Karsamstag, in Florenz „Scoppio del Carro“ (ital. „Explosion des Karrens”)   

 

Das Fest stammt aus der Zeit der Kreuzzüge. Im Jahre 1101 soll der Florentiner Kreuzritter Pazzo de’ Pazzi aus dem Heiligen Land drei Steine mitgebracht haben, „… nachdem er als erster Kreuzfahrer die Mauern von Jerusalem erklomm“ (McCarthy, S. 69, a.a.O.).

Bei diesen Steinen soll es sich (angeblich) um Splitter des Steines handeln, der einst das Grab Christi verschloss, des Steins, der am Ostermorgen zur Seite gewälzt war.

Die Steine werden bis heute in der romanischen, 1075 zum ersten Mal erwähnten Kirche Santi Apostoli (an der Piazza del Limbo in Florenz) aufbewahrt. An jedem Ostersamstag wird aus diesen Steinen das „Osterfeuer“ geschlagen, das dann in einer Prozession in einem speziellen Gefäß (das in Santi Apostoli aufbewahrt wird) zum Dom Santa Maria del Fiore getragen wird.  

Während des „Gloria“ der Messe im Dom wird dann in einer Altarnische mit dem Osterfeuer eine künstliche Taube (die „colombina“) mit einem eingebauten Zünder in Brand gesetzt. Sie „fliegt“ dann an einem Draht hinaus und entzündet den Carro, den Florentiner Streitwagen.

 „Auf den Tribünen rings um Santa Maria del Fiore, in allen Fenstern und auf allen Dächern versammelt sich die Stadt, wenn am Karsamstagabend zwei weiße Ochsen den Carro, ein hohes Holzgerüst, auf den Platz zwischen Giottos Campanile und dem Baptisterium, Dantes Bel San Giovanni, ziehen. Der Carro, mit Blumengirlanden und Feuerwerkskörpern besteckt, sieht aus wie eine Pagode und wirkt so fremdartig wie die Mischung aus Volksbelustigung und heiliger Handlung. In das Schweigen der Menge klingt das Glöckchen des Hochamts. Ertönt das Gloria, zischt ein Funke aus dem geöffneten Portal. Er symbolisiert die Taube, die das Feuer aus dem aufgetanen Grab ins Baptisterium trägt, und entzündet die Knallkörper des Carro, der sich krachend und knatternd in Rauchwolken hüllt. In diesem Augenblick beginnen alle Glocken der Stadt, die seit Gründonnerstagabend im Schmerz um Golgatha verstummt waren, zu läuten, und in das jubelnde Gedröhn fällt das Freudengeschrei der Menge ein. Denn wenn das Wunder geschieht – der Carro explodiert – wird das Jahr fruchtbar und gnädig sein“ (Zitzewitz, S. 87, a.a.O.).

Die Explosion gelang immer, - die Feuerwerkstechniker sind erfahren. Gelingt der erste Versuch nicht, gilt das als schlechtes Omen. Die Explosion des Carro wird als ein Sinnbild der explodierenden Freude über die Auferstehung Christi betrachtet.

„Gelingt der Flug und gerät das Feuerwerk in Brand, so darf man im Herbst mit einer guten Ernte rechnen. In solchen Bräuchen tritt das bäuerliche Erbe von Florenz zutage“ (McCarthy, S. 64, a.a.O.).

 

(variabel, nach der Osterberechnung, immer am Tag vor Ostern)

 

© Christian Meyer