19. Sonntag nach Trinitatis

 

Diesem Sonntag wurde die Kantate Nr. 56 von Johann Sebastian Bach „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“ (BWV 56) für Bass Solo, Chor und Orchester zugeordnet. Dass diese Kantate die vielleicht volkstümlichste der ca. 200 Kantaten Bachs wurde, lag vielleicht auch an der sehr beliebten Aufnahme dieser Kantate mit Dietrich Fischer-Dieskau von 1965.

Bach schrieb die Kantate 1726, in seiner besten Leipziger Kantatenzeit, ursprünglich für die Sopranstimme von Anna Magdalena Bach, seiner zweiten Ehefrau. Später transponierte er die Kantate für die Bassstimme.

Der Text der Kantate stmmt wahrscheinlich von Bach selbst und bezog sich auf Matth 9, 1-8, das Evangelium des Sonntags. Der Stock des von Jesus geheilten Gichtbrüchigen wurde verallgemeinert zum Kreuzstab der Christenheit (vgl. Radeke, S. 7, a.a.O.).  

Wie so oft bei Bach wurde der Text mit musikalischen Stilmitteln unterlegt, so z.B. bei dem Seufzermotiv zum Wort „tragen“, das Bach in dem Satz ‚Da leg ich den Kummer auf einmal ins Grab‘ in den Oboen wieder aufnahm.

Am Schluß steht der Choral ‚Komm o Tod, du Schlafes Bruder‘.  In Robert Schneiders (*1961) [1] Roman „Schlafes Bruder“ von 1992 improvisierte abschließend die Hauptfigur Johannes Elias Alder diesen Schlusschoral  ergreifend aa der Orgel und und entschloss  sich dabei zum Selbstmord durch Schlafentzug.   

 

Winfried Radeke: Programm der Kantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“, vom 5. Oktober 2013, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu Berlin

 

(veränderlich, nach der Osterberechnung)

 
© Christian Meyer


[1] Robert Schneider beschäftigte sich auch in seinem Roman „Die Offenbarung“ (2007) intensiv mit Johann Sebastian Bach. Schneider beschrieb darin die verwickelten Folgen der Auffindung einer (fiktiven) Bach-Partitur durch einen Organisten in Naumburg.