6. Juli 1415

 

Todestag von Johann Hus (Jan Hus), Staatlicher Feiertag in Tschechien

 

Johann (Jan) Hus (tschech. Gans) wurde ca. 1370 in Husinec (südliches Böhmen) in einer Bauernfamilie geboren. Er studierte u.a. Theologie in Prag und wurde im Jahre 1400 zum Priester geweiht. 1402 wurde er Prediger an der angesehenen Prager Bethlehemskapelle mit wachsendem Einfluss v.a. auf die tschechischsprachigen Einwohner Prags und zudem Rektor der Prager Universität. 1403 wurde er Beichtvater der böhmischen Königin.

In seiner allmählich schärfer werdenden Kritik an der Ausgestaltung der zeitgenössischen Kirche griff Hus auf Forderungen des englischen Theologen John Wiclif (1324 – 1384) zurück, der sich u. a. gegen die päpstliche Ablass- und Kreuzzugspolitik gewandt hatte. Auch wandte sich Hus gegen die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes, stellte jedoch die Autorität der Konzile nicht in Frage. Generell sah Hus – abweichend von der römischen Lehre – nur die Bibel als die Quelle des Glaubens an. Scharf wandte sich Hus gegen die Verweltlichung des Klerus und setzte sich für den Laienkelch ein, d.h. das Abendmahl sollte in beiderlei Gestalt („sub utraque forma“), Brot und Wein, gespendet werden.

Auch warf der Prager Reformtheologe der römischen Kirche und dem Papst u.a. Hochmut, Lüge, Reichtum und „Seelenschacher“ vor. Der Ablasshandel florierte – Hus aber forderte eine arme und gerechte Kirche, „Christus ist das einzige und wahre Haupt der Kirche“. Er aber stehe den Armen näher als dem Papst (vgl. Krüger, 1991, S. 87, a.a.O.).  

Nach Konflikten mit Teilen der Geistlichkeit wurde Hus 1409 exkommuniziert. Um den theologischen Streit zu klären, fand sich Hus bereit, auf dem Konzil zu Konstanz zu erscheinen und seine Lehre darzustellen. Hus erhielt von dem römisch-deutschen König Sigismund (tschech. Zikmund Lucemburský) einen Brief zum freien Geleit.

In Konstanz wurde Jan Hus allerdings im November 1414 auf Befehl des Papstes verhaftet, das Konzil verdammte die Lehren von Wiclif und Hus. Jan Hus wurde am 6. Juli 1415 als Ketzer und Aufrührer verurteilt und entgegen dem versprochenen freien Geleit auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

In der Folge kam es zu jahrelangen Bauernaufständen, blutigen Kriegen und Bürgerkriegen, den Hussitenkriegen.

Die Lehren Hus’ beeinflussten ein Jahrhundert später deutlich die Reformation Martin Luthers.

 

(unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender) 


© Christian Meyer