19. Januar 1809: Geburt von Edgar Allan Poe

 

Edgar Allan Poe gilt als einer der bedeutendsten US – Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Er ist der Begründer der amerikanischen Kurzgeschichte (vgl. Schönfelder, S. 74, a.a.O.), aber durch die Figur des scharfsinnigen Detektivs Auguste Dupin auch der Erfinder der modernen Detektivgeschichte (vgl. „Doppelmord in der Rue Morgue“ (in Poe, 1978, a.a.O.). Vor allem aber ist Poe der modern gebliebene Dichter archetypischer Phantasien und Ängste und damit sicher  der bis heute einflussreichste US – Schifsteller des 19. Jhdts.

 

1809: Geburt Edgar Poes in Boston / Massachusetts als Sohn wanderder Schauspieler, die Mutter war die arme, aber schöne Schauspielerin Elizabeth Poe. Der Vater, David Poe, verließ alsbald die Mutter mit den drei Kindern.

1811: Die tuberkolöse Mutter bricht bei einem Gastspiel in Richmond / Virginia zusammen und stirbt. Im Alter von zwei Jahren ist der kleine Edgar Vollwaise.  Er wird jedoch von einer der reichsten Familien der Oberschicht von Richmond, vom Tabakhändler John Allan [1] aufgenommen. Seine Pflegemutter Frances K. Allan liebte und verwöhnte ihn; sie scheint die einzige Person gewesen zu sein, von der Poe eine verlässliche Zuneigung erlebte. Einige Jahre lang gehörte Poe zur jeunesse dorée der Südstaaten, er „… fühlte sich ganz der herrschenden Klasse des Südens zugehörig und huldigte den pseidoaristokratischen Idealen der südstaatlichen Plantagenbesitzer“ (vgl. Schönfelder, S. 75, a.a.O.). Daher rührte vermutlich auch seine Abneigung gegen die Demokratie und politische Reformen sowie seine Ablehnung der Abolitionisten.

Edgar wurde allerdings von John Allan nie förmlich adoptiert und erhielt später von dem reichen Erbe nicht einen Cent.

1815 – 20: Die Familie Allan verbringt diese Zeit in England, wo der junge Edgar eine gute Schulbildung erhält.

1826: Studium der alten und neuen Sprachen an der neugegründeten Universität von Charlottesville / Virginia. Poe erhält von seinem Pflegevater sehr wenig Geld, so dass er Schulden, wohl auch Spielschulden macht und sein Studium abbricht.

1827: aus materiellen Gründen Eintritt in die US – Armee unter dem Namen Edgar Allan Perry; in demselben Jahr erscheint sein erstes Buch: „Tamerlane und andere Gedichte

1829: Tod der Pflegemutter

1830: Eintritt Edgar Allan Poes in die Militärakademie Westpoint

1831: Poe wird wegen (absichtlich herbigeführter) Unbotmäßigkeit aus der Militärakademie entlassen. Er hoffte von nun an – vergeblich – von seinem literarischen Talent eine ökonomische Sicherheit ziehen zu können.  

1832: Die ersten Erzählungen werden in dem renommierten „Philadelphia Saturday courier“ veräffentlicht. 

1833: Poe gewinnt mit „MS found in a bottle“ den 1. Preis bei einem Schreibwettbewerb

1834: Tod des Pflegevaters

1835: Poe wird Redakteur bei dem „Southern Literary Messenger“ in Richmond / Virginia. Von seinen Publikationen konnte Poe nie leben. Wenn er etwas verdiente, dann als Redakteur und Vortragsredner. Er schrieb überwiegend literarische Rezensionen, aber auch Artikel zu philosophischen und wissenschaftlichen Fragen. Poe blieb aber zeitlebens ein notgedrungen „.. fleißiger literarischer Tagelöhner“ (vgl. Schönfelder, S. 76, a.a.O.) und war außerstande, seine bedrängte materielle Lage zu verbessern.

1836: Poe heiratet seine (vierzehnjährige) Cousine Virginia, die Tochter der Schwester seines Vaters. Die Ehe bleibt kinderlos.

1838: Veröffentlichung von „Der Bericht des Arthur Gordon Pym“ (vgl. Poe, 1987, a.a.O.). Außerdem veröffentlich Poe seine Erzählung „Ligeia“, mit u.a. einer erotisierend – ästhetisierenden Schilderung von Krankheit und Tod einer geliebten Frau. Der Tod einer schönen Frau sei – meint Poe – der Gipfel aller Poesie.  

