Königin von Saba/Bamberg (Photo: Christian Meyer, 1978)
Königin von Saba/Bamberg (Photo: Christian Meyer, 1978)

Abb. oben: „Die Königin von Saba“, Parler-Werkstatt um 1380; im östlichen Chorgestühl des Bamberger Domes

 Belkis / Balkis / Bilkis:

 

Weiblicher Vorname, wohl aus dem Arabischen, ungeklärter Bedeutung; im orientalischen Bereich weit verbreitet. In der orientalischen Tradition ist Belkis der nicht-koranische überlieferte Name der sagenhaften Königin von Saba. Die zuvor „ungläubige“ Herrscherin heiratete nach diesen Legenden Salomo (den Propheten Süleyman, vgl. Name Süleyman) und wurde durch den Propheten Muslimin.

Schriftliche Erwähnung fand die Königin von Saba zwar in der Bibel (sowohl im AT als im NT), im Koran (in der mekkanischen 27. Sure)und in äthiopischen Legenden (vgl. Beyer, a.a.O.), aber nicht etwa in historischen Quellen im Jemen. 

Die Königin von Saba [1], „von Reicharabien“ (1 Kön 10, 1 [2]), ist eine biblische, legendäre Gestalt, die im 10. Jhdt. v. Chr. zum Hof König Salomos in Jerusalem gereist sein soll. Die Königin habe von der Weisheit Salomos gehört und wollte die Informationen überprüfen, ihn „… versuchen mit Rätseln“ (1 Kön 10, 1 und 2 Chr 9, 1).

Salomo bestand die Prüfung und die Königin meinte: „Gelobt sei der Herr, dein Gott, der zu dir Lust hat, dass er dich auf den Stuhl Israels gesetzt hat, … dass du Gericht und Recht haltest“ (1 Kön 10, 9).

Beide tauschten reiche Geschenke („hundertundzwanzig Zentner Gold und sehr viel Spezerei und Edelsteine“)

aus, „… und der König Salomo gab der Königin von Reicharabien alles, was sie begehrte und bat, außer was er für sie von selbst gab. Und sie wandte sich und zog in ihr Land samt ihren Knechten“ (1 Kön 10, 13). Das Gold aus „Reicharabien“ und „Seba“ wurde auch im 72. Psalm (Verse 10 und 15) nochmals angesprochen.

Auch im NT fand überraschenderweise die Königin als „Königin es Südens“ im Zusammenhang mit Jesu Wiederkehr Erwähnung: „Die Königin von Mittag wird auftreten vor dem Gericht mit den Leuten dieses Geschlechts und wird sie verdammen; denn sie kam von der Welt Ende, zu hören die Weisheit Salomos. Und siehe, hier ist mehr als Salomo“ (Lk 11, 31 und Matt 12, 42).

 

Nach der koranischen Überlieferung war Salomo nicht nur weise, unermesslich reich und gerecht, sondern er beherrschte auch die Winde, die Dschinns und die „Sprache der Vögel“ (Koran, 27. Sure „Die Ameise“, 16, S. 356, a.a.O.).

Einst aber, bei einer Versammlung der Vögel, musterte Salomo „… die Vögel und sprach: ‚Was sehe ich nicht den Wiedehopf? [3] Ist er etwa abwesend? Wahrlich, ich strafe ihn mit strenger Strafe oder schlachte ihn, es sei denn, er bringe mir eine offenkundige Entschuldigung‘“(Koran, 27, 20-22, S. 357, a.a.O.). Der Wiedehopf aber „… säumte nicht lange und sprach: ‚Ich gewahrte, was du nicht gewahrtest, und ich bringe dir von Saba gewisse Kunde. Siehe, ich fand eine Frau über sie herrschen, der von allen Dingen gegeben ward, und sie hat einen herrlichen Thron. Und ich fand sie und ihr Volk die Sonne anbeten an Stelle Allahs; und ausgeputzt hat ihnen Satan ihre Werke und hat sie abseits geführt vom Weg, und sie sind nicht rechtgeleitet‘“(Koran, 27, 22-24, S. 357, a.a.O.).

König Salomo beschloss einen Dschinn nach Saba zu senden, mit einem Brief, der sie aufforderte, sich zum rechten Glauben zu bekehren. Als die Königin von Saba dem nicht folgte, vielmehr nur eine Gesandtschaft mit reichen Schätzen zu Salomo sandte, erzürnte sich dieser. Salomo entschied mit Heeresmacht nach Saba zu ziehen. Zudem aber beauftragte er einen Dschinn, den Thron der Königin an seinen Hof zu entführen, was auch geschah.

Als die Königin nun – vorsorglich – bei Salomo eintraf, war sie jedoch noch immer in ihrem „Irrglauben“ befangen. Während sie in die königliche Burg Salomos eintreten sollte, „… hielt sie sie für einen See und entblößte ihre Schenkel“ (Koran, 27, 44, S. 359, a.a.O.), um darin zu baden. Erst als sie ihren Irrtum erkannte, bekehrte sie sich und sprach: „Mein Herr, siehe, ich sündigte wider mich selber, und ich ergebe mich mit Salomo Allah, dem Herrn der Welten“ (Koran, 27, 45, S. 359, a.a.O.).

