Die Dschelali at-din-Ära, auch Sultani-Ära

 

Auf dem parsischen Kalender baut der „Tarikh-i-Dschelali“ – Kalender auf, der nach dem seldschukischen Herrscher Dschelal ad-Din Malik Schah (reg. 1073 - 1092 benannt wurde (Dschelal, auch Dschalal ed-Din, trk. Celalettin bedeutet „Größe, Allgewalt des Glaubens“, vgl. Çalık, S. 59, a.a.O.).

Im Jahre 1073 lag der Neujahrstag bereits auf dem 26. Februar (jul.), ca.17 Tage vor Frühlingsbeginn. Diese kalendarische Abweichung sollte korrigiert werden.

 

Malik Schah und sein Wesir Nizam al Mulk, die vielfach zu den bedeutendsten iranischen Staatsmänner überhaupt gezählt werden, initiierten diese Reform des Kalenders.

Der arabische Geschichtsschreiber Ali ibn Athir (1160 – 1233) berichtet in seiner Weltgeschichte über die Ereignisse des Jahres 467 n. d. H. (d.h. August 1074 bis August 1075 n. Chr.): „In diesem Jahr riefen Nizam al Mulk und Sultan Malik Schah eine Versammlung führender Astronomen ein, damit diese den Jahresanfang auf den Anfang des Widders dauerhaft festlegten. Vorher lag der Neujahrstag mitten im Zeichen der Fische. Dieser Akt des Sultans wurde zum Ausgangspunkt der Kalender. Im gleichen Jahr wurde ein Observatorium für Malik Schah eingerichtet. Eine Anzahl großer Astronomen nahmen an diesem Werk teil, darunter unter anderem Omar ibn Ibrahim Chayyam, Abu'l Muzzafar Isfazari und Maimun ibn Nadschib Wasiti" (Abdollahy, zit. n. http://www.nabkal.de/irankal.html#absatz4).

Der neue Kalender war rein astronomisch, die einzige Vorgabe war, dass der Neujahrstag entsprechend der iranischen Tradition auf den Tag des (astronomischen) Frühlingsbeginn fallen müsse.

 

In seinem „Rubaijat“ (einer Sammlung von vierzeiligen Gedichten) bezieht sich Omar Chajjam in einem Vierzeiler auf den neuen Kalender:

„Ah, doch meine Berechnungen, sagen die Leute,

Verringern das Jahr zur besseren Berechnung? Nein

Vom Kalender wurde nur gestrichen

Das ungeborene Morgen und das tote Gestern“.

(zit. nach Freely, S. 124, a.a.O.).

Dieser Kalender wurde in der damaligen Residenzstadt Isfahan von einer Gruppe iranischer Astronomen mit u.a. Omar Chajjam (der gleichzeitig Dichter, Mathematiker und Astronom war) entwickelt. Dieser Kalender soll exakter als der Gregorianische Kalender gewesen sein: „Während der Gregorianische Kalender alle 3330 Jahre einen Tag zu wenig aufweist, ist das im Kalender des Chajjam nur alle 5000 Jahre der Fall“ (zit. n. Westrheim, S. 39, a.a.O.). Der sehr enge Anschluss an das Sonnenjahr wurde durch ein System von Schaltjahren erreicht.

 

Am 15. März 1079 (jul.) wurde der neue Sonnen-Kalender mit einer neuen Jahreszählung eingeführt. Jahresanfang ist der Tag des Frühlingsbeginns, jedes vierte Jahr ist ein Schaltjahr. Zusätzliche einstige Schaltungen können nicht rekonstruiert werden und sind umstritten. Als Monatsnamen wurden die Namen des iranischen Kalenders verwendet: Zwölf Monate haben 30 Tage, an den letzten, 13. Monat Esfand werden 5 oder im Schaltjahr 6 Zusatztage (Epagomenen) angehängt.

Im Gregorianischen Jahr 2022 zählt der Dschelali-Kalender das Jahr 943 (ein Schaltjahr) und 944 (ein Gemeinjahr).  Der Dschelali-Kalender konnte sich gegen den islamischen Mondkalender nicht durchsetzen und wurde später durch staatliche Reformen modifiziert. Erhalten blieb bis heute v.a. der Jahresbeginn zum Frühlingsbeginn.

 

 © Christian Meyer