1839: Veröffentlichung von „Der Untergang des Hauses Usher[2]

1840: Veröffentlichung von „The Man of the Crowd“ („Der Mann in der Menge“), einer Erzählung, die Charles Baudelaire und Walter Benjamin (1919) zu ihren Flaneurstheorien anregte: Der Erzähler stürzt sich in ein großstädtisches Nachtleben und verfolgt bis zum frühen Morgen einen alten Mann, in dem er das „böseste Herz der Welt“ entdeckt zu haben glaubte.

1841: Poe wird Chefredakteur von „Graham’s Magazine“ in Philadelphia / Pennsylvania

1842: Die TBC–kranke Virginia erleidet einen Blutsturz. Poe verliert seinen Chefredakteursposten, wachsende Alkoholprobleme und ökonomische Unsicherheit.

1843: Veröffentlichung von u.a. den Erzählungen „Der Goldkäfer“ (vgl. Poe, 1978, a.a.O.), „Das verräterische Herz“ und „Die Wassergrube und das Pendel“ 

seit 1844: Die Familie Poe (mit der Schwiegermutter) bewohnt ein kleines Holzhaus in Fordham, heute einem Vorort von New York City. Das Haus hat die Zeiten überdauert und ist heute ein kleines Poe-Museum (vgl. „Die Zeit“, Nr. 2/2009, S. 45).

1845: Das Gedicht „Der Rabe“ mit dem berühmten Refrain „Nevermore“ („Nimmermehr“) erscheint.

1846: Peo veröffentlicht seinen Aufsatz „Die Methode der Komposition“; er fordert darin, ein Text müsse „…Schritt um Schritt mit der Präzision und strengen Folgerichtigkeit einer mathematischen Gleichung seiner Vollendung entgegengehen“ (vgl. „Die Zeit“, Nr. 2/2009, S. 41).

1847: Tod von Virginia an der TBC. Veröffentlichung der Erzählung „Der Park von Arnheim“: Ein reicher Holländer beschäftigt sich einzig mit der Verschönerung, Vervollkommnung seiner selbst und der Welt. Er kauft ganze Ländereien und gestaltet sie „ideal“ um. 

1848: Poe verübt in Boston / Massachusetts einen Selbstmordversuch.

1849: Edgar Allan Poe kommt auf einer (finanziell erfolgreichen) Vortragsreise nach Baltimore /Maryland. Er scheint am 3. Oktobers zu viel Alkohol getrunken zu haben und in der Folge ausgeraubt worden zu sein. Im Delirium wurde Poe dann in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er am 7. Oktober 1849 im Alter von (nur) 40 Jahren starb. Die genauen Umstände seines Todes konnten nie geklärt werden.

Von Poes Tod nahmen nur einige Freunde Notiz, wenige Nachrufe erschienen in den Zeitungen.

1856: Charles Baudelaire übersetzt den „Raben“ ins Französische und macht Edgar Allan Poe („Blume des Bösen“) in Europa bekannt.

1909: Claude Debussy arbeitet an einer Oper „Der Fall des Hauses Usher“; die Oper bleibt allerdings unvollendet, aus den verstreuten Skizzen wird schließlich die Oper rekonstruiert, zusammengestellt, auskomponiert und 2006 bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt.

seit 1946 wird jährlich in den USA in Erinnerung an e. A. Poe der „Edgar“ vergeben, für die beste „mystery novel“. Preisträger waren u.a. Agatha Christie und John Le Carré.  

1960 – 64: Der US – Regisseur Roger Corman produziert einen Zyklus von acht Poe – Verfilmungen, u.a. „Der Fall des Hauses Usher“, „Das Pendel des Todes“, „The Terror“, „Der Rabe“

 

(unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer



[1] Den Mittelnamen „Allan“ von seiner Pflegefamilie führt Edgar sein Leben lang.

[2] Ende August 2013 wurde in der Lukas-Kirche in Berlin-Steglitz ein „Sommernachtsgrusical“ nach Edgar Allen Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ aufgeführt, mit Klaus-Peter Grap als Sprecher, Markus Epp (Orgel) und Jürgen Grözinger (Percussion).