Mose/Mosche/Musa

Namensvarianten: Moses [1]; hebr.: מֹשֶׁה – Mosche; gr. Μωσῆς Mō(y)sēs; ar. مُوسَى Mūsā; 
ital. Mosé; span. & port. Moisés; franz. Moïse; russ.
Моисей; poln. Mojżesz; tschech. Mojžíš;
ungar.
Mózes; alban. Mojžíš; türk: Musa; armen. Մովսէս – Mowses; georg. მოსე - Mose;
geez:
ሙሴ - Mosé

Namensherkunft:

 

 

Der männliche Vorname Mose wird im 2. Buch Mose erklärt: Bitja, die Tochter des Pharao „ … hieß ihn Mose; denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen“  (Exodus/2. Mose, 2, 10). Nach dieser biblischen Ableitung bedeutet Mose „der aus dem Wasser gezogene“. Die Autoren des Jüdischen Lexikons halten diese Ableitung allerdings für „volksetymologisch“, ›Mosche‹ könne auf Hebräisch ›der Herauszieher‹ heißen (vgl. Herlitz et al, Bd. 4 , S. 303, a.a.O.), mit der hebräischen Wurzel „mšh“ (= „ziehen“). Die Passivbildung des Verbums „mšh“ könnte die Bedeutung „der Herausgezogene“ ermöglichen.

Max Dimont merkte zu der Namensgebung ironisch an, die Tochter des Pharao müsse deshalb wohl die Feinheiten der esoterischen hebräischen Grammatik beherrscht haben (vgl. Dimont, S. 41, a.a.O.).   

 

Heute wird meist eine etymologische Ableitung von „Mose“ aus der altägyptischen Wurzel *mesi/mesa/mes

(= „gebären“) bzw. „mesu“ „das Kind“ (ägypt,) angenommen. Sie in vielen altägyptischen Personennamen belegt, oft als theophorer Name, in Verbindung mit einem Gottesnamen: So „Ramses“ (Ra-mesi-su, Sohn/Kind des Ra), „Ramose“ („der von Re geborene“) oder Thutmosis (Djehuti mes, „Thot ist der, der ihn geboren hat“; vgl. Görg, S. 24 f., a.a.O.).  
„Mose“ könnte also die Kurzform eines ägyptischen theophoren Namens gewesen sein, wobei das das theophore Namenselement weggelassen wurde. Tatsächlich findet man die Namensform ›Mose‹ auf ägyptischen Denkmälern nicht selten.

 

 

Bekannte Namensträger

 

  •         Moses der Äthiopier (um 320 - um 407), Eremit, Priester und Märtyrer
  •          Moses Ali (* 1939), ugandischer Militär und Politiker
  •         Mosche Arens (1925–2019), israelischer Politiker (Likud) und Flugingenieur

·     

  • Moshe Atzmon (* 1931), israelischer Dirigent (u.a. NDR Sinfonieorchester)
  • Moshe Bercovici-Erco (1904–1944, auf dem Wege ins KZ erschossen), rumänischer Maler und Kupferstecher in Paris.
  •         Moshe Czerniak (1910–1984), mehrfacher israelischer Schachmeister polnischer

                  Herkunft, „Internationaler Meister“

  •         Moses der Ungar (ca. 990 - 1043), russ.-orth. Heiliger (Gedenktag: 26. Juli)
  •         Moses von Kiew (12. Jhdt.), jüdischer Talmudgelehrter
  •        Moses Maimonides (1138–1204) jüdischer Philosoph aus Andalusien, Arzt

·                            und Rechtsgelehrter 

  •          Mose ben Josua von Narbonne (1300 -1362), jüdischer Gelehrter und 

                Kulturmittler

  •         Mose ben Isaak Münz (15. Jhdt.), jüdischer Gelehrter, Posek und Rabbiner u.a. in   

