Detail aus dem Deesis – Mosaik („Fürbitte“ zusammen mit Johannes und Maria) aus der Hagia Sophia im heutigen Istanbul (entstanden um 1261)

 

Saoshyant – Zeitgenössische Zoroastrische Abbildung

 

Die 12 Imams der Schiiten; zeitgenössische iranische Darstellung

Messias und Messianismus

 

Der griechisch transkribierte Begriff „Messias“ stammt aus dem Hebräischen, von „Maschiach“ ( משיח; aram. Meschiah) und bedeutete wörtlich „der Gesalbte“ [1]. Gemeint war damit ursprünglich die Salbung des Königs, seit der Salbung Sauls durch Samuel (vgl. 1 Sam 9,1-10, 16). Alle Könige Israels und Judas wurden hinfort mit einem besonderen Ritual durch Priester oder Propheten gesalbt, der König hieß „der Gesalbte Jahwes“. D.h. Messias war in den Jahrhunderten des Königtums ein Titel jedes rechtmäßigen Königs (vgl. Koch. S. 441, a.a.O.). 

Nach dem Untergang der Königreiche (722 das Nordreich Israel und 586 v. Chr. Juda) wurden die Hohenpriester gesalbt, führten aber nicht den Titel „Messias“.

Wann und wo aus dem Königstitel „Messias“ die Vorstellung eines endzeitlichen Retters und Heilandes wurde, ist m. E. unklar. Möglich wäre, dass dies in Babylon geschah, vielleicht unter dem Einfluss des persischen Zoroastrismus. 

Nach dem Untergang der Königreiche kündigten einige biblische Propheten einen solchen Retter, eine künftige ideale Erneuerung durch den Friedensbringer an. Sein Kommen werde alles verändern, Frieden, Heil, Wohl für alle. Dieser Heilsbringer ist für die Propheten ein von Gott erwählter Mensch, bezeichneten ihn aber nicht als „Messias“. Der Begriff taucht erst im Neuen Testament (im Johannes-Evangelium) auf.

Der Worte des Propheten Jesaja (hebr. Jeschajahu ישעי; - „Gott hilft/Gott heilt“ gelten als erste echte messianische Weissagung. Er verkündete sie der biblischen Chronologie nach um 730 v. Chr. als Freudenbotschaft an das von den Assyrern bedrohte Volk.  Er prophezeite: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. … Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt: Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst“ [2] (Jes 9,1–5). Historisch-kritische Theologen nehmen an, dass das Buch Jesaja erst in nachexilischer Zeit zu einem Buch zusammengefasst wurden

 

Die Septuaginta, die älteste durchgehende Übersetzung der hebräisch-aramäischen Bibel in die altgriechische Alltagssprache (Koine) entstand ab etwa 250 v. Chr. im hellenistischen Judentum Alexandrias. Dort wurde Maschiach stets mit „Christos [3] übersetzte. „Χριστός“ (Christos [4]) ist die griechische Übertragung des Hebräischen „Messias” (Μεσσίας).

 

 

Jesus selbst wurde in den Erzählungen des Neuen Testaments mehrfach gesalbt, aber das waren eher Akte dankbarer Verehrung.

Die frühen Christen deuteten die jüdischen Messias-Erwartungen und –Prophezeiungen um, für sie war Jesus von Nazareth der der von Gott zur Erlösung aller Menschen gesandte Messias und Sohn Gottes, sie nannten ihn mit dem latinisierten Septuaginta-Begriff Jesus Christus (von gr. Ἰησοῦς Χριστός). Das bedeutet also wörtlich „Jesus der Gesalbte[5].

 

Vorstellungen von einem „Messias“, einem übernatürlichen Retter, ein Heiland, der ein Reich des Glücks und der Friedens errichten werde, sind weltweit verbreitet und sehr alt.

Wann und wo Vorstellungen dieser Art zuerst auftauchten, ist umstritten.

 

Möglich wäre, dass eine solche Figur zuerst in der altpersischen dualistischen Religion Zarathustras erschien. Dort gab es die Vorstellung von „Saoshyant“ (wörtlich: „einer, der Wohltat bringt“, vgl. Abb. oben), der am Ende aller Tage eine neue Welt begründen sollte, „frei von Alter, Tod, Verwesung und Fäulnis, von ewigem Leben und Wachstum“, nach Ernst Bloch eine Art „endgültiges Projekt“ (vgl. Bloch, Bd. 3, S. 1466, a.a.O.).

