigen knien zu zweit vor der Figur des neugeborenen Buddhas nieder und schütten mit einer kleinen Holzkelle dreimal zuvor geweihtes Wasser über die Figur. Damit wird nicht nur an die Waschung des historischen Buddhas (vgl. Buddhas Geburtstag, mongol. Feiertag, 9. Juli 1998) erinnert, sondern auch die Sünden, der Hass, die Gier und Verblendung der Gläubigen werden fort gewaschen, die eigene Buddha - Natur freigelegt. Freilich: ohne den Glauben nützt auch eine vielmalige Waschung der Buddha - Figur nichts.....

 

Im Jahre 2000 wurde das Vesakh-Fest von den Vereinten Nationen als offizieller weltweiter Feiertag anerkannt, der Termin wurde auf den ersten Vollmond im Monat Mai festgelegt. Der Vollmond soll dabei die Erleuchtung symbolisieren.

 

 (variabel nach dem Lunisolarkalender, in Thailand immer bei Vollmond des 6. Monats; in Tibet wird der Vaishaka–Tag am 15. Tag des 4. Monats begangen).

 

© Christian Meyer


[1] Die Theravada–buddhistische Zeitrechnung (zum Beispiel in Sri Lanka und Thailand) beginnt mit dem Eingang des historischen Buddha in das Parinirvana (z.T. wird auch Buddhas Erleuchtung als Beginn der buddhistischen Ära angesehen) . Das Gregorianische Jahr 1997 entsprach überwiegend dem buddhistischen Jahr 2541, 1998 entspricht dem Jahre 2542.

1957 feierte man u.a. in Thailand die 2500–Jahrfeier des Eingangs des historischen Buddha ins Nirwana.

[2] Ein andersgläubiger Asket fragte einst Sariputta: „Was ist nun Nirvana ? Und dieser antwortete ihm: Der Begier Ende, des Hasses Ende, der Verblendung Ende: das, mein Freund, nennt man Nirvana“.

[3] Eine Tragödie geschah im Mai 1999 beim Bun Bang Fai in Yasothon: eine ca. 120 kg schwere Rakete explodierte kurz nach dem Start. Fünf Zuschauer wurden getötet, elf weitere schwer verletzt.