Adolf - männlicher Vorname, - das klassische Beispiel für das "Verbrennen" eines Namens: 

 

Der männliche Vorname Adolf (mit den Varianten Adolph und dem französischen Adolphe) wurde aus dem mittelalterlichen Namen „Adalwolf“ abgeleitet und lässt sich zurückführen auf die althochdeutschen Worte für “edel” und “Wolf”. Die Zusammensetzung kann als „edler Wolf“ verstanden werden, allerdings wurden viele altgermanische Eigennamen einfach aus zwei positiv verstandenen Begriffen zusammengefügt, ohne dass das Kompositum eine eigenständige Bedeutung haben musste.

Der Vorname Adolf gehörte 1890 zu den beliebtesten, modischsten Babynamen in Deutschland überhaupt. Seit ca. 1900 ließ die Popularität des Namens stetig nach, mit der Unterbrechung in der Zeit des deutschen Faschismus. In der historischen Forschung wurde z.B. eine „Adolf–Kurve“ (vgl. Abb. unten) herausgearbeitet, d.h. wie stark sich im Zeitraum von 1932 bis 1945 die Vorlieben an Vornamen änderten. So wuchs in Deutschland die Häufigkeit des Vornamens „Adolf“ bis 1937/39 deutlich an, um von Kriegsbeginn an zu stagnieren. Ab 1941, dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion begann die Namenshäufigkeit von „Adolf“ wieder zu sinken.

Ob die Motivation für die Namensgebung aus politischer Identifikation oder einfach aus einer Namenmode entsprang, lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Ab 1953 tauchte der Vorname in den Namensstatistiken fast gar nicht mehr auf. Heute ist „Adolf“ sehr selten geworden. In der Namensstatistik 2006 ist unter ca. 28.000 Babys ein einziges, dass mit zweitem Vornamen Adolf hieß.

Im Jahre 2019 haben unter den ca. 700 000 Neugeborenen in Deutschland nur 13 Kinder den Vornamen Adolf erhalten, alle jedoch nur als Zweit- oder Folgenamen (vgl. „Tagesspiegel“, 22. September 2020, S. 28).

In Skandinavien ist der Name „Adolf“ bis heute beliebt. In Schweden trugen mehrere Könige den Namen (Gustav Adolf, Carl Gustav).

Tatsächlich erreichten nationalistische Tendenzen in der Namensgebung in der Zeit des deutschen Faschismus einen Gipfelpunkt. Germanische Namen [1] hatten schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts einen hohen Anteil an den gesamten Vornamen, ihr signifikantester Anstieg erfolgte jedoch während der NS-Zeit.

 

 

Zwar hatten Eltern im faschistischen Deutschland weiterhin eine freie Wahl bei der Namensfindung, jedoch schränkte 1938 ein Runderlass ein: “Nichtdeutsche Vornamen dürfen für Kinder deutscher Staatsangehöriger nur zugelassen werden, wenn ein besonderer Grund dies rechtfertigt.”

In den „Familienstammbüchern“ wurden auf den letzten Seiten in einer Namensauflistung fast ausschließlich Vornamen verzeichnet, die das Regime als deutsche Namen ansah. Den Eltern wurde es so erleichtert, einen vom NS-Regime bevorzugten Namen zu wählen.

 

Die faschistische Namenpolitik beinhaltete auch verbindliche Bestimmungen für Juden mit dem Ziel, die jüdischen Mitmenschen zu diskriminieren und zu isolieren (Sarah und Isaak als vorgeschriebene zweite Vornamen).

In einer Liste wurden zudem 276 männliche und 91 weibliche jüdische Vornamen (z. B. Abel, Isaac, Dan, Jachet, Sara, Milkela, Rachel) aufgeführt. Eindeutig hebräisch-stämmige Vornamen wie Maria, David, Adam, Ruth, Gabriel, Anna oder Michael gehörten allerdings nicht zu dieser Auswahl, denn sie existierten zu häufig unter der nichtjüdischen Bevölkerung und hätten deshalb nicht als Abgrenzungsmerkmal funktioniert.



[1] Nordische Namen waren während des Nationalsozialismus nur dann erwünscht, wenn sie sich einfach ins Deutsche  integrieren ließen. 

 

 © Christian Meyer

 

Die Adolf – Kurve: Rangplatz des Vornamens Adolf im Zeitraum 1890 – 1948 (aus www.beliebte-Vornamen.de)