Allerdings ist unklar, wann diese Vorstellungen entstanden, ausformuliert und verschriftlicht überliefert sind sie erst aus mittelpersischer Zeit.

 

Der Philosoph Ernst Bloch)1885-1977) wies darauf hin, dass es in der Geschichte vieler Kulturen, eine tiefliegende Hoffnung auf ein zukünftiges Reich des Glücks und des Friedens gäbe. Deshalb gibt es auch in vielen Kulturen Figuren, die mit diesen – messianischen - Hoffnungen verbunden werden. 

Von daher ist es auch kein Wunder, dass die Geschichte eine lange Reihe von falschen Messiassen kennt, Von der Täuferbewegung in Münster 1533-34, über die Taiping-Rebellion 1851 – 64 in China, dem Madhi-Aufstand im Sudan 1881-99 oder der Tong-Hak-Aufstand im 19. Jhdt. in Korea

 

Im moslemischen Volksglauben ist die Erwartung weit verbreitet, dass vor dem Jüngsten Tag mit dem Mahdi , (ar. der Rechtgeleitete) einem Nachkommen Mohameds, eine messias-ähnliche Figur auftreten und das Unrecht auf der Welt beseitigen würde..

Innerhalb der Schia werden mit dem 12., dem verborgenen Imam, messianische Hoffnungen verbunden.

 

Auch im vorkolumbianischen Mittelamerika scheint es messianische Vorstellungen gegeben zu haben, in der Figur Quetzalcoatl (nahuat. „Quetzalcōātl „Quetzalschlange“ bzw. „gefiederte Schlange“). Er wurde als Gottheit mehrerer mesoamerikanischer Kulturen (so der Azteken und der Maya) verehrt, als ein Schöpfergott, ein Gott des Windes, des Himmels, der Erde und des Meeres. Er galt z.T. als unkriegerischer, keine Menschenopfer fordernder Gott.

Eine Überlieferung besagte, Quetzalcoatl habe mit seinen Anhängern Mesoamerika verlassen und bei seiner Abreise verkündet, dereinst über den Atlantischen Ozean mit seinem Gefolge zurückzukehren, um ein Reich des Friedens und der Glücks zu errichten. 

 

 

„Es rettet uns kein höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!“

 

Im Nationalsozialismus erhielt Adolf Hitler z.T. messianische Züge: Viele Schulkinder lernten damals den Kindervers: 

„Händchen falten, Köpfen senken,

und an Adolf Hitler denken,

der uns Arbeit gibt und Brot,

und uns hilft aus aller Not“

 

Wie sich erwies, ein falscher Messias!

 

Maitreya (wörtl. „der Liebende“) ist nach buddhistischer Lehre von den fünf irdischen Buddhas die Verkörperung der allumfassenden Liebe. Als fünfter und letzter irdischer Buddha wird er in der Zukunft erwartet und Gerechtigkeit und Frieden bringen.

 

© Christian Meyer

 

[1] Aus rituellen Salbungen von Kranken entstand vermutlich das katholische Sakrament der „letzten Ölung“.

[2] Auch diese Worte sind in dem Oratorium für vier Soli, Chor und Orchester „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel (HWV 56) vertont worden. Das Oratorium wurde im Sommer 1741 komponiert und am 13. April 1742 in Dublin uraufgeführt.

[3] Im Altgriechischen hieß „χρίειν“ „salben“ und „χριστός“ „gesalbt“; „τό χρΐσμα „die Salbe“; von daher rührt auch – über das Französische – das Wort Creme.

[4] Bis heute ist Christos in Griechenland und Zypern ein gar nicht seltener männlicher Vorname.

[5] Im Koran wird Jesus von Nazareth, als Isa bin Maryam (Jesus, Sohn der Maria) und als المسيح / al-Masīḥ, als „der Messias“ (der Gesalbte) bezeichnet. (Sure 3:44-49 , 4:170-174).  

Quetzalcoatl, der mesoamerikanische "Messias"; aus einer aztekischen Bilderschrift

Der falsche Messias

Maitreya, ein buddhistischer Lehrer für Gerechtigkeit und Frieden