Auch bei z.B. dem Historiker al-Tabari (839 – 932) und den Korangelehrten al-Tha'alabi (gest. 1035/36) und al-Kisa'i (um 1100) finden sich Hinweise zur Königin von Saba.  

 

Die Legende von der Königin von Saba hat für die Geschichte Äthiopiens eine besonders hohe Relevanz. Die äthiopische auf Geez verfasste Variante stammt zumindest aus dem 14. Jhdt., das Werk „Der Ruhm der Könige“ (Kebra Nagast, vgl. Bezold, a.a.O.). Die Königin heißt hier Makeda und zeugte in Jerusalem zusammen mit Salomo einen Sohn Menelik, auf den sich die „salomonische“ Herrscherdynastie Äthiopiens bis 1975 zurückführte. Der letzte Kaiser, Haile Selassie, sah sich als 225. Nachfolger Meneliks, des Sohnes der Königin von Saba (vgl. Daum, a.a.O.). Es gibt bis heute keine archäologischen Belege für die Historizität der Königin von Saba oder Meneliks.

 

Manche Historiker und Theologen sehen in dem schon altmesopotamischen Ritus der „Heiligen Hochzeit“, der Vorstellung, dass durch die Vereinigung von Herrschern mit Göttern die Fruchtbarkeit eines Landes gesichert werde(vgl. Koch, S. 219, a.a.O.), auch eine Wurzel dafür, dass die Äthiopier den Ursprung ihres Herr-scherdynastie aus einer ja „unehelichen“ Verbindung zwischen Makeda und Salomo ableiteten.

 

Die Königin von Saba ist in der Bildenden Kunst oft dargestellt worden, so z.B. …

  • als Flachrelief auf der Paradieses-Pforte des Baptisteriums in Florenz von Lorenzo Ghiberti (1378 – 1455)
  • von Piero della Francesca (1420–1492) in seinem Fresken-Zyklus „Die Legende vom Heiligen Kreuz“ in der Kirche San Francesco in Arezzo.

Darin gibt es u.a. die Szene der Anbetung des „Heiligen Holzes“ durch die Königin von Saba auf dem Wege zu König Salomo (vgl. Abb. unten)

Der Legende nach prophezeite die Königin von Saba dem König Salomon, dass an dem „heiligen Holz“ in ferner Zukunft einer hängen werde, durch dessen Tod Israel verderben würde.

 

In Georg Friedrich Händels dreiteiligem Oratorium „Salomo“ (komponiert 1748, HWV 67) bildet der „Einzug der Königin von Saba“ den Beginn des 3. Aktes.

Ottorini Respighi (1879-1936) schrieb eine Oper „Belkis – Die Königin von Saba“.

 

Nahe der antiken Ruinenstätte Aspendos in der südlichen Türkei liegt der kleine Ort Belkis.

 

Nach Belkis ist auch die seit 1951 wohl ausgestorbene Jemen-Gazelle (Gazella arabica bilkis) benannt.

 

Schließlich ist Bilkis ist der Name eines Asteroiden des Hauptgürtels zwischen Mars und Jupiter , der am 16. Februar 1906 von dem deutschen Astronomen August Kopff (1882 – 1960) in Heidelberg entdeckt wurde. Kopff entdeckte insgesamt 66 Asteroiden.

 

Bekannte Namensträgerinnen:

 

Belkıs Akkale (* 1954), türkische Sängerin und Schauspielerin

 

© Christian Meyer

[1] Ob die legendäre Königin eine historische Person als Vorbild hatte ist genauso unklar, wie die Frage wo ihr Saba lag, ob im Jemen (dem Ort des geschichtlichen Sabas) oder etwa im Reich von Aksum in Äthiopien.

[2] Das 1. Buch der Könige entstand vermutlich ca. im 6. Jhdt. v. Chr. und das 2. Buch der Chronik ca. im  5. Jhdt. v. Chr., also mindestens 400 Jahre nach dem legendären Besuch.

[3] Der Wiedehopf heißt im Arabischen „Hudhud“ (lat. „upupa“, türk. „Ibibik“, lautmalerische Bildungen). Goethe meinte im „West-Östlichen Divan“ Hudhud, der Wiedehopf, habe „… zwischen Salomo und Sabas Königin ehmals den Kuppler gemacht“ (Goethe, 1972, S. 30, a.a.O.).  Vier weitere Hudhud-Gedichte fanden sich auf einem Blatt Goethes vom Dezember 1819 gesandt an Marianne von Willemer (vgl. Goethe, 1972, S. 347 f. und 506, a.a.O.; vgl. auch den Namen „Marianne“).

Piero della Francesca: Die Königin von Saba im Gebet
Piero della Francesca: Die Königin von Saba im Gebet