                     Mainz, Bamberg und Posen

  •     Moses Browne (1704–1787), englischer Dichter, Übersetzer (z.B. Luther) und       anglikanischer Kleriker
  •       Moses Cordovero (1522–1570), jüdischer Mystiker und Kabbalist
  •         Mosche Dayan (1915 - 1981), israelischer General, Politiker und Amateur-    Archäologe
  • Mosche Dothan (1919–1999), polnisch-israelischer biblischer Archäologe (U.a. Aschdod und Akkon)
  • Moshé Feldenkrais (1904–1984), weißrussisch-israelischer Physiker und Judolehrer         
  •         Moses Flechtheim (1814–1886), deutscher Großhandelsunternehmer und Urgroßvater des Futorologen Ossip K. Flechtheim
  •        Moses Gunn (1929–1993), US-amerikanischer Schauspieler („Die unendliche Geschichte“)
  • Moyshe-Leyb Halpern (1886–1932), galizisch-US-amerikanischer jiddischsprachiger Dichter der Moderne („In Nyu-York“, 1919)
  •         Moses Hamon (1490–vor 1567), sephardisch-jüdischer Arzt, jahrelanger Leibarzt Süleyman I.  und Linguist
  •         Moses Hess (1812–1875), deutsch-jüdischer Philosoph, Frühsozialist, Vordenker des Zionismus und Schriftsteller
  •         Moses Isegawa (* 1963), ugandischer Schriftsteller („Die Schlangengrube“, 1999)
  • Moshe Kahn (* 1942), deutscher literarischer Übersetzer; Träger des Paul-Celan-Preises von 2015
  •        Moses Der Kalousdian (1895–1984 in Beirut), osmanischer Offizier, dann armenischer Widerstandskämpfer; Parlamentsmitglied in Syrien und dem Libanon; er ist die Vorlage für die Romanfigur des Gabriel Bagradian in Werfels  Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh“. 
  •        Moses Levi (1873–1938, an Krebs), deutscher Jurist; bekannt wurde er durch die Verhinderung einer kolonialpolitisch motivierten Verurteilung im Jahr 1905.
  • Mosche Chaim Luzzatto (1707–1746), jüdisch-italienischer Philosoph und Kabbalist
  •         Moses Mabhida (1923–1986, im Exil in Maputo), südafrikanischer Gewerkschaftsführer, Politiker und Vorsitzender der südafrikanischen KP. 
  •          Moses von Mardin (ca.1548 um 1592), syrisch-orthodoxer Priester; besorgte in Wien den Erstdruck des Neuen Testaments in syrischer Sprache und Schrift.
  •         Moses Mendelssohn (1729–1786), deutscher Aufklärer und Philosoph, Vorbild für Lessings „Nathan den Weisen“
  •          Moisei Solomonowitsch Nappelbaum (1869–1958), russischer Fotograf; „ikonisch“ gewordene Lenin-Photographie (s.u.)
  •         Moses Olsen (1938–2008), grönländischer Politiker (Siumut, vertritt eine grönländische Selbstbestimmung), Journalist, Schriftsteller, Gewerkschafter und Lehrer
  •         Moses Pelham (* 1971), deutscher Rapper und Produzent, Träger der Goethe-plakette der Stadt Frankfurt am Main
  • Mosche Weinberg (1939–1972), israelischer Ringertrainer, erschossen 1972 bei dem Attentat von München
  •          Moses Wolff (* 1969), deutscher Schauspieler, Kabarettist und Musiker; („Marias letzte Reise“, 2005)
  • Moshe Zuckermann (* 1949), israelisch-deutscher Soziologe und Historiker („Israels Schicksal. Wie der Zionismus seinen Untergang betreibt 2014)
  • Moische Kulbak (1896–1937), weißrussisch-litauischer Dichter in jiddischer Sprache
  • Moishe Postone (1942–2018), kanadischer Historiker und Marxist
  • Moische Chazkelewitsch Schagalow (1887–1985), französischer Maler weißrussisch-jüdisch-orthodoxer Herkunft, bekannt als Marc Chagall
  • Moische Zilberfarb (1876–1934), jüdisch-ukrainischer Politiker und Intellektueller, Begründer der Vereinigten Jüdischen Sozialistischen Partei
  • Mosche Lion (* 1961), Bürgermeister von Jerusalem
  • Moshe Safdie (* 1938), israelisch-kanadischer Architekt und Städtebauer

 

Als Familienname

 

  • Asi Moshe (* 1983 oder 1984), israelischer Pokerspieler
  • Youhanna Boutros Moshe (* 1943), irakischer syrisch-katholischer Erzbischof von Mosul; der Bischofssitz wurde 2014 von dem IS in Brand gesteckt, der Erzbischof wie viele seiner Gemeindemitglieder mussten fliehen; christliche Häuser wurden mit einem arabischen „n“ für Nazarener, Christen – markiert; unterdessen sind einige, auch der Erzbischof wieder in die Region zurückgekehrt; der Erzbischof besuchte 2019 u.a. Kardinal Marx in München. 
  • Christian Julius Wilhelm Mosche (1768–1815), deutscher protestantischer Theologe, Pädagoge, Rektor des Katharineums in Lübeck; Vater von Carl Mosche
  • Gabriel Christoph Benjamin Mosche (1723–1791), deutscher evangelisch-lutherischer Theologe
  • Haim Moshe (* 1955), israelischer Sänger und Musiker
  • Jovenel Moïse (* 1968), haitianischer Unternehmer und seit 2017 Präsident von Haiti; belastet durch Korruptionsvorwürfe
  • Ras Moshe (* 1968), US-amerikanischer Jazzmusiker
  • Wilhelm Heinrich Carl Mosche (1796–1856), deutscher Pädagoge und Komponist; vertonte als erster Gedichte von Emanuel Geibel
  • Edwin Moise (1918–1998), US-amerikanischer Mathematiker
  • Emil Moise-Szalla (* 1933), rumänischer Maler und Bühnenbildner
  • William Moise (1922–1980), US-amerikanischer grafischer Künstler

 
Verschiedenes:

 

  • Moïse et Pharaon, Oper von Gioachino Rossini; 1827 an der Pariser Opéra uraufgeführt
  • Ponte San Moisé, eine der ca. 435 Brücken in Venedig; sie überspannt den Rio San Moisé und ist nach der nahen gleichnamigen Kirche benannt
  • San Moisè, barocke Kirche in Venedig, nahe dem Markusplatz: im Innern u.a. eine „Fußwaschung“ von Tintoretto
  • Vaux Moise, Kreuzfahrerburg im südlichen Jordanien, nahe Petra; benannt nach einem nahegelegenen Tal des Moses; 1188 von den Ayyubiden erobert, heute eine Ruine.

 

Als Tarnname:

 

Moses war der Deckname von Harriet Tubman (um 1820–1913) einer US-amerikanische Sklavin, Fluchthelferin und Frauenrechtlerin.

 

 


[1] Die Namensform „Moses“ entstand durch eine dem Namen Mose angehängte griechisch-lateinische Nominativendung „s“. Seit der Bibelübersetzung Luthers bestand im Deutschen eine konfessionelle Namensspaltung: katholisch Moses, evangelisch Mose; heute gilt allgemein Mose. „Moses“ wird im Englischen bis heute verwendet.

 

 © Christian Meyer