2. Februar [1]: “Darstellung des Herrn“, auch Maria Lichtmeß“ (früher auch „Reinigung Mariens“,engl. Candlemas)

Das Fest gilt im Kirchenjahr als das Schlußfest der Weihnachtszeit. Nach Lev 12, 1 - 8 galt eine jüdische Frau 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes und 80 Tage nach der Geburt einer Tochter als unrein. Sie mußte sich erst reinigen, indem sie den Priestern ein Opfertier (ein Schaf oder eine Taube) übergab, 

Ein weiterer biblischer Hintergrund des Festes ist die jüdische Vorschrift, alle erstgeborenen Söhne - die als Eigentum Gottes galten - vierzig Tage nach der Geburt nach Jerusalem zu bringen und im Tempel vor Gott zu bringen,  „darzustellen“. Auch mußten sie durch ein Geldopfer ausgelöst werden (vgl. Ex 13, 2 - 12; Num 18, 16). So geschah es auch mit Jesus (vgl. Lk 2, 22 - 38). Im Tempel erkannten der greise Priester Simeon und die Prophetin Hanna in Jesus den zukünftigen Erretter Israels und Simeon stimmte seinen Lobgesang an, das „Nunc dimittis“ [2] ( lat. „Nun lässest Du dahin gehen“, vgl. Lk 2, 29 - 32).  Deshalb wird der Festtag manchmal auch „Tag des heiligen Simeon“ genannt.

Wegen der Lichterprozession, die die katholische Kirche an diesem Tag abhält, ist auch der Name „Lichtmeß“ (engl. Chandlemas, franz. Chandeleur) üblich geworden.

 Die Gläubigen ziehen mit brennenden Kerzen von z.B. einer Nebenkapelle zur Kirche. Dabei wird der Lobgesang des Simeon gesungen.

Zuvor werden die Kerzen mit Gebet und Weihwasser gesegnet, die Gläubigen erwarten von ihnen vielfältige Hilfe und Schutz, so z.B. vor Gewittern, Seuchen oder in der Sterbestunde. Die Tradition, zu Lichtmeß Kerzen zu weihen, soll bis ins 5. Jhdt. zurückgehen.

Auch ansonsten gibt es noch mancherlei Brauchtum zu diesem Festtag. In Kärnten zum Beispiel werden kleine Kirchenmodelle aufs Wasser gesetzt und schwimmen lassen. Früher wechselten am Tage der Darstellung des Herrn Dienstboten, Mägde, Knechte u.ä. ihre Stellen und erhielten ihren Lohn. Im Volksmund hieß das Feierabendläuten am Lichtmeßtag aus diesem Grund „die Bauernangst einläuten“. Am 2. Februar liefen traditionell auch die Arbeitsverträge aus. Wenn ein bayerischer Knecht sagte: „Bauer, mir zwoa machen Lichtmeß“, so bedeutete das die Kündigung (vgl. SZ, 2. II. 2001, S. 44). 

Vermutlich läßt sich die Tradition des Festes Mariä Lichtmeß auf die antiken Luperkalien zurückführen.

Ein besonderer Ritus wird bis heute am 2. Februar in Spergau (Kreis Merseburg) durchgeführt: die jungen, unverheirateten Männer tanzen an diesem Tag verkleidet durch das Dorf und vertreiben - der Tradition nach - das Dunkel und den Winter aus dem Dorf. In der Zeit des deutschen Faschismus wurde auch dies Fest germanisch - völkisch als Frühlingsfest uminterpretiert, - ein Beispiel für mißbrauchtes Brauchtum. Dabei tat sich besonders der Volkskundler Prof. Hans Hahn (1875 - 1935), der seit 1933 auch Rektor der Universität Halle war.

In Schwaben gibt es des Fastens wegen den Spruch: „Maria Lichtmeß – bei Tag zu Nacht ess!“.

In Braunschweig gab es einst um den Tag von Lichtmeß eine vielbesuchte „Lichtmessmesse“.

Michael N. Ebertz [3] beobachtete im zeitgenössischen Katholizismus widersprüchliche Tendenzen. Zum einen lassen sich „Emeritierungs- oder zumindest Peripherisierungsvorgänge“ feststellen, z.B. hinsichtlich der gegenwärtigen Marienverehrung. So werden (in Deutschland) in neueren Kirchengebäuden z.B. nicht nur oft „… Mariendarstellungen aus dem Blickfeld genommen“ (Ebertz, S. 14, a.a.O.). Vor allem nach dem 2. Vaticanum wurde die Zahl der offiziellen Marienfeste vermindert, bzw. „… marianische Feste im Kirchenjahr“ wurden umtituliert: „’Mariae Lichtmeß’ wurde zur ‚Darstellung des Herrn’, Mariae Verkündigung’ zu ‚Verkündigung des Herrn’“ etc. (Ebertz, S. 14, a.a.O.).

Umgekehrt jedoch sind in katholisch – fundamentalistischen Gruppen gegenläufige Entwicklungen zu beobachten. Vermutlich aus als eine „… symbolische Grenzziehung gegenüber den Protestanten und anderen Andersgläubigen“ kommt es in diesen Gruppen zu einer geradezu „exzessiven Marienverehrung“, das „Dogma der Jungfrauengeburt“ wird in dieser Sicht zu einem zentralen Glaubenssatz (vgl. Ebertz, S. 16, a.a.O.).

