6. Januar

 

Russischer Heiliger Abend

 

Traditionell wird am Abend des 6. Januars (n. d. Gregorianischen Kalender) Weihnachten gefeiert. Die Jolka ( russ. „kleine Tanne, Weihnachtsbaum) wird aufgestellt. Die Geschenke brachte die Babuschka ( russ. „Großmütterchen“), eine alte Frau, die sich der Legende nach geweigert hatte, mit den Heiligen Drei Königen nach Bethlehem zu ziehen. Bald darauf bereute sie ihre Weigerung und zog schuldbewusst mit einem Sack voller Geschenke los. Sie fand jedoch das Jesuskind nie. Stattdessen gab sie die Geschenke den „braven“ Kindern.

In sowjetischer Zeit sollte das Weihnachtsfest seines christlichen Charakters entkleidet werden. „Väterchen Frost“ – in dem Gewand des Hl. Nikolaus – sollte populär gemacht werden und die Geschenke zum Jahresende bringen (vgl. TAZ, 30. XII. 2002, S. 13).

Der Historiker Karl Schlögel beschreibt in seinem eindrucksvollen Werk „Terror und Traum – Moskau 1937“  u.a. den Dezmber 1937, in dem die Massenverhaftungen parallel zu den volksfestähnlichen Veranstaltungen zur Wahl der Deputierten abliefen. Zudem bereitete sich Moskau „… auf Neujahr vor, das in seiner Bedeutung das alte orthodoxe Weihnachtsfest ablösen sollte. Die Zeitungen waren voll von Annoncen und Werbung. Wer noch einen der begehrten Plätze bei einem der Neujahrsbälle im Nowo – Moskoswkaja, Savoy, National oder Metropol bekommen wollte, muss spätetesns jetzt – Mitte Dezember – reserviert haben. Wer Weihnachtsgebäck, Torten, Kuchen für die Festtage haben wollte, musste im Awrora (Petrowskija Linie), im Praga (Arbatskaja ploschtschad 2), im Liworno (Roshdestwjenka 6) oder im Sport (Leningradskoje-Chaussee 9) vorbestellen. Auf zahlreichen Plätzen der Hauptstadt – auf dem Trubnaja–Platz oder auch gegenüber der Baustelle des Palastes der Sowjets – wurden Weihnachtsbäume verkauft. Die Stadt steigerte sich zum Jahresende in einen Endspurt hinein“ (Schlögel, S. 652, a.a.O.). 

 

(unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender, 13 Tage nach dem westlichen Tag, entsprechend dem "alten Stil") 


© Christian Meyer

 

(Abb. unten aus http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8f/RozdestvoHristovo_RublevBlagSoborMK.jpg)

Andrej Rubljow: Geburt Christi; um 1405
Andrej Rubljow: Geburt Christi; um 1405