9. Februar

 

Todes- und Gedenktag der Seligen Anna Katharina Emmerick, einer frommen, stigmatisierten und visionären Augustinerin

Anna Katharina Emmerick (auch: Emmerich, 1774 [1] – 9. Februar 1824 in Dülmen / Münsterland, Westfalen) stammte aus sehr bescheidenen Verhältnissen, sie verdingte sich als Magd auf einem Bauernhof; arbeitete dann als Wandernäherin. Mehrfach versuchte sie gegen den Willen ihrer Eltern in ein Kloster einzutreten. 1802 schließlich trat sie in das - wenige Jahre später säkularisierte - Augustinerkloster in Dülmen ein. Ihre letzten Lebensjahre waren geprägt von schwerer Krankheit. Seit 1813 war ihre Stigmatisierung in der Öffentlichkeit bekannt. Jeden Freitag sollen von 1820 bis zu ihrem Tode die Wundmale geblutet haben. Auch soll sie während ihrer letzten Lebensjahre nur Flüssigkeiten zu sich genommen haben – und täglich die Hostie.
Durch die Wundmale und Visionen zog Anna Katharina - vermutlich gegen ihren eigenen Willen - sehr viele Besucher an und war in ihrer Zeit nach Aufklärung und Säkularisation - wie Clemens von Brentano es ausdrückte - "Ein Kreuz am Wege“. Kirchliche und weltliche Untersuchungen ihrer Stigmatisierung und Visionen in den Jahren 1813 und 1819 fielen zwiespältig aus. Ihr wurden in der Region allerlei Wunder zugeschrieben, was bei der (protestantischen) preußischen Regierung Unwillen hervorrief.

In ihren Visionen sah sie u.a. biblische Szenen und seit 1820 das Leiden Christi. Von 1819 bis zu ihrem Tod 1824 weilte Clemens Brentano bei ihr, um ihre Visionen aufzuzeichnen. Clemens Brentano hat in zwei Schriften die Visionen dargelegt: „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi nach den Betrachtungen der gottseligen Anna Katharina Emmerick, Augustinerin des Klosters Agnetenberg bei Dülmen, nebst dem Lebensumriss dieser Begnadigten“, 1833; und: „Leben der hl. Jungfrau Maria nach den Betrachtungen der gottseligen Anna Katharine Emmerick“. Das 1852 erschienene Buch wurde zu einem Hauptwerk der katholischen Spätromantik.
In ihren Visionen erblickte Anna Katharina Emmerick u.a. das Haus Mariens (Meryem ana evi), in dem angeblich Maria, die Mutter Jesu, ihre letzten Lebensjahre verbrachte (vgl. Mariä Empfängnis). Nach ihren Angaben wurde das Haus gesucht und auf einem Hügel nahe beim antiken Ephesus (Efes) in der heutigen Türkei gefunden. 
Anna Katharina Emmerick wurde auf dem neuen Friedhof vor den Toren von Dülmen beerdigt. Ihr Nachlass wurde von ihrer Freundin Luise Hensel geordnet.
Ein Seligsprechungsprozess für Anna Katharina Emmerick wurde 1892 eingeleitet (vgl. www.bautz.de/bbkl/).

Nach Wiederaufnahme des Verfahrens wurden ihre Gebeine im Jahre 1975 in die Krypta der 1938 neben dem Friedhof errichteten Heilig-Kreuz-Kirche umgebettet.
2004 wurde sie durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Die erhaltenen Lebensstationen der Anna Katharina Emmerick sind heute wieder regelrechte Wallfahrtsziele. In der Dülmener Heilig - Kreuz - Kirche befindet sich eine Anna Katharina-Gedenkstätte sowie ihr Grab. Von Dülmen aus kann man zudem den Anna Katharina Emmerick Rad- und Wanderweg („Pilgerweg“) zum Geburtshaus in Coesfeld - Flamschen besuchen, sowie in der Coesfelder Jakobi-Kirche den Taufstein besichtigen.

Mel Gibson verarbeitete 2003 in seinem Aufsehen erregenden Film "Die Passion Christi" ihre Leidensmystik, ihre Visionen zum Kreuzweg Jesu.

Der im Jahre 2007 entstandene deutsche Film „Das Gelübde“ unter der Regie von Dominik Graf (gezeigt auf der Berlinale 2008, Erstausstrahlung auf ARTE am Freitag, 30. Mai 2008 um 21.00 Uhr) schildert die Begegnung Clemens von Brentanos mit Anna Katharina Emmerick. Das Drehbuch des Films geht zurück auf den gleichnamigen historischen Roman von Kai Meyer, erschienen 1998 bei Lübbe.

(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

© Christian Meyer

[1] Das Geburtshaus von Anna Katharina Emmerick in Coesfeld - Flamschen steht noch heute.