Charakteristisch für diese Haltung ist der Aphorismus von Josémaria Escriva de Balaguer [4] : „Gehöre Maria, und du gehörst zu uns“ (zit. n. Ebertz, S. 16, a.a.O.).

 

(das Fest der Darstellung Christi im Tempel ist ein nach dem Gregorianischen Kalender festliegendes christliches Fest, immer 40 Tage nach Weihnachten; in der russisch - orthodoxen Kirchen, in der die Geburt Christi nach dem „alten Stil“ (dem Julianischen Kalender) erst am 6./7. Januar gefeiert wird, fällt der Tag der Darstellung Christi entsprechend  der 40 - Tage - Frist erst auf den 14./ 15. Februar)

 

© Christian Meyer

[1] Februar: Im altrömischen Kalender war der „februarius“ der letzte Monat des Kalenderjahres. Der Name bedeutet eigentlich „Reinigungsmonat“ (von lat „februare“ = reinigen“), nach den Sühne- und Reinigungsriten, die in diesem Monat vorgenommen wurden.

Marcus Terentius Varro wies in seinem Werk „Über die lateinische Sprache“ im Buch VI darauf hin, dass schon die Sabiner die (rituelle) Reinigung „februm“ nannten (vgl. A. & I. König, S. 11, a.a.O.).

Darüber hinaus war „Februus  ein altitalischer und etruskischer Gott der Toten und der Reinigung. Zum Teil wurde er mit Pluto bzw. dem griechischen Hades gleichgesetzt.

Der zweite Monat heißt auch Taumond, Schmelzmond, Narrenmond oder Hornung, weil sich das Vieh in diesem Monat hörnt. Im Deutschen ist der Name Februar für den alten „Hornung“ seit dem 15. Jhdt. belegt.

Der Februar galt einst als „Weibermonat“, in dem sich die Frauen „allerhand herausnehmen durften und es auch taten. Die Weiberfastnacht ist davon übrig geblieben, wo Männern im Rheinland die Krawatten abgeschnitten bekommen“ (vgl. Göttert, S. 208, a.a.O.).

Er ist der kürzeste Monat, kann sehr kalt sein, ebensogut aber auch frühsommerlich warm. Grimmelshausen schrieb über den Februar: „Wann im Hornung die Winde wehen, dass den Ochsen die Hörner im Kopf wacklen möchten, so bedeut’s ein gut Jahr“.

Immanuel Kant schrieb ein „Februar“ benanntes Gedicht:

                                               „Ein jeder Tag hat seine Plage:

                                               Hat nun der Monat dreißig Tage,

                                               So ist die Rechnung klar.

                                               Von dir kann man sicher sagen,

                                               Daß man die kleinste Last getragen

                                               In dir, du schöner Februar“.

Eine deutsche Bauernregel besagt: "Heftige Nordwinde im Februar

                                                        vermelden ein fruchtbares Jahr".

Andere Bauernregeln lauten:  „Tummeln die Krähen noch,

                                                 bleibt im Februar des Winters Joch;

                                                       wenn sie vom Feld verschwinden,

                                                       wird sich bald Wärme finden“;

                                                „Im Februar zu viel Sonne am Baum,

                                                     lässt dem Obst keinen Raum“.                                                                

[2] Aus dem Lobgesang des Simeon wurde später ein Teil des Nachtgebets des römischen Breviers.

[3] Der Soziologe Michael N. Ebertz (* 1953) ist Hochschullehrer  an der Katholischen Fachhochschule in Freiburg im Breisgau.

[4] Der seliggesprochene Josémaria Escriva de Balaguer gründete 1982 den „Opus Dei“. Der Orden wurde  als straff und hierarchisch gegliederte, elitäre, kaderähnliche Organisation gegründet, direkt als „Personalprälatur“ dem päpstlichen Lehramt unterstehend (vgl. Ebertz, S. 21, a.a.O.).

Die weltweit ca. 80 000 Mitglieder (vornehmlich Akademiker und Nicht – Priester) haben die Aufgabe, „.... nicht auf direktem, sondern indirektem Weg die gesellschaftlichen Strukturen zu verkirchlichen: nämlich über das persönliche ‚Streben nach Heiligkeit seiner Mitglieder inmitten der Welt’ die ‚Welt zu gewinnen’“ (Ebertz, S. 21, a.a.O.).

Der „Opus Dei“ versucht inner- und außerhalb der katholischen Kirche Schlüsselpositionen zu besetzen und sich mit anderen Organisationen personell zu vernetzen. Ziel ist es dabei, „... die Institutionen der Völker, der Wissenschaft, Kultur, Zivilisation, Politik, Kunst und sozialen Beziehungen (zu) christianisieren“ (Ebertz, S. 21, a.a.O.).

Im Jahre 1991 sollen Mitglieder des „Opus Dei“ weltweit z.B. in 694 Presseorganen, 52 Radio- und TV – Stationen, 12 Filmproduktions- bzw. distributionsgesellschaften und 38 Nachrichtenagenturen tätig gewesen sein.

Die Tätigkeit des „Opus Dei“ wird als „diskretes Apostolat“, als „im Stillen wirkende Sendung“ beschrieben (Ebertz, S. 21, a.a.O.).

Michael N. Ebertz warnte davor, die katholisch – fundamentalistischen Gruppierungen zu über- aber auch zu unterschätzen (Ebertz, S. 21, a.a.O.).