Abb.: König Manfred von Sizilien stirbt in der Schlacht von Benevent; mittealtlerliche Buchmalerei, heute in der Bibl. Sainte-Geneviève, Paris (Abb. aus: https://curiositas-mittelalter.blogspot.com/2019/02/tod-koenig-manfred-von.sizilien.html)
Manfred: Männlicher Vorname, Nebenform des alten deutschen Namens „Manfried“, vom ahd. „man“ ≙ „Mann“ und ahd. „fridu“ ≙ „Schutz vor Waffengewalt, Friede“, also ca. zusammen „Friedensmann“.
Die (vermutlich alemannische oder normannische) Form „Manfred“ wurde bekannt durch den Staufer Manfred von Sizilien (1232 - 1266), einem („natürlichen“) Sohn Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen, Fürst von Tarent und König von Sizilien. Mit einer hocharistokratischen Heirat wollte Friedrich II. später v.a. die Geburt Manfreds legitimieren, um dessen Erbchancen zu verbessern.
Nach dem Tode des Kaisers 1250 wurde Manfreds Halbbruder Konrad IV. Nachfolger sowohl als deutscher als auch als sizilianischer König. Nach dem Tode Konrads 1254 führte Manfred im Königreich Sizilien die Regentschaft weiter. Der Papst versuchte nun erneut, Manfred zu der Anerkennung der päpstlichen Lehnshoheit über Sizilien zu zwingen. Manfred aber gelang es trotz des päpstlichen Bannes die Widerstände im Lande zu überwinden, v.a. auch durch den Einsatz muslimischer Einheiten aus der Region Luceria. 1258 wurde Manfred in Palermo feierlich zum König gekrönt. Es folgte eine nochmalige - kurze – kulturelle Blütezeit in Süditalien.
1261 gründete Manfred die Hafenstadt Manfredonia (Provinz Foggia), heute ca. 70 000 Einwohner und Sitz eines Erzbischofs.
1265 aber kam es erneut zum Konflikt mit dem Papst, der nun zum Kreuzzug gegen Manfred aufrief. Karl von Anjou brach mit einem starken französischen Kreuzheer von Rom nach Süden auf. Am 26. Februar 1266 kam es bei Benevent zur Entscheidungsschlacht. Als Manfred seine Niederlage erkannte, suchte und fand er den Tod auf dem Schlachtfeld. Auf Befehl Karls von Anjou wurde der Leichnam des gebannten Manfred an der Calore – Brücke in Benevent verscharrt.
Ein weiterer Halbbruder Konrads und Manfreds war Enzio (auch Enzo; Heinrich, Heinz), der durch Heirat den Titel eines Königs von Sardinien trug. Er galt als erfolgreicher General, war aber auch Dichter und Sänger. 1249 wurde er in einem Gefecht durch Bologneser Truppen gefangen genommen, und blieb 23 Jahre bis zu seinem Tode 1272 in Bologna inhaftiert. Es war allerdings wohl keine harte Haft. Er lebte im Palazzo Re Enzo (Palast des Königs Heinz, vgl. Abbn, unten), einem Anbau des Palazzo del Podestà im Zentrum Bolognas; dort durfte er Freunde und auch Verehrerinnen empfangen.
In seinem überlieferten Vermächtnis erkannte Enzio drei „leibliche“ Töchter an. Der Legende nach soll er jedoch auch einen Sohn mit der armen
Bäuerin, Lucia di Viadagola, gehabt haben. Das Kind
soll Bentivoglio genannt worden sein, nach den Worten, die der König seiner Geliebten oft zugeflüstert habe: „Amore mio, ben ti voglio“ (Meine
Liebe, ich habe dich lieb). Der Sohn soll der Stammvater der italienischen Adelsfamilie Bentivoglio gewesen sein, die später lange die Stadt Bologna
beherrschte. Erhalten ist dort auch der Palazzo Bentivoglio,
1269 versuchten der Überlieferung nach Freunde die Befreiung des Königs: In einem großen leeren Weinfass sollte er aus dem Palazzo entführt werden, jedoch fiel aus dem Spundloch des Fasses eine seiner blonden Locken und die Flucht wurde vereitelt. Nach seinem Tode erhielt Enzio ein königliches Grabmal in San Domenico zu Bologna, ein Grab das bis heute erhalten blieb.
Die drei Söhne Manfreds wurden 1266 eingekerkert, der sechsjährige Heinrich erblindete in seiner jahrelangen Kerkerhaft. Er starb – als vermutlich der letzte männliche Hohenstaufe - 1318 im Kerker der Anjous.
Das Schicksal König Manfreds wurde im 19. Jhdt. mehrfach literarisch dargestellt), so 1832 in dem Drama „König Manfred“ von F. W. Rogge, 1837 in dem 16teiligen Dramenzyklus „Die Hohenstaufen“ von Ernst Raupach (1784 – 1852) oder 1836 dem italienischen Drama „Manfredi“ von Carlo Marenco (1800 – 1846). Das historische Interesse auch an dem Schicksal Manfreds muss sicher im Zusammenhang mit der entstehenden deutschen Einigungsbewegung und der Erneuerung der Reichsidee gesehen werden. Erst durch diese künstlerischen Darstellungen wurde der Name Manfred neu belebt.
In der ersten Hälfte des 20. Jhdts. schließlich wurde der Name Manfred beliebt und häufig. Vielfach wurde Manfred Freiherr von Richthofen (1892 - 1918) Namensvorbild, der als deutscher Jagdflieger im 1. Weltkrieg („der „Rote Baron“) lange Jahre populär war / zum Helden gemacht wurde.
Namenstag:
Die katholische Kirche feiert am 28. Januar den Namenstag für Manfred. Es handelt sich dabei um den Todes- und Gedenktag des Sel. Manfred von Riva.
Manfred von Riva (* im 14. Jahrhundert in Mailand; † 28. Januar 1450 oder 1430) in Riva San Vitale am Luganersee) war ein dortiger Priester und Einsiedler. Er soll auf dem 1097 m hohen Monte San Giorgio gelebt haben. Seine Reliquien werden in der Kirche St. Vitalis in Riva verehrt. Er wird als Einsiedler oft mit Kreuz, Buch oder Rosenkranz dargestellt.
Sonstige bekannte Namensträger:
Es gibt eine Reihe von Kunstwerken, die den Namen „Manfred“ im Titel tragen, so
Nebenformen: Manfreda, weibliche Nebenform, Kurzformen „Fred“, Freddy“, Koseformen, „Manne“ und Manni“; Italienisierte Form des Namens: „Manfredo“
Umkehrung des Namens: Friedemann
© Christian Meyer
Abb.: Detail des Grabes von „König Heinz“ in der Kirche San Domenico zu Bologna
Abb.: Blick auf den Palazzo di Re Enzo und den Palazzo del Podesta; im Vordergrund die Fontana di Nettuno von Giambologna, gesehen von der Terrasse des Palazzo Communale (Photo: Christian Meyer, Oktober 2013).